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[Auf einer schön-bunten Blume ...]

Auf einer schön-bunten Blume saß ein singendes Vögelein und schlug mit den Flügeln vor Lust zum fröhlichen Liede. Und sieh! das Bächlein floß muntrer in hüpfenden Wellen, die Blätter am Baume spielten zusammen, und die Blumen wiegten sich auf den schlanken Stengeln, und alle freuten sich am süßen Gesange. Da kam aber die Sonne, und auch ihr gefiel das Lied; sie neigte ihre glänzenden Strahlen alle zum Vöglein nieder, mit aller Kraft die melodischen Töne an sich ziehend. Das arme Vöglein aber ertrug den ungewohnten Strahl nicht, er brannte ihm tief in das kleine Hirn hinein, und es sank in den wiegenden Blumenkelch, den es herabzog, sich selbst zum Sarg. Geknickt war Blüthen- und Sängerleben. Schmerzlich verhüllte die Sonne ihr Angesicht und zog trauernd vorüber. – Es gingen aber andere Tage auf, die Sonne glänzte wohl wieder: aber Vöglein singt nicht mehr, die Blume kann ihr Haupt nicht mehr erheben, und Wald und Welle haben tiefes Leid.


Auf einer schön-bunten Blume saß ein singendes Vögelein

H 1, Seite 74. – Signatur Sibyllens: R.


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