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Es zieht ein leises Klagen
      
 Um dieses Hügels Rand,
      
 Das klingt wie alte Sagen
      
 Vom lieben deutschen Land.
      
 Es spricht in solchen Tönen
      
 Sich Geistersehnsucht aus:
      
 Die teuren Väter sehnen
      
 Sich nach dem alten Haus.
Wo der wilde Sturm nun sauset,
      
 Hat in seiner Majestät
      
 König Ruprecht einst gehauset,
      
 Den der Fürsten Kraft erhöht.
      
 Sänger kamen hergegangen
      
 Zu dem freien Königsmahl,
      
 Und die goldnen Becher klangen
      
 In dem weiten Rittersaal.
Wo die granitnen Säulen
      
 Noch stehn auf Karls Palast,
      
 Sah man die Herrscher weilen
      
 Bei kühler Brunnen Rast.
      
 Und wo zwei Engel kosen,
      
 Der Bundespforte Wacht,
      
 Zeigt uns von sieben Rosen
      
 Ein Kranz, was sie gedacht.
Ach! es ist in Staub gesunken
      
 All der Stolz, die Herrlichkeit:
      
 Brüder, daß ihr letzter Funken
      
 Nicht erstirbt in dieser Zeit,
      
 Laßt uns hier ein Bündnis stiften,
      
 Unsre Vorzeit zu erneun,
      
 Aus den Grüften, aus den Schriften
      
 Ihre Geister zu befrein.
Vor allen, die gesessen
      
 Auf Ruprechts hohem Thron,
      
 War einem zugemessen
      
 Der höchste Erdenlohn.
      
 Wie jauchzten rings die Lande
      
 Am Neckar jener Zeit,
      
 Als er vom Engellande
      
 Das Königskind gefreit.
 Viel der besten Ritter kamen,
      
 Ihrem Dienste sich zu weihn.
      
 Dort, wo noch mit ihrem Namen
      
 Prangt ein Tor von rotem Stein,
      
 Ließ sie fern die Blicke schweifen
      
 In das weite grüne Tal.
      
 Nach den Fernen soll sie greifen
      
 In des Herzens falscher Wahl.
Da kam wie Meereswogen,
      
 Wie roter Feuersbrand
      
 Ein bittres Weh gezogen
      
 Zum lieben Vaterland.
      
 Die alten Festen bebten,
      
 Es schwand des Glaubens Schein,
      
 Und finstre Mächte strebten,  
      
 Die Fremden zogen ein.
Weit erschallt wie Kirchenglocken,
      
Deutschland, deine Herrlichkeit,
      
 Und es weckt so süßes Locken
      
 Immerdar des Welschen Neid.
      
 Wunden mag er gerne schlagen
      
 Dir mit frevelvoller Hand,
      
 Wie er in der Väter Tagen
      
 Die gepriesne Pfalz verbrannt.
Zu lang nur hat gegolten
      
 Die schmähliche Geduld;
      
 Doch was wir büßen sollten,
      
 Wie groß auch unsre Schuld,
      
 Sie ist rein abgewaschen
      
 Im warmen Feindesblut,
      
 Und herrlich aus den Aschen
      
 Steigt unser altes Gut.
Lange hielten drum die Wache
      
 Jene Ritter an dem Turm,
      
 Ob nicht käme Tag der Rache,
      
 Ob nicht wehte Gottes Sturm.
      
 Jetzt erwärmen sie am Scheine
      
 Von dem holden Freiheitslicht,
      
 Daß die Brust von hartem Steine
      
 Schier in Wonn' und Liebe bricht.
 So stieg nach dreißig Jahren,
      
 Elisabeth, dein Sohn,
      
 Der manches Land durchfahren,
      
 Auf seines Vaters Thron.
      
 Er tat, wie Ritter pflegen,
      
 War seines Landes Schutz
      
 Und bot mit seinem Degen
      
 Dem Welschen Schimpf und Trutz.
Nimm denn auch auf deinem Throne,
      
 Teurer, höchster Heldenschatz,
      
 Angetan mit goldner Krone,
      
Deutschland, wieder deinen Platz.
      
 Alles will für dich erglühen,
      
 Alte Tugend ziehet ein,
      
 Und die deutschen Würden blühen
      
 An dem Neckar, wie am Rhein.