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Der Bauernstand.

O Bauernstand, o Bauernstand,
Du liebster mir von allen,
Zum Erbteil ist ein freies Land
Dir herrlich zugefallen.

Die Hoffart zehrt, ein böser Wurm,
Ein Rost an Ritterschilden:
Zerfallen sind im Zeitensturm
Die reichen Bürgergilden.

Du aber baust ein festes Haus,
Die schöne grüne Erde,
Und streuest goldnen Samen aus
Ohn' Argwohn und Gefährde.

Hast Gotteslust und Gottesstrahl,
Um eilig zu genesen,
Wenn sich in deine Hürd' einmal
Geschlichen fremdes Wesen.

Was unsre blöde Welt nicht kennt
Mit ihrem eitlen Treiben,
Wovon im Alten Testament
Die heil'gen Männer schreiben,

Das soll noch oft wie Morgenwind
Um meinen Busen wehen,
Das hab' ich wohl an manchem Kind
Im stillen Tal gesehen:

Die Demut und die Dienstbarkeit
Der Schönheit und der Stärke,
Die Einfalt, die sich kindlich freut
An jedem Gotteswerke,

Des Jünglings frühe Tüchtigkeit
In würdigen Geschäften,
Der alten Männer Trefflichkeit,
Bescheiden in den Kräften.

Wohl manches Zeichen, manchen Wink
Kann man da draußen sehen,
Wovon wir in dem Mauerring
Die Hälfte nicht verstehen.

Vom Bauernstand, von unten aus
Soll sich das neue Leben
In Adels Schloß und Bürgers Haus
Ein frischer Quell erheben.

Doch eines, lieber ältster Stand,
Kann größres Lob dir schaffen:
Nie müßig hängen an der Wand
Laß deine Bauernwaffen.

Der scharfe Speer, das gute Schwert
Muß öfter dich begleiten,
Um fröhlich für Gesetz und Herd
Und für das Heil zu streiten.

Zieh fröhlich, wenn erschallt das Horn,
Ein Sturm auf allen Wegen,
Und wirf ein heißes blaues Korn
Dem Räuber kühn entgegen.

Die Siegessaat, die Freiheitssaat,
Wie herrlich wird sie sprießen!
Du Bauer sollst für solche Tat
Die Ernten selbst genießen.

Der Arm, der harte Erde gräbt
Und Stiere weiß zu zwingen,
Kann wohl, vom Heldengeist belebt,
Mit jedem Feinde ringen.

Du frommer freier Bauernstand,
Du liebster mir von allen,
Dein Erbteil ist im deutschen Land
Gar lieblich dir gefallen.


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