Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Der Marktschreier

(1791)

      Zu einem Bucklichten kam einst ein Wundermann:
Ihr wärt, sprach er zu ihm, auf unsrer Hemisphäre
Der schönste Kavalier, wenn nicht der Höcker wäre,
Der euch entstellt, und den ich heilen kann.
Es war ein Fleischgewächs, das ihm schon in der Wiege
Den Rücken überzog. Der hochgeborne Fant
Tat für sein Leben gern galant;
Er glaubt des Abenteurers Lüge,
Und unterwirft sich keck dem Stahl der Chirurgie.
Der Podalirius schwingt mutig seine Pranke;
Er sticht und schabt und ätzt, als wär der arme Kranke
Ein Erbstück der Anatomie;
Und wenn er um Erbarmen schrie,
So wies der Scherer mit gelehrten Blicken
Ihm ein Fragment von seinem Rücken.
Allein beim letzten Schnitt verschied der arme Wicht.
Ein Freund des Märtyrers beschied den Wundertäter
Als einen Mörder vor Gericht.
Er trat ins Parlament und sprach: Erlauchte Väter!
Ein Biedermann hält was sein Mund verspricht;
Ich tats bei dieser Kur. Des Höckers schwere Bürde
Ist weggeschafft; doch das versprach ich nicht,
Daß er daran nicht sterben würde.

 


 


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