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Hymnus an die Erde.

Wer mag dich preisen,
Heimliche Göttin,
Mit der Mauerkrone,
Mit dem grünen Schleier,
Mit dem vollen Busen,
Wer mag dich preisen?
Wer durchwandelt
Deine heiligen Haine,
Wo die Eichen stehn wie Säulen
Deines ew'gen Domes?
Wer stieg hinab
In deiner tiefen
Granitgewölbe Nacht,
Wo das Leben wird gehütet
Zu Glanz und Licht?
Wer lag und trank
An deinen Brüsten?
Wer mag dich preisen,
Geheime, Verborgne?  
Nur wer reines Herzens
Einfältig staunen kann,
In deine Wunderwelt versinkend,
Wer in der Wollust Glutenschoß
Die Unschuld sich bewahrte,
Wer niedrig ist und klein
Und groß in Demut
Und stark im Glauben!
Laß mich sinken
An deine Brust,
Mutter, dein Kind!
Laß mich trinken
Himmelslust;
Laß mich lauschen
Heiligem Rauschen
In deinen Locken,
Dem Lebenshauch.

Herta nannten dich
Keltische Barden,
Erde nennen wir dich,
Die uns gebiert und ernährt,
Die uns trägt mit stiller Duldung,
Blumen uns und Früchte spendet,
Unsre süße, teure Heimat,
Die uns unser Grab bereitet,
Ruhig zuschaut unsern Spielen,
Ach, und unserm Irrsal,
Immer ruhig bei dem Treiben,
Erste Wieg' und letzte.

Meerumfangne, Baumgelockte,
Blütenreiche, holde Göttin,
Erde heißt du, dunkler Stern?
Du vor allen Sternen
Hochgeweihter,
Blutgetaufter Stern,
Preis dir, heil'ge Erde,
Und dem alten Vater,
Deinem ew'gen Gatten!


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