Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Der Gefangene

(1794)

      Ein Sklave lag an seiner Kette;
Ein finstrer Kerker war sein Haus,
Ein Bund verfaultes Stroh sein Bette
Und trocknes Haberbrot sein Schmaus.
Gerührt von des Gefangnen Plage,
Schloß einst an einem hellen Tage
Sein Hüter ihm den Kerker auf.
Der Sklave sprang in vollem Lauf
Der Türe zu; doch wie vom Schlage
Des Zauberstabs versteinert, bleibt
Er plötzlich auf der Gasse stehen.
Sein Auge tränt, er blinzt und reibt;
Umsonst, er kann den Tag nicht sehen,
Nur fühlt er seiner Ketten Last,
Und schlenkert sie mit wilder Hast,
Dem Trupp der Helfer um die Köpfe,
Der ihn zu leiten sich genaht.
Blutrünstig flohn die armen Tröpfe.
Ha! rief ein alter Kandidat,
Dies Pröbchen kann den Neuling lehren,
Es sei kein Irrwahn, kein Betrug,
Wenn man ihm sagt: es sei nicht klug,
Das Volk auf einmal aufzuklären.

 


 


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