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Nach dem Abschiede eines jungen Freundes.

Du bist geschieden, ich verlassen,
Und Beide sind wir nun allein!
Die Rosen uns'res Glücks erblassen,
Es schwindet unser Morgenschein –
Und in des Tages hellem Lichte
Erkenn' ich Dich, und leider mich,
Der Wand'rer schwindet dem Gesichte,
Er glänzt im Sonnenschein, und ich? –
Im trüben Grau der Dämmerungen,
Dem längst das Morgenroth verschwand,
Steh ich allein, und längst verklungen
Ist meiner Freude Zauberland.
Dorthin wird Dich kein Pfad geleiten,
Dich führt gar andershin Dein Weg!
Allein muß ich durch's Dunkel schreiten,
Denn Keiner um mich kennt den Steg!
Und keiner hat den Laut vernommen,
Womit man einst mein Glück genannt.

Mir war ein Fackelschein entglommen,
Du schiedst, sie blieb in Deiner Hand.
Im Doppelschein magst Du nun wallen,
Du darfst kein nächtlich Dunkel scheu'n!
Vom Sonnen-Fackelschein und allen
Sternen wirst Du umleuchtet seyn!

Wie ich nun so im Dunkel stehe,
Schimmerst Du fern wie Sternenlicht!
Doch wenn ich auf Dich rückwärts sehe:
Der ferne Strahl erhellt mich nicht.

1821.


Nach dem Abschiede eines jungen Freundes

H 1, Seite 29 f. – Signatur Sibyllens: D.

Ohne Zweifel ebenso wie das vorige Gedicht an Heinrich Nicolovius gerichtet.


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