Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Teufelsaustreibung

In den Kirchenakten zu Claußen ist folgendes zu lesen: Anno 1640 hat Pfarrer Wisniewski aus einem römisch-katholischen Weibe, so vom Teufel besessen gewesen, am zweiten Sonntag nach Trinitatis nach gehaltener Predigt, da die Gemeinde das Lied »Ein feste Burg ist unser Gott« mit großer Andacht gesungen, den Teufel Kobold ausgetrieben, der sie zu allem Bösen angeführt haben soll, daß sie nicht nur sich selbst den Hals abschneiden, sondern auch andern Menschen das Leben nehmen und sie mit Heuforken und Mistgabeln an die Wand spießen wollen; und da nach Ausfahrung der böse Geist sich auf der Kirchenschwelle in angenommener greulicher Gestalt gezeiget, ist der Pfarrer auf ihn zugegangen und hat ihm zugerufen: »Geh hinweg, unreiner Geist, und gib Raum dem heiligen Geiste.« Und da er ihm seine Sünden vorgeworfen: »O Undankbarer, du hast deinen Herrn Gott, den allmächtigen Schöpfer vergessen, der dich heilig erschaffen hat; aber du hast dich selbst unrein und schlecht gemacht«, ist der Teufel über die Maßen grimmig geworden und hat wie ein Löwe zu brüllen angefangen: »Ich gehe hinweg, aber nicht auf deinen Befehl, sondern durch das Gebot des Jesus von Nazareth,« habe aufgehört das Weib zu quälen, »so wahr als ich Kobold bin, sollst du haben ein Andenken.« Worauf er rücklings mit seinem krummen Fuße auf einen vor der Kirchtür liegenden Stein einen Schlag getan und in demselben einen seiner Fußtapfen dergestalt eingedrückt, daß die große und drei andere Zehen eines Menschenfußes und die Ferse an demselben Fuße, wie von einem großen Hahnenfuß ganz deutlich zu sehen sind, worauf der Teufel verschwunden.

 


 


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