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10

Das Drama war vollendet. Ein Gastmahl sollte das Werk feiern. Paris war auserkoren, es den Gästen zu deklamieren.

Claudius hatte den Kaiser persönlich geladen. Doch Caligula lachte ihn ohne Erbarmen aus.

»Deine Verse anhören! Nein, bester Claudius. Diese Marter kannst du mir ohne Majestätsbeleidigung nicht zumuten. Ich werde dir den Tribunen meiner Leibwache schicken, den alten Haudegen Cassius Chärea. Der hat in Germanien gekämpft und ist an das Geheul der Barbaren gewöhnt.«

Sehr betreten verließ der Dichter den Kaiser.

Als Paris kurz vor dem Tage des Festes in der Villa des Claudius erschien, die letzten Vorkehrungen zu besprechen, traf er den Dichter nicht daheim. Kühn ließ er sich der Herrin melden.

Ihrer Verabredung entsprechend, hatten Messalina und Paris bei Begegnungen im Hause fremd und gleichgültig getan. Es war bis dahin höchst selten erforderlich geworden. Denn Messalina hielt sich streng in ihren Gemächern zurück, wenn Paris bei Claudius weilte.

Als sie nun nach ekstatischen Nächten zum erstenmal wieder im Tageslichte unverhofft dem Geliebten gegenüberstand, überwältigte das Glück des Wiedersehens die sinnenfrohe Domitierin. Sie umklammerte den verwegenen Mann, bereit, seine Küsse zu empfangen.

Doch Paris blieb besonnen. Er deutete mit warnendem Blick auf die durch einen leichten Vorhang verschlossene Tür.

»Fabulla ist im Vorgemach,« flüsterte Messalina. »Sie wacht wie eine Löwin über uns, wenn ich ihr sage, daß ich keine Störung wünsche.«

Sie huschte hinaus und wies die Getreue an, niemand vorzulassen. Fabulla begab sich vor den Ausgang. Keine Miene in ihrem derb-hübschen Gesicht veränderte sich. Sie fronte sich des Glückes, das über die seit ihrer Vermählung so starre, stolze und stille Herrin gekommen war.

Messalina setzte sich auf einen hochlehnigen Sessel und bettete das Haupt des ihr zu Füßen knienden geliebten Mannes in ihren Schoß. Sie streichelte sein duftendes Haar und trank bebend vor Lust mit geschlossenen Augen seine leidenschaftlichen Worte. Dann erzählte Paris: »Ich habe nun eine Stätte entdeckt, an der wir uns auch bei Tage treffen können, ohne – wie in den Gärten des Agrippa – ständig in der Furcht zu leben, daß man uns entdeckt oder überrascht.«

Beglückt über seine Fürsorge, beugte Messalina sich zu ihm nieder und dankte ihm mit verlangenden Küssen.

»In der Subura weiß ich ein Haus,« sprach er weiter. »Besuche einzelner Damen sind dort nichts Auffälliges. Niemand in der Nachbarschaft findet Erstaunliches dabei, wenn einer Lektika eine verhüllte vornehme Römerin entsteigt.«

»Wann wollen wir uns dort treffen?« fragte sie schweratmend, in dem Vorgefühle eines vollkommen ungestörten Glückes nach den angstvollen Zusammenkünften im Freien.

»Wäre dir morgen die achte Stunde recht?«

»Ich komme,« versprach sie, sich eng an ihn schmiegend. »Wohin muß ich mich tragen lassen?«

»Sind die Sänftenträger und ihr Aufseher dir ergeben?«

»Ohne Sorge – Fabulla hat ihre Treue gewonnen.«

»So gib das Haus der Mutter Rubria als Ziel an. Ich erwarte dich dort.«

»Mutter Rubria?« stieß Messalina erschrocken hervor.

Sie entsann sich jener dicken, geschminkten, mit billigem Zierat behangenen Kupplerin, die in der Nacht nach dem Gastmahl auf dem Palatin sie eingeladen hatte, sich ihrer Verschwiegenheit zu bedienen.

»Warum erschreckt dich der Name, Liebste?« forschte Paris erstaunt.

»Es ist ein Dirnenhaus,« sagte sie.

»O nein,« versicherte er, verwundert über ihre Kenntnis. »Mutter Rubria weiß auch vornehme Gäste zu empfangen. Und dann, du süße Freundin, ist dem verstohlenen Glücke nicht jedes verschwiegene Nest recht, in dem es sich verbergen kann?«

Sie schwieg beklommen, ehe sie zustimmte: »Ich komme.«

Plötzlich tönten draußen Stimmen, dann Schreie. Paris sprang empor. Da riß Agrippina auch schon den Vorhang zur Seite und betrat das Gemach. Während die Eindringende mit ihrem herrisch kühlen Lächeln das Paar musterte, verabschiedete Paris sich mit verbindlicher Höflichkeit von der Hausherrin, seinem Dank für die Einladung zum Feste gewandte Worte verleihend. Dann verbeugte er sich gegen Agrippina, die hochmütig seinen Gruß übersah, und verließ den Raum.

Draußen fand er Fabulla erstickt schluchzend. Ihr Rücken und die Schultern zeigten die blutigen Spuren der Stachelpeitsche zum ersten Male wieder seit langer, langer Zeit. Domina Agrippina verstand zu züchtigen. Mitleidig streichelte er das tränenüberströmte Gesicht der Ärmsten und entfernte sich schweren Herzens aus dem Hause.

Verächtlich warf Agrippina die Stachelpeitsche vor die Füße Messalinas, die schuldbewußt und verlegen in dem Sessel lehnte.

»Deine Sklavinnen sind schlecht erzogen,« höhnte Agrippina. »Verwehrte dir eine der meinen den Zutritt zu mir, ich würde sie ohne Besinnen töten.«

»Fabulla gehorchte meinem Befehl,« entschuldigte Messalina das Vergehen des Mädchens.

Da trat Agrippina dicht an sie heran. »Claudius wird der treuen Wächterin gewiß dankbar sein,« lächelte sie ironisch. »Wie konntest du dich an diesen eitlen Komödianten verschenken, der bald mit seiner Eroberung durch ganz Rom prahlen wird!« sagte sie ernst werdend, die treubesorgte Freundin spielend.

Messalina sah verklärt auf zu der großen, stattlichen Frau.

»Nie wird Paris mich verraten!« rief sie verzückt.

»Wir wollen es hoffen,« sagte Agrippina skeptisch.

Dann wandte sie sich ab, die Freude ihres Triumphes zu verbergen.

Endlich war es ihr gelungen, sich Gewißheit zu verschaffen. Lange schon hatte sie mit argem Fraueninstinkte Messalinas Treubruch gewittert. Alle Versuche, sie zu überraschen, waren bisher fehlgeschlagen. Jetzt endlich hielt sie die Rivalin in der Hand. Zu gegebener Zeit würde sie den Streich gegen sie führen. –

Nach glückerfüllten Tagen im Hause der Mutter Rubria fiel ein Tropfen Wermut in den Freudenbecher ihrer Liebe.

Es war am Tage des Gastmahles zu Ehren der Dichtung des Claudius. Als schon die ersten Gäste das Peristyl betraten, kam Claudius aufgeregt zu Messalina gewatschelt und berichtete ihr schreckgelähmt, Caligula hätte plötzlich den Tragöden Paris von der Bühne weg verhaften lassen, weil der Künstler heute in seiner Rolle Worte gesprochen habe, in denen der Cäsar eine auf ihn gemünzte Anzüglichkeit gehört habe. Sie hatte den Geliebten seit gestern nicht gesehen, wußte daher seit vierundzwanzig Stunden nichts von ihm. In Todesblässe taumelnd, hörte sie den Bericht.

»Wie lieb von dir, daß auch dich die Nachricht erschüttert,« lobte Claudius. »Es wäre gewiß schöner gewesen, wenn Paris meinem Drama Leben verliehen hätte. Doch tröste dich, Liebe. Ich werde es selbst vorlesen und, vertraue mir, nicht eben schlecht!«

Geifernd und mit dem Kopfe wackelnd, begrüßte er zerstreut seine Gäste. Messalina stand steif und fassungslos, während Agrippina mit der Miene einer herrschenden Kaiserin die stummen Huldigungen entgegennahm, die der Herrin des Hauses gehörten.

Dem Abgesandten des Kaisers hatte Claudius den Ehrenplatz neben der Gattin eingeräumt. Cassius Chärea versuchte ritterlich die Hausherrin zu unterhalten. Doch in der vernichtenden Angst um das Geschick des Geliebten lag Messalina betäubt, keines klaren Gedankens mächtig, neben dem Tribunen. Da ließen die starren Antworten der vor Sorge Zitternden schließlich auch den alten Soldaten erstaunt verstummen.

Die Langeweile schlich um die wenigen Triklinien. Agrippina spielte meisterhaft die Rolle der bedrückten Vereinsamten. Sie sah in dem biederen Chärea nur einen Späher des Tyrannen. Claudius aber befaßte sich ausschließlich mit den Gerichten, sich auf die Strapaze der Vorlesung vorzubereiten.

Messalina wartete vergeblich auf die Rückkehr Fabullas, die sie heimlich ausgesandt hatte, über das Schicksal des Geliebten Nachricht zu erlangen.

Die zehrende Ungeduld erpreßte ihr ein leises, kaum hörbares Stöhnen. Zwischen den verbissenen Zähnen brach ihr Zorn gegen den Kaiser hervor in den Worten: »O – dieser Cäsar!«

Lange war ihr Haß gegen Caligula in dem Rausche ihrer jungen Liebe versunken. Jetzt, da der Schänder ihres Frauentums nach ihrem Heiligsten und Teuersten griff, erwachten die vergessenen Schwüre und fanatischen Mordgelüste und suchten Worte und Äußerung.

Chärea horchte auf. Beständig auf der Suche, die Zahl seiner Mitverschworenen zu vermehren, stets bemüht, die Schlinge um den Princeps enger und enger zu schließen, nahm er jede Gelegenheit wahr, neue Anhänger zu gewinnen. Der kaum hörbare Seufzer seiner Lagergenossin ließ ihn verblüfft auflauschen.

»Auch du scheinst keine Freundin des Imperators, Domina,« flüsterte er ihr nach kurzem Erwägen zu. Das wilde Aufflammen in den dunklen Augen Messalinas ermutigte ihn. »Es ist vier Monate her, seit ich dich zuletzt sah – damals, auf einem Gastmahl im kaiserlichen Palast. Seitdem ging ein sonderbares Gerücht um über eine Freundschaft zwischen dir und dem Cäsar. Ist aus dieser Freundschaft nun Feindschaft geworden?«

»Es war Feindschaft von Anbeginn,« gab Messalina leise erregt zurück.

»Man kann Feindschaft still im Herzen tragen, ohne den Mut zu finden, sie durch die Tat zu beweisen,« versuchte der Tribun vorsichtig.

Messalina sah ihn forschend an. Sie besaß gesunde Auffassungsgabe genug, um aus den wenigen Worten Chäreas herauszuhören, daß hier ein Hasser des Kaisers sie zu gewinnen oder zu prüfen suchte.

So sagte sie denn leise: »Verlangst du von einem Weibe die Tat, da selbst dir, dem Manne, der Mut zum Handeln fehlt?«

»Vielleicht weniger der Mut als die Gelegenheit,« murrte der Alte.

Sie lachte hitzig und überlegen: »Die Gelegenheit? Sie sollte dem Manne fehlen, der so viele Stunden des Tages dem Tyrannen nahe ist?!«

Chäreas Gesicht verfinsterte sich bei diesem Vorwurf. »Caligula ist mißtrauisch geworden bis zum äußersten,« versicherte er. »Stets umgibt er sich mit seinen Kreaturen. Ein noch so unmerklich versuchter Griff nach der Waffe würde sofort entdeckt werden. Der Verschwörungen sind schon zu viele entlarvt. Wenn diesmal der Streich fällt, so muß er Blitz und Schlag zugleich sein.«

Plötzlich besann der alte Soldat sich. »Bei den Göttern!« stieß er knurrend hervor. »Entlockst du mir hier Geheimnisse?«

Er sah drohend und gefährlich auf Messalina.

Sie legte ihre Hand auf seinen Arm. »Unbesorgt,« beruhigte sie. »Du sprichst mit einer, die den Tod des Kaisers schon lange ersehnt. Seit heute habe ich neuen Anlaß, den Bluthund zu vernichten. Nur sein Tod kann einen Menschen retten, den ich liebe.«

Ein Seitenblick Chäreas streifte den eifrig kauenden, ganz der Wonne seiner Gefräßigkeit hingegebenen Claudius. Der Tribun verstand die jugendliche Gattin des kaiserlichen Oheims. Er, wie alle, wußte, daß nur ein Machtspruch des Cäsars sie an die Seite eines Mannes gefesselt hatte, der nicht gerade wie der Hüter eines Eheglückes aussah. Er erkannte die Verzweiflung und die Angst in den Zügen Messalinas, deren Augen gespannt den Eingang des Saales umtasteten.

Da entstand bei der Tür eine Bewegung. Messalina richtete sich eilig auf. Doch nicht Fabulla betrat den Raum, sondern ein Centurio der Leibwache. Chärea erkannte, daß dieser Mann nicht zu seinen geheimen Freunden zählte.

Mit der Anmaßung jener Prätorianer, die dem Kaiser ebenso ergeben waren, wie sie von ihrem Gebieter verwöhnt wurden, schritt der Centurio waffenklirrend dem Lektikus des Tribunen zu, ohne wegen seines störenden Erscheinens um Entschuldigung zu bitten. Empört über dieses, jeden geheiligten Brauch verhöhnende Auftreten erhoben die Gäste sich von ihren Triklinien.

»Der Cäsar läßt den Tribun Cassius Chärea fragen, wie lange er noch seine Pflicht versäumen will,« rief der Centurio mit lauter Stimme.

Chärea durchbohrte den dreisten Untergebenen mit einem Blick gereizten Grimmes. »Welche Pflicht?« fragte er barsch.

»Muß ich dich über deine Pflichten belehren?« entgegnete der Centurio frech.

Der Tribun beherrschte sich mit aller Gewalt. Er wußte, daß dieser Mann ohne einen Befehl des Kaisers nicht wagen würde, sich so unverschämt beleidigend zu gebärden. Mehr noch als ehedem versuchte Caligula in letzter Zeit, den ihm nicht genehmen Befehlshaber seiner Garde zu kränken, den er nur deshalb nicht von seinem Posten zu entfernen wagte, weil die Mehrzahl der Soldaten ihrem alten Truppenführer aus den Kriegen in Germanien anhing.

»Der Kaiser hat wohl übersehen, daß er mich beurlaubt hat,« sagte Chärea ruhig. »Um welchen Dienst handelt es sich?«

Der Centurio warf auflachend den Kopf in den Nacken. »Ich bin nicht beauftragt, dir lange Erläuterungen zu geben. Doch um deinen hohen wahren und deiner greisenhaften Vergeßlichkeit gefällig zu sein, sei dir gesagt, daß es dem Kaiser beliebt, das Amphitheater zu besuchen. Vielleicht bemühst du deine Faulheit dorthin, um den Befehl über die diensttuende Leibwache zu übernehmen.«

Mit einem wahren Wolfssprunge war der Tribun vom Speisebette herunter. Alle Muskeln seines runzligen Kriegergesichtes zuckten.

Schwer legte er seine Hand auf die Schulter des ihm Unterstellten, den Unverschämten mit hartem Griffe zu sich wendend.

»Sage mir eines, Mann,« donnerte er, ohne den Griff zu lockern, »sprichst du aus eigener Entschließung in diesem Tone mit mir oder wiederholst du als feiler Schuft nur dir befohlene Beleidigungen?«

Der Centurio mußte des Schutzes seines Herrn oder der bevorstehenden Absetzung des Tribunen sehr sicher sein, da er mit einem derben Faustschlage die ihn haltende Hand fortschleuderte. »Hand weg, Chärea!« befahl er.

Es war sein letztes Wort. Als springe nur ein Fünkchen von der Rechten des Tribunen auf das Haupt des Centurio über, blitzte eine kleine Klinge. Mit durchstoßener Kehle sank der Mann zusammen und verröchelte.

Man war in Rom an den Tod gewöhnt, fast mehr noch als an das Leben, das man gerade deshalb in um so gierigeren Zügen zu schlürfen suchte. Die zornige Augenblickstat Chäreas war kein erschütterndes Ereignis. Diener trugen den Leichnam hinaus. Die Gäste standen in Gruppen und flüsterten. Nur der furchtschlotternde Claudius lief händeringend von einem zum andern und beschwor seine Gäste, Chärea zu bewegen, sich schleunigst ins Theater zu begeben, um den Zorn Caligulas nicht zum äußersten zu treiben.

In finsterer Wut stand Cassius Chärea. Da spürte er eine leichte Berührung. Als er langsam und schwer das gesenkte Haupt erhob, sah er Messalina neben sich.

»Es war nicht der Richtige, den du trafst,« flüsterte sie. »Wann wirst du den andern Streich führen?«

»Es ist zu spät.« Auf den soeben durch die Tür entschwindenden Leichnam deutend, seufzte er: »Mit dem da habe ich einen Plan vernichtet, an dem ich so lange feilte und formte, bis es zu spät war.«

»Und wenn ich dir jetzt die Gelegenheit verschaffe?« fragte Messalina mit blitzenden Augen.

Er schüttelte trübe den Kopf und hob mit schwerfälliger Bewegung die bluttriefende Waffe, die er noch in der Hand hielt.

»Wenn ich dir in dieser Stunde die Gelegenheit verschaffe?« drang Messalina von neuem und entschlossener in ihn. Mit festem Griff drückte sie seine bewaffnete Hand nieder.

»Dann – ja,« murmelte der Tribun.

»Gut,« sagte sie aufatmend. »Achte im Theater darauf, wenn der Kaiser sich allein oder mit geringer Begleitung von seinem Sitze entfernt.«

»Es geht nicht,« erwiderte er, von neuem verzagend. »Ich kann jetzt nicht mehr das Theater betreten.«

Sie verzweifelte fast über seine Schwerfälligkeit. Riß sich aber mit aller Gewalt zusammen. »Du hast doch gewiß einen Freund, den du rasch benachrichtigen kannst,« zischte sie ihm zu, die Finger in seinen Arm krallend.

Nun nickte er und ging eilig hinaus.

Die Gäste entfernten sich beklommen. Es war nicht gut, bei solchen Dingen Zeuge zu sein.

Messalina begab sich in ihr Ankleidegemach, sich zu schmücken, falls sie doch noch dem Cäsar verführerisch gegenüberzutreten hatte. Fabulla war inzwischen zurückgekehrt. Sie konnte nur berichten, was sie den Schildwachen des mamertinischen Kerkers entlockt hatte: Paris war noch am Leben, seine Hinrichtung auf morgen festgesetzt.

»Dann drängt die Zeit aufs höchste,« sagte kurz die junge Frau, deren Entschlußkraft überraschend mit den Gefahren wuchs. »Rasch eine Schreibtafel, Fabulla,« forderte sie.

Während ihr goldener Griffel Zeichen in das Wachs ritzte, war ihr, als sehe sie wieder das Gorgonenhaupt jener Nacht. Die Stunde war gekommen, in der, wie sie sich geschworen hatte, der verrinnende Lebensstrom des verfluchtesten Menschen auf dem Erdkreise die Woge werden sollte, die sie emportrug.


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