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Zweites Buch

Die Wächter Montezumas bewachten auf ihren Warttürmen das Meer, unermüdlich und gewissenhaft, wie man eine gefährliche Eingekerkerte hinter Gitterstäben, ein Muttertier mit Reißzähnen, eine entmenschte Verbrecherin oder eine entthronte Königin bewacht. Doch das Meer zeigte seine Reißzähne nicht, es lächelte in mädchenhafter Unschuld, und Muscheln, Korallen, wohl auch Leichen und Perlen rollte es mit ebbenden Atemzügen an den Küstensand, wie immer. Und seinen Kerkermeistern zum Trotz trug es eines Tages elf Karavellen auf seinen tiefblauen Schultern und lud am Ufer einer Bucht die schwankende Bürde ab. Ratlos mußten die Wächter der See zuschauen, wie ihre schöne Gefangene der Vorkehrungen Montezumas spottete; und sie vermochten nicht zu hindern, daß fünfhundertfünfzig weiße Götter mexikanisches Land betraten.


Noch bevor die weißen Götter den Fuß aufs Land gesetzt, versuchten unter dem Verwande, Tauschhandel zu treiben, einige Wächter des Meeres auszukundschaften, in welcher Absicht die Unheimlichen genaht. In schöngeschnitzten Baumkähnen ruderten sie hinaus, und da sie am Maste eines der großen Wasserhäuser eine schwarze Sammetfahne erblickten, auf die ein Goldkreuz, umlodert von weißen und blauen Flammen, gestickt war, zweifelten sie nicht, daß dort der Tlatoani, der große Herr, sich befinde, und sie erkletterten die Schiffstreppe. Und dies meldeten sie etliche Tage darauf im Saal der Botschaften, kniend vor Montezuma: »Wir küßten den Bug des Wasserhauses. Dachten wir doch – kam nicht vielleicht Unser Herr Quetzalcoatl vom Meer des Himmels herab auf dem Haus der Fluten? Als wir eine Treppe hinaufgestiegen, sahen wir ein Mädchen aus einer Tür treten, herrlich wie die Göttin der Blumen und der Liebe Xochiquetzal, und sie redete unsere Sprache, und sie führte uns vor Unsern Herrn. Der gab uns diese durchsichtigen Perlen – glitzernd blinken sie wie zu Stein gefrorene Regentropfen –, und er fragte uns durch den Mund des Mädchens: ›Wer seid ihr? Woher kommt ihr? Seid ihr aus Mexico? Wie nennt sich der König in Mexico?‹ Und dann: ›Meldet eurem König Montezuma, daß ich als Gesandter geschickt bin von einem König, der mächtiger ist als er – wie auch der Gott, dem wir dienen, mächtiger ist als alle Götter Mexicos. Die Botschaft, die ich überbringe, kann ich euch nicht sagen und keinem der Großen dieses Landes – sondern nur Montezuma selbst werde ich sie ausrichten, Auge in Auge.‹«


An einer ungesunden, sonnengedörrten Sandwüste war das kleine Heer der kastilischen Abenteurer gelandet. Sie waren von Kuba ausgezogen, um Gold zu suchen oder Ruhm oder Heldenabenteuer, manche wollten auch Götzentempel zertrümmern und das Kreuz aufrichten als wahre Nachfahren der Kreuzritter – aber sie alle hatten Zaubergärten erträumt, Märchenländer voll schimmernder Schlösser und liebeglühender Frauen, wie sie in den vielgelesenen Ritterromanen der Zeit, dem Amadis de Gaule, Palmerino di Rolando und Splandiano, hingemalt waren. Eine dunkle Kunde von Mexicos Herrlichkeiten war seit Jahren bis nach Kuba geklungen. Nun befanden sie sich auf Mexicos Boden – und was sie sahen, war Ödnis: ein Streifen dünenhafter Sandhügel zwischen Weltmeer und Urwald.

Vielen entsank der Mut wie ein verwelktes Blatt.


Das Feldlager mußte gerichtet werden. Ein weißes Zelt, das sie an Land gebracht, war bald kohlschwarz geworden, überdeckt von Myriaden Stechmücken, und Termiten hatten es angefressen, noch ehe es aufgerichtet war. Da befahlen die Offiziere, belaubte Zweige aus dem Urwald zu holen. Unter Aufsicht der Zimmerleute Cristobal de Jaén, Alonso Yañez und Alvaro Lopez wurden Laubhütten errichtet, je eine für drei Mann. Dann wurden die Pferde ausgeschifft und die Geschütze. In einer Hürde wurden die Pferde untergebracht. Es waren nur sechzehn: denn Pferde und Neger waren fast unerschwinglich in Kuba. Die Schmiede Hernan Martin und Juan Garcia beschlugen alsbald die zuckenden, von der Seereise benommenen Tiere. Die Artillerie bestand aus einigen schmächtigen Falkonetten und zehn kupfernen Kanonen – unter diesen fanden sich sechs lange Kartaunen, zwei kurze Kartaunen, eine lange Schlange und ein Basilisk. Die umfangreichste der Kartaunen war die Singende Nachtigall getauft worden.

Der Feuerwerker Alonso de Mesa – der schon in Italien unter dem großen Capitan Consalvo Ferrante gedient und Geschütze gegen Cesare Borgia gerichtet hatte – stellte jetzt, unterstützt von den Artilleristen Juan Catalan, Bartolomé de Usagre und dem einzigen Levantefahrer Arbenga, die kupfernen, mit Essig und Wein blank gescheuerten Kanonen und Falkonette rings um das Lager auf, wodurch dieses das Aussehen einer Wagenburg erhielt. Nach den vier Windrichtungen war je ein größerer Zwischenraum zwischen den Geschützen gelassen – sogenannte Tore –, in welche die Gassen des Feldlagers mündeten. Posten bewachten die Tore.


Dem Strande und den Schiffen zunächst waren die Lauben der Marketender. Dort wurden die Viktualien aufgestapelt, Essig- und Öl-Fässer, Konserven-Schachteln, Kisten mit gesalzenem Fleisch, weißem Zwieback und geröstetem Kassave-Brot, auch Mehlsäcke. Doch erwies sich das Mehl durch Meerwasser verdorben und mußte verschüttet werden.

Besser hatte der Wein die Seereise überstanden. Und die Frau des Schmiedes Hernan Martin, die Marketenderin Catalina Marquez, genannt die Feuerlilie, hatte bald alle Hände voll zu tun, den sonnenversengten, pflichttreuen Soldaten nach schwerer Tagesmühe eine Labe zu reichen. Die Nichtstuer des Heeres aber wichen nicht von ihrer Seite: der Galicier Ribadeo, den sie Beberreo, den Weinschlauch, nannten, der kurzbeinige Pedro d'Ircio, geheißen Agrajes sin obras, der Agramant ohne Taten, und der Schwätzer Sanchez Farfan mit den weißen Händen, de las manos blancas. Auch eine junge Mulattin, Beatriz de Palacio's, trieb sich mit ihnen herum, und während Pedro d'Ircio seine alten Geschichten von einem Don Pedro Jiron und einem Grafen von Urueña wieder auftischte, trank sie aus seinem Glas und aus den Gläsern des Weinschlauchs und des Weißhändigen, bis sie trunken kreischte und von ihrem alten Gatten Suarez mit Scheltworten weggetragen wurde. Es ging das Gerücht, sie sei die Tochter der Vaquera, einer alten reichen Portugiesin, die sich einst auf der Insel Haiti mit einem Negersklaven eingelassen, jüngst aber ihrer Silber-Minen wegen vom achtzehnjährigen Genuesen Lorenzo Serafini geheiratet worden war, nachdem sie das Pfand der Sünde, die bräunliche Tochter und angebliche Nichte, an den kahlköpfigen Suarez verschenkt hatte. Und so girrend verliebt war sie auf ihre alten Tage, daß sie dem flatterhaften Genuesen sogar aufs Schiff gefolgt war. Jetzt schlich sie verstohlen zwischen den Laubhütten umher, in der Hoffnung und Furcht, ihn zu ertappen. Serafini sah sie zwar von fern, doch unbekümmert fuhr er fort, mit den zigeunerhaften Glücksjägerinnen zu scharmieren, die sich dem Heere angeschlossen hatten, das Land des vergoldeten Mannes, el Dorado, zu suchen. Die schönste und vornehmste unter den Abenteuerinnen war ohne Zweifel die olivenbleiche Isabel de Ojeda, eines Statthalters Tochter. Rassig schön waren auch Doña Francisca de Valtierra, die reiche, knabenhafte Maria de Estrada und Maria del Rincon, alle drei adliger Abstammung. Auch die Lagerdirne Elvira Lopez, ihrer eckigen Grazie wegen die lange Elvira genannt, fand Anbeter, und ebenfalls die etwas rundliche Rosita Muños. Ein besonderes Wesen aber war die kleine La Medina mit den schwermütigen Augen. Sie war fast häßlich. Doch wenn sie sang – und wer konnte singen wie sie! – blühte ihre Lieblichkeit auf wie eine Jerichorose im Wasserglas. Und wie konnte sie tanzen! Der Bergmann Ortiz, der beste Gitarrespieler und Tanzmeister des Heeres, bewunderte sie und erklärte sie für seine Meisterin.


In der Mitte des Lagers befand sich ein freier Platz, der eingesäumt war von den größeren Laubbaracken der Regierungsbeamten – des Rechnungsführers Albornoz, des königlichen Schatzmeisters Mejia und des königlichen Notars Godoy – sowie der Offiziere, der Anführer der elf Karavellen: Hernando Cortes, Pedro de Alvarado, Alonso Hernandez de Puerto Carrero, Cristobal de Olid, Juan Velazquez de Leon, Diego de Ordas, Francisco de Montejo, Alonso de Avila, Francisco de Lugo, Andrés de Tapia und des Hauptmanns der Armbrustschützen Pedro Barba.

Die schwarze Standarte mit dem flammenumloderten Kreuz wehte über der Laubhütte des Hernando Cortes.

Auf dem freien Platze war ein Schandpfahl errichtet und ein aus Feldsteinen roh aufgerichteter Altar.

Über alle Laubdächer hinweg sah man einen hohen Galgen ragen. Das Hochgericht befand sich außerhalb der Tore.


Das Gespenst der Meuterei schritt schon am ersten Abend durch das Heerlager. Dann erkletterte es den Galgen, und oben kauernd, grinste es hernieder auf den erregten Ameisenhaufen.

Der schwarzbraune Hengst des Cortes hatte sich bei der Ausschiffung ein Bein gebrochen und mußte getötet werden. Cortes war sehr mißgestimmt darüber. Da trat sein Kämmerer Rodrigo Rangel vor ihn – ein exzentrischer Mensch mit langem Spitzbart, gutmütig, ehrgeizig und zerfahren, stets leidend an der euphemistisch von ihm Drüsenübel genannten Seuche, – diese war schuld, daß er nie dazu kam, die kühnsten Wundertaten zu vollführen. Seine Leidenschaft für die lange Elvira blieb unausgesprochen, daher unerwidert und hoffnungslos. Rodrigo hielt diese langatmige Rede:

»Euer Liebden werden doch nicht zu Fuß ins Fabelland Mexico reiten. Euer Liebden haben einen Stallmeister – Martin de Gamba –, aber kein Roß. Gut. Aber – und das verstehe ich vollkommen – Euer Liebden wollen keinen Eurer Freunde unter den Offizieren–Alvarado, Puerto Carrero, Lugo und Tapia – des Streitrosses berauben, und was Euer Liebden Gegner unter den Offizieren betrifft – ich meine die anderen Kavaliere: den hitzigen Velazquez de Leon, den phantastischen Diego de Ordas, den vergnügten Montejo, den rüden Avila, und Olid, den einstigen Galeerensklaven –, so werden diese Euer Liebden weder für alle Schätze Venedigs noch für die Perle der Kleopatra, welche sie flüssig trank, ein Roß herleihen, wäre es auch nur, um Sr. Exzellenz dem Statthalter von Kuba, Don Diego Velazquez, eine kleine Freude zu bereiten. Bleiben unsere vier braven Kavalleristen, die tapferen Soldaten Gonzalo Dominguez, Enrico Lares und die Fähnriche Juan de Escalante und Gonzalo de Sandoval. Doch was ist ein Vogel ohne Flügel, ein Fisch ohne Flossen und ein Kavallerist ohne Schlachtroß? Es kommen daher für Euer Liebden nur drei Pferde in Betracht. Der Musikus und Tanzlehrer Ortiz besitzt eins, gemeinsam mit dem Schmied Garcia, – es ist zwar ein Rotfuchs, doch ein ganz elender Klepper, man kann gut Gitarre spielen auf ihm und sogar auf seinem Rücken tanzen: La Medina hat's versucht, und man behauptet, mit Glück. Da ist ferner die braune Stute des Juan Sedeño aus La Havanna, doch sie hat heute früh, kurz vor der Landung, Mutterfreuden erlebt und ein kräftiges Grau-Füllen geworfen, und ihr glücklicher Besitzer ist, wie Ihr wißt, der reichste Mann unter uns und nennt ein Schiff, einen Neger und eine Ladung Salzfleisch sein eigen, – was könnt Ihr dem noch bieten? Also, um es kurz zu machen: der Scharfschütze Vaena aus Trinidad hat einen Rappen, ein vortreffliches Tier. Sagt selbst, was kann ein Scharfschütze mit einem Rappen Besseres anfangen, als ihn sich berappen lassen?«

So sprach Rodrigo Rangel.

Cortes ließ den Scharfschützen Vaena zu sich in die Baracke rufen. Er redete dem Mann freundlich zu und erstand nach einigem Feilschen das wertvolle Tier – für die Goldborte eines seiner Galakleider. Eigenhändig trennte er die Borte ab und überreichte sie dem Arkebusier.

Seinem Pferde gab Cortes den Namen Romo.

Der Schütze entfernte sich, hielt aber die Goldborte in der Wamstasche versteckt. Er wußte selbst nicht, warum er sich schämte, sie zu zeigen. Ein wenig reute ihn wohl der Kaufhandel. Mürrische Äußerungen von ihm wurden im Lager dahin gedeutet, als wäre ihm sein Roß mit Gewalt abgenommen worden.

Alle, die zum Statthalter von Kuba, Don Diego Velazquez, hielten – und das waren nicht wenige unter den Soldaten –, steckten die geröteten Köpfe zusammen. Noch schwelte und glomm erst das Feuer der Rebellion, noch loderte es nicht zur Flamme empor. Und ein fetter Dominikaner-Mönch, der Lizentiat Juan Diaz, war bei dieser und jener flüsternden Gruppe zu sehn und blies mit wulstigen Lippen in die Glut.


Zwei Tage darauf war Ostersonntag. Vor dem aufgeputzten Steinaltar auf dem freien Platze wurde Messe gelesen. Außer den Kavalieren, Soldaten, Dirnen und Marketendern nahmen auch zwei vornehme Mexikaner mit großem Gefolge an der Zeremonie teil.

Schon tags zuvor hatten sich Indianer eingefunden, hatten Maisbrot, Truthähne, Gemüse und Kaktusfeigen überbracht als Geschenk des mexikanischen Statthalters, dessen baldigen Besuch sie ankündigten. Auch hatten sie bereitwillig mitgeholfen, die am Gründonnerstag flüchtig gezimmerten Laubhütten auszubessern, ja, in emsiger Beflissenheit hatten sie sogar die Hütte des Cortes mit einem Baumwolltuch überspannt, um den Tlatoani, den großen Herrn, vor Sonnenstrahlen zu schirmen.

Früh am Ostersonntag wurde von Wachtposten gemeldet, zwei reichgekleidete Kaziken mit vielen Begleitern näherten sich dem Lager. Mit dem Wort Kazike bezeichneten die Kastilier alle Indianer von Rang, mochten es Könige, Feldherren und Würdenträger hochstehender Kulturvölker oder auch nur Häuptlinge wilder Stämme sein.

Teuhtliltzin, der Staub-Aufwirbler, Statthalter der Provinz Cuetlaxtlan, und Cuitlalpitoc, der Gebundene Falke, ein Steuererheber Montezumas, waren die Gäste. In zwei kunstvoll ornamentierten Sänften wurden sie von ihren Sklaven durch die Gassen des Lagers getragen. In der Mitte des Lagers machten sie halt, entstiegen den Tragsesseln und schritten leicht wiegenden Ganges der Hütte mit der schwarzsammetenen Standarte zu, wo Cortes, umgeben von den zehn kastilischen Offizieren, sie stehend erwartete. Bediademt mit hochragenden Edelfeder-Kronen, gepanzert in Harnische aus kleinen Goldplatten und geziert mit juwelenflirrendem Brustschmuck, schlohweißen Schulterbinden und metallen glitzernden Prachtmänteln aus karminroten, ockergelben und grasgrünen Kehlendaunen von Kolibris, goldene Glöckchen an den Goldsandalen und in den bemalten Händen den runden Fächer und den lasurenen Krummstab haltend, machten die zwei Würdenträger einen befremdenden und beklemmenden Eindruck auf das christliche Heer, das sich eben um den Altar zur Messe versammelte. Hochmut war der Gang, Hochmut das Gehaben, Hochmut die Kleidung dieser ersten Boten einer neuen unbezwingbaren Welt!

Doch Cortes ließ sich sein Staunen nicht anmerken. In lässiger Haltung, lebhaft mit seiner Umgebung plaudernd und lachend, stand er da in seinem besten, etwas verknüllten Galakleid, dem nun die Goldborte fehlte. Er trug ein Wams aus Brokat, dazu schwarzseidene Kniehosen, weiße Strümpfe und Schnallenschuhe. Sein Sammet-Barett war von der legendären Hahnenfeder geschmückt: sie hatte ihm jüngst um ein Haar das Kommando gekostet, und der Possenreißer Madrid, der frühere Hofnarr des Diego Velazquez, des Gobernadors von Kuba, konnte ihm bis an sein unseliges Ende die steile Feder nicht verzeihen. Noch jung war Cortes, erst vierunddreißig Jahre alt. Wie sein spät gereifter Charakter war auch sein Körper stählern, schlank und biegsam. Die geistige Überlegenheit, die sich in seinen Zügen malte, war maskiert durch eine stets gleichbleibende, gewinnende Freundlichkeit, ein Schmunzlächeln in den grauen Augen. Der hellbraune Vollbart verdeckte die untere Gesichtshälfte und mochte wohl auch ein Lauern um den Mundwinkel verdecken, der Bart verbarg aber nicht eine tiefe Schramme in der Unterlippe, ein Andenken an eins der zahllosen Duelle, die Cortes in Alt-Kastilien und auf Kuba einst, schönen Frauen zuliebe, ausgefochten.

Die Kastilier warteten die Begrüßung der Mexikaner ab. Der Staub-Aufwirbler und der Gebundene Falke beugten sich, berührten mit der rechten Hand die Erde und führten die Hand zur Stirn. Es war der herkömmliche Gruß der Bewohner Anahuacs. Cortes schritt nun auf beide zu und umarmte sie. Es hatte einen Augenblick den Anschein, als wollte der Statthalter der Umarmung ausweichen, als besänne er sich erst, – mit kühler Fremdheit ertrug er die körperliche Berührung, als wäre es eine Zudringlichkeit ...

Den Hochmut ließ ihn Cortes sogleich entgelten. Die Mexikaner waren gekommen, ein politisches Gespräch zu führen. Kaum hatte der Staub-Aufwirbler seine wohlgesetzte Rede begonnen, fiel Cortes ihm ins Wort und forderte ihn durch Zeichen auf, an der heiligen Handlung teilzunehmen. Die Mexikaner waren auf solch einen Empfang nicht gefaßt. Mit herablassender Höflichkeit fügten sie sich indes und stellten sich unter die Andächtigen vor den mit einem Kruzifix geschmückten Altar.


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