Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der geizige Graf von Eberstein

Unter den Grafen von Eberstein war einstmals ein sehr grausamer und geiziger Herr. Besonders gegen seine Leute war er so schlimm, daß er den Mägden die Hände abhauen ließ, wenn sie nicht genug gesponnen hatten. Oder er ließ sie gar in Flachs einwickeln und so verbrennen. Die armen Leute, die sich Holz aus seinem Walde holten, ließ er in tiefe Gruben werfen, wo sie eines schrecklichen Hungertodes sterben mußten. Seine Frau war fast noch böser als er.

Nachdem beide ihre Grausamkeiten lange getrieben hatten, wurde ihr Schloß belagert. Der Graf hatte zwar mehrere unterirdische Gänge angelegt, um auf diese Weise zu entkommen. Aber er wurde samt seinem Weibe doch zuletzt gefangengenommen, zum Tode verurteilt und geköpft. Darauf richtete man zum warnenden Andenken ihre Bildnisse in der dortigen Kapelle auf und schrieb auf das Gestell ihre Freveltaten.

Die Bilder stehen noch da; die Schrift aber ist verlöscht. Vor vielen Jahren kamen nämlich eines Tages zwei fremde Herren und baten den Küster, ihnen die Kapelle zu zeigen. Das tat dieser auch. Sobald sie darin waren, schickten sie den Küster fort, er solle etwas für sie holen. Und als der Küster zurückkehrte, war die Inschrift an dem Gestell verlöscht. Die beiden Fremden waren jedoch verschwunden. Man glaubt, es seien zwei Verwandte des Grafengeschlechts aus fernen Landen gewesen.

 


 


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