Friedrich Spielhagen
Platt Land
Friedrich Spielhagen

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Zweites Kapitel.

Wie fest sich auch Gerhard vorgenommen, nur noch an die nächsten Obliegenheiten zu denken – die Auffindung des Briefes, den er jetzt in der Tasche trug, und die Fensterszene mit Julie hatten ihn wieder mitten in den Wirbel seiner Sorgen und Qualen geschleudert.

Was hatte Julie von ihm gewollt? die Frage nach Pferd und Wagen war selbstverständlich nur der Vorwand gewesen, sich ihm, der ihr seit vorgestern geflissentlich auswich, zu nähern – zu welchem Zwecke? mit ihm zu spielen wie die Katze mit der Maus? sich, wenn möglich, seiner Angst zu freuen? seine Klage zu vernehmen? ihm ihren Trost anzubieten? Denn daß sie in dem Besuch Maggies bei seiner schlimmsten Feindin in dem Augenblicke, wo er ihr seine Liebe gestanden, den Anfang des Endes, das Ende selbst sah, so gut wie er selbst oder Ediths treues Auge; daß sie den Versicherungen Maggies vom Gegenteil nicht den mindesten Glauben schenkte, das war ja sonnenklar, mochte sie mit dem kleinen Munde noch so melancholisch zucken, während sie am liebsten geradeheraus gelacht hätte. Weshalb aber nicht herausgelacht? es war bei Gott lächerlich genug! wo auf der Welt gab es einen Menschen, der sich so gründlich von einem schönen Mädchen hatte nasführen lassen, das nicht einen Moment in ihm etwas anderes gesehen, als ein einfaches und doch – wie der Erfolg lehrte – ganz sicheres Mittel, zu ihrem Zwecke zu gelangen? Wie nun, wenn das hübsche Weib nur nachahmte, was ihm das schöne Mädchen vorgemacht? wenn er abermals als bequemer Schirm dienen sollte, hinter dem sich eine unsaubere Komödie abspielte? wenn die kosende Freundlichkeit, das rastlose Spiel der munteren Augen, das freche Zurschaustellen ihrer Reize, die bald als Sorge, bald als Freude sich maskierende Teilnahme an seinem Wohl und Wehe – wenn alles nur darauf abzielte, ihm, in dem sie mit Recht den Freund des Gatten sah, die Augen zu verblenden, ihm und aller Welt den Beweis zu liefern für ihre Worte von vorgestern: daß jede verheiratete junge Dame von vornherein die Freundin jedes jungen, unverheirateten Mannes sei, er mochte nun Otto Bagdorf oder Gerhard Vacha oder wie immer heißen? und daß eine solche teilnahmvolle, uninteressierte Samariterin in der Ausübung ihrer barmherzigen Pflichten sich selbst durch die wohlbegründete Furcht vor der Tyrannenlaune eines eifersüchtigen Gemahls nicht beirren lasse? Nur freilich: konnte sie sich nicht eben das allzu gefällige Fräulein Salchen bestellt haben, um die Erschrockene desto drastischer zu spielen? Der Brief entglitt den geschickten Händen so auffallend ungeschickt; der kleine Fuß stellte sich herausfordernd unvorsichtig auf das Blatt am Boden, das Salchen, die nur zwei Schritte entfernt war, doch unzweifelhaft längst bemerkt hatte! Lug und Trug und Verrat überall, für jemand, der – nach Verrätern spürt! Ja! ja! es war nicht anders – er wollte verraten sein! er wollte Maggie schuldig finden, weil er sich selber schuldig wußte! Hatte er sich dem bezaubernden Eindruck, den Edith auf ihn gemacht, nicht willenlos, widerstandslos hingegeben? sich in Mitleid, Bewunderung, Liebe berauscht, bevor gegen die, der er Liebe und Treue geschworen, ein einziger Beweis vorlag, er hätte denn Juliens böswilliges Geschwätz vom Tage vorher für einen Beweis nehmen müssen? als er noch jeden Augenblick erwarten durfte, daß sie zur Tür hereintreten würde? er noch nicht wußte, daß sie bei der Baronin zu Besuch war? – Und dieser Besuch, konnte er nicht eine Notwendigkeit sein, deren Gründe sie ihm nachträglich erklären würde? für die er selbst, wenn er nur wollte, einen und den anderen Grund zu finden vermochte? hatte sie nicht eben in dem Briefe an Julie ihre Bitte wiederholt, Vertrauen zu ihr zu haben? Der Brief, dessen leichtfertig witzelnder Ton ihm so sehr mißfallen, war es vielleicht nicht der rechte Brief, wenn er doch schon einmal durch Juliens Hände gehen sollte? Hatte Maggie sich nicht dieser Vermittlung bedienen müssen, überwacht, wie sie es ohne Zweifel von den Argusaugen der Baronin war? Gab es denn noch etwas zu verheimlichen, nachdem sie die wütende Baronin in ihres Vaters, in Ediths Gegenwart zur Rede gestellt? Was, großer Gott, sprach denn eigentlich gegen sie, als der eine, eine Blick Ediths! woraufhin hatte er sie verurteilt, als auf diesen einen Blick, der ihm gesagt: hoffe nicht mehr auf Maggie, sie ist für dich verloren! – War Edith unfehlbar? war sie nur eine unverdächtige Zeugin gegen eine Schwester, die so ganz anders geartet war als sie selbst? mit der sie, nach Maggies eigener Aussage, niemals harmoniert hatte? und in diesem Falle –

In welchem Falle? wirst du nicht jetzt den letzten Faden in das aberwitzige Gewebe schlagen und behaupten, daß Edith dich liebt? Und du schämst dich nicht, verrückt, wie du bist, über die Vernunft oder Unvernunft eines anderen Menschen aburteilen zu wollen?

Er stand still, sich den perlenden Schweiß von der heißen Stirn, den pochenden Schläfen zu trocknen. Mitleidlos brannte die Sonne hier auf dem schattenlosen Sandwege durch das Dorf, wenn man die acht oder zehn Katen, die rechts und links zerstreut lagen, so nennen wollte: erbärmliche, von dicken, moosüberwucherten Strohdächern wie in den Sand gedrückte, mit niedrigen, in der Mitte quer durchgeteilten Türen, kleinen quadratischen, vergrünten und vergilbten Fenstern spärlich versehenen Hütten, an deren graubraunen Lehmwänden zwischen dem dünnen Fachwerk inselartige hellere Flecken nur noch eben daran erinnerten, daß sie einst weiß getüncht waren. Vor den Hütten befanden sich hinter Mäuerchen, die man aus lose aufeinander gepackten, jetzt mit Schlehdorn überwucherten Steinen aufgeführt, wenige Fuß breite Plätzchen, die sich durch ein paar hochstämmige Sonnenblumen, sehr vereinzelte Stangen, an denen Bohnen hinaufrankten, im übrigen nur durch eine Fülle von allerhand Unkraut, zwischen dem hier und da eine Kartoffelstaude hervorragte, als Gärten ankündigten. Das sehr bescheidene Häuschen des Schmieds, das der Feuergefährlichkeit wegen aus Stein gebaut und etwas abseits lag, nahm sich neben diesen elenden Baracken wie ein Palast aus.

Gerhard war auf seinem Wege in die Felder schon oft genug hier vorübergekommen, aber niemals war ihm die Jämmerlichkeit dieses Anblicks so aufgefallen, wie jetzt in dem grellen Schein der Vormittagssonne, die alle Blößen und Mängel grausam aufdeckte. Und so bemerkte er zum ersten Male, daß diese Arbeiterhütten, die sich kaum oder gar nicht von den darangeklebten Schweine- oder Kuhställchen unterschieden, nur durch eine eiserne Gittereinfassung und dahinter sich hinziehende doppelte Reihe Akazien von der neuen Anlage der Blumengärten getrennt war. Das aus Eisen und Glas konstruierte Dach des Palmenhauses ragte hoch herüber. Für die Summe, welche die vorgestern angekommene Araukaria und die zur würdigen Ausstattung des Fremdlings getroffenen Einrichtungen gekostet, hätte man an Stelle dieser traurigen Brutnester der Unordnung, Unreinlichkeit und Krankheit ebenso viele reinliche, gesunde, menschenwürdige Wohnstätten schaffen können. Aber vielleicht fühlten die Menschen, die hier hausten, das Elend und die Unwürdigkeit ihrer Lage so wenig, als die paar Kinder, die da in dem heißen Sande des Weges herumkrochen, sich ihres Schmutzes und ihrer Nacktheit schämten, wenn das auch keine Entschuldigung für den Herrn war, der sie in dieser Lage ließ. Freilich! er war ja jetzt selbst in einer schlimmen, vielleicht verzweifelten Lage. Nun, die hier zur Nacht ihre arbeitmüden Glieder auf die schmutzigen Lager streckten, mochten darüber ruhig schlafen – um ihretwillen hatte er die Wechsel nicht akzeptieren und prolongieren müssen.

Ein flachsköpfiger, etwas größerer Bube, der sich mit einem ganz kleinen, in Lumpen gehüllten Kinde schleppte, hatte Gerhards Frage nach der Wohnung der Schulten-Jochen endlich gefaßt und führte ihn seitwärts vom Hauptwege in ein kurzes Nebengäßchen, das von einem grünbewachsenen Tümpel abgeschlossen wurde, aus dem man das Wasser für die Gärten und Gewächshäuser schöpfte. Das letzte, hart am Rande des Tümpels stehende Häuschen, auf das der Junge wies, schien Gerhard ein ganz besonders elendes und verfallenes Ansehen zu haben, vielleicht nur deshalb, weil er dicht davorstand, die Lumpen, mit denen man die zerbrochenen Fensterscheiben ersetzt hatte, deutlich genug sah, und ihm der Rauch aus der oberen geöffneten Hälfte der niedrigen Tür unmittelbar entgegenqualmte, so dicht, daß das Feuer auf dem Herde in dem dunkeln Flur noch eben hindurchschimmerte. Eine Frau, die an dem Herde gestanden, trug ein Kind auf dem Arme; und als sie, um Gerhard einzulassen, auch die untere Tür geöffnet, wurde ihm klar, weshalb er sie nicht bei den Arbeiterinnen im Hofe oder auf dem Felde bemerkt. Die arme Person hatte ein verkommenes und vernachlässigtes Aussehen, gerade wie das Kind, das sie trug; doch sprach aus ihrem blassen, unschönen Gesicht große Gutmütigkeit, und so beantwortete sie auch Gerhards Fragen nach des Schulten-Jochen Mutter bereitwillig, wenngleich nicht ohne einige Verwunderung, sei es über die Fragen selbst, sei es über die Person des Fragers, die ihr bis jetzt noch nicht zu Gesicht gekommen sein mochte. Dann führte sie ihn durch den raucherfüllten Flur die drei oder vier Schritte nach einer Tür, die sie öffnete, um ihn voranzulassen und selbst in das kleine, niedrige, halb mit Betten angefüllte Zimmer zu folgen, an dessen offenem Fenster auf einem Schemel eine Frau saß, die sich sofort bei seinem Eintritte erhob, einen Knix bis auf den Boden machte und, sich wieder aufrichtend, ihm mit beiden Händen Küsse zuwarf.

»Laß deine Narrenspossen, Mutter«, sagte die junge Frau; – »der Herr will dich sprechen.«

»Eine große Ehre, eine sehr große Ehre«, sagte die Alte unter erneuten Knixen, »wenn ich auch nicht das Vergnügen habe, französisch zu sprechen, aber der gnädige Herr Baron wird vorlieb nehmen. Der Herr Baron sprechen ja so gut deutsch, ei, so gut, daß es eine Freude ist, es zu hören, eine wahre Freude!«

Gerhard war nicht wenig verwundert über diese Ansprache, die, während die junge Frau natürlich Platt sprach, in einem ganz leidlichen Hochdeutsch vorgebracht wurde.

»Sie ist Wirtschafterin in Kosenow gewesen noch zur schwedischen Zeit«, sagte die junge Frau zur Erläuterung.

»Als wenn mich der gnädige Herr nicht kennte«, sagte die Alte mit einem hochmütigen Lächeln; – »man ist zwar nur eine arme Wirtschafterin, aber man kann sich, Gott sei Dank, sehen lassen, und der gnädige Herr waren schon gestern abend so überaus freundlich, natürlich für die vornehmen Herren ist unsereins nicht.«

Die Alte strich sich das graue Haar glatt, zupfte an ein paar verblichenen Bändern, die sie auf ihre armselige Kleidung an möglichst unpassende Stellen gesetzt hatte, hüstelte, knixte und lächelte mit affektierter Verschämtheit.

»Sie spricht von ihrer Wirtschafterinzeit in Kosenow«, sagte die junge Frau abermals in erläuterndem Tone.

»Mische dich nicht in die Unterhaltung zwischen dem gnädigen Herrn und mir«, sagte die Alte unwillig, »du kannst meinetwegen den Garloff heiraten; mir paßt er schon lange nicht mehr. Sie müssen nämlich wissen, gnädiger Herr, daß ich mit dem Förster verlobt bin; er ist eigentlich nur Försterbursche, und ein bißchen mehr Ansprüche kann man denn doch am Ende wohl machen. Und wenn mich der Herr Baptiste mit nach Frankreich nimmt, wie er mir gestern abend versprochen hat, als ich ihm in dem langen Gange nach der Küche begegnete – und der Herr Baron darf einem ehrlichen Mädchen nicht so scharf in die Augen schauen, man hat auch ein Herz und Mitleid mit so schönen vornehmen Herren, wenn sie auch zehnmal Franzosen sind.«

Die junge Frau war hinausgegangen, um nach ihrem Topfe auf dem Herde zu sehen; die Alte war näher an Gerhard herangetreten und sagte zu ihm im flüsternden Tone, während sie fortwährend ängstlich nach der offenen Tür blickte:

»Der gnädige Herr wird mich nicht verraten, ich kann es dem Herrn Baptiste nicht begreiflich machen, er versteht es nicht und ist doch sehr wichtig, sehr wichtig! Hüten Sie sich vor meinem Bräutigam! er würde mich totschießen, wenn er wüßte, daß ich hier mit dem gnädigen Herrn spreche und den Brief von dem anderen gnädigen Herrn besorgen will. Ich habe schon ein paarmal gesehen, wie sie die Köpfe zusammengesteckt haben, und der Herr Deep, das ist ein grundschlechter Mensch, und die anderen tun schließlich alles, was er sagt.«

»Wer sind die anderen?« fragte Gerhard eifrig.

»Um Gottes willen!«

Die junge Frau war wieder eingetreten; die Alte legte die Finger auf den welken Mund, schlich zu ihrem Platze am Fenster zurück, hüstelte und lächelte selbstgefällig vor sich hin, während die Junge sagte:

»So kann sie stundenlang schnacken, wenn sie mal hineinkommt; dann spricht sie auch wieder für mehrere Tage kein Wort. Von Kosenow erzählt sie am meisten; es ist ihre beste Zeit gewesen, hernach ist es ihr immer schlecht gegangen.«

Die Alte tat entweder, als ob sie nicht hörte, was die Junge sagte, oder sie hörte es wirklich nicht. Gerhard glaubte das letztere annehmen zu sollen. Sie stierte vor sich hin, fortwährend die Lippen bewegend, hüstelnd, zwischendurch lächelnd, an den verblichenen Bändern zupfend oder das graue Haar glättend. Es hatte offenbar keinen Sinn, länger zu bleiben. Aus der Alten war nichts mehr herauszubringen, vielleicht konnte er noch dies und jenes von der jungen Frau erfahren.

Sie wußte nicht viel zu berichten: sie selbst sei nicht von hier – eine Katenmannstochter aus Zarnewitz, habe den Schulten-Jochen vor sechzehn Jahren geheiratet, die Mutter war schon im Hause, war immer dagewesen, seit Jochens Vater gestorben. Damals, als sie heiratete, habe sie die Mutter sehr dick gefunden, aber seit ein paar Jahren sei sie mager geworden, nicht, daß sie nicht genug zu essen bekomme, aber das Essen wolle nicht mehr anschlagen, der Doktor sage, die Alte habe die Zehrung. Übrigens sei sie gar nicht so alt; Jochen habe einmal gesagt, sie könne knapp fünfzig sein, und das werde so ziemlich seine Richtigkeit haben; Vadder Deep habe es auch gesagt, der müsse es doch wissen. Vor Vadder Deep habe die Mutter große Furcht, der wollte sie ja wohl ins Narrenhaus nach Grünwald bringen, und so werde es gewiß kommen, denn, was Vadder Deep wolle, sagte Jochen, und so sagten sie alle, das geschehe, obgleich die Mutter es ja doch nicht lange mehr treiben werde und sie sie ruhig die paar Monate noch in ihrem Stuhle sitzen lassen könnten. Ihr sei sie nicht weiter zur Last, besonders jetzt, wo sie kaum noch was äße; und was Vadder Deep sage, daß sie eines Tages die Kinder schlachten werde, das sei dummes Zeug, man könne ihr ganz ruhig ein Kind stundenlang auf den Schoß setzen, und das sei was wert, wenn man schon acht habe und nächstens ein neuntes dazubekomme. Die Alte tue auch sonst keinem Menschen etwas zuleide, und Vadder Deep brauche kein solches Aufsehen davon zu machen, weil sie neulich wütend geworden und dem Jochen das Gesicht zerkratzt. Es sei dem Jochen ganz recht gewesen, warum betrinke er sich jedesmal, wenn er mit dem Herrn Inspektor Korn nach der Stadt fahre, und komme dann betrunken nach Hause und wolle der alten Frau ihre paar lumpigen Bänder vom Leibe reißen. Die machten sie doch nicht arm, und es ginge keinem was an, auch dem Jochen nicht, und der Jochen sollte sich schämen; denn wenn die Alte, als sie jung gewesen, nicht gut getan habe, wie Vadder Deep sage, und daß kein Mensch wissen könne, ob der Schulten-Jochen auch wirklich des Jochen Schulten Sohn wäre – seine Mutter bleibe sie doch immer, und das sage ja Jochen auch, denn er sei eigentlich ein guter Kerl, wenn er nur von dem verdammten Branntwein lassen könnte; aber bei dem Herrn Klempe würden sie ja wohl noch alle zu Säufern.

So erzählte das arme Weib in eintöniger, apathischer Weise, während sie, das Kind auf dem Arme, neben Gerhard vor der Haustür stand. Das Kind wurde unruhig und fing an zu schreien; die Frau sagte, sie müsse ihm seinen Brei geben, Milch habe sie schon bei dem vorigen Kinde nicht mehr gehabt. Gerhard bot ihr ein paar Geldstücke, die er ihr schließlich in die braunen Hände drücken mußte: so viel hätte sie noch nie zusammengesehen, davon könnten sie ja wochenlang leben! Gerhard sagte: desto besser, und entfernte sich eilig; der Anblick dieses hoffnungslosen Elends schnürte ihm das Herz zusammen, und in seinem Kopfe schwirrten und wirrten von den wunderlichen Reden der Alten seltsame Gedanken und dunkle Ahnungen, die wieder mit anderen, nicht minder seltsamen und dunkeln Gedanken und Ahnungen zusammenflossen, ohne daß sich daraus etwas klar gestalten wollte. Nur eines stand bei ihm fest, daß, wenn er es verhindern könne, Vadder Deep seinen Willen nicht haben: daß die alte Frau nicht ins Irrenhaus solle.


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