Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Das Bildnis

(1788)

          Belinde war das schönste junge Weib;
Doch kein vollkommner Glied fand sich an ihrem Leib,
Als ihre Zunge. Welche Plage
Für ihren guten Mann! Doch war ihr Cleon lieb,
So gern er auch im Trinkgelage
Der Grillen finstern Schwarm vertrieb.
Um unverhofft ihn zu erfreuen,
Ließ sie sich insgeheim von einer Meisterhand
In Lebensgröße konterfeien
Und hing das Bildnis an die Wand.
Nun kam der Mann nach Haus, und zwar vom Zechen;
Er sah das Bild – – Sie ists vom Hute bis zum Schuh,
Rief er, und hielt, aus Furcht sie möchte sprechen,
Sich schnell die beiden Ohren zu.

 


 


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