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Folgende Geschichte erzählte Scheik Mohammed El-Tantavi seinen Getreuen: Ein Kaufmann in Kairo, dem Stadtteil El-Hamafi, träumte eines Nachts während der fürchterlichen Pest, elf Personen seines Hauses würden Opfer dieser Krankheit und als Leichen aus seiner Haustür getragen werden zur Verbrennung. Und er erhob sich schweißgebadet bei dem Gedanken, daß gerade elf Personen sein Haus bewohnten, er inbegriffen. Vergeblich war es demnach, seinem Schicksal zu entgehen, das Allah (dessen Name gepriesen sei) über ihn verhängt hatte. Er sammelte sofort die Seinen um sich, berichtete ihnen von seinem Traum und forderte sie auf, sich vor Allah zu verneigen, der solches beschlossen hatte.
Am selben Tag starb einer seiner Söhne, und am gleichen Tag starb seine Gattin. Und die Pest wütete weiter in seiner Familie und unter seinem Gesinde. Und so geschah es, daß nach drei Tagen er allein als Lebender im Hause zurückblieb. Da ging er hin zu seinen Freunden und Nachbarn und sprach folgendes: »Vielleicht sterbe auch ich die kommende Nacht; ich bitte euch, ihr Lieben, kommet morgen früh rechtzeitig in mein Haus und sehet zu, ob ich gestorben bin und traget Sorge um mein Begräbnis. Erweist mir diesen letzten Dienst; ich werde ihn euch entgelten im Himmel. Mein Leichentuch habe ich bereits gekauft; ihr findet es in meiner Kammer. Findet ihr die Haustür geschlossen, erhaltet ihr keine Antwort, so erbrecht die Tür.«
In der folgenden Nacht lag er schweißgebadet in seinem Bett und schloß kein Auge. Und er sah einen Schatten in seinem Zimmer sich bewegen und gewahrte die dunkle Gestalt des Todesengels, die sich seinem Bett näherte. Zähneklappernd murmelte er: »Wer bist du?« Und eine feierliche Stimme antwortete: »Schweig, ich bin Azzail, der Engel des Todes!« »Weh mir,« beteuerte der Kaufmann in Todesängsten, »ich bekenne, daß kein Gott ist außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet. Von Allah kommen wir, und zu Allah müssen wir zurückkehren.« Und er ergriff sein Leichentuch, um sich zu bedecken, und verharrte mit klopfendem Herzen, des letzten Seufzers gewärtig. Aber Sekunden vergingen und Minuten und Stunden. Und er hauchte seinen letzten Seufzer nicht aus, während ungezählte andere der wütenden Seuche erlagen.
Am Morgen erschienen die Nachbarn, ihrem Versprechen gemäß, betraten seine Schlafkammer und fanden ihn zwar lebend, doch mehr tot als lebendig, im Bett. Sie riefen ihn mit Namen, und er antwortete mit erlöschender Stimme: »Noch bin ich nicht tot, meine Lieben, aber der Todesengel war diese Nacht bei mir, und ich warte von Minute zu Minute, daß er zurückkehre und meine Seele hinwegnehme. Wartet also, bis meine Stunde geschlagen hat, und begrabt mich in Ehren.«
Die Freunde fragten ihn: »Aber weshalb hast du die Haustür offen gelassen, ohne sie zu schließen?« »Ich habe sie geschlossen,« entgegnete der andere, »aber der Todesengel wird sie gewiß geöffnet haben.« »Und wer ist jener Mann im Hofe deines Hauses?« fragten die Freunde. Er antwortete: »Ich weiß nichts von einem Mann im Hofe meines Hauses; vielleicht ist es der Todesengel, der meine Seele erwartet. Ihr werdet den himmlischen Geist in der Dunkelheit für einen Menschen gehalten haben.« »Es ist ein Dieb,« antworteten die Freunde, »der in deinem Haus zusammengerafft hat, was er finden konnte, und während seiner schändlichen Tat ist er von der strafenden Pest ergriffen worden. Jetzt liegt er auf der Treppe deines Hofes und hält noch in seiner erkaltenden Hand einen silbernen Leuchter.«
Als der Herr des Hauses solches gehört hatte, sprang er vom Lager auf und rief mit lauter Stimme: »Gelobt sei Allah, der Lenker aller Dinge! Dies ist der elfte Todesfall in meinem Hause, und ich bin gerettet. Zweifellos ist es jener Dieb, der zu mir kam und sagte, er sei der Engel des Todes. Allah sei gelobt!«
Und also war es. Jener Dieb hatte das Gespräch zwischen den Nachbarn gehört und war in der Nacht gekommen, um einen Raub auszuführen. Jener Mensch aber, der solch nachdenklichen Traum gehabt hatte, lebte noch viele Jahre.
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