Friedrich Nicolai
Geschichte eines dicken Mannes
Friedrich Nicolai

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Achtunddreißigster Abschnitt

Veranlassung beider Testamente. Frau Sophiens Entschluß

Es ist ein eigenes Ding, daß ein Verstorbener in seinem Testamente nach seinem Tode redet. Denn oft begibt es sich, daß, ehe es mit dem Testamentmacher zum Sterben kommt, sich nicht nur wesentliche äußerliche Umstände, sondern auch wohl seine eigenen Gesinnungen geändert haben. Dann möchte er sich gern mit seiner Rede nach dem Tode auf den kalten Mund schlagen. Dies begegnet auch klugen Leuten; und so begegnete es Sophiens Manne, der, was Geld und Geldes Wert betrifft, gewiß keiner der Dümmsten war. Über Geld und Geldes Wert handeln aber doch jetziger Zeit gewöhnlich die Testamente; denn, seine Seele dem lieben Gotte zu vermachen und den Leib der Erde, ist aus der Mode gekommen; und wenn ein jetztlebender neuer Eudamidas seine verlassenen Kinder seinem Freunde vermachen wollte: so würde er sicherer handeln, wenn er es lieber durch Schenkung unter Lebendigen täte. Das erste Testament zu Limnich war eine Folge nicht nur der großen Weltklugheit, womit Sophiens Mann begabt war, sondern auch des ersten Feuers der Liebe zu ihr. Er liebte sie wirklich bei der Heirat recht inbrünstig; denn er liebte ihr Geld über alle Maßen, welches ohne ihre Person nicht zu erlangen war. Damals glaubte er, es müsse ihr ein ansehnliches Vermögen zufallen und zwar bald; denn er traute es Meister Anton nicht zu, daß er unverschämt genug sein werde, noch lange zu leben. Alsdann hätte sie, seiner Meinung nach, wohl die Hälfte des Vermögens hoffen können, aufs wenigste das Drittel; denn Meister Anton hielt sie ja wie sein eigenes Kind. Nun ging seine Sorgfalt dahin, sich des ganzen Genusses dieser reichen Erbschaft zu versichern, im Falle etwa seine Frau vor ihm mit Tode abgehen sollte, welches er ganz gleichgültig würde angesehen haben, sobald nur dieser Tod nicht vor Meister Antons Ableben erfolgte. Zu diesem Behufe dachte er ganz schlau aus, dieses seiner Frau sehr vorteilhaft scheinende Testament zu errichten. Er vermachte ihr hierdurch im Grunde nur sehr wenig; denn damals war sein Vermögen noch äußerst unbeträchtlich. Das Feine bestand darin, daß er durch dieses Zeichen der Liebe und des Vertrauens seine gute Frau zu bereden suchte, unter eben dem Datum auch ihr Testament zu machen, worin sie ihn mit gleichen Vorzügen zum allgemeinen Erben ihres künftigen Vermögens einsetzte, das er sehr viel höher anschlug als sein eigenes, und wovon er sehr guten Gebrauch zu machen dachte, wenn nur erst Meister Anton und nach ihm Frau Sophie gestorben wäre. Der Mann war also, wie man sieht, sehr weltklug; doch übertraf ihn in dieser nützlichen Eigenschaft noch der Prokurator Hiffer. Dieser war Doktor beider Rechte und verband mit der allgemeinen Klugheit, welche so nötig ist, um sich durch die verwirrten Welthändel empor zu winden, auch noch die Klugheit, welche die Kenntnis beider Rechte den Klugen an die Hand gibt. Die Rechte sind nicht, wie manche Tölpel wohl meinen, zum Besten der verlassenen Witwen und Waisen oder der ruhigen unbekümmerten Bürger geschrieben, sondern eigentlich, wie eine bewährte Rechtsregel sagt: zum Besten der Klugen und Wachsamen.zum Besten der Klugen und Wachsamen – Jura sunt scripta vigilantibus. (lat.) Die Gesetze sind für die Wachsamen geschrieben. wie ebenfalls eine bewährte Rechtsregel versichert – Summum jus, summa injuria (Anm. Nicolais), (lat.) Das höchste Recht ist das größte Unrecht. Wenn nun das größte Recht das größte Unrecht ist, wie ebenfalls eine bewährte Rechtsregel versichert: so erhellet noch deutlicher, daß Doktor Hiffer beide Rechte deswegen theoretisch sehr gründlich studiert hatte, um das größte Recht praktisch mit allen seinen Feinheiten recht kräftig ausüben zu können, wenn es nämlich zu seinem und allenfalls auch zu seiner Klienten Nutzen gereichte. Er fand hierin seinen Mann an dem Ehegatten der Frau Sophie. Aus einem paar kaufmännischen Rechtshändeln, die derselbe ihm zu besorgen auftrug, sah er genugsam ein, daß sie beide vom Nutzen des höchsten Rechts gleiche Begriffe hätten. Dies brachte eine nähere Verbindung zwischen ihnen zuwege, die jeder zu seinem besondern Vorteile zu lenken dachte. Hiffer faßte den Gatten Sophiens bei seiner Liebe zum Weine und holte ihn unterm Trinken über manches aus, das er einmal zu brauchen dachte.

So erfuhr er auch von ihm, daß er mit seiner Frau in schlechtem Vernehmen lebte. Denn nachdem Meister Anton gestorben war, ohne Sophien etwas zu vermachen, ward diese von ihrem Manne herzlich gehasset, welcher für gut fand, seinen Haß auch bis auf seinen Vetter Anselm auszudehnen, dessen Unverschämtheit er sondergleichen fand, seines Vaters Vermögen zu erben; denn das von dem Vater erborgte Kapital, welches Anselm nach dessen Tode seinem erbschaftsbegierigen Vetter schenkte, hielt dieser für gar keinen Ersatz desjenigen, was ihm seiner Meinung nach entzogen ward.

Dieser Haß zeigte sich noch deutlicher gegen beide, seitdem Frau Sophie unschuldiger Weise ihren verlassenen Vetter aufgenommen hatte und er ihn in seinem Hause erblicken mußte. Er konnte gar nicht begreifen, wie seine Frau einen Menschen wie Anselm nicht aufs Bitterste hassen konnte, der an ihrer Statt geerbt hatte. Hiffer dachte wohl selbst nicht, daß ihm die beim Trünke eingesammelten Nachrichten von dem schlechten Vernehmen in Sophiens Hause einmal sonderlich nützlich sein könnten. Es war aber seine Art, die Leute schwatzen zu machen und sie, was es nun war, von sich selbst erzählen zu lassen, weil er sie dadurch immer einigermaßen in seine Gewalt bekam. Daher hatte er in Düsseldorf, wo er unsern dicken Mann traf, die Rede auf Sophien gebracht, um auch von der andern Seite zu hören, wie die Sache eigentlich stehe. Da erfuhr er dann durch die Reden des offenherzigen unbedachtsamen Anselms mehr, als er vermutet hatte. Besonders war ihm die unvorsichtig eröffnete Nachricht, daß Anselm Sophiens Bildnis habe geschenkt bekommen, sehr viel wert. Er fühlte gleich dunkel, eine solche Nachricht müsse zu etwas zu brauchen sein. Da nun nachher der Verlust Anselms bei der Signora Bellonia hinzukam, der in ganz Düsseldorf großes Aufsehen erregte: so ward ihm der Plan, den er machen könnte, noch etwas deutlicher, und er brachte ihn auf seiner Rückreise in seinem Kopfe völlig in Ordnung.

Zuvörderst nahm er Gelegenheit, als ob es ganz von ungefähr käme, in Frau Sophiens und ihres Mannes Gegenwart, gleichsam voraussetzend, sie wüßten es schon, zu bedauern, daß ihr Vetter Anselm so ganz sinnlos gehandelt habe, sich in eine liederliche Sängerin zu verlieben, bei ihr sein ganzes Vermögen zu verspielen und mit ihr nachher heimlich durchzugehen. Diesen letzten Umstand dichtete er aus guten Ursachen hinzu; denn ihm war daran gelegen, daß Sophiens Zuneigung zu Anselm kein Hindernis des von ihm entworfenen Planes werden möchte.

Er hatte gleich darauf gerechnet, daß diese unvermutet gehörte Nachricht auf Sophien Wirkung tun müßte. Dies traf auch ein. Sophien erschrak über die Nachricht und wollte anfänglich gar nicht glauben, daß Anselm fähig sein könnte, mit einer liederlichen Person durchzugehen. Da es aber Hiffer mit mehrern Umständen bestätigte und versicherte, ganz Düsseldorf wisse es, so konnte sie den Strom ihrer Tränen nicht zurückhalten. Darüber ward sie von ihrem Manne übel angelassen. Sie entschuldigte sich damit, daß sie das unvermutete Unglück ihres nächsten Verwandten nicht gleichgültig anhören könne. Hiffer lächelte bedeutend bei Anführung dieser Ursache, so daß es der Mann bemerken mußte. Er hatte nachher bald Gelegenheit, in einer Unterredung bei der Flasche das Gespräch wieder darauf zu bringen, und da fing er an, zu Ausführung des von ihm entworfenen Plans die unschuldigste Sache zu vergiften. Unter den wärmsten Freundschaftsbezeugungen setzte er dem Manne in den Kopf, die Betrübnis seiner Frau über ihren unwürdigen Vetter möge wohl noch aus einer viel nähern Verbindung als der bloßen Verwandtschaft entstehen. Er erzählte, Anselm habe sich selbst der Gunst Sophiens gerühmt, habe ihm zum Beweise das von derselben erhaltene Bildnis mit Triumphe gezeigt, zu welcher falschen Vorstellung er noch mehrere Umstände erdichtete, so wie er sie für seine Absicht am gemäßesten hielt. Dadurch erhielt er, daß der Mann in Argwohn geriet und mit seiner Frau wegen des Bildnisses gar unangenehme Reden wechselte. Zugleich erreichte dadurch seine Schlauigkeit einen doppelten Zweck. Sophie mußte nun notwendig von Anselms undelikater Art zu denken und unvernünftiger Art zu handeln einen sehr nachteiligen Begriff bekommen, der auch wirklich nachher noch auf die Art wirkte, wie sie ihn als Witwe empfing. Ferner hatte er durch diese Geschichte in das Gemüt des Mannes einen Samen des Mißvergnügens mit seiner Frau gestreuet, den er sich vornahm, reichlich zu düngen und zu pflegen, so daß er bald aufgehen und ihm gute Früchte tragen sollte.

Zu diesem Behufe warf er sich nun zum täglichen Trinkfreunde des Mannes auf, der schon die Flasche sehr liebte. Der Asmanshäuser ward nicht geschont, sooft sie nachmittags zusammenkamen, welches fast täglich geschah. Hiffer hatte die glückliche Gabe, viel Wein vertragen zu können, und blieb also immer noch kalt und verständig, wenn sein Mann schon selig war und folglich gesprächig ward. Da konnte er dann dessen Gedanken gemächlich auskundschaften und seinem eigenen Plane gemäß ihm die Ideen in den Kopf setzen, die denselben befördern mußten. So brachte er auch die Geschichte mit dem Bildnisse des breitern vor und suchte, den Mann zu bereden, seiner Frau geheime Verbindung mit Anselm (denn dazu hatte der Elende die unschuldigste Gesinnung verschwärzt) habe gewiß noch nicht aufgehört, so sehr auch, nach des Mannes Berichte, die gute Frau das Geschenk des Bildes mit Tränen bedauert hatte. Hiffer bestand hingegen darauf, dies sei nur Verstellung, ja es sei vielmehr wahrscheinlich, daß Anselm von Frau Sophien mit Gelde unterstützt werde. Der Mann kam darüber außer sich, denn das Geld war seine empfindliche Seite. Hiffer entwickelte ihm bündig, es könne fast nicht anders sein; denn Anselm habe keinen Stüber übrig behalten und habe sich doch, wie er aus sichern Nachrichten wisse, wieder von der Sängerin getrennt, die ihn allein ernährt hätte, welches wohl bloß Frau Sophien zu Gefallen und durch ihre Unterstützung werde geschehen sein. Er gab dabei zu verstehen: Wenn, welches Gott verhüten möge, der Mann etwa vor Sophien mit Tode abgehen sollte, so würde sie gewiß den Anselm, von dem sie nun einmal nicht lassen könne, bald heiraten, und dann würde dieser liederliche Kerl das schöne Vermögen in ein paar Jahren durchbringen, so wie er ja sein eigenes Vermögen in kurzer Zeit durch die Gurgel gejagt habe.

Hier faßte der schlaue Erbschleicher seinen Mann gerade da, wo er am leichtesten festzuhalten war; denn Sophiens Mann liebte sein Geld, im Leben und nach dem Tode, fast noch mehr als sich selbst; und seitdem er die Geschicklichkeit seines Freundes Hiffer im Trinken zu erreichen so emsig als vergebens beflissen war, fühlte er, so sehr er sich es zu verhehlen suchte, er möchte doch vielleicht bald von seinem lieben Gelde scheiden müssen. Da kam es ihm denn schon ziemlich bitter an, daß alles seiner Frau zufallen sollte, die eine so schlechte Wirtin war, daß sie vermutlich heimlich Geld an einen Menschen schickte, der ihm eine reiche Erbschaft entzogen hatte. Wenn er aber vollends daran dachte, seine Frau möchte nach seinem Tode sein liebes Geld ganz mit diesem Erbschaftsdieb teilen, dem er nicht eines Guldens Wert gönnte, so hätte er mögen aus der Haut fahren.

Er hatte schon längst überlegt, daß seit dem Limnichschen Testamente die beiderseitigen Vermögensumstände sich gänzlich umgekehrt hatten, und es deshalb schon längst sehr natürlich gefunden, daß sie nun von ihm eigentlich gar nichts erben müßte, da er nur sehr wenig von ihr erben konnte. Er hatte nur nicht recht gewußt, wie es anzufangen sei, um sein Testament abzuändern, weil er das Aufsehen scheute, das erregt werden würde, wenn er sein Testament in Limnich zurücknähme. Die Nachrede der Leute kümmerte ihn eben so sehr nicht. Seine Hauptsorge war: seine Frau, die er ganz nach sich selbst beurteilte, würde alsdann gewiß auch ihr ihm vorteilhaftes Testament zurücknehmen. So gering auch ihr Vermögen gegen seines war, so wollte er doch nicht das Recht, es auf allen Fall zu erben, aufgeben. Aber auch hier erhielt er von seinem rechtsgelehrten Trinkfreunde, der ihn so schlau wider seine Frau aufgebracht hatte, die beste Anleitung, sie zu überlisten. Sein Rat war nämlich, in einem zwei Meilen entlegenen Städtchen ganz in der Stille ein neues Testament niederzulegen, worin das vorige für ungültig erklärt und eine andere Verordnung gemacht würde. Hiffer war mit dem Richter dieses Städtchens genau bekannt und wußte, es nicht nur sehr vorsichtiger Weise so zu veranstalten, daß die Errichtung und gerichtliche Niederlegung dieses zweiten Testaments ganz unbekannt blieb, sondern auch seine Ratschläge und Eingebungen so gut mit der Flasche zu verbinden und zu unterstützen, daß der Inhalt des Testaments, ganz nach seinem so klug angelegten Plane, zu seinem eigenen Vorteile gereichte. Denn nun mußte das große Vermögen nebst der hübschen Frau sein werden, und auf den schlimmsten Fall erhielt er doch gewiß das Vermögen, womit er denn, wenns nicht anders sein könnte, ohne die hübsche Frau zufrieden zu sein sich vornahm. Aber in welcher schrecklichen Lage befand sich nun die gute Sophie! Sie sah ihr Verderben vor sich, wohin sie ihre Augen richtete. Heiratete sie den Elenden, so machte sie sich in der zweiten Hälfte ihres Lebens noch unglücklicher als in der ersten; tat sie es nicht, so war sie beinahe ganz verarmt. Und noch würde sie gern Armut dem Unglücke vorgezogen haben, mit einem schlechten Menschen verbunden zu sein. Sie hätte lieber auf die frugaleste Art von ihrer Hände Arbeit gelebt. Aber der Gedanke, ihren Kindern durch eigene Entäußerung wohl zu tun, machte ihr Mut, zu deren Bestem lieber ihr eigenes Unglück zu wählen. Denn sonst war der größte Teil des Vermögens für ihre Kinder verloren, und um den übrigen Teil hätte ein so nichtswürdiger Vormund auch dieselben zu bringen gewußt, wenn sie ihm nicht noch Einhalt tun könnte; das war vorauszusehen. Zudem wäre die Erziehung der Kinder diesem schlechten Menschen ganz überlassen geblieben. War sie hingegen dessen Gattin, so konnte sie ihren Kindern noch das geben, was mehr wert ist als Vermögen: gute Erziehung und gute Gesinnungen. Sie faßte also einen Entschluß, traurig für sich selbst, aber ihren Kindern vorteilhaft.

Ihre vormalige Zuneigung zu Anselm kam hierbei wenig in Betrachtung. Wäre diese auch noch in ihrer völligen Stärke gewesen, so hätte sie doch unter solchen Umständen der Liebe zu ihren Kindern weichen müssen. Aber schon bei ihres Mannes Lebzeiten hatte sie auf den treulosen Bericht von Anselms Verbindung mit der Signora Bellonia und wegen des widrigen Lichts, worin das unschuldige Geschenk ihres Bildnisses ihren Charakter in ihres Mannes Augen gesetzt hatte, sich fest entschlossen, diese Zuneigung ganz aus ihrem Herzen zu verbannen. Zwar war seit einigen Tagen durch Philipps Erzählung der wahren Beschaffenheit der Vorfälle in Düsseldorf und nachher in der gräflichen Residenz Anselms Schuld bei ihr nicht wenig gemindert worden. Sie sah nun ein, daß er nicht niederträchtig, obgleich höchst unbesonnen, gehandelt hatte. Philipp wagte auch jetzt ihr zuzureden, daß sie nicht die Ruhe ihres ganzen übrigen Lebens bloß der Absicht, ihren Kindern ein größeres Vermögen zu erhalten, aufopfern müsse. Er stellte ihr vor: die Kinder behielten selbst durch das Pflichtteil eine nicht unbeträchtliche Summe, die schon bis zu ihrer Großjährigkeit rechtlich zu sichern sein würde. Er setzte hinzu: Ihre Erziehung würde man der leiblichen Mutter nicht nehmen können, und Hiffer würde, wenn er nur das Geld bekäme, sich auch vielleicht darum weiter nicht bekümmern. Nun wagte er es, für Anselm, der sie noch immer unaussprechlich liebte und den sie doch nicht würde hassen können, ein Vorwort einzulegen. Er stellte ihr vor, Anselm sei vorher schon in Elberfeld in der Praxis glücklich gewesen und sei daselbst noch in gutem Andenken; sie würden also beide von den Einkünften seiner Kunst in genügsamer Zufriedenheit leben können. Er versprach großmütig, das Haus seines Freundes ganz einzurichten, und wünschte, sie als Anselms Gattin darin zu sehen. Diese Anerbietungen hätten verführerisch sein können für eine Frau, die wohl wußte, daß ihr Entschluß sie unglücklich machte. Sie wankte auch einen Augenblick. Aber sie sah ihre Kinder an, umarmte sie mit Tränen und er/klärte nun, sie bleibe fest bei dem, was sie beschlossen hätte. Philipp schwieg. Anselm mußte ihren Edelmut bewundern, fühlte aber, daß durch ihn seine letzte Hoffnung, noch glückliche Tage zu erleben, verschwand. Hiffer, der durch seine Spione bald von allem Nachricht bekam, lachte innerlich, daß sein schlauer Anschlag von allen Seiten völlig gelungen war.


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