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Arno Holz

Arno Holz ist ein beklagenswerter Mann. Er hat in seiner Jugend, als er der talentvollste Gymnasiast in Deutschland und Umgebung war, sich dermaßen an Reimen übernommen (man denke an: gekurvt – gefaltenwurft), daß er heute Gallenbrechen kriegt, wenn er nur einen Reim ahnt. Und nun bedenke man, wieviel Reime er thatsächlich hören und lesen muß! Denn:

Die Schnecke schleimt,
Der Tischler leimt,
Das Saatkorn keimt,
Der Deutsche reimt.

Um diesem Unwesen entgegenzutreten und sich halbwegs die Möglichkeit, friedlich weiterzuleben, zu verschaffen, hat Arno, der schon vorher den Naturalismus und die aus sich selber laufende Maus erfunden hatte, die neue Lyrik aus den Fingern der Verzweiflung gesogen. Erst kam das rauchlose Pulver, dann kam der reimlose Vers: Daß dieser wichtiger ist als jenes, weiß jeder Gebildete. Arno ist außerdem überzeugt davon. Bereits haben sich ganze Haufen, Rotten und Banden von reimlosen Lyrikern gebildet, die unter dem Feldgeschrei: Gedenke der Mittelaxe! Dichte ohne Reim! das Land durchziehen und schreckliche Verwüstungen unter der Jugend anrichten. Denn, da das Dichten nun noch leichter geworden ist, fangen schon die Faatchenkinder an, fürchterlich zu werden.

Daß Holz vom Ring der Papierfabrikanten zu seiner scheußlichen That angestiftet worden wäre, ist eine giftige Verleumdung, denn, wenn die Mittelaxe auch wirklich viel Papier frißt, so darf doch nicht vergessen werden, daß die reimlosen Lyriker noch schwerer Verleger finden, als die mit avec.


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