Hans Staden
Warhaftige Historia
Hans Staden

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Wie wider eyn Schiff nach mir ge=
sant wurd von den Portugalesern.   Cap. 39.

WJe ich nun in dem fuenfften Monat bei jnen gewesen war / so kompt wider eyn schiff von den Jnsel Sancto Vincente dahin / so haben die Portugaleser das für eynen gebrauch / das sie gleichwol in jrer feinde landt fahren / doch wol geruest / vnd kauff schlagen mit jnen / geben jnen Messer / vnd Hepen für Mandioken meel / welches die selbigen Wilden daselbst auff etlichen enden vil haben / vnd die Portugaleser so der schlauen vil haben zum zucker gewechs / die behûhen das meel / dieselbigen damit zuspeisen. Vnnd wann die schiffe so kauffschlagen mit diesen Wilden / so kommen diser Wilden eyner oder zwen in eynem nachen / vnnd reychen jnen auffs fürderlichste sie koennen / die wahr / Darnach heyschen sie was sie darfür haben woellen / das geben jnen dann die Portugaleser. Dieweil aber die zwen bei dem schiff sein / halten jrer etlichen nachen voll von ferrem vnd sehen zû / vnd wann dann das kauff schlagen gehalten ist / so fahen die Wilden offtmals an vnd scharmuetzeln mit den Portugalesern / vnd schiessen pfleile nach jnen / dann fahren sie widderumb hin.

Das vorgenante schiff volck schoß eyn stueck geschuetzes ab / darmit die Wilden hoereten das eyn schiff da were / vnnd sie fûhren dahinn / da hattenn sie nach mir gefraget / ob ich noch lebte / sie geantwortet / ja / hatten die Portugaleser begeret / das sie mich moechten sehen / dann sie hetten eyn kist vol wahr / Braechte mein brûder / auch eyn Frantzose / welcher mit jnen im schiff were.

So war nun eyn Frantzose genant Claudio Mirando mit den Portugalesern im schiff / welcher vormals mein gesell gewesen war / den selbigen nante ich meinen brûder / der sagte ich / würde villeicht in dem schiffe sein / vnd nach mir fragen / dann er gereyt eyn reyse da geweßt war.

Vnd sie kamen wider võ dem schiffe an landt / vnd sagte mir / mein brûder were noch eyn mal kommen / vnd braechte mir eyn kisten voll wahr / vnd wolte mich gerne sehen. Da sagte ich: Fuehret mich so von ferrem hinbei / ich wil mit meinem brûder reden / die Portugaleser verstehn vns nicht / vnd ich wil jm sagen / Das er vnserm vatter anzeyge wañ er heym komme / das er mit eynem schiff kommen vnd bringe vil gezeuges mit / vnnd hole mich. Sie meynten es were gût also / aber sie besorgten sich / das vns die Portugaleser verestuenden / dann sie hatten eynen grossen krieg vorhanden / den wolten sie gegen dem Augstmonat vollenfuehren. Auff die gegenheyt Brikioka / da ich gefangen wurd / vnd ich wuste alle jr anschlege wol / darumb war jnen leydt / das ich etwas mit jnen daruon redte. Aber ich sagte neyn / die Portugaleser verstuenden meines brûders vnd meine spraache nicht. Da fuehreten sie mich vngeferlich eyn steyn wurff nahe bei das schiff / so nacket / wie ich alle zeit vnter jnen gieng. Da sprach ich sie an in dem schiff / vnd sagte: Gott der Herr seio mit euch lieben brueder / Eyner rede mit mir alleyne / vnd lasset euch ander nicht hoeren / dann das ich eyn Frantzose sei. Da hûb eyner an / Johann Senches genant / eyn Bosckkeyer / welchen ich wol kennete / vnd sagte zû mir / Mein lieber brûder / ewert halben sein wir her kommen mit dem schiffe / vnd haben nicht gewust / ob jr lebend odder todt sein gewesen / Dann das erste schiff brachte keyne zeittungen von euch. Nun hat vns der Hauptman Brascupas zû Sanctus befolhen / zuforschen / Ob jr noch beim leben weren / wann wir solches vernemen / das jr noch lebten / solten wir zum ersten hoeren / Ob sie euch auch verkeuffen woelten / wo nicht / solten wir sehen / Ob wir etliche fangen konten die euch Quittirten.

Da sagte ich / Nun woelle euch Gott inn ewigkeyt lohnen / dann ich bin hie in grosser angst vnnd not / vnnd weyß noch nicht was sie anschlagen werden / sie hetten mich wol gereydt gessen / hette es Gott nicht sonderlicher weise verhindert. Weiter sagte ich jnen / sie werden mich euch nicht verkeuffen / dañ gedencket es nicht / vnd lasset euch nicht anders mercken / dañ das ich eyn Frantzose sei / vnd gebt mir etliche wahr vmb Gottes willen / Messer vnd Angelhacken. Dasselbige thaten sie / vnd es fûhr eyner mit eynem Nachen beis schiff vnd holets.

Wie ich nun sahe das mir die Wilten nicht lenger gestatten wolten mit jnen zureden / da sagte ich zû den Portugalesern / sehet euch wol vor / sie haben eynen krieg vorhannden / wider nach Brickioka / Da sagten sie mir / das sich jre Wilden auch sehr ruesteten / vñ wuerden gerad das dorff anfallen / da sie mich innehette / das ich nuhr wolgemût were / Gott wurde alle ding zum besten schaffen / dann ich sehe wol sie koenten mir nit helffen. Ja sagte ich / Dieweil es meine sünde also verdienet haben / ist es besser / das mich Gott hie straffe / dann dort inn jenem leben / Vnd bittet Got das er mir auß dem ellend helff.

Darmit befalhe ich sie Gott dem Herrn. Vnd sie wolten weiter mit mir reden / aber die Wilden wolten mir nicht lenger gestatten spraach mit jnen zuhalten / vnd fûhren wider umb nach den huetten mit mir.

Da nam ich die Messer vnd Angelhacken / vñ gab sie jnen vnd sagte: Diß alles hat mir mein brûder der Frantzose geben. Da fragten sie mich / Was es alles were das mein brûder mit mir geredt hette / Da sagt ich / Jch hette meinem brûder befolhen / Er solte sehen / das er den Portugalesern entkoeme / vnd zoege in vnser vatterlandt / vnd braechten schiff mit vilen guetern vnd holete mich / dann jr weret from / vnd hiltet mich wol / das woelte ich euch dann belohnen wañ das schiff koeme / Vnd muste also alle zeit das beste vorwenden / vnnd das gefiel jnen wol.

Darnach sagten sie vnternander: Er muß gewiss eyn Frantzoß sein / lasset vns jnen nun vortan besser halten. Also gieng ich da eyn zeit lang vnter jnen / vnd sagte: Es wirt bald eyn schiff nach mir kommen / das sie mich nur wol tractirten. Darnach fuhrten sie mich in den walt hin vnd wider / wo sie etwas zuthun hatten / muste ich jnen helfen.


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