Sagen aus Mecklenburg-Vorpommern
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Der Ritter mit der goldenen Kette

Um das Jahr 1360 lebte auf der Insel Usedom in dem Schlosse zu Mellentin ein Ritter, namens Nienkrake oder Neukirchen. Er trug immer eine große starke goldene Kette um den Hals, weshalb man ihn auch kurzweg nur den Ritter mit der goldenen Kette nannte. Dieser Ritter verliebte sich aber in eine junge schöne Nonne in dem benachbarten Kloster Pudagla, da er sie aber natürlich nicht auf gewöhnlichem Wege sich erobern konnte, so ließ er von seiner Burg einen fast eine Meile langen unterirdischen Gang nach jenem Kloster graben, durch diesen gelangte er in das Kloster und entführte die Nonne. Man wußte lange nicht wo die Nonne hin war, endlich aber verriet ein Bauer aus dem Dorfe Mellentin es dem Bruder derselben und dieser rückte mit einer starken Schar vor seine Burg um ihm das Mädchen, mit der er sich inzwischen durch seinen Burgkaplan hatte trauen lassen, wieder zu entreißen, allein der Herzog von Stettin, bei dem er wohl gelitten war, kam ihm zu Hilfe und verscheuchte die Belagerer. Er lebte nun noch lange Jahre glücklich und zufrieden, und beide wurden nach ihrem Tode in der Kirche zu Mellentin begraben.

Sein Bildnis ist übrigens noch in der Kirche zu sehen. Da er mit der Kette, von welcher er sich auch im Tode nicht trennen wollte, begraben ist, so hat einmal ein gottloser Mensch versucht, dieselbe zu rauben. Er feilte täglich so lange an dem stark verlöteten Sarge, bis er ein Schildchen abgefeilt hatte. Da erschien in der Nacht der Ritter mit der goldenen Kette, ganz wie er auf dem Bilde abgemalt ist, der Frau dieses Mannes, berührte mit den großen Federn seines Helmes ihr Gesicht, bis sie erwachte, und schaute sie scharf an. Darauf hat sie ihren Mann verhindert, seine Absicht auszuführen, und niemand hat seit der Zeit sich wieder an den Sarg gewagt.

 


 


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