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Allerheiligenfest.

Träumt' ich ewig doch den Traum,
Der mir diese Nacht erschienen,
Säh' ich offen stets den Raum
Wo die Himmelsmaien grünen.
Garten, der hier blüht,
Bächlein, die entspringen,
Wunderbares Lied,
Das ich hörte klingen.

Blumen, rot und weiß und blau,
Hatten diese Flur umzogen,
Und die allerreinste Frau
Saß auf einem Sternenbogen;
Englein schwebten da
Gleich wie Blütenflocken,
Läuten fern und nah
Wie von hellen Glocken.

Priester, Mönch und Ritterheld
Gingen traulich auf und nieder;
In den Büschen, auf dem Feld
Saßen Frauen hin und wieder;
Kindlein fromm und mild
Sah ich Blumen pflücken,
Bald ein Kreuzesbild,
Bald ihr Haar zu schmücken.

Jeder trug ein weißes Kleid,
Viele doch mit roten Kränzen
Schienen vor den andern weit
In dem reinsten Licht zu glänzen.
Wie des Abends Glut,
Leuchtend als wie Kerzen,
Dunkelrot wie Blut
War die Blum' am Herzen.

Einer, welchen ich gefragt,
Aus der Schar der Schönen, Frommen,
Hat mir treu Bericht gesagt,
Wo sie alle hergekommen.
Aus der Trübsal Not,
Aus der Glut und Aschen
Ward so weiß und rot
Ihr Gewand gewaschen.

Plötzlich scholl ein heller Klang,
Lockend aus den grünen Zweigen,
Und die ganze Schar verschlang
Sich in einen frohen Reigen.
Ach es war ein Tanz,
Wie sich Sterne drehen,
Solch ein heller Glanz,
Solch ein lindes Wehen!

Aber nun der Herr erschien,
Der Geliebte, Schönste, Eine,
Lagen all auf ihren Knien,
Eine betende Gemeine.
Alle sah er an,
Grüßt' sie Schwestern, Brüder,
Segnend schwand er dann
Aus den Blicken wieder.

O der übergroßen Freud',
Welche nicht ist auszusagen,
O der Zier und Herrlichkeit,
Welche Gottes Heil'ge tragen!
Aller Heil'gen Tag,
Welchen Gott gegeben,
Daß er laben mag
Uns im längsten Leben!

Himmelan die Augen klar,
Himmelan das Herz gehoben,
Daß wir mit der Heil'gen Schar
Unsern Hirt und Meister loben!
Schwester, gib die Hand,
Denn auf gleichen Wegen
Ziehn wir einem Land,
Einem Heil entgegen!


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