Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der Topich von Masuren

In Masuren ist der Topich zu Haus, ein gefährlicher Wasserneck. Er wurde im Marxhöfer- und Groß-Gablitzersee beobachtet, auch im Maurersee ist er schon aufgetaucht. Darum behaupteten manche, es sei nicht immer der gleiche Topich, der da sein Unwesen treibe, sondern es gäbe in jedem masurischen See einen. Die nur an einen Topich glauben, können für sich ins Treffen führen, daß man den Wasserneck überall nur in der gleichen Gestalt gesehen habe. Er ist nicht größer als ein fünfjähriger Junge, trägt ein rotes Käppchen über dem Ohr, und wenn er aus dem Wasser springt, ruft er: »Die Stunde ist nah, das Opfer nicht da.« Damit zieht er einen, dem es vorbestimmt ist, dem Topich ins Garn zu gehen, unwiderstehlich zum Wasser hin. Der gleiche Zwang treibt ihn dann dazu, die rote Mütze des Neck zu berühren, die dieser an ein Ufergebüsch gehängt hat. Dann geht alles blitzschnell. Die Berührung raubt dem Opfer die Widerstandskraft, und der aus der Tiefe auftauchende Topich hat keine Mühe mehr, es zu überwältigen und mit sich hinab zu nehmen auf den Seegrund. Dem Topich ist nämlich vom Herrn der Geister ein kurzes Leben zugemessen. Er kann es nur verlängern, wenn er das Herzblut irdischer Menschen trinkt. Es muß aber ein starkes, gesundes Blut sein. Darum verschmäht der Topich die Alten. Sie sind die einzigen, die vor ihm sicher sind.

 


 


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