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Am 14. Juni.

Es klang ein Ton mir im Herzen –
Wiedertönt ihn mein ganzes Leben,
Weiter trugen ihn Lust und Schmerzen,
Haben ihn dem Echo Erinnern gegeben.
– Will er denn nimmer im Sehnen verhallen?
Ach! da nehmen ihn die Träume
In ihre weiten, endelosen Räume,
In der Phantasie hellkrystallnen Hallen
Lassen sie weithin den Zauberton schallen!


Am 14. Juni

H 1, Seite 47. Die Abschrift hat in der letzten Zeile: »erschallen«; die Vorsilbe ist, der Tintenfarbe nach zu schließen, von Adele selbst getilgt. – Sibyllens Signatur: 48.

Welche Bedeutung der 14. Juni für Adele hatte, ließ sich nicht ermitteln. Man könnte an Heinke denken, aber für sein Verhältnis zu Ottilie und damit auch zu Adele scheint der 17. Juni entscheidend gewesen zu sein. Das zeigt einmal die Tagebuchstelle vom 17. Juni 1816; Adele erzählt von einem Besuch des neuen Freundes von Könneritz: »Nur bei Tisch wurde mirs einmal gar zu traurig, er saß dort, wo sonst Heinke gesessen. Heinke war hier vor zwei Jahren wirklich! In diesem nämlichen Leben, auf derselben Erde! O wie wars anders, ehe das erste Lebewohl zwischen mich und einen ewig teuren Menschen trat!« Und um die Bedeutung dieses Tages herauszuheben, setzte Ottilie ihre – Trauung mit August von Goethe auf den 17. Juni 1817 fest (vgl. ihren Brief an Adele vom 17. Mai 1817, Nachlaß I 311 f.), was sie als einen hohen Beweis ihrer Tapferkeit empfand. – Ein bestimmtes Jahr war daher für dieses Gedicht nicht anzugeben. Vielleicht daß der Gedanke an Gottfried Osann und das Nebelhaft-Phantastische einer gemeinsamen Zukunft sich mit der Erinnerung an die verlorene Jugendliebe paarte.


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