Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Cortes hatte seit zwei Tagen hohes Fieber. Gleich nach der Entscheidungsschlacht war er erkrankt. Den Pillen des verrückten Apothekers Ponce de Güelva schenkte er kein Vertrauen, mehr vertraute er seinem Willen. Wie einen sich empörenden Sklaven zwang sein eiserner Wille den kranken Leib zum Gehorsam, ließ keine Herrschaftsgelüste der Krankheit aufkommen, räumte ihr keine Machtfülle ein. Trotz seines Fiebers hatte Cortes seit dem großen Sieg mehrere Rekognoszierungsritte unternommen, hatte Boten abgefertigt und Boten empfangen, hatte sogar eine neue Meuterei seines Heeres durch kluge Vorhaltungen im Keime erstickt, kurz, er hatte alle seine Feldherrnpflichten erfüllt. Ihm fehlte es an Zeit, krank zu sein.

Wieder gesammelt hatte sich das zersprengte Tlascaltekenheer, war wieder näher herangerückt. Auf die Kunde hiervon hatte Cortes einen Boten mit Friedensvorschlägen an Prinz Kriegsmaske entsandt. Einen vom Sekretarius Godoy geschriebenen Brief in der linken Hand haltend, einen Pfeil in der Rechten, war der Bote ins feindliche Lager gegangen. Bald war er in Begleitung einer Gesandtschaft des Prinzen Kriegsmaske zurückgekehrt. Statt auf das Friedensangebot einzugehen, hatten die Gesandten dreihundert Truthühner und zweihundert Körbe mit Maiskuchen mitgebracht, und auf Marinas Frage, ob dies Friedensgeschenke seien, hatten sie zur Antwort gegeben: »Da Prinz Kriegsmaske weiß, daß die Söhne der Sonne hungern, sein Herz aber wünscht, daß sie gut genährt auf den Tempelhöfen Tlascalas Reigen aufführen, bevor wir sie verzehren, schickt er ihnen dies zur Labe.«

Das Hohngeschenk hatte die Mutlosen im Heere noch mutloser, die Aufsässigen noch aufsässiger gemacht. Es gärte schon lange. Seit Pedro de la Harpa, mit den Leuten des Garay gefangen, die Nachricht mitgebracht hatte von den dreizehnhundert Mann und den achtzehn Schiffen, die der Statthalter Kubas, Don Diego Velazquez, ausrüstete, um sie unter dem Oberbefehl seines Neffen Panfilo de Narvaez Cortes in den Rücken zu schicken, seit der stolze Fürst des Roten Berges, der Rollende Stein, ein überwältigendes Bild vom Reichtum und der märchenhaften Macht Montezumas entworfen und die Uneinnehmbarkeit der Stadt Mexico-Tenuchtitlan geschildert, vor allem, seit die drei siegreichen Gefechte gezeigt hatten, wie schwer Siege über diese Völker zu erringen waren – hob die Rebellion ihr Haupt. Abenteuerliches war geglückt, doch die Fortsetzung des Abenteuers erschien vielen wie eine frevelhafte Herausforderung des Schicksals. Die heimlichen Gegner des General-Kapitäns – und nie fehlte es an solchen – hielten Anklagereden, nicht nur im Flüsterton. Der bucklige Narr Madrid fand willige Zuhörer, wenn er, groteske Plumptänze vormimend, vom reizenden Reigen deklamierte, den alle (ja, sie alle!) auf den Plattformen der Opfertempel binnen kurzem tanzen müßten, wenn er vom unabsehlichen Totentanz sprach, den Cortes anführte ...

Ein großer Teil des Heeres verlangte den sofortigen Rückzug an die Küste.


Jetzt saß Cortes in seinem Zelt mit Velazquez de Leon und Alvarado, den beiden treusten seiner Freunde.

»Ich glaube es nicht«, rief Cortes erregt.

»Ihr wißt, Don Hernando, daß ich Euch einst gehaßt habe«, sagte Velazquez de Leon errötend. »Von jener Zeit her weiß ich, wer Eure Gegner sind. Doch der Schwätzer Tarifa, der Hausierer Tirado, der Sänger Porras, der Narr Madrid – dies alles sind kleine Leute, sie würden sich als Aufwiegler nicht hervorwagen, wären sie nicht von Höherstehenden ermutigt ...«

»Ihr nanntet Olid?« fragte Cortes mit fiebergerötetem Gesicht.

»Olid und Avila!« ergänzte Velazquez de Leon.

»Ich glaube es nicht!« rief Cortes wieder.

»Da Avila und ich verfeindet sind«, sagte Alvarado, »wollte ich schweigen und überließ es Velazquez, zu reden. Doch wenn Ihr Euch sträubt, ihm zu glauben, Don Hernando, muß ich Euch doch sagen, daß ich Avila im Gespräch mit dem Lizentiaten Diaz belauscht habe und Worte vernommen habe, die keinen Zweifel lassen über ...«

»Genug! Keine Silbe mehr! Ich will es nicht wissen! Nein, ich will es nicht wissen!« schrie Cortes. »Und brächtet Ihr mir den schriftlichen Beweis, ich würde das Schriftstück ungelesen ins Feuer werfen! ...«

Benitez und Dona Elvira traten ins Zelt. Mit militärischer Kürze erstattete Benitez Meldung, wie er das Indianerweib gefangen und wer sie sei.

Cortes hatte nicht Zeit, krank zu sein. Er hatte auch keine Zeit für menschliche Anteilnahme an einem Einzelschicksal. Er hatte Doña Elvira gekannt, als sie eine der gefeierten Schönheiten Kubas gewesen, er hatte ihr zu Füßen gelegen, hatte Madrigale auf sie gedichtet, hatte, bevor sie das Weib des Sklavenhändlers, des weißhändigen Sanchez Farfan, geworden war, ihretwegen Duelle ausgefochten. Blitzartig schossen die Erinnerungsbilder durch sein Hirn. Aber ihm fehlte die Zeit, sich der Erschütterung hinzugeben. Ohne Umschweif fragte er, was sie ihm brächte.

Kaum noch ihrer Muttersprache fähig, mit abgehackten Sätzen, einzeln hervorgestoßenen Worten, entdeckte sie ihm, in welcher Gefahr das Christenheer schwebte. Die Indianer, im Glauben, daß die Söhne der Sonne sich bei Sonnenlicht nicht besiegen ließen, hätten vor, sie bei Mondlicht zu überfallen. Heute gegen Mitternacht werde der Überfall stattfinden. Und sie gab Auskunft über die Vorbereitungen und die Aufstellung der feindlichen Kohorten.

Sofort erteilte Cortes Befehle. Alvarado und Velazquez de Leon stürmten aus dem Zelt. Mit einem Kopfnicken entließ Cortes Doña Elvira. Er hatte ihr die Hand geben wollen, hatte aber die Hand zurückgezogen – gar zu widerwärtig sah die Verkommene aus.

»Das Heer und seine Führer werden es Euch nicht vergessen«, sagte er steif und höflich, mit einer Handbewegung, die besagte: sie könne nun gehen, er habe keine Zeit mehr für sie.

»Nicht vergessen ...«, wiederholte sie und schlich sich hinweg.

Marina trat eben ins Zelt und sah das geschminkte, als Indianerdirne gekleidete Europäerweib hinausgehen, sah, mit welch eisiger Höflichkeit Cortes sie entließ.

»Wer war diese Süßduftende?« fragte Marina, angeekelt zugleich und erschüttert. Sie selbst war eine gewesen.

Er zeigte nur auf seine gespaltene Unterlippe. Und alsbald begriff Marina. Sie wußte, daß er die Narbe in einem Zweikampf erhalten, einer Geliebten wegen. Er hatte es ihr erst vor kurzem erzählt.

Zum erstenmal erhob sich ein Schatten zwischen ihm und ihr. Zum erstenmal fühlte Marina ein Grauen vor ihrem weißen Gotte. Ihr war, als wäre ein Vorhang gelüpft worden, als hätte sie für einen kurzen Augenblick hindurchblicken können durch den schwarzen Vorhang, der die Zukunft verbarg ...


Inzwischen spielte sich im Zelte des Sanchez Farfan eine Tragikomödie ab. Der frühere Sklavenhändler besaß nämlich ein eigenes Zelt, seit er von der reichen Amazone Maria de Estrada, zum Dank für die Errettung von dem Alligator, geheiratet worden war. Seit drei Tagen, fast ohne Unterbrechung, feierte er mit einigen Freunden – Ribadeo dem Weinschlauch, Valladolid dem Dicken und Saldana dem Spieler – den letzten entscheidenden Sieg, feierte bei einem Glase Pedro Ximenes seine unvergleichliche Frau. Denn wieder hatte sich die schöne Amazone hervorgetan, hatte, als die flüchtigen Tlascalteken niedergemetzelt wurden, unermüdlich gemetzelt und mit ihrer Lanze Gehirne durchbohrt. Mit Ruhm und Blut bedeckt, saß sie im Zelte und ließ sich von ihrem Mann und seinen Kumpanen feiern.

Rapapelo, der Enkel der Räuberin, und der alte Santisteban führten Doña Elvira herein. Sie war noch immer als Indianerweib gekleidet. Zitternd, mit niedergeschlagenen Augen blieb sie am Zelteingang stehen.

»Was bringt Ihr uns da ? Habt Ihr eine Sklavin zu verkaufen ?« fragte Valladolid der Dicke lachend.

»Soll Farfan sie abschätzen? Er versteht sich ja darauf!« kicherte der Spieler Saldana. Und zum Weißhändigen gewandt, sagte er:

»Bestimmt den Preis, Farfan! Ich möchte wissen, was solch ein Scheusal wert ist.«

Farfan warf einen Kennerblick auf das Indianerweib.

»Keine zehn Kupferstücke – ich kenne mich aus in solcher Ware!« rief er lachend. Er war schon ein wenig angetrunken.

»Ei, Ihr setzt den Preis so niedrig an, Farfan, um sie billig erstehen zu können!« lachte der dicke Valladolid.

»Ich habe das Geschäft aufgegeben. Aber die da würde ich zurückweisen, auch wenn man sie umsonst anböte. Wäre sie ein Gaul, ich würde, ohne ihr in den Mund zu sehen, sagen: Sie ist reif für den Schindanger!« erklärte Sanchez Farfan.

Die Indianerin schluchzte.

»Nämlich ...«, sagte der alte Santisteban.

Verlegen bastelte er an seinem Ärmel herum. Mehrmals hatte er reden wollen, doch mehr als das Wort »Nämlich« brachte er nicht über die Lippen. Da griff der Enkel der Räuberin ein.

»Wir bringen Euch Euer Weib, Señor!« rief Rapapelo mit ungeschminkter Schadenfreude.

Sanchez Farfan wurde weiß im Gesicht.

»Meine Frau sitzt hier!« sagte er und zeigte auf Maria de Estrada. »Ich weiß nicht, was Ihr wollt! ...«

»Richtig, Euer zweites Weib, falls sie überhaupt Euer Weib noch ist!« rief Rapapelo. »Doch Euer erstes Weib ...«

»Sie ist tot!« sagte Farfan, frech vor Angst.

»Ihr lügt, und Ihr wißt, daß Ihr lügt!« schrie Rapapelo ihn an, »hier steht sie! Sie lebt!«

Nun verlor auch der alte Santisteban seine Verlegenheit, empört über das Benehmen Farfans.

»Dies ist Doña Elvira!« sagte Santisteban vorwurfsvoll. »Wollt Ihr sie nicht begrüßen, Senor?«

»Sanchez!« wimmerte das Indianerweib.

Farfan verfärbte sich noch mehr. Er zitterte, ihm klapperten die Zähne.

»Ich kenne dies Weib nicht!« stotterte er mühsam hervor.

Maria de Estrada hatte sich bisher still verhalten. Jetzt brach sie in ein krampfhaftes Lachen aus und rief:

»Sei verständig, Sanchez! – Zahle die zehn Kupferstücke und behalte sie! Mich hast du heute doch verloren!«

Aber Farfan wiederholte:

»Ich kenne dies Weib nicht! ...

Maria de Estrada erhob sich und ging auf die Fremde zu, die noch immer verschüchtert am Zelteingang stand.

»Wißt Ihr mit Pferden umzugehen, Señora ?« fragte sie.

»Nein!« erwiderte Dona Elvira schluchzend.

»Ich werde es Euch beibringen! Und jetzt flennt nicht!« sagte Maria de Estrada mit barscher Güte. – »Kommt nur herein! Ihr sollt in meinem Zelt bleiben! Ich will's! Und ihn fragen wir überhaupt nicht! ... Auf ihn brauchen wir nicht eifersüchtig zu sein! ...«

Seit dem Tage lebte der Weißhändige mit zwei Frauen. Doch wurde er von seinen Kameraden nicht beneidet. Das Pferd der Amazone hatte es hinfort besser als er.

Noch nie hatte das kleine Christenheer in so großer Gefahr geschwebt wie jetzt. Zwei Stunden westlich im Gebirge, verborgen hinter Felsen und dichtem Gehölz, war das Feldlager der Tlascalteken. Der undurchdringliche Nachtnebel hätte es dem Feinde ermöglicht, unbemerkt in die Ebene zu kommen, die Christen von allen Seiten zu umstellen, von allen Seiten zugleich zum Angriff zu schreiten. Dank der Warnung Doña Elviras war Cortes instand gesetzt, den Schlag aufzufangen. Der undurchdringliche Nachtnebel, der ihn vernichten helfen sollte, wurde sein Bundesgenosse. Im Schutze des Nebels gingen die Christen westwärts bis nah an den Fuß des Gebirges vor, nahmen Deckung hinter hohen Kaktushecken. Nicht lange hatten sie zu warten. Die Tlascalteken stiegen in die Ebene herab und ahnten nicht, daß Geschützrohre auf sie gerichtet waren. Die in die Ebene Gelangten schritten durch Maisfelder, um von den Söhnen der Sonne – die sie weit im Osten gelagert glaubten – nicht erspäht zu werden. Wunderbar war der Anblick ihrer im monddurchschienenen Nebel glitzernden und über die wogenden Maisblätter hinausragenden Rüstungen, Waffen und Standarten. Blendend bunt war der Federkopfschmuck, waren die wilden Helmmasken, die mit der Sonne oder dem Mond oder Tierbildern bemalten Schilde, die farbigen Wattepanzer der Krieger und die aus Gold- oder Silberplatten geschmiedeten Panzer der Kriegshäuptlinge, überhängt mit Kolibrifedermosaik, die Steinbeile, Speerbündel, die blauen Wurfbretter und die kurzen Bogen mit den stark gewundenen Sehnen. Jeder der Hauptstämme Tlascalas führte seine Devise in kostbarer Ausführung mit sich, getragen auf hohem Stab –: die der Xicotencas war ein auf einem Felsen stehender Wolf, der in den Vorderpfoten Bogen und Pfeil trägt, die der Maxixcas war ein grüner Reiher auf einem Felsen, mit goldenem Schnabel und goldenen Rosetten unterhalb der Flügel. Die herrlichste Standarte aber war die des Freistaates Tlascala, aus Silberfiligran, über und über besät mit glitzernden Edelsteinen und überlodert von einem die Flügel spreizenden Adler aus schwerem Golde.

»Santiago und los auf sie!« rief Cortes.

Der Kampf war kurz. Die Tlascalteken wußten nicht, wo der Feind sich befand. Ringsum öffneten sich im Nebel die Feuerschlünde, donnerten aus dem Nebel heraus die Geschütze. Die Mondscheinnacht, von der sie den Sieg erhofft hatten, wurde ihnen zum Verderben. Unsichtbare Mächte mähten sie hin, und sie vermochten sich nicht zu wehren, da sie niemand sahen, gegen den sie sich hätten wehren können. Sie ersehnten den Feind, wünschten Mann gegen Mann zu kämpfen. Doch als sie endlich den Feind erblickten, war er mitten unter ihnen, und es war zu spät: die Verwirrung, die Auflösung war nicht mehr aufzuhalten. Die Tlascalteken flüchteten ins Gebirge zurück, und die verfolgenden Christen metzelten die Fliehenden nieder, bis sie des Metzelns müde waren.

Wenige Verwundete und keinen Toten hatte der Sieg die Christen gekostet. In dieser Nacht aber starb die Rebellion. Und nur der Narr Madrid trauerte um sie.

Am selben Morgen erschienen fünfzig Abgesandte des Prinzen Kriegsmaske vor Cortes. Sie wurden für Spione gehalten und gefoltert, einer von ihnen, gemartert vom Zungenreißer, befreite sich durch das Geständnis, daß sie Spione seien. Darauf befahl Cortes, allen fünfzig die rechte Hand abzuhauen, und schickte die Verstümmelten an Prinz Kriegsmaske zurück.

Der Apotheker Ponce de Güelva mußte dem Henker Osorio ein Lebenselixier zu trinken geben – so erschöpft war er.

Gegen Mittag trafen im Feldlager hohe Würdenträger, Abgesandte des Rates der Alten von Tlascala, ein, kleine Friedensfahnen in den Händen tragend, und gleichzeitig mit ihnen Prinz Kriegsmaske im gleißenden Türkisvogel-Federschmuck eines Vorstehers des Hauses der Speere, Gesicht und Körper violett bemalt, begleitet von seinen vornehmsten Kriegshäuptlingen, Adlern, Jaguaren und Räucherpriestern. Als Sprecher der Gesandtschaft kniete Prinz Kriegsmaske vor dem weißen Gott nieder, küßte ihm Hände und Füße, bat ihn im Namen Tlascalas um Frieden und Bundesgenossenschaft. Alle Schuld nahm er auf sich – habe er doch die Fremden für Freunde Montezumas gehalten. Er bat, an seine künftige Treue zu glauben, und bot sich selbst und seine Begleiter als Geiseln an. Und er lud Cortes und die anderen weißen und schwarzen Götter in die Stadt Tlascala ein. Nahrungsmittel und Goldgeschenke überreichte er die Fülle, selbst für die Pferde – die Hirschungeheuer – hatte er Truthähne, Fleisch und Brot mitgebracht, und zum Schluß ließ er fünf Sklaven heranführen und sprach zu Cortes:

»O Sohn der Sonne! Wenn du ein stürmischer Gott bist, so empfange die fünf Sklaven und verzehre sie! Wenn du ein stiller Gott bist, so gestatte, daß wir dich mit Kopal beräuchern und mit Quetzalfedern behängen! Bist du aber ein Mensch, so nimm diese Wachteln, Maiskuchen und Honigäpfel an als Nahrung für dich und die Deinen!«

Dankend umarmte Cortes den Prinzen und versicherte ihn, daß er keine Menschen esse. Die Frage, ob er ein Gott sei, ließ er offen. Ein vom Sekretarius Godoy aufgestellter Friedens- und Bundes-Vertrag wurde verlesen und beschworen. Die Einladung, in die Stadt Tlascala einzuziehen, wurde mit Freuden angenommen.

Zu Prinz Kriegsmaske sagte Cortes:

»Ich verließ das Reich des Sonnenaufgangs und zog über das Meer aus Mitleid mit diesen armen Völkern! Ich bin gekommen, die Tyrannei auszurotten und den blutigen Greueln ein Ende zu machen! ...«


Die Lichter des goldenen Himmelskreises lächelten Segen auf Cortes hernieder und blendeten, verblendeten ihn schier. Unbegreiflich – selbst ihm, dem Selbstbewußten –. unfaßlich, unausdenklich war das jähe Wunder seines Erfolges.

Jede Rose hat eine Stunde höchster Rosenhaftigkeit – gleich weit entfernt von Knospenherbheit wie von Entblätterung. So kulminieren die Sterne, so gipfelt das Glück. Aber wer es erlebt, weiß es nicht, sieht es nicht.

Auch Cortes wußte es nicht, wußte es erst später, wie sehr ihn auch der abenteuerliche Ausgang berauschte, daß die Tlascalteken Freundschaft darbrachten wie einen kostbaren Tribut.

Er war geblendet, darum sah er den Feuerkäfer nicht, der weisend ihm voranflog und mit einem Flügelschlag die stärkste der Mauern niederriß, die nicht aus Steinen, die aus Herzen erbaut war. Offen und unbehütet lag nun der Weg da zur Wasserstadt und in das Land seiner Sehnsucht – das Land des Goldes und der Schrecken.


 << zurück weiter >>