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Fünf und sechzigster Brief.

Maynz –

Nach dem Pabst ist der hiesige Erzbischof ohne Vergleich der ansehnlichste und reichste Prälat in der kristlichen Welt. Das Erzstift hat seine Grösse und sein Ansehn dem heiligen Bonifacius Bonifacius – Bonifatius. Eine Lügengestalt der Catholica. Die von ihm gestifteten Kirchen und Klöster konnten nie aufgefunden werden. Falls er überhaupt gelebt hat, dann im 10. und nicht im 8. Jahrhundert. s. Klaus Weissgerber »Phantomzeit in Thüringen, II«, Zeitensprünge 4/99, Mantis-Verlag Gräfelfing zu danken, der mit Recht der Apostel der Deutschen genennt wird. Dieser Mann, ein Engländer von Geburt, war es, der unter Karl dem Grossen, den berühmten Wittekind und die braven Sachsen taufte, die sich so lange mit dem Säbel in der Hand gegen den Tauf gewehrt hatten, und welcher das Gebiete des Statthalters Kristi bis an die Nord= und Ostsee erweiterte. Er war es, der in Deutschland die römische Liturgie einführte, die wilden Einwohner vom Pferdefleisch entwöhnte, aber zugleich den Pabst auch in Deutschland in ein grössers Ansehn brachte, als er in irgend einem andern Lande stand. Nach dem Zeugnis des Aventinus Aventinus – Johannes Aventinus, bayrischer Chronist, Wegbereiter der klassischen Philologie, † 1534 machten ihm verschiedene Bischöffe den Vorwurf, er habe durch seinen neuen Huldigungseid, den er dem Pabst leistete, ihr Ansehn vernichtet, und durch Einführung des römischen Kirchengepränges dem Aberglauben und Unkristenthum die Thüre geöfnet. Auch hat er das meiste zur Aufnahme der berüchtigten falschen Dekretalen des Isidores Dekretalen des Isidores – Pseudoisidorische Dekretalen – eine der zahlreichen, auf Macht- und Besitzerweiterung gerichteten kirchlichen Fälschungen des Mittelalters. Entgegen der landläufigen Meinung sind sie im 11. Jahrhundert entstanden, in dem sie nützlich wurden. Die hochgebildeten Autoren schufen ein Konglomorat aus (erfundenen und verfälschten) fränkischen Gesetzen, Papstbriefen, Konzilsbeschlüssen usw. Vgl. Friedrich Nietzsche »Der Antichrist« – »Im Christenthum, als der Kunst, heilig zu lügen, kommt das ganze Judenthum, eine mehrhundertjährige jüdische allerernsthafteste Vorübung und Technik zur letzten Meisterschaft.« beygetragen. Allein, wenn man die damalige Lage der Sachen genau erwägt, so war das päbstliche Ansehn das einzige Mittel, die Nation schnell aus der Barbarey zu reissen, und die Geistlichen selbst, die nicht weniger Barbaren, als die Layen waren, wie sie denn weder lesen noch schreiben konnten, in ein ordentliches Zuchtsystem zu bringen. Wäre es auch bloß darum zu thun gewesen, die deutsche Geistlichkeit vermittelst der päbstlichen Hierarchie unter sich selbst zu verbinden, und die Nation dadurch mit andern Europäern bekannt zu machen, so hätte Bonifacius Deutschland schon einen sehr wichtigen Dienst gethan. Dem sey, wie ihm wolle; der Statthalter Kristi belohnte die Dienste dieses Apostels in vollem Maaß. Alle in Norden von Deutschland neugestifteten Bisthümer wurden dem Stul zu Maynz unterworfen, den Bonifacius zu seinem Hauptsitz gewählt hatte. Die Provinz ward die größte im ganzen päbstlichen Reiche. Ganz Schwaben, Franken, Böhmen und beynahe ganz Sachsen, nebst einem Theil von Helvetien, Bayern und des Oberrheins gehörten zu derselben. Nachdem sie durch die Reformation und Rachsucht des Königs von Böhmen Rachsucht des Königs von Böhmen – im Westfälischen Frieden gingen durch Säkularisation die Bistümer Verden und Halberstadt verloren, also keineswegs der dritte Teil. um den dritten Theil geschmälert ward, so zählt sie nebst dem erzbischöflichen Sprengel doch noch 11 Bisthümer, worunter mehrere der ansehnlichsten von Deutschland, sind, als Würzburg, Paderborn, Hildesheim, Augspurg u. a. m.

Es konnte nicht fehlen, daß, als der Statthalter Kristi seine Macht auch über die weltlichen Reiche ausdehnte, der Bottschafter desselben (denn dafür gab sich Bonifacius selbst aus, und noch das tridentinische Konzilium nennt alle Bischöffe päbstliche Gesandte) nicht auch im profanen Verstand sein Glück machen sollte, besonders da zu den damaligen Zeiten die Geistlichen ausschließlich im Besitz der Wissenschaften, und deswegen auch in politischen Geschäften unentbehrliche Leute waren. Das Geistliche und Weltliche war damals so durch einander verwebt, daß der ansehnlichste Bischof Deutschlands auch der mächtigste Reichsstand werden mußte. In Brittanien, Polen und allen Ländern, die sich der aristokratischen Verfassung näherten, geschah das nämliche. Die Landgrafen von Hessen, die Pfalzgrafen, ja sogar die Kaiser selbst trugen kein Bedenken, Lehnleute der Erzbischöffe von Maynz zu seyn. Als das Gebäude der päbstlichen Monarchie von Gregor VII. Gregor VII. – das Papsttum, erst durch das Kaisertum der Ottonen groß geworden, strebte nun unter ihm und gegen dieses zur Weltmacht. Es begann mit der Leugnung des uralten Rechts des Kaisers zur Bischofseinsetzung (Investitur). Heinrich IV. antwortete: » ... Ich, Heinrich, durch Gottes Gnade König, und alle Bischöfe sagen Dir, steige herab.« Gregor schleuderte den Bannfluch gegen Heinrich, dieser mußte sich in der Burg Canossa 1077 unter entwürdigenden Umständen vom Bann freisprechen lassen. »Die höchste weltliche Gewalt des Abendlandes lag zu Füßen eines langobardischen Handwerkersohnes.« ... Heinrich berief eine Synode nach Brixen, diese setzte Gregor ab, der 1085 im Exil starb. vollendet war, erschienen die Erzbischöffe von Maynz von nun an immerfort an der Spitze der deutschen Reichsstände, und im dreyzehnten und vierzehnten Jahrhundert war ihr Ansehn groß genug, daß sie ganz allein Kaiser ernennen konnten, wie denn das Haus Habspurg bloß einem Kurfürsten zu Maynz den ersten Grund seiner Größe Grund seiner Grösse zu verdanken – der Habsburger Albrecht II. wurde 1438 zum deutschen König gewählt zu verdanken hat.

Seitdem man gelernt hat, die Gränzen der geistlichen und weltlichen Macht so genau zu trennen, und die letztere über die erstere ein so entscheidendes Uebergewicht gewann, wurde zwar das Ansehn und der Einfluß der hiesigen Erzbischöffe natürlicher Weise merklich eingeschränkt; allein sie haben doch noch äusserst wichtige Vorrechte, die sie mit mehr Nachdruck könnten geltend machen, wenn sie sich nicht wegen verschiedenen Nebenumständen zu sehr an das kaiserliche Haus schmiegen müßten. Sie führen noch das Wort in dem Kurfürstenkollegium, schreiben auf Bedeuten des Kaisers den Reichstag aus, können in den Proceduren der Reichsgerichte Revisionen verordnen, u. s. w. Diese hohen Privilegien hängen aber in der Ausübung itzt zu sehr von dem östreichischen Haus ab. – Auch die geistliche Macht derselben schwindet immer mehr zusammen. Ihre Suffraganeen Suffraganeen – Suffragan: Bischof, der einem Erzbischof untersteht haben sich in den Kopf gesetzt, alle Bischöffe seyen im Wesen der Gewalt einander gleich, und der Titel eines Erzbischoffes bedeute nur einen Vorrang irgend eines Bruders unter gleichen Brüdern. Man appellirt wohl bisweilen noch von den Konsistorien einiger Suffraganeen an das hiesige sogenannte Generalvikariat; allein alsdann wird gewiß auch weiter nach Rom appellirt, und das metropolitanische Metropolitanisch – erzbischöflich Ansehn verliert also in solchen Fällen eben so viel, als es dabey gewinnt.

Der Genuß der Güter, welche dem hiesigen erzbischöflichen Stul ankleben, und die wenigstens itzt noch unzertrennlich von demselben sind, kann die Besitzer desselben leicht über die Schmälerung ihres geistlichen und politischen Ansehens ausser den Gränzen ihrer Lande trösten. Diese machen einen der besten Theile Deutschlands, und, zwar nicht dem Umfang nach das größte, aber doch das bevölkerteste und reichste geistliche Fürstenthum aus. Schwerlich beträgt Ihr Umfang mehr als 125 deutsche Quadratmeilen, da hingegen das Erzbistum Salzburg gegen 240 Quadratmeilen enthält; allein jene zählen ohngefähr 320, und dieses zählt höchstens nur 250tausend Einwohner. Wegen des natürlichen Reichthums der maynzischen Lande und ihrer vortheilhaften Lage trägt ein Unterthan derselben ungleich mehr ein, als ein Bewohner des Erzbistums Salzburg, dessen größter Theil bloß von Hirten bewohnt wird. Die maynzischen Lande zählen gegen 40 Städte, die salzburgischen hingegen nur 7. Der hiesige Rheinzoll allein trägt jährlich gegen 60.000 Gulden, oder beynahe so viel ein, als alle salzburgischen Bergwerke zusammen, das halleinische Salzwerk ausgenommen. Die Weinakzise hier und in der umliegenden Gegend werfen dem Hof jährlich über 100.000 Gulden ab, wobey die Akzise von den entlegenen Landen desselben nicht mitgerechnet sind. Man kann die sämtlichen Einkünfte des Kurfürsten auf 1.700.000 Gulden schätzen. Zuverläßig weiß ich, daß sie in den letztern Jahren des verstorbenen Erzbischofs gegen 1.800.000 Gulden betragen haben. Nun hat zwar der itzige Fürst beym Antritt seiner Regierung den Unterthanen von 15 oder 16 Schatzungen, die sie jährlich entrichten mußten, freywillig 2 erlassen; diese 2 Steuern aber betrugen gewiß nicht über 100.000 Gulden, und nebstdem sind einige andre Quellen von Einkünften durch die kluge Oekonomie des itzigen Fürsten sehr verbessert worden.

Wenn die kurfürstlichen Lande beysammen lägen, so hätten sie Getraide und alles, was zur Nothdurft des Lebens gehört, im größten Ueberfluß. Da aber einige Theile derselben zu weit von einander getrennt sind, so müssen sie verschiedene Bedürfnisse von Fremden kaufen. Besonders ist die Hauptstadt samt dem benachbarten Rheingau in Rücksicht auf das Getraide von der benachbarten Pfalz abhängig, so ergiebig auch der maynzische Antheil in der Wetterau an Korn, Waizen und allen Getraidegattungen ist. Das vorzüglichste Produkt der am Rhein gelegenen Lande des Kurfürsten ist der Wein, der fast ganz allein im eigentlichen Verstand Rheinwein heißt, und nur die Weine von Nierstein, Bacharach und einigen andern, sehr wenigen ausländischen Orten, werden von Kennern unter dem Titel des Rheinweins mitbegriffen, die pfälzischen, bergsträßischen, baadenschen und elsaßischen Weine aber sorgfältig von demselben getrennt.

Es wird zwar auch in den auf der West= und Südseite des Rheines gelegenen maynzischen Landen sehr viel Wein gebaut, und der von Laubenheim, Bodenheim, Büdesheim und Bingen wird sogar unter den vorzüglichen Rheinwein gerechnet; allein das auf dem nördlichen Rheinufer gelegene Rheingau ist doch das eigentliche Vaterland des Rheinweines, der die Dichter und Nichtdichter Deutschlands so oft im physischen und moralischen Verstand begeistert.

Ich machte vor einigen Tagen mit einer Gesellschaft von hier eine Lustparthie nach dem Rheingau, bey welchem Anlaß ich einem der merkwürdigsten ländlichen Feste beywohnte, die ich in meinem Leben genoß. Unser Schiff hatte ein besseres Ansehn als die Fahrzeuge, welche man sonst in Deutschland zu sehen gewohnt ist, und war einem kleinen holländischen Jagdboot Jagdboot – Jagdschiff, Yacht ziemlich ähnlich: Als wir die Krümmung paßiert waren, welche der stolze Rhein eine gute Stunde unter Maynz gegen Westen macht, hatten wir eine Aussicht vor uns, die man ausser der Schweiz schwerlich in einem andern Lande zu sehen bekömmt. Der Rhein breitet sich hier erstaunlich aus, und bildet in seinem trägen Lauf einen See, der hie und da über eine Viertelstunde breit ist, und worauf einige beholzte Inseln schwimmen. Zur Rechten bildet das eigentliche Rheingau ein Amphitheater, dessen Schönheiten weit über alle Beschreibung sind. Bey Walluf, dem ersten Ort des Rheingaues, laufen sehr hohe Berge ziemlich nahe an das Ufer des Stromes her. Von da ziehen sie sich landeinwärts, und bilden einen Halbzirkel, dessen andres Ende 5 Stunden weiter unten, nämlich bey Rüdesheim an das Rheinufer stößt. Das Ufer, die Hügel, welche dieser Zirkel einschließt, und die Abhänge dieser Berge sind dicht mit Fleken und Dörfern besäet. Die weiße Farbe der Gebäude und die schönen blauen Schieferdächer dieser Ortschaften nehmen sich in dem mannichfaltigen und durchaus herrschenden Grün dieser Landschaft ungemein schön aus. Längst dem Rheinufer hinab liegt alle Viertelstunde ein Ort, der in jedem andern Lande eine Stadt heissen würde. Mancher enthält 3 bis 4 hundert Familien, und in diesem 5 Stunden langen und in der Mitte ohngefähr 2 Stunden breiten Amphitheater zählt man gegen 36 Ortschaften. Alle sonnigten Abhänge der Berge und Hügel sind ein ununterbrochener Weingarten, der von unzäligen Obstbäumen häufig beschattet ist. Die waldigten Häupter der hintern Berge werfen ein gewisses feyerliches Dunkel über die sonst sehr leichte Landschaft, welches eine vortrefliche Wirkung thut. Hie und da laufen stärkere Arme von der hohen Bergreihe an das Ufer her, und ragen über die niedern Hügel majestätisch empor. Auf einem solchen Bergarm liegt, beynahe in der Mitte des Rheingaues das Dorf Johannesberg, welches einen der edelsten Rheinweine erzieht. Vor diesem Dorf liegt auf einem runden und schöngestalteten Hügel, nahe am Ufer des Stromes ein gräflich Stadionisches Schloß, Stadionisches Schloß – Schloß Johannisberg; die Dynastie der Grafen von Stadion ist ein uraltes Adelsgeschlecht, ursprünglich stammt es aus Graubünden. Vom Besitz des Schlosses ist nichts bekannt. Johannisberg wurde 1716 dem Fürstbischof von Fulda verkauft. welches der Landschaft umher eine unbeschreibliche Pracht giebt, und fast in jedem Ort erblikt man ein grosses herrschaftliches Gebäude, das ihm ein reicheres Ansehn leiht. Dem Halbzirkel der Berge, welcher es gegen die kalten Ost= und Nordwinde schüzt, und dem Sonnenschein doch Raum und Spiel genug läßt, hat das Land seinen Reichthum zu verdanken. Die Waldungen und höhern Abhänge der Berge sind zugleich der Viehzucht sehr günstig, und vermehren den Dünger, welcher in einem Lande dieser Art einen ausserordentlichen Werth hat.

Das dem Rheingau entgegengesetzte Ufer des Stromes ist viel öder und erhöht durch seinen Abstich die Reitze desselben. Kaum erblikt man auf dieser, stufenweis sich erhebenden Südseite 4 bis 5 Oerter, die weit von einander entlegen sind. Der grosse Raum zwischen denselben besteht größtentheils aus Heideland und Wiesen. Nur hie und da wirft ein alter Hain dicke Schattenmassen über dieselben hin, und nur sehr sparsam leuchten an einigen Orten Getraidefelder aus der finstern Landschaft hervor.

Der Hintergrund dieser Gegend ist im mahlerischen Betracht der beste Theil derselben. Ein enger Bergschlund, der sich zwischen Rüdesheim und Bingen perspektivisch zu verengen beginnt, bildet denselben. Senkrecht abgehauene Berge und Felsen hängen hier über den Rhein her, auf den sich hier eine ewige Nacht gelagert hat. In der Ferne glaubt man, der Rhein ströme durch eine unterirdische Höle aus dieser Landschaft heraus, durch welche er so langsam zu gehen scheint, um ihre Reitze in wohllüstiger Trägheit desto länger geniessen zu können. Der sogenannte Mäusethurm scheint im Dunkel, welches auf diesem Hintergrund liegt, auf dem Wasser zu schwimmen. Kurz, in der ganzen Gegend Ist nicht das geringste, das nicht zur Schönheit und Pracht derselben etwas beitrüge, und so zu sagen nothwendig wäre, um das Paradies vollkommner zu machen. – Wenn man in der Mitte zwischen Maynz und Bingen auf dem Rhein fährt, so bilden die Ufer des Stromes ein vollkommnes Amphitheater Im Oval, welches eine der mahlerischesten und reichsten Landschaften ausmacht, die man in Europa sehen kann.

Die Nacht war schon angebrochen, als wir zu Geysenheim ankamen. Ehe wir landeten, genossen wir noch eines sehr seltenen Anbliks. Wir konnten fast die ganze Küste des Rheingaues übersehen, die wie von einer zusammenhängenden Stadt bedekt war. Die vielen Lichter in den unzäligen Dorfschaften täuschten mich so sehr, daß ich wirklich eine ungeheure Stadt beleuchtet zu sehen glaubte. Der Widerschein dieser Lichter in dem spiegelglatten Rhein begünstigte die Täuschung.

Des andern Tages nach unserer Ankunft giengen wir nach Rüdesheim, wohin uns ein Geistlicher von Maynz eingeladen hatte. Wir fanden eine zahlreiche Gesellschaft bey ihm, worunter auch einige Protestanten waren. Nach dem Mittagessen führte uns unser artiger Wirth in einer Prozeßion, in seinen grossen Saal, woraus wir eine unvergleichliche Aussicht über den hier ausserordentlich breiten Rhein und die Stadt Bingen genossen. Alles schien ein grosses Fest anzukünden, dessen Karakter aber wenigstens für mich immer noch ein Rätsel war. Auf einmahl öfnete sich die Thüre des Saales. Eine Bande Musikanten gieng feyerlich voraus, und ihnen folgten 2 hübsche und wohlgekleidete Mädchen, die auf einer mit feinem Leinwand überzogenen Tafel eine grosse Traube trugen. Der Rand der Tafel war mit Blumen bekränzt. Man setzte die Traube mitten im Saal auf eine Art von Thron, der auf einem Tisch errichtet war, und nun erklärte man mir, daß unser Wirth das Fest wegen der ersten reifen Traube in seinem Weinberg angestellt habe, und daß die Sitte, die erste Zeitigung einer Traube zu feyern, bey den Reichen dieses Landes heilig beobachtet werde. Man fand dieß Fest um so nöthiger, da dieses Jahr die Trauben ausserordentlich spät zu reifen beginnen. Nachdem der Altar des Bachus errichtet war, hielt unser Wirth eine kleine, aber sehr gute Rede, die dem Karakter der Feyerlichkeit entsprach, und hierauf tanzten wir um die Traube herum. Nie, Bruder, habe ich mit mehr Empfindung getanzt, als hier. Noch macht mich bloß die Erinnerung der lebhaften Gefühle, die sich in diesen seligen Augenbliken meiner bemächtigten, stumm und entzükt. – – In meiner Republik sollen Feste dieser Art gewiß die einzigen seyn. Giebt es ein heiligeres und würdigeres Fest, als wo man dem Schöpfer durch Freude für die Wohlthaten dankt, womit er uns selig machen will? – Es war nicht darum, als wenn diese Traube die einzige reife im Weinberg unsers Wirthes gewesen wäre. Wir fanden bey genauer Untersuchung derselben noch mehrere. Demungeachtet zankten wir uns um die Beere der Traube, die wir betanzt und besungen hatten, mit mehr Hitze, als wenn sie orientalische Perlen von gleicher Grösse gewesen wären.

Rüdesheim ist ein reicher Flecken von ohngefähr 2.500 Einwohnern. Der hiesige Wein wird ohne Vergleich für den edelsten der rheingauer und aller deutschen Weine gehalten. Ich fand ihn auch viel feuriger, als den Hochheimer; allein in Rücksicht auf Annehmlichkeit des Geschmackes zieh ich den letztern immer vor. Der beste Rüdesheimer wird wie der Hochheimer im Ort selbst zu 3 Gulden p. Maaß bezahlt. Für Einen Gulden bekömmt man hier noch keinen vorzüglich guten Wein, und kaum kann man den für 2 Gulden unter die bessern Weine zählen. Wenigstens würde ich den schlechtesten Burgunder dem Rüdesheimer vorziehn, den ich um diesen Preis sowohl im Ort selbst als auch zu Maynz getrunken. Die Weine unsers geistlichen Herrn Wirthes zeichneten sich freylich von jenen sehr aus, die man in den Wirthshäusern bekömmt. Allein er gestand uns selbst, daß er die mehr oder weniger reifen Trauben bey der Lese sorgfältig zu sondern pflegte, und also von der nämlichen Gattung Trauben sehr verschiedene Weine machte. Es ist im Rheingau wie überall. Die bessern Produkte werden gemeiniglich von den mittelmäßigen und geringern Einwohnern verkauft, und die schlechtern für die innere Verzehrung zurükgehalten, weil die Fremden in Betracht, daß die Transportkosten immer gleich sind, lieber die bessern doppelt bezahlen, als die schlechtern aufkaufen. Nur bey den Reichen, worunter auch unser Wirth gehört, die etwas für ich selbst und ihre Freunde zurükbehalten, findet man etwas vorzügliches. Aus dieser Ursache habe ich weit ausser der Schweiz die besten Schweizerkäse gegessen, und in den Gasthäusern von Norddeutschland viel bessern Rheinwein getrunken, als in jenen seines Vaterlandes. Die Lage des Landes vertheuert auch die Rheingauer Weine ungemein, und befördert ihre Ausfuhr. Dieses Land ist das nördlichste, welches den Wein in Ueberfluß erzeugt, und der gemächliche Transport desselben auf dem Rhein nach Holland und der übrigen Welt erhöht seinen Preis über seinen natürlichen Werth.

Der Ort, wo die Blume des Rüdesheimer Weines wächst, ist gerade die Erdspitze, welche der Rhein durch seine Wendung nach Norden bildet, nachdem er von Maynz bis hieher nach Westen geflossen ist. Diese Spitze, ein beynahe senkrechter Fels, genießt die erste Morgenröthe und die späteste Abendsonne. Sie ist in ganz niedrige und schmale Terrassen eingetheilt, die sich wie eine steile Treppe bis zum waldigten Gipfel des Felsen erheben, auf künstlichen Mauern ruhen, und auch an vielen Orten durch Kunst und Fleiß mit Erde bedeckt wurden, die oft von einem Regenguß wieder weggeschwemmt wird. Die ersten Setzlinge der Weinstöcke kamen zuverläßig aus unserm Vaterland hieher, und noch nennt man die beste Gattung hier Orleanstrauben. Man zieht die Weinstöcke ungemein niedrig, und selten sind sie über 4 bis 5 Fuß hoch. Diese Art, den Weinstock zu ziehn, ist für die Menge, aber nicht für die Güte des Weines zuträglich; denn die phlegmatischen und schweren Theile desselben würden eher zurückbleiben, wenn die Säfte, woraus er gezeugt wird, durch höhere und mehrere Kanäle sich sublimiren müßten. Dies ist ohne Zweifel eine der Hauptursachen, warum alle Rheinweine etwas herbes, saures und wässerichtes haben. – In den besten hiesigen Weinbergen, welches die niederen an der obbemeldten Erdspitze sind, ist öfters schon von holländischen und andern Weinhändlern vor der Lese der Stock mit einem Dukaten überhaupt bezahlt worden. Es muß ein reicher Stock seyn, wenn er über 4 Maaß Wein giebt. – Du kannst dir leicht vorstellen, daß der Weinbau an diesem Ort sehr kostspielig ist, indem der ohnehin sehr theure Dünger von den Bauern auf dem Rücken und mit unbeschreiblichen Beschwerden auf den Berg getragen werden muß.

Nach unsrer Zurückkunft besichtigte ich zu Geysenheim den sehr prächtigen Pallast eines Grafen von Ostein, des reichsten Kavaliers von Maynz, der einige von einem ehemaligen Kurfürsten, seinem Vetter, ererbte Millionen auf Leibrenten in Holland liegen hat. Das Gebäude, in modernem Geschmack, ist immer sehenswürdig; allein, der halb französische und halb englische Garten hatte ungleich mehr Reitz für mich. Hinter Geysenheim ließ der Graf einige Alleen durch einen Wald hauen, worin auch einige Einöden Einöden – Felsgrotten (?) angebracht sind. Die Hauptallee führt auch in einer Krümmung auf die Spitze des Felsen, an dessen Fuß der beste Rüdesheimer wächst. Auf dieser Spitze ließ der Graf eine Terrasse eine Terrasse – gem. Riesbecks Schilderung hat sie sich etwas flußaufwärts des heutigen Niederwalddenkmals befunden bereiten und mit einem Geländer umfassen, welche eine der entzückendsten Aussichten beherrscht, die ich in meinem Leben sah. Senkrecht über den Felsen hinab übersieht man die Weinberge in Terrassen, und schaut in den Rhein, der sich hier wütend durch sturzdrohende Berge, und die dunkle Nacht, welche sich in ihren Busen gelagert hat, zu drängen beginnt. Die Aussicht, den Fluß hinab, ist schauerlich. Man glaubt, der Rhein suche seinen Weg durch ein unterirdisches Gewölbe der theils öden, theils waldigten Berge, die über ihn herhangen. Der Fels, worauf man steht, streckt seinen Fuß bis an das entgegengesetzte Ufer, worauf ein andrer abstürziger Berg wie eine ungeheure Säule steht. Der Zusammenhang dieser Berge verursacht einen Fall im Rhein, dessen dumpfes Getöse in der Landschaft eine ungemein gute Wirkung thut. Man hat auf der Rüdesheimer Seite, nahe am Ufer, über welches man auf der Terrasse oben herüber sieht, eine Passage unter dem Wasser durch den harten Felsen durchgehauen, welche für die grösten Schiffe geräumig genug und unter dem Namen des Bingerloches Binger Loch – ein Quarzitriegel zwischen den beidseitigen Felsen, der das Passieren von Lastschiffen verhinderte. An seiner Beseitigung wird bis in die Gegenwart gearbeitet. Der stärkste Eingriff erfolgte im 17. Jahrhundert. Es verbesserte sich zwar die Schiffahrt, aber nicht nur die Rheinromantik, sondern auch die Verhältnisse flußaufwärts nahmen unwiederbringlichen Schaden: Der Wasserspiegel sank, die Fließgeschwindigkeit stieg, die Gründungspfähle des Mainzer Domes faulten, weil sich der Grundwasserspiegel senkte usw. Heute ist der Rhein nur noch ein Schatten seiner selbst. bekannt ist. Der Fels, welcher hier den Sturz des Rheines verursacht, ragt in der Mitte des Stromes merklich über das Wasser empor, und bildet ein theils nacktes, theils mit Gesträuche bedecktes Inselchen, worauf der berüchtigte Mäusethurm steht. Aufwärts des Rheines übersieht man den größten Theil des lachenden Rheingaus und das ganze ihm entgegengesetzte Ufer. So schön und mannichfaltig auch diese Aussichten, den Strom hinauf und hinunter sind, so werden sie doch noch von einer andern Parthie dieser Landschaft übertroffen, die man ganz gerade auf der Terrasse vor sich hat. Hier sieht man durch einen engen Schlund, durch welchen sich der Fluß Nahe in den Rhein ergießt, und dessen Boden er beynahe ganz einnimmt. Im Vordergrund, wo die Nahe sich mit dem Rhein vereinigt, steht zur Rechten der waldigte Bergkolosse, mit welchem der Rüdesheimer Fels unter dem Wasser zusammen hängt. Auf der Erdspitze zur Linken liegt die Stadt Bingen am Fuß eines andern Berges, den die Trümmer eines alten Schlosses Trümmer eines alten Schlosses – Burg Klopp in Bingen krönen. Der Schlund selbst ist öde und dunkel und beinahe eine halbe Stunde lang. Nur die rothen Schiefersteine eines Berges in demselben und ihr Schutt sticht mit der auf der rechten Seite durchaus herrschenden Waldung, und mit der theils kahlen und geringern, theils mit Weinstöcken besetzten Bergwand zur Linken, ein wenig ab. Mitten in diesem Schlund geht eine alte Steinbrücke über die Nahe, die von ihrem Erbauer, dem Drusus Germanicus, Drusus Germanicus – römischer Feldherr † v.C. 10, um die Zeitenwende drangen die Römer in das Gebiet zwischen Rhein und Elbe ein noch die Drususbrücke genennt wird, und das Mahlerische der Landschaft ungemein erhöht. Am Ende des Schlundes ist eine Mühle über den ganzen Fluß gebaut, die in dickem Grün nicht weniger pittoresk als die Drususbrücke ist. Allein der Hintergrund dieser Landschaft ist der interessanteste Theil derselben. Der Naheschlund ist wie ein Sehrohr, durch welches man in die lachendste Landschaft hinschaut. Das starke Licht, die blaue Ferne der Berge und Hügel, einige schöne Dörfer und sanftes Gehölze, und Weinberge um dieselben kündigen an, daß das Land hinter diesem finstern Schlund sich sehr verebnet, und weit ausbreitet.

Die Stadt Bingen, welche nebst einem Rheinzoll, der jährlich gegen 30.000 Gulden abwirft, dem maynzischen Dohmkapitel zugehört, ist ziemlich schön, und enthält ohngefähr 4.500 Einwohner. Von hier wird ein grosser Theil des Rheingaues mit Getraide aus der benachbarten Pfalz versorgt, wogegen die Stadt Spezereyen und verschiedne fremde Fabrikwaaren den Pfälzern zurückgiebt. Dieser Handel macht sie ziemlich lebhaft. Nebstdem hat sie sehr ergiebigen Weinbau. Der Berg, an dessen Fuß sie liegt, und dessen Eine Wand den Schlund bildet, wodurch die Nahe sich in den Rhein ergießt, bildet hinter demselben eine andre steile Wand, welche mit dem Rhein und dem goldnen Rüdesheimer=Berg parallel steht. Sie genießt deswegen mit diesem gleiche Sonne, und der Büdesheimer Wein, welcher auf derselben wächst, giebt dem Rüdesheimer wenig nach.

Nachdem ich die Reitze dieser ungemein schönen Landschaft einige Tage lang genossen hatte, trieb ich [mich] noch einige Tage durch die Dörfer des Rheingaus herum. Auch hier überzeugte mich der Augenschein, daß der Weinbauer nicht der glücklichste ist. Die Einwohner sind theils unmäßig reich, theils unmäßig arm. Der glückliche Mittelstand ist nicht für Gegenden, deren hauptsächlichstes Produkt der Wein ist. Nebstdem, daß der Weinbau ungleich mühsamer und kostbarer ist, als der Getraidebau, so ist er auch Revolutionen unterworfen, die den Eigenthümer eines Gutes auf einen Schlag zu einem Taglöhner machen. Ein besonderes Uebel für dieses Land ist, daß man dem Adel gestattet, zu viel Güter zu kaufen, obschon dieser Ankauf durch ein Gesetz eingeschränkt ist. Die Familienverbindungen der Erzbischöfe zwingen sie, zu oft durch die Finger zu sehn. Ein kleiner Bauer steckt vor der Weinlese gemeiniglich in Schulden, und wenn dann diese nicht reich genug ausfällt, so ist er auf einmal ein Taglöhner, und der Adeliche oder Reiche erweitert seine Besitzungen durch den Sturz desselben zum Nachtheil des Landes. Es giebt zwar viele Bauern hier von 30, 50 bis 100 tausend Gulden Vermögen, die das Air von Bauern abgelegt, und jenes von Weinhändlern angenommen haben; allein, so beträchtlich auch ihre Anzahl ist, so tröstet sie den Menschenfreund doch nicht über den Anblick so vieler ganz armen Leute, wovon manche Dörfer wimmeln. Zur Aufrechthaltung des Wohlstandes in einem Lande dieser Art wird eine großmüthige landesfürstliche Kasse erfodert, die den geringen Bauer im Nothfall unterstüzt, mit einer genauen Aufsicht auf die Wirthschaft desselben verbunden ist, die reichen Weinlesen abwarten kann, und in Mißjahren die Interessen durch keine strengen Husarenexekutionen Husarenexekution – Pfändung eintreibt.

Die Rheingauer sind ein schöner und ungemein starker Schlag Leute. Auf den ersten Anblik sieht man, daß ihr Wein dem Geist und Körper wohl bekömmt. Sie haben sehr viel natürlichen Witz, und eine Lebhaftigkeit und Munterkeit, die sie von ihren Nachbarn stark auszeichnen. Man darf sie nur mit verschiedenen der letztern vergleichen, um sich zu überzeugen, daß die Weintrinker den Bier= und Wassertrinkern, und die südlichern Völker also den nördlichern an natürlichen Kräften der Seele und des Körpers überlegen sind. Wenn die Weintrinker auch nicht so fleischigt als die Biertrinker sind, so übertreffen sie doch dieselben an Lebhaftigkeit und Güte des Blutes, und dauern in der Arbeit länger aus. Schon Tacitus hat in seiner Abhandlung von den Sitten der Deutschen diese Bemerkung Sitten der Deutschen ... Bemerkung – » ... doch reicht die Kraft ihres Körpers nur zum Angriff. Mühseliger Anstrengung sind die Germanen nicht im gleichen Maße gewachsen, und am wenigsten können sie Durst und Hitze aushalten; dagegen sind sie an Kälte und Hunger durch Klima und kargen Boden gewöhnt.« gemacht. Die ungeheuern und fleischigten Körper der Deutschen, sagt er, sind nur zu einem gähen Angrif gemacht, aber nicht dauerhaft. Damals trank fast ganz Deutschland noch nichts als Bier, und bloß der Weinbau hat in verschiedenen Gegenden Deutschlands eine Revolution bewirkt, welche die jetzigen Deutschen von jenen des Tacitus sehr verschieden gemacht hat. Die schwarzen und dunkelbraunen Haare sind hierzulande viel gemeiner, als die blonden, wodurch die Deutschen im alten Rom so berühmt waren. so berühmt waren – blondes Frauenhaar für Perücken war ein wichtiger Exportartikel der Germanen

Du kannst leicht denken, daß sich in einem so fetten Lande die Mönche besonders wohl befinden müssen. Wir statteten dem Herrn Prälaten dem Herrn Prälaten – vgl. auch: Gottfried August Bürger »Der Kaiser und der Abt« (»Drei Männer umspannten den Bauch ihm nicht.«) zu Erbach oder Eberbach, einen Besuch ab, und ich konnte die Armuth dieses Klosters nicht genug bewundern. Diese Herren Mönche, denn in jedem Betracht sind sie Herren, haben ihre schöne Jagd, prächtig meublirte Zimmer, ihren Billardsaal, ein halbes Duzend sehr schöne Sängerinnen, und einen ungeheuern Weinkeller, vor dessen wohlrangirten Batterien ich wirklich erschrak. Einer, der es mir mochte angesehen haben, daß mich die unzähligen Fässer stutzen machten, erklärte mir, daß sie es ohne die wohlthätige Ausdünstung derselben in dem feuchten Thal, worin das Kloster liegt, nicht würden aushalten können. Wirklich sind die gewölbten Zimmer dieser vorgeblichen Einöde so dampficht und feucht, daß sie den Geist des Rheinweines zur Erwärmung ihres Körpers und ohne Zweifel auch ihrer Seele nöthig zu haben scheinen.

Die Wirthschaft dieser Mönche fiel mir im Ganzen nicht sonderlich auf, weil ich in Deutschland an solche Schauspiele gewöhnt worden bin, und ich gönne ihnen von Herzen den Genuß ihres Antheils an dieser groben Erde, die sie so ernstlich verachten, und den ihnen der Himmel und die guten Zeitumstände beschieden haben. Allein den Bemühungen eines Theils der Geistlichkeit dieses Landes, den Aberglauben unter dem Volk zu erhalten, kann ich meinen Beyfall so leicht nicht geben. Besonders fiel mir ein Wallfahrtsort im Walde unweit Geysenheim auf, wo die Kapuziner noch Mirakel Mirakel – Wunder in Ueberfluß wirken sollen. Bloß der Name dieses Ortes ist schon grobe Aergerniß und Gotteslästerung. Er heißt: Noth Gottes. Ein kleines hölzernes Bildchen des Erlösers wurde nach der Legende aus Verachtung oder Unachtsamkeit von einem Bauern in einem hohlen Baum des Waldes versteckt, und nun schrie es so lange: »Noth Gottes, Noth Gottes!« bis es die Leute in der Nachbarschaft aus dem Baum nahmen, und es an einen Ort setzten, wo es keine Noth mehr hatte. Seit diesem hat es unzälige Wunder gewirkt, die den Kapuzinern zugleich auch aus der Noth halfen.


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