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Zehnter Theil
Dritte Rede

Assalāyano

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Savatthi, im Siegerwalde, im Garten Anathapindikos.

Um diese Zeit nun waren gegen fünfhundert Brāhmanen aus verschiedenen Landen in Savatthi zusammengekommen, irgend eine Angelegenheit zu verhandeln. Nun sagten jene Brāhmanen zu sich: ›Dieser Asket Gotamo behauptet, dass alle vier Kasten rein wären: wer ist da wohl imstande, mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand zu reden?‹

Damals aber befand sich Assalāyano, ein junger Brāhmane, zu Savatthi, eben erst, mit geschorenem Scheitel, vom Lehrer entlassen, im sechzehnten Lebensjahre, ein Meister der drei Veden, sammt ihrer Auslegung und Deutung, sammt ihrer Laut- und Formenlehre, und ihren Sagen zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der die Merkmale eines großen Weltweisen aufwies. Und jene Brāhmanen besprachen sich: ›Dieser Assalāyano, der junge Brā:hmane, lebt da in Sāvatthī, ist eben erst, mit geschorenem Scheitel, vom Lehrer entlassen worden, im sechzehnten Lebensjahre, als Meister der drei Veden, sammt ihrer Auslegung und Deutung, sammt ihrer Laut- und Formenlehre, und ihren Sagen zufünft, der Gesänge kundig und ein Erklärer, der die Merkmale eines großen Weltweisen aufweist. Der wird imstande sein, mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand zu reden.‹

Da begaben sich denn jene Priester zu Assalāyano dem jungen Brāhmanen und sprachen also zu ihm:

»Dieser Asket Gotamo, o Assalāyano, behauptet, alle vier Kasten wären rein: wohlan, möge Herr Assalāyano mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand reden!«

Also aufgefordert erwiderte Assalāyano der junge Brāhmane jenen Priestern:

»Der Asket, wahrlich, Herr Gotamo, redet Wahrheit, und denen, die Wahrheit reden, lässt sich schwer standhalten; ich vermag es nicht, mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand zu reden.«

Und ein zweites Mal sprachen jene Priester also zum jungen Assalāyano:

»Dieser Asket Gotamo, o Assalāyano, behauptet, alle vier Kasten wären rein: wohlan, möge Herr Assalāyano mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand reden! Vertraut ist ja doch Herr Assalāyano mit dem Pilgerthum.«

Und zum zweiten Mal erwiderte Assalāyano der junge Brāhmane jenen Priestern:

»Der Asket, wahrlich, Herr Gotamo, redet Wahrheit, und denen, die Wahrheit reden, lässt sich schwer standhalten; ich vermag es nicht, mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand zu reden.«

Und ein drittes Mal sprachen jene Priester also zum jungen Assalāyano:

»Dieser Asket Gotamo, o Assalāyano, behauptet, alle vier Kasten wären rein: wohlan, möge Herr Assalāyano mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand reden! Vertraut ist ja doch Herr Assalāyano mit dem Pilgerthum: möchte doch nicht Herr Assalāyano in einem ungekämpften Kampfe unterliegen!«

Auf diese Worte gab Assalāyano der junge Brāhmane jenen Priestern zur Antwort:

»Gut denn, ihr Herren, ihr wollt mir nicht glauben: ›Der Asket, wahrlich, Herr Gotamo, redet Wahrheit, und denen, die Wahrheit reden, lässt sich schwer standhalten; ich vermag es nicht, mit dem Asketen Gotamo über diesen Gegenstand zu reden.‹ So will ich denn in euerem Namen hingehn.« Der siam. Text hat richtig bhavataṃ.

Und Assalāyano der junge Brāhmane begab sich mit einer zahlreichen Schaar von Priestern zum Erhabenen hin, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend wandte sich nun Assalāyano der junge Brāhmane also an den Erhabenen:

»Die Priester, o Gotamo, reden also: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās.‹ Was hält nun Herr Gotamo davon?«

»Es giebt ja doch, Assalāyano, unter den Priestern Priesterfrauen, die fruchtbar sind, schwanger werden, Kinder gebären, aufsäugen; aber jene Priester, obzwar vom Weibe geboren, reden also: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās.‹«

»Wenn auch Herr Gotamo also spricht, so bleiben die Priester dennoch dabei und sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās.‹«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: hast du gehört, dass es bei Ioniern und Kābulern und anderen Gränzvölkern Zur Kenntniss fern entlegener Reiche und den weiten Land- und Seereisen indischer Kaufleute schon um etwa 800 vor Chr. cf. Bühlers Grundriss I. 11. § 5. – Es verdient Beachtung, dass auch Asoko, auf dem V. Felsenedikte, die Kābuler gleich nach den Ioniern anführt, und dann, weiter herabsteigend, die Kandahārer nennt. Kābul war den Indern zumal wegen seiner vorzüglichen Pferde- und Maulthierzucht wohlbekannt. Cf. die Kambojake assatare sudante im 506. Jātakam v. 23, und im 254. Jātakam die uttarāpathajānapade assavāņije. – Siehe auch die beiden Votivtafeln zu Säñci, Epigraphia Indica vol. II. p. 97 No. 7, p. 387 No. 287; und noch die beiden Inschriften ib. vol. I. p. 184 ff., p. 242 ff. nur zwei Kasten giebt, Herren und Knechte, und der Herr kann Knecht werden, und der Knecht wiederum Herr?«

»Gewiss, Herr, ich habe gehört, dass es bei Ioniern und Kābulern und anderen Gränzvölkern nur zwei Kasten giebt, Herren und Knechte, und der Herr kann Knecht werden, und der Knecht wiederum Herr.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās‹?«

»Wenn auch Herr Gotamo also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: ein Krieger, der da Mörder und Dieb ist, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Hass und Eitelkeit, mag nur der, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil, aber nicht so ein Priester? Und ebenso ein Bürger, und ebenso ein Diener, aber nicht so ein Priester?«

»Das wohl nicht, o Gotamo! Denn ein Krieger, o Gotamo, der da Mörder und Dieb ist, ein Wüstling, Lügner, Verleumder, ein Zänker und Schwätzer, voll Gier und Hass und Eitelkeit, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener; ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten, mag also, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, abwärts gerathen, auf schlechte Fährte, in Verderben und Unheil.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahma gebildet, Erben Brahmas‹?«

»Wenn auch Herr Gotamo also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: ein Priester, der da kein Mörder und Dieb ist, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, mag nur der, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte gerathen, in himmlische Welt? Aber nicht so ein Krieger, aber nicht so ein Bürger, aber nicht so ein Diener?«

»Das wohl nicht, o Gotamo! Denn ein Krieger, o Gotamo, der da kein Mörder und Dieb ist, kein Wüstling, Lügner, Verleumder, kein Zänker und Schwätzer, nicht begehrlich, nicht gehässig, recht gesinnt, der mag wohl, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte gerathen, in himmlische Welt: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener; ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten mag also, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, auf gute Fährte gerathen, in himmlische Welt.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās‹?«

»Wenn auch Herr Gotamo also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: kann da nur ein Priester hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen? Aber nicht so ein Krieger, aber nicht so ein Bürger, aber nicht so ein Diener?«

»Das wohl nicht, o Gotamo! Denn auch ein Krieger, o Gotamo, kann hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener; ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten kann hierzulande ohne Grimm und ohne Groll sein Herz an Milde gewöhnen.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste: die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmas Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās‹?«

»Wenn auch Herr Gotamo also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: darf da nur ein Priester, mit Schwamm und Seife versehn, zum Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen? Aber nicht so ein Krieger, aber nicht so ein Bürger, aber nicht so ein Diener?«

»Das wohl nicht, o Gotamo! Denn auch ein Krieger, o Gotamo, darf Schwamm und Seife nehmen und nach dem Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen: und ebenso, o Gotamo, ein Priester, und ebenso, o Gotamo, ein Bürger, und ebenso, o Gotamo, ein Diener; ein jeder, o Gotamo, von den vier Kasten darf Schwamm und Seife nehmen und nach dem Flusse baden gehn, um Staub und Schmutz abzuwaschen.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmas Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahma gebildet, Erben Brahmās‹?«

»Wenn auch Herr Gotamo also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: es ließe da der König, der Herrscher, dessen Scheitel gesalbt ist, eine Schaar von hundert Männern verschiedener Geburt zu sich bescheiden: ›Kommt, ihr Lieben, die ihr da von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammt, und nehmt ein Reibholz vom Kronbaum, oder von der Föhre, oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, und erweckt damit Feuer, bringt Licht hervor! Und kommt auch ihr Lieben, die ihr da von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammt, und nehmt ein Reibholz von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume, und erweckt damit Feuer, bringt Licht hervor!‹ An die sāpāna-skaradoņī erinnert die śva-skarayoni der Chāndogyopaniṣat V, 10, 7. Was meinst du wohl, Assalāyano: wenn da von denen, die von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammen, mit einem Reibholze vom Kronbaum, oder von der Föhre, oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht ward, hat dann wohl dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und kann man dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden? Und wenn da von denen, die von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammen, mit einem Reibholze von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht ward, hat dann wohl dieses Feuer keine Flamme und keinen Glanz und keine Leuchtkraft, und kann man dieses Feuer zu Feuerzwecken nicht verwenden?«

»Das wohl nicht, o Gotamo! Ist da, o Gotamo, von denen, die von Kriegern, Priestern, Fürsten abstammen, mit einem Reibholze vom Kronbaum, oder von der Föhre, oder vom Sandel, oder vom Ingwerbaum, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht worden, so hat dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden. Und ist da von denen, die von Treibern, Jägern, Korbflechtern, Radmachern, Gärtnern abstammen, mit einem Reibholze von einem Hundetrog, oder von einem Schweinetrog, oder von einem Waschtrog, oder von einem Rizinusbaume, Feuer erweckt, Licht hervorgebracht worden, so hat auch dieses Feuer Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann auch dieses Feuer zu Feuerzwecken verwenden. Denn ein jedes Feuer, o Gotamo, hat Flamme und Glanz und Leuchtkraft, und man kann ein jedes Feuer zu Feuerzwecken verwenden.«

»Was haben da nun, Assalāyano, die Priester für Anhalt, was für Gewähr, dass sie da sagen: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās‹?«

»Wenn auch Herr Gotarno also redet, so bleiben da die Priester dennoch bei ihren Sprüchen.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: es sei da ein junger Krieger, der wohne der Tochter eines Priesters bei; infolge ihrer Beiwohnung würde ein Sohn geboren. Dieser Sohn, der von einem jungen Krieger und der Tochter eines Priesters abstammte, der Mutter ähnlich und dem Vater ähnlich, kann der Krieger genannt und Priester genannt werden?«

»Dieser Sohn, o Gotamo, der von einem jungen Krieger und der Tochter eines Priesters abstammte, der Mutter ähnlich und dem Vater ähnlich, der kann Krieger genannt und Priester genannt werden.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: es sei da ein junger Priester, der wohne der Tochter eines Kriegers bei; infolge ihrer Beiwohnung würde ein Sohn geboren. Dieser Sohn, der von einem jungen Priester und der Tochter eines Kriegers abstammte, der Mutter ähnlich und dem Vater ähnlich, kann der Krieger genannt und Priester genannt werden?«

»Dieser Sohn, o Gotamo, der von einem jungen Priester und der Tochter eines Kriegers abstammte, der Mutter ähnlich und dem Vater ähnlich, der kann Krieger genannt und Priester genannt werden.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: man ließe da eine Stute mit einem Esel zusammenkommen; infolge ihrer Zusammenkunft würde ein Fohlen geboren. Dieses Fohlen, das von einer Stute und einem Esel abstammte, der Mutter ähnlich und dem Vater ähnlich, kann das Pferd genannt und Esel genannt werden?«

»Infolge der Kreuzung, Lies vekuranvāya – vaikriyānvayāya. o Gotamo, wird ja ein Maulthier daraus. Hier, bei diesem, o Gotamo, seh' ich denn auch den Unterschied: aber dort, bei jenen, kann ich keinerlei Unterschied merken.«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: es wären da zwei Priesterknaben, leibliche Brüder, der eine gelehrt und eingeweiht, der andere ungelehrt und uneingeweiht; wen würden da die Priester zuerst versorgen, mit frommer Speisegabe oder anderer geeigneter Spende?«

»Den Priesterknaben, o Gotamo, der gelehrt und eingeweiht ist, den würden da die Priester zuerst versorgen, mit frommer Speisegabe oder anderer geeigneter Spende; was möcht' es auch, o Gotamo, viel fruchten, einen Ungelehrten und Uneingeweihten beschenken?«

»Was meinst du wohl, Assalāyano: es wären da zwei Priesterknaben, leibliche Brüder, der eine gelehrt und eingeweiht, sittenlos und übelgeartet, der andere ungelehrt und uneingeweiht, sittenrein und edelgeartet; wen würden da die Priester zuerst versorgen, mit frommer Speisegabe oder anderer geeigneter Spende?«

»Den Priesterknaben, o Gotamo, der ungelehrt und uneingeweiht, sittenrein und edelgeartet ist, den würden da die Priester zuerst versorgen, mit frommer Speisegabe oder anderer geeigneter Spende; was möcht' es auch, o Gotamo, viel fruchten, einen Sittenlosen, Übelgearteten beschenken?«

»Erst bist du, Assalāyano, auf die Geburt gekommen, von der Geburt bist du dann auf die Sprüche gekommen, und von den Sprüchen bist du dann zu dieser Reinheit der vier Kasten gekommen, von der ich rede.«

Auf diese Worte blieb Assalāyano der junge Brāhmane verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes vor sich hinstarrend, wortlos sitzen. Als nun der Erhabene Assalāyano den jungen Brāhmanen verstummt und verstört, gebeugten Rumpfes, gesenkten Hauptes wortlos vor sich hinstarren sah, sprach er also zu ihm:

»In der Vorzeit, Assalāyano, als die Sieben priesterlichen Seher in der Waldeinsamkeit unter Hütten aus Blättern zu Rathe saßen, kamen sie einst zu einer solchen verkehrten Ansicht: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmā gebildet, Erben Brahmās.‹ Und es vernahm, Assalāyano, der Seher Asito Devalo, dass die Sieben priesterlichen Seher, in der Waldeinsamkeit unter Hütten aus Blättern zu Rathe sitzend, diese verkehrte Ansicht gefasst hatten. Und Asito Devalo der Seher, Assalāyano, strich Haar und Bart zurecht, warf den grünlichen Mantel herum, zog die röthlichen Lies pāţaliyo; wie Asito wird Kŗ;ṣņas› als königlicher Gebieter Kanakadaņḍ,as, Der Goldstabene, genannt: HarivaṃśeII, 155, 45. Sandalen an, nahm den goldigen Stab in die Hand und erschien auf dem Opferplatz vor den Sieben priesterlichen Sehern. Und er wandelte, Assalāyano, auf dem Opferplatze einher und sprach also zu ihnen:

›Sagt mir doch, ihr Lieben, die priesterliche Seher seid, wer vorangeht, sagt mir doch, ihr Lieben, die priesterliche Seher seid, wer vorangeht.‹ Lies mit dem siam. Texte gantā.

Da fragten sich nun, Assalāyano, die Sieben priesterlichen Seher:

›Wer ist es nur, der sich als Hirte gebärdend auf dem Opferplatze der Sieben priesterlichen Seher einherschreitet und also spricht: ›Sagt mir doch, ihr Lieben, die priesterliche Seher seid, wer vorangeht, sagt mir doch, ihr Lieben, die priesterliche Seher seid, wer vorangeht‹? Wohlan denn, wir wollen ihn verfluchen!‹

Und sie fluchten ihm:

›Asche sei, Elender! Asche sei, Elender! Asche sei, Elender!‹

Je mehr und mehr aber, Assalāyano, die Sieben priesterlichen Seher ihm fluchten, desto mehr und mehr nahm Asito Devalo der Seher nur an Pracht und Schönheit und Herrlichkeit zu. Da riefen, Assalāyano, die Sieben priesterlichen Seher aus:

›Vergeblich ist, ach, unsere Buße, fruchtlos unser Asketenthum! Wem wir da früher geflucht hatten ›Asche sei, Elender!‹, alsogleich war ein jeder zu Asche geworden: Vergl. Jesu Verfluchung des Feigenbaums: und εξηρανϑη παραχοημα ἡ συκη, Matth. XXI. 19. je mehr und mehr wir aber diesen verfluchen, desto mehr und mehr nimmt er nur an Pracht und Schönheit und Herrlichkeit zu!‹

›Nicht ist euere Buße vergeblich und nicht fruchtlos das Asketenthum; hört, ihr Lieben: die Zorngedanken gegen mich, die lasset fahren.‹

›Unsere Zorngedanken, wir lassen sie fahren! Wer ist wohl der Herr?‹

›Habt ihr Herren von Asito Devalo dem Seher gehört?‹

›Ja, Herr!‹

›Der also bin ich.‹

Da gingen denn, Assalāyano, die Sieben priesterlichen Seher dem Seher Asito Devalo zur Begrüßung entgegen. Und Asito Devalo der Seher, Assalāyano, wandte sich also an die Sieben priesterlichen Seher:

›Erfahren hab' ich, ihr Herren, dass die Sieben priesterlichen Seher, in der Waldeinsamkeit unter Hütten aus Blättern zu Rathe sitzend, eine solche verkehrte Ansicht gefasst haben: ›Die Priester nur sind höchste Kaste, verworfen andere Kaste; die Priester nur sind helle Kaste, dunkel andere Kaste; die Priester nur können rein werden, nicht Unpriester; die Priester nur sind Brahmās Söhne, von ächter Abstammung, aus dem Munde geboren, in Brahmā gezeugt, in Brahmāgebildet, Erben Brahmās.‹‹

›Allerdings, Herr!‹

›Wissen aber die Herren, ob ihre Großmutter nur einem Priester beigewohnt hat und keinem Unpriester?‹

›Das wohl nicht, Herr!‹

›Wissen aber die Herren, ob ihrer Großmutter Mutter und deren Mutter bis zur siebenten Ahnfrau hinauf nur einem Priester beigewohnt hat und keinem Unpriester?‹

›Das wohl nicht, Herr!‹

›Und wissen die Herren, ob ihr Großvater eben der Tochter eines Priesters beigewohnt hat, keiner anderen?‹

›Das wohl nicht, Herr!‹

›Und wissen die Herren, ob ihres Großvaters Vater und dessen Vater bis zum siebenten Ahnherrn hinauf eben der Tochter eines Priesters beigewohnt hat, keiner anderen?‹

›Das wohl nicht, Herr!‹

›Doch wissen die Herren, wie sich eine Leibesfrucht bildet?‹

›Wir wissen, Herr, wie sich eine Leibesfrucht bildet. Da sind Vater und Mutter vereint, und die Mutter hat ihre Zeit, und der Keimling ist bereit: so bildet sich durch der Drei Vereinigung eine Leibesfrucht.‹

›Wissen aber die Herren, ob dieser Keimling etwa ein Krieger sei, oder ein Priester, oder ein Bürger, oder ein Diener?‹

›Nicht wissen wir, Herr, ob dieser Keimling etwa ein Krieger sei, oder ein Priester, oder ein Bürger, oder ein Diener.‹

›Ist es also, wisst ihr dann, wer ihr seid?‹

›Ist es also, wissen wir freilich nicht, wer wir sind.‹

Und selbst die Sieben priesterlichen Seher, Assalāyano, vom Seher Asito Devalo über ihre Behauptung von der Geburt befragt, ausgeforscht, unterrichtet, konnten ihm nicht beikommen: wie wirst du da jetzt, von mir über deine Behauptung von der Geburt befragt, ausgeforscht, unterrichtet, mir beikommen wollen, der du von ihrer Weisheit nicht einen Löffel voll hast?«

Auf diese Worte wandte sich Assalāyano der junge Brāhmane also an den Erhabenen:

»Vortrefflich, o Gotamo, vortrefflich, o Gotamo! Als Anhänger möge mich Herr Gotamo betrachten, von heute an zeitlebens getreu.« Die Macht des Zornes, die hier, und in größerem Umfange in der 56. Rede, S. 80, gleichnissweise, bez. legendär erwähnt ist, gehört ohne Zweifel mit anderen solchen mehr oder weniger fabelhaften Pænomenen in das Gebiet der praktischen Magie. Nun ist es bezeichnend, wie die schwarze Kunst der Sieben Seher in der obigen Legende von Asito Devalo kraft seiner moralischen Übermacht zuschanden gemacht wird; der Geringschätzung entsprechend, die der Meister oft und oft allem Wunderthume bezeugt. Es kommt ja im yogischen Sinne gelegentlich auch die magische Macht als weiße Kunst zum Vortrage, z. B. in der 73., zumal 77. Rede: immer aber spielt die ganze Thaumatopœie – man kann dies kaum genug wiederholen – eine völlig untergeordnete Rolle, und Gotamo nennt sie »nicht heilig«, vergl. die wichtige Stelle der Längeren Sammlung, III. Band, S. 113, wo Sāriputto des Meisters Worte anführt. Zum ersten Male gründlich geprüft und besprochen wurde die ganze Frage in der Flegrea II, 2, 4, Neapel 1900, von meinem lieben und berühmten Freunde G. De Lorenzo.

Auch heute noch legt die südliche, d.i. zeilonesische u.s.w. Überlieferung, der nördlichen, d.i. tibetischen u.s.w. entgegen, für myktyrische Phænomene, bezw. Pænomene und was damit zusammenhängt kühl ablehnende Geringschätzung an den Tag, was umso höheres Lob verdient, als man neuerdings von jener Seite, die »ins Reden keinen Vorzug setzt«, heimlich bemüht ist theosophischen Zauber einzuschmuggeln und sogar Männer wie Hikkaḍuwe Sumaṉgala und Hevavitarana Dharmapāla, unsere ehrwürdigen Freunde, in den unlauteren esoterischen und asoterischen Handel zu verwickeln gesucht hat, indem man gar zu gern kolchisches παινεται für kalchisches φαινεται ausgeben will: freilich nur skythischen und verwandten Geistern zudanke.


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