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(Ich hatte eine Rose im Fluß schwimmen sehen.)

Stille, nur stille mein Herz!
Ist eine Zeit gewesen,
Da war die Welt so farbenhell!
Da konntest vom Schmerz du genesen.
Da schritten die Tage wie Riesen schnell
Ueber die Klippen und Höhen des Lebens. –
Da waren die Nächte so sternenhell! –
All das Erinnern vergebens, vergebens!
Stille, nur stille mein Herz! –
– Und weil ich Dein stilles Auge nicht sah,
Konnt' ich nicht mehr den Frieden mir denken,
Und da nun dein Abschied dem Herzen so nah,
Konnte nichts mehr die Zukunft mir schenken.
Wie jene Rose im Flusse daher,
War blühend das Glück mir gekommen,
Und auf den Wellen im Zeitenmeer
War's plötzlich vorübergeschwommen.
– Sah so zerrinnen die rosige Pracht,
Wollte mein Herz überzeugen,
Daß nur die Welle die Blüthe gebracht,
Daß sie den Fluthen nicht eigen. –
Weh mir! ich suche das Ufer noch,
Dem wohl die Rosen entblühen!
Wellen der Tage! ich suche es noch –
Doch hab' den Raub ich verziehen.
      Wer brach die Rose? wie nahm sie der Fluß?
      Erreicht sie denn nimmer mein Wille?
      Da sie dem Strome nun folgen muß,
      O endlich, mein Herz, werde stille!


(Ich hatte eine Rose im Fluß schwimmen sehen.)

H 1, Seite 48 f. In der Abschrift fehlt Zeile 10: »ich«; Sibylle schreibt an den Rand: »Wolff Var.: »weil ich«. – Signatur Sibyllens: 49.

Ist undatiert, dürfte aber wohl auch wie die vorigen Gedichte dem Jahr 1826 und seinem schmerzlichen Erlebnis zuzuschreiben sein.


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