Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der Beilwurf des wilden Jägers

An einem Silvesterabend hatte einmal ein Spielmann in einem Dorfe bei Templin zum Tanze aufgespielt und ging um Mitternacht nach Hause; wie er aber in den Wald kam, da hörte er die wilde Jagd daherbrausen und weil er ein furchtsamer Gesell war, versteckte er sich hinter einem Eichstamm. Das half ihm aber nichts, denn die wilde Jagd zog an der Erde hin, kam immer näher und näher, und im Nu stürzte einer der Jäger auf den Baum los und rief: »Hier will ich mein Beil hineinhauen.« Im selben Augenblick bekam der Spielmann einen gewaltigen Schlag auf den Rücken und fühlte auch eine große Last auf demselben, so daß er eiligst und in Angst davonlief. Erst in seinem Hause machte er Halt und ward nun zu seinem Schrecken inne, daß er einen großen Buckel bekommen hatte. Da war er gar betrübt und am andern Morgen lief die ganze Nachbarschaft zusammen, um das Wunder zu sehen. Da kam zuletzt auch einer, der riet ihm, er solle übers Jahr um dieselbe Stunde sich wieder hinter denselben Eichbaum steilen, da werde ihm geholfen sein. Das beschloß denn der Spielmann auch zu tun und konnte die Zeit kaum erwarten; endlich war's wieder Silvester und er ging hinaus in den Wald zu derselben Eiche; da kam um Mitternacht auch wieder die wilde Jagd und derselbe Jäger stürzte auf den Baum zu und rief: »Hier hab ich vor einem Jahr mein Beil hineingehauen, hier will ich's auch wieder herausziehen.« Und im selben Augenblick gibt es im Rücken des Spielmanns einen gewaltigen Ruck und fort war der Buckel.

 


 


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