Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Die beiden Griechen

(1772)

              Zwei Griechen, welche durch das Band
Der Sympathie verbrüdert waren,
Verließen jung ihr Vaterland
Und suchten Glück bei den Barbaren.
Das Schicksal trennte sie: Porphyr
Kam nach Illyrien, ward Kriegsknecht, Offizier,
Spion, Feldmarschall, Großvezier
Und kurz, in Zeit von zwanzig Jahren
Bestieg er als der Schwiegersohn
Des Königs den ererbten Thron.
Aret, der nichts von ihm erfahren,
Kam als ein armer Philosoph
Vom Unglück stets verfolgt, an seines Freundes Hof,
Der eben Audienz erteilte.
»Was seh' ich, Himmel!« rief Aret
Der weinend ihm entgegen eilte,
»Porphyr, mein Bruder!« – »Was?« fiel seine Majestät
Errötend ihm ins Wort, »hinweg mit diesem Tollen,
Der unsern Stand vergißt! Vielleicht hat gar ein Feind
Sich hinter ihm verbergen wollen.«
»Vergib mir«, sprach Aret. »Ich hätte keinen Freund
Auf einem Throne suchen sollen.«

 


 


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