Willy Seidel
Der Buschhahn
Willy Seidel

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Erster Teil
Ein Tag aus dem Leben Grothusens

    Kreuzbeinig hockst du und gelassen
vor schwarzem Grün des Blätterwalls.
Da zuckt dein dürrer Vogelhals,
und jählings sehn wir dich erblassen:
Dünkt dich, kalkfarbenes Phantom,
daß wiederum der Buschhahn brülle? –
– Hoch über dir in alter Stille
hängt tropfenschwer der Pflanzendom.

    O Mann der ziegelroten Pocken,
des fruchtlos witternden Gehörs!
Im Zwielicht dumpfen Ungefährs
bist ewig du verdammt zu hocken,
behängt mit deinem Haushahn-Makel:
bis dich ein letzter Schrei verhöhnt;
bis dir das ferne Busch-Orakel
krächzend den letzten Bannfluch tönt!

    So heiß du Jenen auch umwirbst:
Sein Schrei wird nimmer dich erlösen;
und an der Erde zu genesen
wird dir versagt sein, bis du – stirbst.
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