Gottlieb Konrad Pfeffel
Gedichte
Gottlieb Konrad Pfeffel

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Die Lampe

(1802)

      Am Süderpole liegt ein Staat,
Den noch kein Magelan betrat.
Kein Wunder; denn dort ist es immer
Sechs Monde Nacht. Indes erfand
Ein Mann aus einem fremden Land
Einst eine Lampe, deren Schimmer
Die Nacht erhellte. Jeder Stand
Erhob den Mann: der Gärtner pflanzte.
Die Hausfrau spann, der Stutzer tanzte.
Der Weise las beim Lampenschein;
Sogar der Landesvater fühlte
Der Wohltat Wert; er buhlte, spielte,
Und trank bequemer. Nur allein
Die Pfaffen und die Diebe fluchten
Dem neuen Licht; im Dunkeln stahl
Es sich so leicht; bei Nacht besuchten
Der Domherr und Konventual
So unbemerkt die hübschen Weiber.
Als endlich gar ein Juvenal,
Ein Feind der Heuchler und der Räuber
Die Lampe pries, kam der Altar
Und selbst der Thron, wie die Zeloten
Sich heisch posaunten, in Gefahr.
Nun ward das fremde Licht verboten,
Der frevle Künstler exiliert,
Und der Monarch, wie sich's gebührt,
Von den geweihten Sykophanten
Im Leben schon kanonisiert.
Triumph! ihr Herren Obskuranten!

 


 


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