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Zweites Kapitel.

Die Wohnung des Herrn Baillehache, Notars in Cloyes, lag in der Grouaisestraße links, wenn man nach Chateaudun zu geht. Es war ein einstöckiges, weißes Häuschen, an dessen Ecke die Blechscheide eingemauert war, durch welche das Seil der einzigen, diese Gasse überspannenden Laterne lief. Der breite, gepflasterte Weg war öde in der Woche; nur Sonnabends belebte ihn das Volk der zu Markte kommenden Bauern. Schon aus weiter Entfernung blickten aus der kreidehellen Reihe der niedrigen Gebäude die beiden ovalen Amtsschilder hervor. Hinter dem Hause zog sich ein schmaler Garten bis zum Loir hinab.

An jenem Samstag saß der jüngste Schreiber, ein fünfzehnjähriger, blasser Mensch, am Fenster des rechts von der Treppe gelegenen Büros und blickte hinter dem Musselinvorhang den Leuten in der Gasse nach. Die beiden andern Schreiber, ein wohlbeleibter älterer Mann von schmierigem Aussehen und ein gelbsüchtiges, hageres Wesen arbeiteten an einem doppelten, schwarzgestrichenen Pult, das nebst sieben oder acht Stühlen das ganze Mobiliar des unfreundlichen Raumes ausmachte. Es war noch ein gußeiserner Ofen da, der aber nur im Dezember geheizt wurde. Die Schriftenfächer an den Wänden und die in den Ecken angebrachten grünen Fächer, aus denen vergilbte Akten hervorschauten, atmeten einen Geruch von alter Tinte und von staubmoderndem Papier.

Zwei Bauersleute, Mann und Weib, saßen unbeweglich, respektvoll wartend, nebeneinander. Die vielen Schriftstücke, die sie hier sahen und vor allem die so eilfertig über das Papier kratzenden Federn der Beamten verschüchterten sie und regten allerhand Vorstellungen von Prozessen und von Geld in ihnen an. Die Frau war vierunddreißig Jahre alt; eine große Nase entstellte ihre sonst angenehmen Züge. Sie hielt die knochigen Arbeitshände über der samtverbrämten Tuchjacke gekreuzt; ihre lebhaften Augen durchforschten jeden Winkel des Gemachs; sie grübelte über die zahllosen Besitzurkunden nach, die hier beieinander lagen. Der fünf Jahre ältere Mann in schwarzen Beinkleidern und einer ganz neuen Bluse hielt seinen runden Filz auf den Knien. In dem braunroten, frischrasierten Gesicht spiegelte sich kein Gedanke; die großen blauen Puppenaugen schauten starr und leer gleich dem Blick wiederkäuender Rinder.

Eine Tür öffnete sich. Herr Baillehache, der eben mit seinem Schwager, dem Farmer Hourdequin, gefrühstückt, erschien auf der Schwelle. Das eingenommene Mahl hatte sein Gesicht gerötet, was dem Fünfundfünfzigjährigen ein frisches Aussehen gab. Er hatte fleischige Lippen; die in kleine Fältchen gekräuselten Lider verliehen ihm einen ewig lächelnden Blick. Er trug einen Kneifer; seine Hand streichelte unaufhörlich den langen, ergrauten Backenbart.

»Ach, ihr seid's, Delhomme,« rief er. »Papa Fouan hat sich also zur Teilung entschlossen?«

Die Frau antwortete ihm:

»So ist es, Herr Baillehache ... Wir kommen alle zusammen, um einig zu werden über die Bedingungen, und damit Sie uns sagen, was wir tun sollen.«

»Gut, gut, Fanny, wir werden schon sehen ... Es ist kaum ein Uhr; wir müssen die anderen erwarten.«

Der Notar plauderte noch einen Augenblick, Delhomme mit der freundschaftlichen Wertschätzung behandelnd, auf die ein Bauer, der an zwanzig Hektar Land besaß, der einen Knecht und drei Kühe hielt, Anspruch hatte. Er fragte ihn nach den Preisen des Getreides, die seit zwei Monaten gesunken waren. Dann zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück.

Die Schreiber hatten, ohne den Blick zu erheben, noch lauter und hastiger die Feder übers Papier gejagt. Die Delhommes warteten von neuem unbeweglich und stumm.

Es war ein Glück für Fanny gewesen, daß sie ein ehrenhafter und reicher Liebhaber, von dem sie nicht einmal vorher ein Kind gehabt, zur Frau genommen, trotzdem sie von ihrem Vater, dem alten Fouan, nicht mehr als ungefähr drei Hektar zu erhoffen hatte. Übrigens bereute ihr Gatte seine Wahl nicht, denn er hätte keine gescheitere und rührigere Hausfrau finden können. Darum auch ließ sich der etwas beschränkte, aber ruhige und rechtliche Mann, der in Rognes bei manchem Bauernstreit zum Schiedsrichter gewählt wurde, in allem und jedem von seinem Weibe leiten.

Der jüngste Schreiber, der immer noch hinter den Vorhängen auf die Gasse hinablugte, kicherte plötzlich in die Faust und raunte seinem Nachbar, dem schmutzigen Alten zu:

»Jesus kommt!«

Hastig bog sich Fanny zu Delhomme hinüber und flüsterte ihm ins Ohr:

»Weißt du, laß mich nur machen ... Ich hab' Vater und Mutter sehr gern, aber ich will nicht, daß sie uns übervorteilen; auch vor Buteau und vor dieser Kanaille Hyacinth müssen wir auf der Hut sein.«

Sie meinte ihre Brüder. Durchs Fenster hatte sie den Ältesten kommen sehen. Es war Hyacinth, im ganzen Lande unter dem Beinamen Jesus bekannt: ein Tagedieb und Säufer, der nach seiner Rückkunft aus den afrikanischen Feldzügen jede Arbeit floh und von Wilddieberei und Brandschatzung lebte nicht anders, als beute er noch heute ein Volk zitternder Beduinen aus.

Es trat ein stark gebauter, muskulöser Vierziger ein mit ungepflegtem, in eine Spitze zulaufendem, langem Barte und gelocktem Haar. Er hatte einen Christuskopf; doch seine Züge waren verroht und mahnten gleichzeitig an einen Wegelagerer, an einen Strolch der schlimmsten Art. Seit früh morgens trieb er sich in dem Städtchen herum; er war volltrunken, hatte beschmutzte Beinkleider, eine mit Flecken bedeckte Bluse; seine zerrissene Mütze war bis ins Genick zurückgeschoben. Er rauchte eine feuchte schwarze Sou-Zigarre, welche die Luft verpestete. In seinen verschleierten schönen Augen blitzte ein derber Humor; ein Blick, der verriet, daß der heruntergekommene Patron ein im Grunde nicht böses und nicht jeder bessern Regung verschlossenes Herz besaß.

»Der Vater und die Mutter sind noch nicht da?« ließ er sich vernehmen.

Nachdem der gelbsüchtige Schreiber ihm mit unwirschem Kopfschütteln geantwortet, sah er einen Augenblick stumm auf die Wand, während die Zigarre in seiner Hand qualmte. Mit keiner Silbe begrüßte er Schwager und Schwester, die ihrerseits nicht die geringste Notiz von ihm genommen. Ohne ein Wort hinzuzusetzen, verließ er endlich das Zimmer, um vor dem Hause die Ankunft der anderen Familienmitglieder abzuwarten.

»Dieser Jesus! Dieser Jesus!« brummte der Kleine, bei dem dieser Name die Erinnerung an allerhand Streiche zu wecken schien.

Doch kaum fünf Minuten waren verstrichen, als die Fouans erschienen, zwei alte Leute mit langsamem, bedächtigem Gebaren. Der Vater, einst ein kräftiger Mann, war heute in seinem siebzigsten Jahre so eingetrocknet und zusammengeschrumpft durch ein Leben überharter Arbeit und maßloser Gier nach dem Erwerb von Grund und Boden, daß er vollständig gebückt einherging, als sei er bereits im Begriff, zu der Erde zurückzukehren, nach deren Besitz er so gegeizt hatte. Übrigens war es mit Ausnahme seiner siechen Beine noch ziemlich gesund, auch hatte er ein achtenswertes Aussehen mit seinem weißen, kurzgestutzten Backenbart und der großen Nase, die das magere, wie in Leder gefurchte Antlitz spitzte. Wie sein Schatten, gleichsam an seine Sohle geheftet, stand die Alte neben ihm. Sie war kleiner, rund und fett; ein Ansatz von Wassersucht schwellte ihren Leib; aus dem hafergelben Gesicht blickten zwei runde Augen, und eine Unzahl von Falten und Fältchen umzog den runden Mund gleich der Börse eines Geizhalses. Ihr stumpfer Sinn hatte sie in der Ehe zu einem gefügigen Arbeitstier verurteilt, das gewohnt war, vor der harten Faust des Gatten zu zittern.

»Ah, da seid ihr!« rief Fanny und erhob sich.

Delhomme war ebenfalls aufgestanden; hinter den Alten trat jetzt Jesus wieder in das Büro. Schweigend wiegte er sich in den Hüften, zerdrückte das Feuer seiner Zigarre und schob den übel riechenden Stummel in eine Tasche der Bluse.

»Da sind wir ja beisammen,« sagte Fouan. »Es fehlt nur Buteau ... Niemals pünktlich, immer anders als alle anderen, dieser Mensch!«

»Ich hab' ihn auf dem Markte gesehen,« erklärte Jesus mit rauher Branntweinstimme. »Er wird kommen.«

Buteau, der Jüngste, verdankte diesen Beinamen seinem eigensinnigen Schädel, der mit niemandem gemeinsame Sache machen, stets seine besonderen Wege gehen wollte. Schon als Knabe hatte er sich nicht mit den Eltern vertragen können; nachdem er sich vom Militär freigelost, verließ er das elterliche Gehöft und verdingte sich zuerst in der Borderie, danach in der Chamade.

Während der Vater noch schalt, trat er munter und guter Dinge in die Amtsstube. Die große Nase der Fouans hatte sich bei dem siebenundzwanzigjährigen Burschen platt gedrückt; dafür wuchsen mächtige Kinnladen aus seinem Gesicht hervor, während wieder die Schläfe und der ganze obere Teil des Kopfes zurücktraten. Aus seinen grauen lachenden Augen blickten List und Heftigkeit; er hatte mit seinem Vater die Habgier gemein und das zähe Festklammern an erworbenem Besitz, das durch den von der Mutter ererbten Geiz noch verschärft wurde. Stellten ihn die alten Leute wegen seines Wesens zur Rede, so pflegte er zu antworten: Warum habt ihr mich so gemacht? »Hört mal,« warf er in das Murren der andern ein, »es, sind fünf Meilen von Chamade nach Cloyes. Und dann, was wollt ihr eigentlich? Ich komme ja fast mit euch zugleich ... Soll die Hetzerei schon wieder angehen?«

Jetzt fielen alle aufeinander los, schrien sich an mit ihren an die freie Luft gewöhnten, durchdringenden Stimmen, stritten und schimpften, als seien sie bei sich zu Hause. Der Lärm hinderte die Schreiber bei der Arbeit, und sie warfen ärgerliche Blicke zu ihnen herüber. Doch der Notar öffnete, durch den Wortwechsel angelockt, die Seitentür.

»Seid ihr alle beisammen? So kommt herein!«

Das Arbeitszimmer schaute auf den schmalen Gartenstreif, der bis zu den blätterlosen Pappeln am Rande des Loire hinabstieg. Auf dem Kamin stand zwischen Aktenbündeln eine Stockuhr in schwarzem Marmor; ein Mahagonipult, ein Schriftenfach, mehrere Stühle bildeten die Ausstattung des Raumes.

Herr Baillehache hatte sich ohne weiteres wie der Präsident eines Gerichtshofes auf dem Polsterstuhl an seinem Schreibtisch niedergelassen. Die Bauern schoben sich hintereinander in das Zimmer; dann schielten sie zögernd zur Seite, weil sie nicht wußten, wo und wie sie sich setzen sollten.

»Nehmt Platz!«

Von den anderen vorgedrängt, gelangten Fouan und Rose zu den beiden vordersten Sesseln; Fanny und Delhomme nahmen ebenfalls eines neben dem andern die nächsten Sitze ein, während Buteau sich abseits stellte und Hyacinth aufrecht am Fenster lehnte, so daß seine breiten Schultern den Raum verdunkelten.

»Setzt euch doch, Jesus!« ermunterte ihn der Notar ungeduldig. Dann ging er auf den Gegenstand der Zusammenkunft über: »Also, Papa Fouan, Ihr habt Euch entschieden, Eure Habe bei Lebzeiten unter Eure beiden Söhne und Eure Tochter zu verteilen?«

Der Alte antwortete nicht. Die anderen blieben unbeweglich, wie in Stein gehauen. Es herrschte tiefes Schweigen. Der Notar, an die Schwerfälligkeit seiner Klienten gewöhnt, drängte nicht. Seit zweihundertfünfzig Jahren vererbte sich die Notariatskanzlei in seiner Familie von Vater auf Sohn; die überlegende Denkschwere der bäuerlichen Kundschaft, dieses versteckte Vonhinterherumkommen, das die geringste Erörterung in lange Pausen und in einen überflüssigen Wortschwall ertränkt, war den Baillehaches in Fleisch und Blut übergegangen. Er nahm ein Messer und schnitt seine Nägel.

»Nicht wahr, es scheint, Ihr seid entschlossen?« wiederholte er endlich und blickte den Alten fest an.

Der Angeredete sah sich um, schaute die Mitglieder der Familie an, dann versetzte er, mühsam die Worte suchend:

»Ja, es ist wohl möglich, Herr Baillehache ... Ich hatte Ihnen zur Erntezeit davon gesprochen ... Sie sagten mir, ich solle mir's noch überlegen ... ich hab' überlegt und seh', daß wir's doch wohl so machen müssen.«

In abgerissener, fortwährend unterbrochener Rede erklärte er, warum. Doch was er nicht aussprach, was man nur aus der großen Bewegung heraushörte, die er gewaltsam in sich zurückdrängte, das war die unendliche Bekümmernis, das waren der verbissene Groll, der sein Herz zerfleischende Schmerz, sich von diesem Gute trennen zu müssen, das er vor dem Tode seines Vaters so heiß ersehnt, das er später mit so hartnäckiger Mühe bebaut, mit einem sich selbst abtötenden Geize Stück um Stück vermehrt hatte. Jeder Strich Acker war mit monatelangem Darben bei Käse und Brot erkauft, mit frostigen Wintertagen in ungeheizter Wohnung, mit übermenschlicher Fronarbeit in brennender Sonnenglut, ohne Rast, ohne andere Labung als einen Trunk Wasser. Er hatte die Mutter Erde geliebt wie ein Weib, das uns das Herzblut aussaugt und für das man zu töten imstande ist. Ihm hatten nicht Frau und Kind gegolten, kein Freund, kein menschliches Wesen: nur die Erde! Jetzt war er alt geworden und mußte im rasenden Schmerze über sein Unvermögen diesen Schatz seinen Kindern abtreten, wie er ihn einst von seinem Vater übernommen.

»Sehen Sie, Herr Baillehache, man muß sich fügen ... die Beine wollen nicht mehr vorwärts, die Arme sind nicht viel besser, und das Land leidet darunter ... Es wär' noch eine Weile gegangen, wenn man sich mit den Kindern verständigt hätte.

Er warf einen Blick zu Buteau und Jesus hinüber, die ins Leere starrten, als vernähmen sie kein Wort von dem, was der Vater sprach.

»Aber, was soll ich tun? Soll ich Knechte aufnehmen, Fremde, die mich bestehlen? Nein, das frißt einem den Verdienst vom Munde weg, wie heut die Verhältnisse sind ... Ich kann nicht mehr! Denken Sie, von den neunzehn Sester, die ich besitze, hab ich heuer knapp den vierten Teil zu bestellen vermocht, gerade genug, um Brot zu schaffen für uns und Heu für die beiden Kühe ... Es geht nicht mehr ... Es bricht mir das Herz, das gute Land so verderben zu sehen; lieber will ich alles hergeben als zuschauen, wie es zugrunde geht.«

Seine Stimme versiegte; ein tiefer Seufzer voll Schmerz und Entsagung hob ihm die Brust. Die durch ein halbes Jahrhundert in Gehorsam und Arbeit verschüchterte Frau horchte wortlos seiner Rede.

»Letzthin,« fuhr er fort, »ist Rose beim Käsemachen ohnmächtig zusammengestürzt. Wenn ich nur zum Markte fahre, tun mir alle Glieder weh ... Man kann die Erde nicht mitnehmen, wenn man stirbt ... Man muß sie hergeben, es hilft nichts ... Wir haben genug gearbeitet und wollen in Frieden unsere Tage beschließen ... Nicht wahr, Rose?«

»Gewiß, das ist der Grund, so wahr der liebe Gott uns hier sitzen sieht,« bestätigte die Alte.

Eine neue Pause trat ein. Der Notar putzte noch an seinen Nägeln herum; dann legte er das Messer auf den Schreibtisch und sagte:

»Ja, das sind Gründe, die eine Schenkung erklären ... Ich füge hinzu, daß sie für die Familie eine Ersparnis bedeutet; denn die Abgaben an den Staat sind beträchtlicher bei einer Erbschaft, als bei einer Teilung zu Lebzeiten.«

»Ist das wahr, Herr Baillehache?« fragte Buteau, seine angenommene Gleichgültigkeit vergessend.

»Zweifelsohne. Ihr gewinnt ein paar hundert Franken dabei.«

Auch die anderen wurden bei diesen Worten lebhaft; selbst Delhommes Züge erhellten sich, und die beiden Alten teilten ebenfalls die allgemeine Genugtuung. Sobald es weniger kostete, mußte die Sache gut sein, das unterlag keinem Zweifel.

»Es bleibt nur noch übrig,« nahm der Notar wieder das Wort, »euch die Erwägungen vorzutragen, die solch ein Fall geboten erscheinen läßt. Viele tüchtige Männer tadeln die Übertragung des Vermögens an die Familie zu Lebzeiten der Eltern; sie nennen sie ein Vergehen gegen die allgemeine Moral, weil, wie sie behaupten, dadurch die Bande der Familie gelockert werden ... Man kann in der Tat beklagenswerte Beispiele anführen, könnte von Kindern sprechen, die sich sehr ungebührlich benehmen gegen die Eltern, die sich zu jener Vorteil alles Besitzes entäußern.«

Die beiden Söhne und die Tochter horchten offenen Mundes mit unwillkürlichem Zucken ihrer Lider.

»Papa soll alles behalten, wenn er kein Vertrauen hat,« warf Fanny empfindlich drein.

»Wir sind immer auf dem Wege der Pflicht geblieben,« rief Buteau.

»Und scheuen uns nicht vor der Arbeit,« schloß Jesus.

Mit einer Armbewegung erbat Herr Baillehache Schweigen.

»Laßt mich doch ausreden! Ich weiß, daß ihr gute Kinder und tüchtige Arbeiter seid; bei euch kann, des bin ich gewiß, der Befürchtung kein Raum gegeben werden, daß eure Eltern eines Tages bereuen sollten, was sie heute zu tun im Begriffe stehen.«

Er sprach es ohne die mindeste Anzüglichkeit, wiederholte einfach die liebenswürdige Redensart, die eine fünfundzwanzigjährige Tätigkeit auf seiner Zunge abgerundet. Doch die Mutter ließ, obwohl es geschienen, als fasse sie kaum die gesprochenen Worte, ihre umrunzelten kleinen Augen über die Tochter und die beiden Söhne gleiten. Ohne ein Gefühl der Zärtlichkeit hatte sie die drei aufgezogen, hatte keine Stunde zu berechnen vergessen, wieviel sie verzehrten von dem, was sie ersparte. Gegen den Jüngsten hegte sie einen nie verwundenen Groll, weil er das Elternhaus verlassen, sobald er für den Verdienst arbeiten konnte. Mit ihrer Tochter hatte sie sich niemals verstanden: sie war in dieser ihrem eigenen Fleisch und Blut begegnet, sah ein rühriges Geschöpf sich entwickeln, das der vom Vater überkommene Verstand stolz und herrschsüchtig machte. Der Blick der alten Frau entwölkte sich erst, wie er jetzt auf ihrem Ältesten ruhte, diesem Taugenichts, der weder mit ihr, noch mit dem Vater etwas gemein hatte, der wie wildes Unkraut zwischen ihnen aufgewachsen war und den sie vielleicht deshalb entschuldigte und vorzog.

Auch Fouan betrachtete seine Kinder eines nach dem andern mit dem grübelnden Gedanken in seinem forschenden Auge, was sie wohl mit seiner Habe anfangen würden. Die Faulheit des Ältesten beunruhigte ihn weniger als die habsüchtige Begehrlichkeit der beiden andern. Doch er schüttelte sein wackelndes Haupt: wozu sich sorgen? er konnte sich doch nicht anders helfen!

»Nachdem also die Teilung beschlossen ist,« griff der Notar wieder zum Wort, »handelt es sich darum, die Bedingungen festzusetzen. Seid ihr eins über die Höhe der Lebensrente?«

Mit einem Schlage verstummten alle und verharrten von neuem in unbeweglicher Ruhe. Ihre gerbharten Gesichter bekamen einen starren Ausdruck, etwas von dem undurchdringlichen Ernst von Diplomaten, die ein Königreich abschätzen. Dann schielten sie mit lauernden Seitenblicken eines zum andern hinüber; immer hatte noch niemand geantwortet. Endlich stand der Vater dem Notar Rede:

»Nein, Herr Baillehache, wir haben noch nichts darüber gesprochen; wir wollten es lassen, bis wir alle hier bei Ihnen zusammen wären ... Aber, nicht wahr, es ist sehr einfach? Ich habe neunzehn Sester oder neunundeinhalbes Hektar, wie man heute sagt. Würde ich es verpachten, so machte es, das Hektar zu hundert Franken gerechnet, neunhundertfünfzig Franken ...«

Buteau, der leidenschaftlichste von allen sprang auf:

»Wie? hundert Franken das Hektar! Hast du uns zum besten, Vater?«

Es entwickelte sich eine ernste Auseinandersetzung. Da war zunächst ein Sester Weingarten; das, ja, das könnte man mit fünfzig Franken verpachten. Doch würde man jemals diesen Preis für die zwölf Sester Feld bekommen oder gar für die Sester Naturwiese am Aigreufer, deren Heu nichts wert ist? Ist doch selbst der Ackerboden nicht von besonderer Güte, zumal der Streif am Rand der Anhöhe; denn je näher man dem Tal kommt, um so schwächer wird die Ackerkrume.

»Höre, Vater,« meinte Fanny vorwurfsvoll, »du mußt uns nicht übervorteilen wollen.

»Mein Grund ist hundert Franken wert,« wiederholte der Greis hartnäckig und schlug sich mit der Hand auf den Schenkel. »Ich kann ihn morgen für hundert Franken verpachten, wenn ich will ... Was meint denn ihr, welchen Preis er gilt? Laßt mal hören, was ist er wert nach eurer Ansicht?«

»Sechzig Franken,« erklärte Buteau.

Fouan geriet in Zorn. Heftig verteidigte er seine Schätzung, lobte in übertriebenen Worten den Boden: ein Land, auf dem das Korn ganz von selbst wächst ... Plötzlich schnitt Delhomme, der bisher geschwiegen, die wortreiche Rede ab:

»Das ist achtzig Franken wert,« versicherte er mit seiner ehrlich tönenden Rede, »nicht einen Sou mehr noch weniger.«

Sofort beruhigte sich der Alte:

»Gut, sagen wir achtzig; ich will gern für meine Kinder ein Opfer bringen.«

Doch Rose zupfte ihn an der Bluse; ihr knausernder Geiz verlangte das Wort. »Nein, nein!« stieß sie hervor.

Jesus hatte sich nicht an der Auseinandersetzung beteiligt. Seit seinem fünfjährigen Aufenthalt in Afrika lag ihm nichts mehr am Besitz von Grund und Boden. Ihm kams nur einzig und allein darauf an, so rasch wie möglich seinen Anteil zu erhalten, gleichgültig, wie er ausfiel, um daraus Geld schlagen zu können. Mit spöttisch überlegenem Blick wiegte er sich hin und her.

»Ich habe gesagt, achtzig!« schrie Fouan, »es bleibt bei achtzig! Ich habe nie in meinem Leben mein Wort widerrufen, so wahr mir Gott helfen soll! ... Neunundeinhalb Hektar, haltet mal ... das macht ... siebenhundertsechzig Franken, in runder Zahl achthundert. Gut, die Rente soll achthundert Franken betragen: so ist es gerecht.«

Buteau schlug ein schallendes Gelächter auf, während Fanny mit verdutztem Blick den Kopf schüttelte. Herr Baillehache aber, der während des Wortwechsels leeren Auges zum Fenster hinausgeschaut hatte, wandte sich wieder zu den Anwesenden. Mit einer mechanischen Bewegung streichelte er den Bart und streckte sich in der müden Schlaffheit der Verdauung auf dem Sofa.

Zwar war es klar, der Alte hatte diesmal Recht. Doch hingerissen von dem leidenschaftlichen Verlangen, den Handel zu ihrem größtmöglichsten Vorteil zu schließen, ereiferten sich seine Kinder, fluchten, schworen, logen, feilschten wie Bauern, die ein Schwein kaufen.

»Achthundert Franken!« spöttelte Buteau. »Sie möchten wohl wie Bürgersleut' leben? ... Achthundert Franken! das ist für vier genug! Sagen Sie doch lieber gleich, daß Sie sich auf unsere Kosten zuschanden fressen wollen!«

Fouan wurde nicht böse. Er fand dieses Feilschen natürlich, war darauf vorbereitet gewesen und begnügte sich, ruhig standzuhalten; gleichzeitig aber reizte dieser Wortstreit auch seine Kampflust auf, und er rückte mit den übrigen Forderungen ins Feld:

»Das ist nicht alles; halt! ... Wir werden selbstredend bis zu unserem Tode das Haus und den Garten bewohnen ... Ferner: da wir nichts mehr ernten und die beiden Kühe nicht mehr halten, verlangen wir jährlich ein Stückfaß Wein, hundert Bund Holz, dann wöchentlich zehn Liter Milch, ein Dutzend Eier und drei Käse.«

»O, Papa! o Papa!« seufzte Fanny ganz niedergeschmettert.

Buteau sprach nicht mehr; mit einem Satze sprang er von seinem Stuhle empor und durchmaß heftig fuchtelnd das Zimmer, während er gleichzeitig seine Mütze aufsetzte, als wolle er fortgehen. Jesus war ebenfalls aufgestanden; ihn beunruhigte der Gedanke, daß diese Streitereien die Schenkung rückgängig machen könnten. Nur Delhomme allein blieb ruhig; einen Finger an die Nase gelegt, saß er da, ein Bild tiefer Überlegung und großen Verdrusses.

Jetzt meinte Herr Baillehache die Sache etwas beschleunigen zu sollen. Er schüttelte seine Trägheit ab und strich den Bart.

»Wißt ihr, Freunde, das Altenteil, bestehend aus Wein, Holz, Käse und Eiern ist üblich ...«

Doch heftig fielen die andern ein:

»Eier mit jungen Hühnern darin vielleicht!«

»Trinken wir etwa unsern Wein! Wir verkaufen ihn!«

»Nichts arbeiten und sich gütlich tun, das ist bequem; wir können uns schinden derweil.«

Der Notar, der schon schlimmeres gehört hatte, fuhr ruhig fort:

»Das alles sind unnütze Redereien ... Saperlot! Jesus, setzt Euch doch, Ihr verdunkelt das Zimmer, das ist ja lästig! ... Also es bleibt dabei, nicht wahr, ihr alle? Ihr gebt das Altenteil, denn sonst würde man mit Fingern auf euch zeigen ... Wir haben nur noch die Höhe der Rente zu bestimmen.«

Endlich gab jetzt Delhomme ein Zeichen, daß er zu sprechen verlange. Jeder nahm wieder seinen Platz ein; alle verstummten, und inmitten der allgemeinen Aufmerksamkeit begann der Schwiegersohn langsam:

»Entschuldigt! was der Vater verlangt, scheint gerecht; man könnte ihm achthundert Franken zahlen, weil er für seinen Grund achthundert Franken Pacht bekommen würde ... Aber wir beurteilen es anders. Er verpachtet uns das Land nicht, er tritt es uns ab, gibt es uns zum Eigentum; wir müssen also überschlagen, wieviel brauchen Vater und Mutter zum Leben ... Das werden wir ihnen zahlen; nicht mehr, als sie zu ihrem Unterhalt bedürfen.«

»In der Tat,« bekräftigte der Notar, »es ist dies gemeinhin die Grundlage, auf welcher die Rente berechnet wird.«

Ein neuer Streit setzte ein. Das Leben der beiden Alten wurde in seine Bestandteile zerlegt; ihre Bedürfnisse wurden einzeln in Erwägung gezogen. Man wog das Brot, das Gemüse und Fleisch ab, schätzte die Ausgabe für Bekleidung, wobei Linnen- und Wollstoff in zähem Hin- und Herfeilschen auf das niedrigste Maß heruntergesetzt wurden. Selbst die kleinen Nebenausgaben mußten erörtert werden: die zwei Sous Tabak für den alten Mann wurden nach endlosem Wortgefecht auf einen Sou verringert. Wenn man nicht arbeitet, muß man sich einzuschränken wissen. Kann die Mutter nicht ihren schwarzen Kaffee aufgeben? Ist es nötig, daß der Hund noch gefüttert wird, ein alter zwölfjähriger Köter, der ohne den geringsten Nutzen eine Menge Nahrung verschlingt? Schon längst hätte man ihm eine Gnadenkugel geben sollen.

Nachdem alles durchgerechnet worden, fingen sie wieder von vorne an, suchten heraus, was man noch weglassen könne: zwei Hemden, sechs Taschentücher fürs Jahr weniger. Die für den Gebrauch an Zucker ausgesetzte Summe verringerte man um täglich einen Centime. So zog man aufs sorgfältigste alle Ersparnisse in Betracht, beschnitt jede Ziffer wieder und wieder; endlich gelangten sie zu der Gesamtsumme von fünfhundertundfünfzig Franken, einem Ergebnis, das die Kinder unbefriedigt ließ, denn sie wollten um keinen Preis mehr bewilligen als rund fünfhundert.

Doch Fanny wurde des Haderns müde. Sie war im Grunde kein schlechtes Kind; die rauhe Feldluft hatte ihr Haut und Herz noch nicht so hart ausgedorrt wie den Männern; sie wollte einlenken. Jesus seinerseits zuckte die Achseln; er war nicht kleinlich in Geldsachen; es rührte sich in der Brust des Trunkenboldes sogar etwas wie Mitleid, und er war drauf und dran, den Eltern aus Eigenem eine Extravergütung anzubieten, die er allerdings vermutlich niemals bezahlt haben würde.

»Also hört!« bat die Tochter, »sagen wir fünfhundertfünfzig, ists euch recht?«

»Aber ja, ja!« versetzte Hyazinth, »die Alten müssen sich doch auch hie und da was gönnen.«

Die Mutter warf ihrem Ältesten einen zärtlichen Blick zu, während der Vater mit Buteau den Kampf fortsetzte. Er hatte nur Schritt für Schritt nachgegeben, hatte sich gegen jede Verringerung der Summe gewehrt und sich mit hartnäckiger Zähigkeit an gewisse Ziffern geklammert. Unter der kalten Starre seines Widerstandes begann in ihm ein mächtiger Zorn aufzulodern über seine Kinder, dies Fleisch von seinem Fleische, das ihm das Blut aussaugen wollte. Er vergaß, daß er ebenso mit seinem eigenen Vater verfahren. Seine Hände begannen zu zittern, er fluchte:

»Verwünschte Brut! Das hat man aufgezogen, und das nimmt einem jetzt das Brot von dem Munde weg ... Es ist gemein! Man möchte lieber schon faulen in der Erde als solch einem Frevel zuschauen ... Also ihr wollt so schlecht sein, wollt nicht mehr hergeben als fünfhundertfünfzig?«

Er war im Begriff, diese Summe anzunehmen, aber seine Frau zog ihn von neuem an der Bluse und keuchte:

»Nein! Nein!«

»Wir sind noch nicht zu Ende,« nahm Buteau wieder das Wort, nachdem er einen Augenblick gezögert. Was ist mit dem, was du beiseite gelegt hast? ... Wenn du Ersparnisse besitzt, brauchst du unser Geld nicht, scheint mir.«

Er hatte diesen Trumpf bis zum Schluß aufgehoben; fest blickte er seinen Vater an. Der alte Mann war sehr blaß geworden.

»Welches Geld?« fragte er.

»Nun, das Geld, das du angelegt hast, und wovon du die Scheine bei dir zu Hause verwahrst.«

Buteau mutmaßte diesen Schatz nur; er hätte sich gern Gewißheit verschafft. Eines Abends war es ihm so vorgekommen, als habe sein Vater hinter einem Spiegel eine Rolle hervorgezogen; die folgenden Tage paßte er auf; doch es war umsonst, das Papier kehrte nicht wieder ins Versteck zurück.

Fouans eben noch bleiches Gesicht aber überzog jetzt eine dunkle Röte. Sein verhaltener Unwille brach hervor; er sprang auf und schrie:

»Zum Teufel! Jetzt sucht ihr schon in meinen Taschen! Ich habe nicht einen Sou gespart, nicht einen Liard, daß ihrs wißt! Ihr Bande habt mich zu viel gekostet ...Aber geht's euch denn überhaupt etwas an? Bin ich nicht der Herr, der Vater?«

Er schien förmlich zu wachsen in diesem Erwachen seiner Autorität. All die Jahre hatten seine Frau, seine Kinder, die ganze Sippe vor dem eisernen Willen des Familienoberhauptes gezittert; sie irrten, wenn sie meinten, es sei bereits zu Ende mit ihm.

»Papa!« wollte Buteau spötteln.

»Schweig! Himmel, Kreuz ...« donnerte der Alte mit drohender Faust ... »Schweig! oder ich schlag drein!«

Der Sohn verlor die Sprache und schrumpfte auf seinem Stuhle zusammen. Er hatte die Ohrfeige des Alten in der Luft gefühlt; die Knabenfurcht seiner Kinderjahre dämmerte wieder in ihm auf, unwillkürlich hob er den Arm, um den Schlag des Vaters zu parieren.

»Und du, Hyazinth, tu nicht so, als wenn's hier was zum Lachen gibt! ... Schau mich nicht so keck an, Fanny! ... So wahr uns die Sonne bescheint, ich werd' euch kirre machen!«

Hochaufgerichtet stand er mitten unter ihnen; keines der Kinder muckste sich, bezwungen ließen sie die Köpfe hängen, während die Mutter wie ein Espenlaub zitterte, als fürchte sie, einer der angedrohten Fausthiebe könne sich bis zu ihr verirren.

»Jetzt hört: ich verlange, daß meine Pension sechshundert Franken betragen soll, oder ich verkaufe mein Land und stifte mir damit eine Leibrente. Jawohl, eine Leibrente, damit ich alles bis zum letzten Liard verzehren kann und euch nicht ein Pfifferling bleibt ... Gebt ihr die sechshundert Franken?«

»Aber Papa,« murmelte Fanny, »wir geben, was du verlangst.«

»Gut, sechshundert Franken,« bestätigte Delhomme.

»Ich,« erklärte Jesus, »ich will, was die anderen wollen.«

Buteau hielt den Mund grollend geschlossen, schien aber durch Schweigen seine Zustimmung auszudrücken.

Fouan schaute sie alle noch einmal mit herrischem Blicke an, dann setzte er sich:

»Also, wir sind einverstanden,« sagte er.

Herr Baillehache hatte schläfrigen Auges und unbeweglich die Schlichtung des Streites abgewartet. Jetzt hob er die Wimper und sagte ruhig:

»Seid ihr eins? Gut! ... Ich kenne jetzt die Bedingungen und werde den Schenkungsakt aufsetzen ... Ihr laßt den Feldmesser kommen; er soll die drei Anteile ausmessen und mir eine Beschreibung bringen. Sobald ihr dann die Parzellen ausgelost habt, setze ich hinter jeden Namen die gezogene Nummer, und wir unterschreiben.

Er hatte sich erhoben zum Zeichen, daß die Zusammenkunft beendet sei. Doch keiner bewegte sich vom Flecke; sie zögerten, überlegten. War es wirklich zu Ende? war nichts vergessen? Hatten sie nicht einen schlechten Handel geschlossen, den es noch Zeit war, rückgängig zu machen?

Es schlug vier Uhr; seit drei Stunden waren sie hier versammelt.

»Also geht! Andere warten!«

Sie mußten sich zum Aufbruch entschließen; der Notar drängte sie ins Nebenzimmer, wo in der Tat einige Bauern unbeweglich und steif auf ihren Stühlen warteten, während der kleine Schreiber durchs Fenster ein paar Hunden zuschaute, die sich auf der Gasse rauften, und die beiden anderen Beamten immer noch mit hastenden Federn das gestempelte Papier bekritzelten.

Vor dem Hause blieb die Familie einen Augenblick regungslos mitten auf der Straße.

»Wenn ihr wollt,« schlug der Vater vor, »nehmen wir die Ausmessung übermorgen vor, Montag.«

Sie nickten zustimmend, dann gingen sie, ein paar Schritte voneinander getrennt, die Grouaise-Straße hinab.

Der alte Fouan und Rose bogen in die Temple-Straße ein; dann entfernten sich Fanny und Delhomme durch die Große Gasse. Buteau hemmte auf dem Sankt-Lubin-Platz seinen Schritt und grübelte darüber nach, ob der Vater eigentlich Geld besitze oder nicht. Jesus war jetzt allein; er zündete seinen Zigarrenstummel an; dann trat er in das Cafe »Zum wackeren Landmann«.


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