Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Die Schwarzkünstlerin und der Teufel

Das ist noch nicht so lange her, da wurden einem Bauern aus Spieglowken zwei Pferde aus dem Weidegarten gestohlen, und der Nachbar kam und sagte: »Mensch, geh nach Rößel zur Schwarzkünstlerin, die wird dir sagen, wo deine Pferde sind.« Und der Bauer ging nach Rößel zu der Frau. Und wie er in der Stube war, da wurde ihm so angst. Und die Schwarzkünstlerin schrie: »Caspar, Caspar!« Aber alles blieb still. Und die Frau sagte zum Bauern: »Geh weg und komm auf den Abend wieder, ich werde noch einmal fragen, wenn es dunkel wird. Er will dich nicht sehen.« Und der Bauer ging, aber er blieb auf dem Hof und versteckte sich auf einem Schuppen. Und als es nun dunkel wurde, da kam die Frau vor die Tür und schrie wieder: »Caspar, Caspar!« Und da kam ER. Und sie frug ihn, wo die Pferde wären, und wie sie das gehört hatte, da sagte sie: »Was soll ich nun verlangen?« Und er sagte: »Was willst du verlangen, der Bauer huckt auf dem Schoppen und hat alles gehört.« Da schrie die Frau: »Erwürg ihn, erwürg ihn! « Aber ER sagte: »Wie soll ich ihn erwürgen? Er liegt unterm Querbalken und hat ein Abendmahlshemd an.« Und er verschwand. Und der Bauer kroch vom Schuppen runter und zitterte und ging nach Hause. Nun wußte er, wo seine Pferde waren, aber er hat sich nicht getraut, sie zu holen. Und er hat keinem Menschen etwas erzählt als bloß seiner Frau, und die hat es der Nabersche erzählt.

 


 


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