Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Das Schachspiel

(1795)

                Auf einem Schachbrett stand der Steine bunte Schar
Nach Stand und Würden hingepflanzt;
Der hölzerne Monarch und seine Dame war
Von Reisigen und Türmen rund umschanzt.
Die Läufer, oder wenn wir sie
Nach gallischem Kanzleistil nennen wollen,
Die Narren spielten große Rollen.
Die Bauern, gar ein zahmes Vieh
So lange sie nicht ihre Stärke kennen,
Die Bauern mußten vorne dran,
Um sich zuerst die Köpfe zu verrennen.
Das deutungsvolle Spiel begann.
Gewalt und List regierten das Gefechte;
Hier ward der Knecht vom Herrn und dort der Knecht vom Knechte,
Oft gar der Herr durch seinen Hintermann
Von seinem Platz verdrängt. Der stolze Großsultan
Sah unbewegt zur Rechten und zur Linken
Die Hälfte seiner Nation,
Als Opfer des Geschicks, zu Boden sinken,
Und endlich fiel auch er vom Thron.
Jetzt nimmt der Herr des Spiels, der allen Steinen
Die Rollen ausgeteilt und selbst sie aufgestellt,
Sie weg, und wirft vermengt die Großen und die Kleinen
In einen dunkeln Sack. Dies ist das Bild der Welt.

 


 


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