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Vier und vierzigster Brief.

Leipzig –

Sachsen ist ein herrliches Land, Bruder. Ich habe einen grossen Umweg durch das Erzgebirg, über Freyberg, Marienberg, Annaberg und dann über Zwickau und Altenburg hieher gemacht. Man sollte glauben, der ganze ungeheure Berghaufen, der sich längst der böhmischen Grenze hinzieht, wäre untergraben. Es sind Gruben an Gruben, und alle Thäler ertönen von Hammerwerken. Ein fleissigeres Volk als die Sachsen habe ich noch nie gesehen. Das ganze Gebirge wimmelt von beschäftigten Menschen, und den nakten Felsen trotzen sie Nahrung ab. Sie verarbeiten nicht nur die Steine und Mineralien auf die mannichfaltigste Art, sondern alle Städte haben auch noch Leinwand, Spitzen, Band, Barchet Barchet – Barchent, ein Baumwollstoff, Tuch, Flanellen oder irgend sonst eine Art Manufakturen, die unzählige Hände beschäftigen. Ihr empfindsamer und reger Geist ist unermüdet und unerschöpflich. Wenn die Mode oder die Mitbewerbung ihrer Nachbarn ihnen einige Arten von Manufakturen niederschlägt, so haben sie in einem Augenblick zehn andre, um die erstern wieder zu ersetzen. Freyberg enthält über 25.000 und Zwickau gegen 12.000 Menschen. Die übrigen Städte, die ich sah, sind alle, wie die Flecken, ungemein stark bewohnt und vom Kunstfleiß belebt – Auf der andern Seite der Elbe, durch die Lausitz, wohin ich von Dresden einen Ausfall that, herrscht die nämliche Betriebsamkeit und der nämliche Wohlstand unter den Einwohnern. Bautzen, Görlitz und Zittau sind ansehnliche Städte, voll Gewerbe und Nahrung. Welcher Abstich mit Süddeutschland, in welchem ungeheuren Strich ich außer der Haupt= und Residenz= und einigen Reichsstädten nicht einen Ort sah, der sich mit einer von den bessern dieser sächsischen Landstädten vergleichen liesse! – Es ist, als wenn der hohe Rücken des Erzgebirges und des Thüringer=Waldes, eine Scheidewand zwischen Licht und Finsterniß, Arbeitsamkeit und Indolenz I ndolenz – geistige Träg- und Gleichgültigkeit, Freyheit und Sklaverey, Reichthum und Betteley wäre. Vielleicht findet man in der ganzen Welt keinen in der Nähe so auffallenden Abstich zweyer Völker, als zwischen den Sachsen und Böhmen; und für diese hat die Natur doch ungleich mehr gethan, als für jene!

Der Bergbau ist ein unschätzbarer Gewinn für das Land. Fast alle Gruben gehören Gesellschaften von Privatleuten zu. Die Werke sind in gewisse Aktien oder Kuxen Kuxe – Anteilschein an einer bergrechtlichen Gewerkschaft (Grube) eingetheilt, wovon die Gesellschaften einen gewissen Antheil für den Hof umsonst bauen, und deren verhältnißmäßigen Ertrag dieser zu beziehen hat. Man rechnet den reinen Gewinn des Hofes von allen Bergwerken des Landes auf ohngefähr 400.000 Gulden, oder über eine Million Livres, welches kaum der fünfte Theil des sämmtlichen reinen Gewinnstes ist. Durch die Verarbeitung der erbeuteten Mineralien wird noch mehr gewonnen; denn wenig davon wird roh ausgeführt. Man macht eine unbeschreibliche Menge schwarzes und weißes Blech Bleche – schwarzes Blech ist rohes Eisenblech, weißes Blech ist verzinnt. Man verfertigt Stal, Meßing und Tombak Tombak – Messing mit hohem Kupferanteil, und hat verschiedene Gold= und Silberfabriken. Die sächsischen Gewehrfabriken sind berühmt.

Die Sachsen haben sich durch ihre Geschiklichkeit im Bergbau in ganz Europa bekannt gemacht. Man hat sie deßwegen schon nach Neapel und Spanien beschrieben beschrieben – abgeworben. Ihre starken Körper, ihr unverdrossener Fleiß und ihr natürlicher Verstand machen sie vorzüglich zu dieser Art von Arbeit aufgelegt, die unter allen menschlichen Beschäftigungen ohne Vergleich die härteste und mannichfaltigste ist, und deren Produkte in der Verhandthierung Verhandthierung – Herstellung so viele Kenntnisse erfodern. Der Bergbau verräth meines Erachtens einen der stärksten Karakterzüge der Deutschen und vorzüglich der Sachsen, wodurch sie sich von unsern Landsleuten auszeichnen. Rasch: verdrossen beym Anstoß hartnäckiger Schwierigkeiten; niedergeschlagen, wenn einige hitzige Anläufe die Hindernisse nicht übersteigen können; verliebt in die schnellen Abwechslungen; gierig auf einmahl viel zu gewinnen; bloß zu Unternehmungen aufgelegt, die ein schnelles Fassen, Genie und Hastigkeit erfodern, werden es die Franzosen in dieser Art von Industrie nie so weit bringen, als die kalt nachdenkenden, forschenden, durchdringenden, anhaltenden und unermüdeten Deutschen, die sich, ohne muthlos zu werden, auch mit den undankbarsten Beschäftigungen abgeben können. Ohne Zweifel hat unser Vaterland in seinen vielen Gebirgen wichtige Schätze. Man weiß, was Kolbert Kolbert – Jean-Baptiste Colbert, Merkantilist, Minister unter Ludwig XIV., förderte Industrie und Handel und viele seiner Nachfolger, besonders in neuern Zeiten Turgot, zur Aufnahme des Bergbaues thun wollten; allein das Genie der Nation vereitelte immer ihre Unternehmungen.

Das Volk in den kleinsten sächsischen Bergstädten, die oft ringsum durch wilde Gebirge von der übrigen Welt getrennt sind, ist artiger, gesitteter und aufgewekter als das in den größten Städten von Süddeutschland. Die Lekture ist hier zu Lande fast allgemein. Geselligkeit und Gastfreyheit begleiten und ermuntern den angestrengten Fleiß. Freyheit, Weltkenntnis, Witz und munterer Scherz machen auch die Gesellschaften von mittlern Rang unterhaltend. Das Frauenzimmer ist durchaus vom schönsten Wuchs und den beseeltesten Gesichtszügen, munter, frey und witzig, und doch sanft, wohlgesittet und zum Hauswesen gebildet. Die Männer klagen sehr, daß ihre schönen Hälften seit einiger Zeit von der Eitelkeit zu sehr seyen eingenommen worden. Die Klagen würden bald aufhören, wenn die Weiber in jeder Stadt zusammenstünden, und das Gesetz machten, daß der 8te oder 10te Mann zu Erbauung der ganzen Gemeinde, sich ein Weib aus Bayern oder Oestreich holen müßte. Ausser dem Putz hab' ich unter den Sächsinnen noch keine Ausschweifungen bemerken können. Die Oestreicherinnen und Bayerinnen aber lieben den Putz eben so sehr, und pflegen nebstdem noch zu Tisch und Bette auszuschweifen, und sich wenig um die Wirthschaft zu bekümmern.

Die ungemein starke Bevölkerung des Erzgebirges setzt die Einwohner bey einer Theurung in nicht geringe Verlegenheit. Es bringt nicht den zehnten Theil des zum Unterhalt derselben nöthigen Getreides hervor; sondern bezieht den größten Theil desselben aus Böhmen. Die Theurung, welche vor 9 und 10 Jahren in dem größten Theil von Europa herrschte, hat vielleicht nirgends so traurige Wirkungen gehabt, als hier. Viele tausend Menschen sind theils durch Hunger, theils durch schädliche Nahrungsmittel umgekommen. Eine Menge Menschen hatten ihre Rettung den verschiedenen Mäurerlogen Mäurerlogen – Freimaurerlogen, s. Vierzigster Brief. zu Dresden, Leipzig, Freyberg und andern Orten zu danken, welche unglaublich viel für ihre leidenden Mitbürger thaten. Wenn ein Land Vorrathshäuser nöthig hat, so ist es dieses. Sobald die geringste Theurung einreißt, werden die benachbarten Länder geschlossen, und die Ebenen von Sachsen sind auch zu stark bewohnt, als daß sie viel von ihren Erndten entbehren könnten. Die Regierung hat einige Anstalten gemacht; allein in der itzigen Lage der Finanzen kann sie nicht soviel thun, als hinlänglich wäre, um diese Bergleute ganz sicher zu stellen.

So blühend die Handlung und Industrie in diesem Lande ist, so elend ist im ganzen der Zustand der Bauern. Der Fehler liegt weder an der Verfassung, noch an ihnen selbst. Sie sind freye, fleißige und verständige Leute. Ohne Zweifel ist die gar zu grosse Zertheilung des Bodens Schuld daran. Längst dem Fuß des Erzgebirges hin steht Dorf an Dorf, und in den ebenern Gegenden kann man kaum die vielen Kirchthürme zählen, die man auf allen Seiten erblickt. Die Anzahl aller Dörfer in den kurfürstlichen Ländern, die Lausitz mitgerechnet, soll sich auf beynahe 6.000 belaufen. Ich sah viele Bauern, die mit einem Ochsen und einer Kuhe pflügten, und sehr viele sollen nur eine Kuhe haben, die ihnen Milch giebt, und zugleich zum pflügen dient. Die lokere und feine Erde in diesem Strich erfodert freylich keine mühsame Bearbeitung; allein ein Bauer mit so wenig Vieh kann unmöglich wohlhabend seyn. Man sieht auch in ihrer ganzen Wirthschaft, daß es sehr knapp bey ihnen zugeht. Ein grosser Theil derselben lebt fast bloß von Erdäpfeln Erdäpfel – Kartoffeln, Hülsenfrüchten und Rüben, und sehr selten erblikt man auf ihrem Tisch Fleisch. Unbegreiflich ist ihre Verschwendung im Kafee, der die einzige Nahrung von vielen zu seyn scheint, und dessen unmäßiger Gebrauch mit der durchaus herrschenden Kärglichkeit sehr kontrastirt. Sie trinken ihn nicht Schalen=, sondern Kannenweise: aber freylich so dünne daß er kaum die Farbe von den Bohnen hat. Ihre Reinlichkeit ist bey ihrer Armuth auffallend – Die schwäbischen Bauern sind, im Vergleich mit den sächsischen, Freyherren und im Ganzen die glücklichsten, die ich noch gesehen habe.

Durch das ganze Land sprechen auch die gemeinen Leute in den Städten ziemlich rein deutsch, und ausser dem Gebirge auch die Bauern. Frankreich hat keine Provinz von gleicher Grösse, worin das Volk durchaus seine Sprache so gut spricht, als die Sachsen das Deutsche.

Einige Meilen von Leipzig besuchte ich einige Edelleute auf ihren Gütern, an die man mir zu Dresden Addressen gegeben. Ich glaubte in eine Schule des ländlichen Vergnügens gekommen zu seyn. Die wenigen Tage, die ich bey ihnen zubrachte, gehören unter die wollüstigsten meines Lebens. Die Einkünfte dieser Herren sind ziemlich eingeschränkt, wie denn der sächsische Adel ebenso unvermögend als zahlreich ist. Allein diese Eingeschränktheit selbst ist eine der Hauptquellen ihres Glückes. Sie verstehen es das Schöne mit dem Nützlichen, Einfalt mit Geschmack, Sparsamkeit mit mannichfaltiger Abwechslung und die Kunst mit der Natur so schön zu verbinden, daß die Beschäftigungen, welche der größte Theil der Menschen als eine Last betrachtet, für sie Wollust und ihre Tage ein Gewebe von Freuden werden. Sie schlürfen das Vergnügen hinab, wie man einen seltenen Wein zu kosten pflegt, den man zwischen dem Gaumen und der Zunge lange spielen läßt, um seinen Geist besser zu empfinden. Der Feldbau, die Viehzucht, die Jagd, der Vogelfang, die Fischerey, die Bienenzucht, die Gärtnerey, die Försterey, alles wissen sie so wohl zu ihrem Vortheil als ihrem Vergnügen so sehr zu benutzen daß ich mir vorgenommen habe, wenn es irgend nur möglich ist, noch einige Tage bey Einem von ihnen zuzubringen, bloß um Virgils Georgica Vergils »Georgica« – ein vierbändiges Lehrgedicht über Landwirtschaft (Feldbau, Obst- und Weinbau, Viehzucht, Bienenzucht), um – 30 entstanden mit Verstand, Geschmack und Gefühl lesen zu können, die man gewiß nirgends so gut verstehen lernt als bey ihnen. Die Fischzucht ist für sie ein ganz besonders angenehmes, wichtiges Studium, und gewiß nirgends auf den Grad der Vollkommenheit gebracht, wie hier. Sie haben ihre Teiche, worin die Fische in verschiedener Absicht, und nach dem Alter eingetheilt sind. Diese Teiche sind in Brachfeldern, die dann zur bestimmten Zeit wieder abgelassen und bebaut werden, so daß der nämliche Boden doppelt benutzt wird. Das Forstwesen und die Schäferey sind hier auch zu einem seltenen Grad von Vollkommenheit gebracht. Die Waldungen werden nicht nur mit der ängstlichen Regelmäßigkeit gelichtet, sondern man studiert auch die Baumarten und den für sie tauglichern Boden mit einem unbeschreiblichen Fleiß. Ich glaube, wir Franzosen könnten in diesem Punkt, so wie in der Landwirthschaft überhaupt viel von den Sachsen lernen. Die sächsische Wolle ist berühmt, und gehört nach der spanischen und englischen unter die beßte von Europa. Sie wird theils roh, theils zu Tüchern, Zeugen, Strümpfen, Mützen und Handschuhen verarbeitet, noch häufiger aber gefärbt und unverarbeitet ausgeführt. Die unnachahmlich schön gefärbte blaue Wolle, die den Namen vom Lande hat, kömmt bis zu uns. Diese mannichfaltigen Geschäfte der Landwirthschaft, theoretisch und praktisch behandelt, wechseln bey dem Adel mit kleinen Spazierreisen, Besuchen der Freunde auf dem Land und in der Stadt, der schönen Lektüre, Sammlungen von Natur und Kunstsachen, Bemühungen für die Verbesserungen der Schulen ihres Bezirkes, häuslichen Familienmusiken, Versuchen im Zeichnen, Mahlen und auch manchmal in der Poesie oder über Gegenstände der Landwirthschaft, und andern Geistesbeschäftigungen ab. Die Reichern, worunter schon die gehören, welche 8 bis 10.000 Gulden Einkünfte haben (die meisten stehn so zwischen 3 und 6.000, und gar viele zwischen 800 bis 2.000 Gulden) besuchen regelmäßig im Winter auf 1 oder 2 Monathe die Stadt – Ihre Töchter sind die artigsten und verliebtesten Geschöpfe von der Welt – Ihre natürliche Empfindsamkeit und Lebhaftigkeit nimmt in der Stille des Landlebens gemeiniglich einen romantischen Schwung, der in allen ihren Gebehrden, Blicken und Reden sichtbar ist, und in den ersten Jahren der Jugendhitze sie oft zu unbesonnenen Schritten hinreißt. Mißheirathen, Entführungen und Entfliehungen sind hier zu Lande ungemein häufig. Ich fand in Schwaben, Bayern und Oestreich Sächsinnen aus guten Häusern, die im letzten Schlesischen Krieg mit Offiziers von der kaiserlichen und Reichsarmee entliefen; aber alle zärtliche Gattinnen und Mütter geworden sind. Zu Prag fand ich ein sächsisches Fräulein von gutem Haus, das aus lauter Uebermaaß von Empfindsamkeit, wie es selbst mit Thränen gestand, und aus Mangel an Weltkenntniß ein sehr gemeines Mädchen ward. Leßings Minna von Barnhelm, die du ohne Zweifel kennst, hat etwas von diesem Zug verliebter Schwärmerey; allein ihre karakteristische Laune ist mehr die Art der sächsischen Stadtfräulein. Die Landfräulein überhaupt genommen haben das Piquante und Nekende der Minna nicht, sondern sind viel nachdenkender und schmelzender; aber alle sind gleich schön, wie die Engel – Die Modelekture, welche itzt in Deutschland überhaupt herrscht, nämlich die Komödien und Romanen sind keine gute Nahrung für die von Natur so zärtlichen Landfräulein in Sachsen.

Leipzig ist eine kleine, aber ungemein schöne und zum Theil prächtige Stadt. Die Zahl der Einwohner, die Vorstädte mitgerechnet, muß nahe an die 30.000 steigen. Die Lebensart ist von jenen in den andern sächsischen Städten, die ich gesehen, sehr verschieden. Es herrscht hier mehr Verschwendung und Luxus als zu Dresden. Man spielt fast in allen Gesellschaften, und oft unmäßig hoch. Das hiesige Frauenzimmer ist unthätiger im Hauswesen, als seine Landsmänninnen in den andern Städten, und hat mit denselben die Liebe des Putzes und der Koquetterie gemein. Unter dem Schwarm der hiesigen Gelehrten giebt es zu viel Stutzer, Kleinmeister und Unwissende, so daß ich in einigen Gesellschaften mich wieder nach Wien versetzt zu seyn glaubte, wo die Gelehrten und Friseurs in einem Rang roulieren roulieren – umlaufen; hier: angesehen sein, und auch gleich zahlreich sind. Allein die beträchtliche Anzahl der Männer von Verdienst, welche den Troß dieser vorgeblichen Litteratoren ihrer Vaterstadt so verachten, wie ers verdient, machte mich bald wieder den Unterschied bemerkend. In allen Fächern findet man hier einige vortrefliche Männer, die sich sowohl durch die Tiefe als auch die Ausbreitung ihrer Kenntnisse, und besonders durch eine grosse Bekanntschaft mit der übrigen Welt von den Gelehrten zu Wien stark auszeichnen, für welche meistens alles was ausser der Linie ihrer Stadt liegt, todt ist. Die Kleinmeister machen hier wirklich den – zwar etwas zu dicken – Troß, zu Wien aber die eigentliche Armee der Pallas Pallas – Pallas Athene, Schutzgöttin der Wissenschaft und der Künste aus, an deren Spitze einige Helden in Riesengrösse stehn, um den Zug der Zwerge hinter ihnen desto lächerlicher und verächtlicher zu machen.

Ich besuchte Herrn Weiße Weisse – Christian Felix Weiße, Lyriker, gab die erste deutsche Kinderzeitschrift heraus, † 1804, dessen Kinderfreund Herr Berquin Berquin – Arnaud Berquin, franz. Kinder- und Jugendbuchautor, † 1791 theils übersetzen, theils nachahmen will. Er ist nicht nur einer der artigsten Dichter Deutschlands, sondern auch ein merkwürdiger Gelehrter im ganzen Umfang des Wortes. Er ist die Eleganz selbst, und das Einkommen von einer ansehnlichen Stelle, die er bekleidet, setzt ihn in den Stand seine alten Tage der philosophischen Ruhe, dem Wohlthun und den Musen zu weihn. Er ist einer der stärksten Antagonisten Antagonisten – Gegner, Widersacher der litterarischen Kalmüken, von denen ich dir bey Anlaß des Theaters von München schrieb, die gleich den Truppen des Gengiskans Gengiskan – Dschingis-Khan, Mongolenfürst im 13. Jahrhundert vor einigen Jahren einen Einfall auf den deutschen Parnaß Parnaß – Sitz des Apoll und der Musen thaten, die Musen nothzüchtigten, die schönen Blumenbetten der alten deutschen Dichter verheerten, die Sprache verstümmelten, die Wörter mit tartarischer Wuth zerfezten, und vielleicht auch im Hunger noch Kinder gefressen hätten, wie ihre Originale, wenn ihre Disciplin der Wuth ihres Angriffes entsprochen hätte, und nicht so geübte Leute, wie Herr Weisse ist, sie nach der Hitze des ersten Anfalls zerstreut hätten. Nun haben sie sich allgemach hinter die Hecken und Gebüsche verlaufen, wo sie manchmal noch Feuer auf die vorübergehenden geben, aber sich nicht lange mehr halten können.


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