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Du läßt dich wiedersehen,
      
 Des Volkes alter Hort!
      
 Heil allen, die verstehen
      
 Dein Zeichen und dein Wort!
      
 Du wandelst in den Lüften,
      
 Im Säuseln vor uns her,
      
 Du rollst in Felsenklüften
      
 Die Donner, stark und schwer.
O Herr, wir sinken nieder
      
 Vor deiner Herrlichkeit,
      
 Noch einmal sende wieder
      
 Die letzte Gnadenzeit;
      
 O hör' auf unser Flehen
      
 Und übe du Geduld,
      
 Wenn wir dir eingestehen
      
 Die Armut und die Schuld.
Wir haben all verschwendet
      
 Dein Erbteil und dein Gut,
      
 Zum Eiteln uns gewendet
      
 Vom ehrbar frommen Mut.
      
 Was du so schön bereitet,
      
 Was du so wohl bedacht,
      
 Hat alles uns verleitet
      
 Zum Trotz auf eigne Macht.
Aufs neu hat leichter Glaube
      
 Dem Welschen Wort gehört,
      
 Zur Lust an schnödem Raube
      
 Hat uns der Geiz betört.
      
 Der sprach von Fürstenehre
      
 Und nicht von Fürstenpflicht,
      
 Der nannte seine Heere
      
 Und nicht sein Recht Gewicht.
Wo blieb die fromme Demut,
      
 In der dein Krieg begann?
      
 Das alles sah mit Wehmut
      
 Der treue, deutsche Mann.
      
 Die Völker alle schauten
      
 Zur Kaiserburg nach Wien,
      
 Ob jener, dem sie trauten,
      
 Zur Krönung möchte ziehn.
 Ach, harrt nicht seinem Zuge!
      
 Das teure Haupt verweilt,
      
 Indes mit raschem Fluge
      
 Tod und Verderben eilt.
      
 Sie mögen's nicht ertragen,
      
 Daß einer höher ist,
      
 Der aller Kinder Klagen
      
 Nach gleichem Rechte mißt.
Die treuen tapfern Hände,
      
 Die jeden Thron gebaut,
      
 Des Landes freie Stände  
      
 Wird keine Stimme laut?
      
 Es zehrt am innern Leben
      
 Geheimes, feines Gift,
      
 Zu bald wird uns entschweben
      
 So freies Wort, als Schrift.
Der Volksgeist, hoch beschworen
      
 Zum Retter in der Not,
      
 Vergessen und verloren,  
      
 Wo bleibt er? Ist er tot?
      
 Er muß sich wohl verbergen,
      
 Daß ihn kein Auge schaut,
      
 Weil Sündern und weil Zwergen
      
 Vor seinem Anblick graut.
So ist ein Jahr verstrichen,
      
 Die Gnadenzeit ist aus,
      
 Der Argwohn kam geschlichen
      
 Bis in das eigne Haus.
      
 Und jeder Stamm, der sehnend
      
 Zum Bruderstamm geblickt,
      
 Hat sich, der Lieb' entwöhnend,
      
 Ein Sündenschwert geschmückt.
Da sprach der Herr, der Gute,
      
 Der ewig treu und fromm:
      
 Komm wieder, scharfe Rute,
      
 Mein heil'ges Werkzeug, komm!
      
 Komm her aus der Verbannung,
      
 Du tückisch böser Geist,
      
 Ob wieder zur Ermannung
      
 Mein Volk dein Anblick reißt.
 O Lanze, welche Wunden
      
 So gnädig schlägt, als heilt,
      
 Mein Arzt, der viele Stunden,
      
 Doch nie zu lang verweilt,
      
 Der, wie in roten Blitzen
      
 Der Himmel sich verzehrt,
      
 Den Haß, die Schwerterspitzen
      
 Nach außen gnädig kehrt.
Herr Gott, nun gnädig wieder!
      
 Hier ist all unser Blut!
      
 Wir sind nun wieder Brüder
      
 Und eins in Liebesmut!
      
 O du, der Deutschlands Schaden
      
 Im rechten Grunde kennt,
      
 Herr Gott, Herr Gott in Gnaden,
      
 Den alles Helfer nennt!
Nun kehrt zu allen Sinnen,
      
 Vom jungen Strahl durchzuckt,
      
 Das fröhliche Beginnen,
      
 Das man zu früh erstickt.
      
 Der Süden soll sich regen,
      
 Wie Norden sich geregt  
      
 Ein mutiges Bewegen,
      
 Ein Puls, der mutig schlägt.
Noch ist nicht ganz verdorben
      
 Das reine deutsche Blut,
      
 Noch ist nicht ganz gestorben
      
 Der Deutschen Treu' und Mut!
      
 Ach, alles mag noch werden
      
 Viel besser, als es war,
      
 Und endlich wohl zur Erden
      
 Kommen das große Jahr.
Ach, alles soll vergessen,
      
 Vergeben alles sein!
      
 Nach rechtem Maß gemessen  
      
 Wer hieße fromm und rein?
      
 Und eben, weil kein Reiner
      
 In unsern Reihen steht,
      
 So sei fortan auch keiner
      
 Gelästert und geschmäht.
 Ihr lieben deutschen Fürsten,
      
 Macht eure Tore weit!
      
 Schaut, wie die Völker dürsten
      
 Nach eurer Freundlichkeit!
      
 Ihr seid ja rechte Sprossen
      
 Der alten Heldenkraft,
      
 Seid wieder auch Genossen
      
 Der treusten Völkerschaft.
Du reiner deutscher Adel,
      
 Nicht Ahnen, Taten zählt!
      
 Nicht strenger Väter Tadel,
      
 Was Lob den Vätern, wählt.
      
 Nicht welsche Tänze tanzen,
      
 Mit Pförtnerschlüsseln gehn  
      
 Eichbaum im Wald von Lanzen,
      
 Im Volkssturm sein, ist schön!
Ob jene Stämme brachen  
      
 Die Bürger stehn in Kraft.
      
 Komm zu den Morgensprachen,
      
 Du fleiß'ge Bürgerschaft!
      
 Wir laden euch zum Werke,
      
 Ihr Meister all mit Gunst,
      
 Es ruht in euch die Stärke,
      
 Die Weisheit und die Kunst.
Aus Werkstatt, Schulen, Hallen
      
 Bricht kühne Lust hervor;
      
 Die Städtebanner wallen,
      
 Man kämpft ums eigne Tor.
      
 Das ist die rechte Innung,
      
 Die so nach außen dringt,
      
 Die einzige Gesinnung,
      
 Die hell ins Leben klingt.
Im Leben und im Wandel,
      
 Im Frieden und im Streit,
      
 Im Hause und im Handel,
      
 Zu jeder Frist und Zeit
      
 Soll alles ehrlich halten
      
 Auf Zucht und Fleiß und Treu',
      
 Dann wird das Glück der Alten
      
 Auch wieder bei uns neu.
 Ihr Männer unbescholten,
      
 Ihr Bauern klug und stark,
      
 Die immerfort gegolten
      
 Als rechtes Landesmark,
      
 Nun gilt es auszustreuen
      
 Die rechte goldne Saat;
      
 Ein ewiges Gedeihen
      
 Entsprießet eurer Tat.
Es gilt, ob ihr noch wohnen
      
 Wollt in dem Vaterland;
      
 Ob hier noch Erntekronen
      
 Soll winden Mädchenhand;
      
 Ob euren freien Erben
      
 Der Väter Erbteil frommt  
      
 Zum Kämpfen, auch zum Sterben,
      
 Ihr treuen Bauern, kommt!
Vor allen du berufen,
      
 Vor allen du geweiht,
      
 Du an des Altars Stufen,
      
 O rechte Geistlichkeit!
      
 Was Pfänder, was Geschenke
      
 Hat Gott dir anvertraut!
      
 Erwäge das, bedenke:
      
 Die Kirch' ist Gottes Braut!
So hebet eure Hände
      
 Und betet, es ist not!
      
 Und was ein jeder spende,
      
 Ob Lebensmark, ob Brot,
      
 Zu reinigen, zu sühnen
      
 Den teuren deutschen Stamm,
      
 Soll jeder sich erkühnen
      
 Und heißen Opferlamm.
Er wird uns nicht versäumen,
      
 Der's immer wohl gemacht;
      
 Er spricht in Bildern, Träumen,
      
 Im Wort und in der Schlacht.
      
 Herr Gott, wie wird es werden,
      
 Wenn ganz der Feind erliegt
      
 Und ganz auf deutscher Erden
      
 Dann Licht und Freiheit siegt!
 O sei dann endlich weiser,
      
 Du Herde ohne Hirt,
      
 Und wähle schnell den Kaiser
      
 Und zwing' ihn, daß er's wird.
      
 Laß Fürst und Bürger schwören
      
 Dem Herrscher stark und mild,
      
 Dann wird er sein in Ehren
      
 Des Reiches Haupt und Schild.
Haus Östreich und Haus Preußen,
      
 Ihr beiden seid es doch!
      
 Ihr könnt uns schnell entreißen
      
 Dem letzten Schimpf und Joch.
      
 Die andern werden wollen,
      
 Wenn ihr es redlich wollt;
      
 Ein Dank, den Völker zollen,
      
 Heißt mehr als Sieg und Gold.
Herr Gott, der allen Sündern
      
 In Gnaden gern vergibt
      
 Und an gefallnen Kindern
      
 Im Strafen Wohltat übt  
      
 Wir alle sinken nieder
      
 Und beten dankend an,
      
 Sind 
      eines Reiches Glieder
      
 Und kämpfen Mann für Mann!