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Über die von Herrn Professor C. G. Schillings in Ostafrika gesammelten Vogelarten nebst einem Mahnruf zum Schutz der afrikanischen Vogelwelt.

Vom Geh. Reg.-Rat Prof. Dr. A. Reichenow. Zweitem Direktor des Zoologischen Museums in Berlin.

Die von Herrn Prof. C. G. Schillings hauptsächlich gelegentlich seiner drei letzten nach Ostafrika unternommenen Reisen zusammengebrachte und bereits teilweise dem Königlichen Museum für Naturkunde in Berlin geschenkweise überlassene Vogelsammlung Mittlerweile ist auch der Rest der Sammlung in den Besitz des Staates übergegangen. umfaßt weit über l000 Bälge in 355 Arten und ist eine der umfangreichsten, die jemals in jenen Ländern veranstaltet worden ist. Leder gingen dem Reisenden außer den hier aufgeführten noch eine Anzahl von Bälgen – gegen 350 Stück – während des Versandes nach Europa verloren.

Eine größere Anzahl sind durch ihn zum erstenmal für das bereiste Gebiet nachgewiesen, andere Arten waren bisher nur in einem oder wenigen Stücken bekannt.

Außer sechs neuentdeckten Arten, wie z. B. der große Geier: Pseudogyps africanus schillingsi Erl., den der verstorben Afrikaforscher Freiherr C. von Erlanger beschrieben hat, Ploceus schillingsi Rchw. usw., sammelte Professor Schillings auch viele Arten, wie die Finkenmeise, Parus fringillinus und andere, die bisher nur in einem oder wenigen Stücken bekannt waren und besonders wertvolle Altersstufen u. a. von Anatiden und Frankolinen.

Wie sich aus der vorstehenden Aufzählung ergibt, ist die Anzahl der von Herrn Prof. Schillingz gesammelten und beobachteten Vogelarten im Verhältnis zur Gesamtzahl der aus Ostafrika bekannten Arten eine recht bedeutende, da man berücksichtigen muß, daß sich die Forschungen nur auf einen kleinen Teil Deutsch-Ostafrikas beschränkt haben. Aus dem ganzen Schutzgebiet, das Faunengebiete sehr verschiedenen Gepräges umfaßt, kennen wir gegenwärtig etwa 800 Vogelarten. Diese Zahl wird sich allerdings noch wesentlich durch fernere Untersuchungen erhöhen; denn die ornithologische Erforschung Deutsch-Ostafrikas kann noch lange nicht als abgeschlossen betrachtet werden, weite Landstrecken sind noch gänzlich unerforscht.

Leider ist der Vogelbestand zuweilen auch dort, wo man noch einer jungfräulichen Natur zu begegnen wähnt, schon bedroht. Auch in Deutsch-Ostafrika machen sich stellenweise schon die Folgen menschlicher Vernichtungswut bemerkbar, und es möge deshalb an dieser Stelle eine Mahnung um Schutz und Erhaltung der hochinteressanten Vogelwelt des Schutzgebietes Raum finden. Allenthalben werden gegenwärtig in unserem Vaterlande Maßnahmen zur »Erhaltung der Naturdenkmäler« getroffen. In manchen Fällen haben wir leider zu spät einsehen gelernt, wohin unnachsichtige Verfolgung der Tierwelt führt, wie unsere Wälder und Auen ihres schönsten Schmuckes beraubt werden. Das sollte eine Warnung und Mahnung sein, rechtzeitig Vorbeugungsmaßnahmen gegen die Ausrottung der Vogelwelt in unseren Schutzgebieten zu treffen. Für Vögel, die eine weite Verbreitung und die Möglichkeit haben, während ihrer Brutzeit den Nachstellungen sich zu entziehen und im verborgenen ihre Brut aufzuziehen, ist die Gefahr der Vernichtung nicht vorhanden, weil die starke Vermehrung auch ausgedehnte Nachstellungen auszugleichen vermag. Aber Arten mit beschränkter Verbreitung und von auffallendem Aussehen, das ein Verbergen beschränkt, oder solche Vogelarten, die nicht verborgen und in einzelnen Pärchen, sondern in Kolonien beisammen nisten, sind bei unnachsichtiger Verfolgung der Vernichtung preisgegeben. Das betrifft insbesondere in Neuguinea die Paradiesvögel, in Ostafrika wie in anderen ostafrikanischen Gebieten die Schmuckreiher. Mehrfach schon haben Kundige darauf aufmerksam gemacht, daß auch an der deutsch-ostafrikanischen Küste den Schmuckreihern zu Zwecken des Federhandels derart nachgestellt wird, daß diese Vögel stellenweise bereits ihrem Aussterben entgegengehen. Die Reiher tragen ihre Schmuckfedern, derenwegen sie der Verfolgung ausgesetzt sind, nur während der Brutzeit, werden also gerade während der Brut geschossen. Da sie in Kolonien beisammen nisten, sind ihre Brutplätze leicht zu erkunden, und mit jedem getöteten Reiherpaar wird selbstverständlich auch dessen Brut vernichtet, die der Ernährer beraubt elendiglich verhungern muß. Wie leicht Kolonienbrüter vernichtet werden können, beweisen die an den deutschen Küsten innerhalb weniger Jahrzehnte ausgerotteten Kormorane, deren es vor 30 Jahren noch Kolonien von Hunderten von Paaren gab, deren dürftige Reste heute aber als »Naturdenkmäler« unter obrigkeitlichen Schutz gestellt werden sollen. In absehbarer Zeit wird es den Schmuckreihern in Ostafrika wie leider auch anderwärts ebenso ergehen, wenn nicht bald Schutzmaßregeln getroffen werden. Möge die Mahnung an maßgebender Stelle rechtzeitige Beachtung finden!


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