Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das Geld und seine Bedeutung

Aus einem Brief

Das Los eines Literaten und die zweifelhafte Ehre, eine Pariser Berühmtheit zu sein, hat als Kehrseite gar zu viele Verdrießlichkeiten. In diesem Stand, der keinen Rang hat, muß man Demütigungen einstecken von seiten derer, die etwas haben und etwas sind, und wird ein Opfer des Neides derer, die nichts haben und nichts sind. Um mich für diese schlimmen Begleiterscheinungen der Schriftstellerei schadlos zu halten, habe ich mir vorgenommen, ein großes Vermögen zu machen, wie das Pack sich ausdrückt. Ich habe mir viel Geld und Gut erworben, alle Ehren, soweit sie mir zusagen, Ruhe und Freiheit. Dazu kommt jetzt der Verkehr mit einem König, der sicher ein in seiner Art einziger Mensch ist und hoch über allen Vorurteilen, selbst denen des königlichen Standes sieht. In diesen Hafen haben mich die Stürme, die mich so lange heimsuchten, getrieben. Mein Glück wird so lange dauern, als es Gott gefällt.

Zwischen dem, der von seinen Renten leben kann und dem, der es nicht kann, ist ein solcher Unterschied, daß mir die beiden als Wesen von ganz verschiedener Art vorkommen.

Mein lieber Abbé, eben erhalte ich Ihren Brief, der mir den Generalbankerott des Generalsteuereinnehmers Michel anzeigt. Dieser Michel nimmt mir einen beträchtlichen Teil meines Vermögens. Deus dedit: Deus abstulit; sit nomen Domini benedietum Deus ... – Der HERR hats gegeben, der HERR hats genommen; der Name des HERRN sei gelobt! Hiob 1,21. Aber ich bin ziemlich gottergeben. Ich gestehe, ich war auf diesen Bankerott nicht gefaßt; ich verstehe nicht, wie ein Generalsteuereinnehmer seiner allerchristlichsten Majestät so plump fallen kann, wofern er nicht etwa noch reicher werden wollte. Dann hätte Michel doppelt unrecht, und ich möchte, gerne rufen:

Michel, im Namen des Ewigen, schlug einst den Teufel in die Flucht.

Aber nach diesem Bankerott hole der Teufel den Michel!

Medina Medina – Voltaires Bankier versicherte mich, er habe nur Unglück gehabt, er sei nie ein Kind Belials Belial – Beliar; gilt als die Personifikation der Bosheit, Nichtsnutzigkeit und Heillosigkeit. und immer ein rechter Israeliter ohne Falsch gewesen. Das rührte mich, ich umarmte ihn, wir lobten Gott miteinander und ich verlor achtzig Prozent.

Ich habe Ihnen den Rat gegeben, das Leben auszuhalten und wäre es nur, um die zu ärgern, die Ihnen Leibrenten zahlen müssen. Bei mir ist das fast noch das einzige Vergnügen. Sobald ich eine Magenverstimmung im Anzug sehe, denke ich mir, daß zwei oder drei Fürsten mich beerben werden. Dann werde ich mutig aus reiner Bosheit und konspiriere gegen sie mit Rhabarber und Diät. Wenn Sie Leibrenten auf den König haben, so schonen Sie sich, essen Sie wenig, gehen Sie frühe zu Bett und leben Sie hundert Jahre lang!


 << zurück weiter >>