Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der Kornwucherer

Zu Damgarten wohnte einst ein Bürger, Pantlitz geheißen, der durch Kornwucher reich geworden war. Er hatte wieder einmal eine Menge Korn aufgekauft und in der Hoffnung auf teure Zeiten aufgeschüttet. Aber zu seinem Verdruß gab es im folgenden Jahr reichlich Getreide.

Als nun Pantlitz während der Erntezeit sein eigenes Korn einfahren ließ, saß er selbst oben auf dem Fuder, und sein Knecht, der den Wagen lenkte, war fröhlich und sang. Pantlitz fragte ihn, warum er so fröhlich sei. Der Knecht antwortete, es wäre ihm lieb, daß die Ernte so gut ausgefallen sei und die armen Leute sich wieder einmal satt essen könnten. So fuhr er munter zu und sang immer lauter. Es verdroß aber den Wucherer, daß der Knecht so sang und daß es ein gutes Jahr geworden war. Und während der Wucherer darüber nachdachte, stürzte er vom Wagen, verfing sich in dem Seil, womit der Weichselbaum gebunden war, und wurde zu Tode geschleift. Der Knecht merkte davon nichts, fuhr lustig weiter und sang dabei. Als er in die Stadt kam, fragten ihn die Leute, was er geladen hätte, er sollte sich doch einmal umsehen. Da wurde er gewahr, daß er die Leiche seines Herrn nachschleppte.

So sollte es gerechterweise allen Wucherern ergehen, die an der Not ihrer Mitmenschen Freude haben und nur selber reich werden wollen.

 


 


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