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Capella.

Zur Capella aufwärts schauen
Muß ich oft in stiller Nacht,
Ihr den lieben Gram vertrauen,
Der mich oft so selig macht.

Und an der geweihten Stelle
Bricht der Sehnsucht wilder Schmerz,
Und der weite Himmel wird Capelle
Für mein stille betend Herz.

Täglich muß ich Dein gedenken,
Einz'ger Freund, so ernst und mild;
Alle Lebensstrahlen senken
Sich zur Glorie, Deinem Bild.

Doch vor Allem, was zu gleichen
Deinem Wesen oft mir scheint,
Will ein Bild mir nimmer weichen,
Das dem Ernst das Milde eint.

Waldesgrün, von Sonnenstrahlen
Hell durchwoben, grünend Licht,
Scheinen Dich mir stets zu malen,
Wenn Gefühl durchs Lächeln bricht.


Capella

H 1. Seite 77. – Signatur Sibyllens: 55.

Das Gedicht ist eine der zahlreichen Verherrlichungen der unglücklichen Liebe zu Ferdinand Heinke, die Adelens und Ottiliens Schicksal so eng zusammenkettete. Vermutlich liegt ihm ein bestimmter Vorfall zugrunde. So schreibt Ottilie am 30. Juli 1815 aus Eisenach an Adele: »Denke ich an unsern Freund, so erscheint mir alles wie die Capella, an der er sein Geschick geknüpft glaubte. Er zieht mir still und leuchtend voran und zeigt mir die Bahn, der ich getrost folge«. Beiden Freundinnen leuchtete die Liebe zu Heinke als Abendstern, als Hesperus, ein Symbol, dem wir in mehreren Gedichten Adelens begegnen. – Die Nachricht, daß Adele 1817 nach Berlin gehen und dort vielleicht dem Geliebten begegnen sollte, erweckte in Ottilie eine unbändige Freude. »Delina, komm«, schreibt sie ihr am 17. Mai 1817, »damit wir in voraus, vor Deinem Aufenthalt in Berlin, ein liebliches Capellchen bauen können. Für die Blumen, mit denen wir die schönen Bilder darin bekränzen wollen, so wie für das anzünden ein paar geweihter Kerzen, laß mich nur sorgen; komm!«

Die Autorschaft Adelens an diesem Gedicht ist von Ottilie in ihrem Brief an Sibylle vom 25. Oktober 1849 noch ausdrücklich bezeugt.


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