Hans Staden
Warhaftige Historia
Hans Staden

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Wie sie eynen gefangenen assen /
vnd mich mit darbei fuehreten.   Cap. 37.

VOlgents aber nach etlichen tagen / wolten sie eynen gefangenen essen / in eynem dorff Tickquarippe genant / vngeferlich sex meil von dannen / da ich gefangen lag / so zogen nun etliche mit auß den huetten da ich war / die fuereten mich mit / vnd der schlaue den sie essen wolten / war eyner nation die heyssen Marckaya / vnd wir fûhren mit eynem nachen dahin.

Wie nu die zeit kam / das sie jnen betrincken wolten (das ist jr gebrauch / wann sie eynen menschen essen woellen / so machen sie eynen Tranck von wurtzeln / der heyssen Kawi / wañ der getruncken ist / darnach toedten sie jnen). Des abents / wie sie jme des andern tages seinen todt betrincken wolten / gieng ich hin bei jnen vnd sagte zû jm / Ja du bist all geruest zum todt / Da lachte er vnd sagt / Ja. So heysset nun die Schnur darinn sie die gefangenen binden / Mussurana / ist von baumwol gemacht / vnd ist dicker dann eyn finger) Ja meynte / er wer wol geruest mit allen dingen / dann alleyn die Mussurana were noch nicht lang gnug (dann es fehlten noch ungeferlich sex klofftern daran) Ja sagte er / mit jnen hette man sie besser. Vnd er fuehrete solche rede als ob er solte zur kirmess gehen.

So hatte ich nun eyn bûch in Portugalesischer spraach bei mir / welches die Wilden in eynem schiff genommen hatten / das sie durch hülff der Frantzosen erobert hatten / das gaben sie mir.

Vnd ich gieng von dem gefangenen / laß inn dem bûch vnd mich jamerte seiner. Darnach gieng ich widder hin zû jm / vnnd redete mit jme (Dann die Portugaleser haben dieselbige art Markaya auch zu freunden) vnd sagte jme: Jch bin auch eyn gefangener so wol als du / vnnd bin nicht her kommen / das ich von dir essen woelle / sondern meine herren haben mich mit bracht. Da sagte er / Er wuste wol das wir leut keyn menschen fleysch essen.

Weitter sagte ich jme / er solte getrost sein / dann sie würden jme das fleysch alleyn essen / aber sein geyst wuerde auff eynen andern ort fahren / da vnser leuth geyste auch hin fahren / da were vil freude. Da meynte er / Ob das auch wahr were. Da sagte ich ja. Ja sagte er / er hette Gott nie gesehen. Jch sagte / Er wuerde jnen im andern leben sehen. Wie ich nun die rede mit jme geendet hatte / gieng ich von jme.

Die selbige nacht / wie ich des tages mit jme geredt hatte / kompt eyn grosser windt / vnnd wehete so schrecklich / das er stuecke von dem tache der huetten wehete. Da fiengen die Wilden mit mir an zuzoernen / vnd sagten inn jrer spraach: Apo Meiren geuppaw y wittu wasu Jmmou. Der boese mensch der heylige / machet das der windt yetzt kompt / dann er sahe des tages in die donnerheude / meynten das bûch das ich hatte. Vnd ich thets darumb / das der schlaue vnser der Portugaleser freund were / vnd ich meynte villeicht / mit dem boesen wetter das Fest zuuerhindern / Jch batt Gott den herrn vnd sagte: Herr du hast mich biß hieher behuetet / behuete mich vortan / dann sie murreten sehr auff mich.

Wie nun der tag anbrach / wurde es fein weitter / vnnd sie truncken vnd waren wol zufriden. Da gieng ich hin zû dem schlauen vnd sagte jme: Der grosse windt were Gott gewesen / vnd hette jn woellen haben. Darnach vber den andern tag ward er gessen. Wie das zûgehet / werdet jr in den hindersten Capiteln finden.


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