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[Welle spühle fort meinen Kummer!]

»Welle spühle fort meinen Kummer!«
O wahr' mir Gott den Schiffersmann!
Die Woge lechzt zu ihm heran,
Das Schaumroß steigt ihm in den Kahn –
Der Brandung zu höhnendem Spiele.

»Welle spühle fort meinen Kummer!«
Erleuchte Blitz den Felsenrand!
Die losen Blätter treibt's zu Land,
Die Fluthen schlägt des Schwimmers Hand:
Fort wirbeln den Knaben die Wogen!

»Welle spühle fort meinen Kummer!«
Der Fischer faßt des Knaben Haar,
Als schwer erreicht das Ufer war,
Weh', hat er für die Todtenbahr,
Die Leiche des Sohns sich errettet!

»Welle spühle fort meinen Kummer!«
Die Seele fliegt als Möve fort
Und warnt die Schifferschaar im Port! –
Im Morgengold der Unglücksort
Glüht überstreut mit Korallen!

»Welle spühle fort meinen Kummer!«

Rom 1846.

»Welle spühle fort meinen Kummer«

Handschrift in Wolf von Goethes Autographensammlung auf der Universitätsbibliothek Jena. In der vorletzten Zeile verschrieb sich Adele, daher machte sie die Nachschrift: »Ich habe mich verschrieben weil ich die letzte Zeile änderte, meine Sachen kann ich nicht schreiben«. Auf der Rückseite von Goethes Hand: »Adele Schopenhauer Rom 1846«. – Vgl. auch die Einleitung S. 45.