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Neunter Theil
Dritte Rede

Makahadevo

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Mithilā, im Mangohaine Makhadevos. Uralte Mangohaine, mit Steinaltaren, moosbewachsen, von hohen Akazien umstanden, sind auch heute noch vielfach anzutreffen, so in der weiten, stillen, fruchtbaren Ebene um Benāres, in Sārnāth, etc. Zum Namen Makhadevo cf. Śatavathabrāhmaṇam XIV, 1, 1, 13, und die Makhadevatās im Harivaṃ;śam. III, 53, 38. Und der Erhabene ließ, an einer bestimmten Stelle weilend, ein Lächeln sehn. Und der ehrwürdige Ānando gedachte da: ›Was ist wohl der Grund, was ist die Ursach, dass der Erhabene ein Lächeln gezeigt hat? Nicht ohne Anlass lächeln Vollendetem Und der ehrwürdige Ānando schlug den Oberrock um die eine Schulter, faltete die Hände gegen den Erhabenen und sprach also:

»Was ist wohl, o Herr, der Grund, was ist die Ursach, dass der Erhabene ein Lächeln gezeigt hat? Nicht ohne Anlass lächeln Vollendete.«

»Einst war, Ānando, eben hier zu Mithilā, ein König gewesen, Makhadevo mit Namen, ein gerechter und wahrer König, auf dem Rechte ruhend, ein großer König, der das Recht zur Geltung brachte bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, der den Feiertag feierte bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln. Diesem Ideal eines indischen Königs ist Asoko in der That sehr nahe gekommen. Sagt er doch u.a. auch: hemevā savanikāyesu pațivekhāmi, »Und so überwache ich alle Stände«, Säulenedikt VI 1. 7; vergl. noch insbesondere VII 2 1. 4: dhaṃmamahāmātā pi me te bahuvidhesu ațhesu ānugahikesu viyāpațā, se pavajītanaṃceva gihithānaṃ cādi; und Felsenedikt IV u. V. Cf. Bühler, Zeitschrift d. deutschen morgenl. Ges. Bd. 48, Seite 53–54. »Und König Makhadevo, Ānando, wandte sich einst, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Bader:

›Wann du, bester Bader, auf meinem Haupte graue Haare wahrnimmst, dann sag' es mir.‹ Zu palitas paliknī cf. urverwandtes pallidus blank ∾ bleich. Weitere Belege bei Prellwitz, Etym. Wörterbuch d. griech. Spr. s. v. πελινος

›Wohl, o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher.

Und der Bader, Ānando, nahm, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, auf dem Haupte des Herrschers graue Haare wahr; und als er sie wahrgenommen sprach er also zu ihm:

›Gemeldet haben sich beim Könige Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienenen.‹

› Wohlan denn, bester Bader, so nimm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und leg' sie mir auf die Hand.‹

›Wohl, o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher, nahm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und legte sie dem Herrscher auf die Hand. Und König Makhadevo, Ānando, gab dem Bader ein Dorf zu eigen, und er ließ den Kronprinzen, seinen ältesten Sohn, zu sich berufen und sprach also zu ihm:

›Gemeldet haben sich bei mir, theurer Prinz, Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienen. Genossen hab' ich ja die menschlichen Wonnen: es ist Zeit an himmlische Wonnen zu denken. Vergl. das letzte Kap. des Vāsiṣṭhadharmaśāstram; Mahābhāratam XIII, 7,24:

Jīryanti jīryataḥ keśā,
dantā jīryanti jīryataḥ,
cakṣuḥśrotre ca jīryete:
ṛṣnaikā na tu jīryate.

Auch Bhartṛharis, Vairāgyaśatake 12, 14. – Ganz in diesem Sinne fragt Vergil, Aen. VI, 721:

          Quae lucis miseris tarn dira cupido?
Komme, theurer Prinz, übernimm du diese Königsmacht: denn ich will mir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit wandern. Und so magst auch du, theurer Prinz, wann sich dir auf dem Haupte graue Haare gezeigt haben, deinem Bader ein Dorf zu eigen geben, deinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht treulich betrauen, dir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn. Vergl. Manus VI, 2. Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest. In einem Weltalter, theurer Prinz, wo der also gesegnete Wandel gebrochen wird, da wird der letzte der Nachkommen sein. Darum hab' ich dir, theurer Prinz, also gerathen: Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest.‹

Und König Makhadevo, Ānando, gab seinem Bader ein Dorf zu eigen, betraute treulich seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht; und eben hier, im Mangohaine Makhadevos, schor er sich Haar und Bart ab, legte das fahle Gewand an und zog vom Hause in die Hauslosigkeit hinaus. Liebevollen Gemüthes weilend strahlte er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlte er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Erbarmenden Gemüthes – freudevollen Gemüthes – unbewegten Gemüthes weilend strahlte er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlte er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

König Makhadevo aber, Ānando, hat vierundachtzigtausend Jahre die Spiele der Jugend gespielt, vierundachtzigtausend Jahre ist er Kronprinz gewesen, vierundachtzigtausend Jahre hat er als König geherrscht, und vierundachtzigtausend Jahre hat er, eben hier im Mangohaine Makhadevos als Büßer weilend, das Asketenleben geführt.

Und er harrte auf den vier heiligen Warten aus, und gelangte, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in heilige Welt.

Und König Makhadevos Sohn, Ānando, wandte sich einst, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Bader:

›Wann du, bester Bader, auf meinem Haupte graue Haare wahrnimmst, dann sag' es mir.‹

›Wohl o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher.

Und der Bader, Ānando, nahm, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, auf dem Haupte des Herrschers graue Haare wahr; und als er sie wahrgenommen, sprach er also zu ihm:

›Gemeldet haben sich beim Könige Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienen.‹

›Wohlan denn, bester Bader, so nimm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und leg' sie mir auf die Hand.‹

›Wohl, o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher, nahm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und legte sie dem Herrscher auf die Hand. Und König Makhadevos Sohn, Ānando, gab dem Bader ein Dorf zu eigen, und er ließ den Kronprinzen, seinen ältesten Sohn, zu sich berufen und sprach also zu ihm:

›Gemeldet haben sich bei mir, theurer Prinz, Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienen. Genossen hab' ich ja die menschlichen Wonnen: es ist Zeit an himmlische Wonnen zu denken. Komme, theurer Prinz, übernimm du diese Königsmacht: denn ich will mir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit wandern. Und so magst auch du, theurer Prinz, wann sich dir auf dem Haupte graue Haare gezeigt haben, deinem Bader ein Dorf zu eigen geben, deinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht treulich betrauen, dir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn. Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest. In einem Weltalter, theurer Prinz, wo der also gesegnete Wandel gebrochen wird, da wird der letzte der Nachkommen sein. Darum hab' ich dir, theurer Prinz, also gerathen: Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest.‹

Und König Makhadevos Sohn, Ānando, gab seinem Bader ein Dorf zu eigen, betraute treulich seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht; und eben hier, im Mangohaine Makhadevos, schor er sich Haar und Bart ab, legte das fahle Gewand an und zog vom Hause in die Hauslosigkeit hinaus. Liebevollen Gemüthes weilend strahlte er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlte er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem. Erbarmenden Gemüthes – freudevollen Gemüthes – unbewegten Gemüthes weilend strahlte er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wieder-erkennend durchstrahlte er die ganze Welt mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

König Makhadevos Sohn aber, Ānando, hat vierundachtzigtausend Jahre die Spiele der Jugend gespielt, vierundachtzigtausend Jahre ist er Kronprinz gewesen, vierundachtzigtausend Jahre hat er als König geherrscht, und vierundachtzigtausend Jahre hat er, eben hier im Mangohaine Makhadevos als Büßer weilend, das Asketenleben geführt.

Und er harrte auf den vier heiligen Warten aus, und gelangte, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in heilige Welt.

Und auch König Makhadevos Enkel, Ānando, und Urenkel sind ihm, durch vierundachtzigtausend Geschlechter, nachgefolgt und haben eben hier, im Mangohaine Makhadevos, Haar und Bart sich abgeschoren, das fahle Gewand angelegt und sind vom Hause in die Hauslosigkeit gewandert. Liebevollen Gemüthes – erbarmenden Gemüthes – freudevollen Gemüthes – unbewegten Gemüthes weilend strahlten sie nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlten sie die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

Und vierundachtzigtausend Jahre haben sie die Spiele der Jugend gespielt, vierundachtzigtausend Jahre sind sie Kronprinz gewesen, vierundachtzigtausend Jahre haben sie als König geherrscht, und vierundachtzigtausend Jahre haben sie, eben hier im Mangohaine Makhadevos als Büßer weilend, das Asketenleben geführt.

Und sie harrten auf den vier heiligen Warten aus, und gelangten, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in heilige Welt.

Nimi war der letzte von diesen Königen, ein gerechter und wahrer König, auf dem Rechte ruhend, ein großer König, der das Recht zur Geltung brachte bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, der den Feiertag feierte bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.

Als da einst, Ānando, die Dreiunddreißig Götter im Saal der Säligen zu Rathe beisammensaßen, erhob sich unter ihnen die Rede:

›Gesegnet sind die Videher, hochgesegnet ist das Videherreich, wo Nimi herrscht, als gerechter und wahrer König, auf dem Rechte ruhend, ein großer König, der das Recht zur Geltung bringt bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, der den Feiertag feiert bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.‹

Da wandte sich denn, Ānando, Sakko der Götterherr also an die Dreiunddreißig Götter:

›Wünschet ihr etwa, Würdige, Nimi den König zu sehn?‹

›Wir wünschen es, Würdiger, Nimi den König zu sehn.‹

Um diese Zeit nun, Ānando, hatte Nimi der König – es war ein Feiertag, Vollmond – gebadeten Hauptes, feiernd, oben auf der Zinne seines Palastes Platz genommen. Da verschwand nun, Ānando, Sakko der Götterherr, so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, aus dem Himmel der Dreiunddreißig und erschien vor König Nimi. Und er sprach also zu ihm:

›Segen dir, großer König, hoher Segen dir, großer König! Die Götter, großer König, der Dreiunddreißig sitzen im Saal der Säligen beisammen und singen dein Lob: ›Gesegnet sind die Videher, hochgesegnet ist das Videherreich, wo Nimi herrscht, als gerechter und wahrer König, auf dem Rechte ruhend, ein großer König, der das Recht zur Geltung bringt bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, der den Feiertag feiert bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.‹ Die Götter, großer König, der Dreiunddreißig möchten dich sehn! Und so werd' ich dir, großer König, das tausendjochige Rossegespann herabsenden: Vergl. Ŗgvedas VI, 47, 18. wolle besteigen, großer König, den himmlischen Wagen, ohne Bangen.‹

Schweigend gewährte, Ānando, König Nimi die Bitte.

Als nun, Ānando, Sakko der Götterherr der Zustimmung König Nimis gewiss war, verschwand er, so schnell wie etwa ein kräftiger Mann den eingezogenen Arm ausstrecken oder den ausgestreckten Arm einziehn mag, vor König Nimi und erschien im Himmel der Dreiunddreißig. Und er befahl Mātali dem Rosselenker:

›Eile dich, bester Mātali, rüste das tausendjochige Rossegespann und fahre zu König Nimi hinab und sprich also zu ihm: ›Hier, großer König, ist das tausendjochige Rossegespann, das dir Sakko der Götterherr schickt: wolle besteigen, großer König, den himmlischen Wagen, ohne Bangen.‹‹

›Wohl, Erlauchter, wie du befiehlst!‹ entgegnete da gehorsam Mātali der Rosselenker Sakko dem Götterherrn. Und er rüstete das tausendjochige Rossegespann und fuhr zu König Nimi hinab und sprach also zu ihm:

›Hier, großer König, ist das tausendjochige Rossegespann, das dir Sakko der Götterherr schickt: besteige, großer König, den himmlischen Wagen, ohne Bangen. Und sage mir, großer König: über welche Bahn soll ich dich fahren? Wo die Wesen durch böse That böser Thaten Vergeltung genießen, oder wo die Wesen durch gute That guter Thaten Vergeltung genießen?‹

›Über die beiden Bahnen, Mātali, fahre mich!‹

Und Mātali, Ānando, der Rosselenker, brachte Nimi den König bis vor den Saal der Säligen hin. Da erblickte, Ānando, Sakko der Götterherr Nimi den König von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:

›Komm', o großer König, sei gegrüßt, o großer König! Die Götter, großer König, der Dreiunddreißig sitzen im Saal der Säligen beisammen und singen dein Lob: ›Gesegnet sind die Videher, hochgesegnet ist das Videherreich, wo Nimi herrscht, als gerechter und wahrer König, auf dem Rechte ruhend, ein großer König, der das Recht zur Geltung bringt bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, der den Feiertag feiert bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.‹ Die Götter, großer König, der Dreiunddreißig möchten dich sehn! Erfreue dich, großer König, bei den Göttern an göttlichem Glanze!‹

›Schon gut, Würdiger! Man soll mich nur wieder nach Mātali heimfahren: dort will ich sorgen, dass Recht gelte bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, will den Feiertag feiern bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.‹

Da wandte sich nun, Ānando, Sakko der Götterherr also an Mātali den Rosselenker:

›Eile dich, bester Mātali, rüste das tausendjochige Rossegespann und fahre König Nimi wieder hinab nach Mātali.‹

›Wohl, Erlauchter, wie du befiehlst!‹ entgegnete da gehorsam Mātali der Rosselenker Sakko dem Götterherrn. Und er rüstete das tausendjochige Rossegespann und fuhr König Nimi wieder hinab nach Mātali.

Hier sorgte nun, Ānando, König Nimi, dass Recht gelte bei Priestern und Hausvätern, bei Bürgern und Bauern, feierte den Feiertag bei Vollmond und Neumond und beiden Vierteln.

Und König Nimi, Ānando, wandte sich einst, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, an seinen Bader:

›Wann du, bester Bader, auf meinem Haupte graue Haare wahrnimmst, dann sag' es mir.‹

›Wohl, o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher.

Und der Bader, Ānando, nahm, als viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende vergangen waren, auf dem Haupte des Herrschers graue Haare wahr; und als er sie wahrgenommen sprach er also zu ihm: ›Gemeldet haben sich beim Könige Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienene.‹

›Wohlan denn, bester Bader, so nimm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und leg' sie mir auf die Hand.‹

›Wohl, o König!‹ entgegnete da gehorsam der Bader dem Herrscher, nahm diese grauen Haare mit einer Zange zart heraus und legte sie dem Herrscher auf die Hand. Und König Nimi, Ānando, gab dem Bader ein Dorf zu eigen, und er ließ den Kronprinzen, seinen ältesten Sohn, zu sich berufen und sprach also zu ihm:

›Gemeldet haben sich bei mir, theurer Prinz, Götterboten: auf dem Haupte sind graue Haare erschienen. Genossen hab' ich ja die menschlichen Wonnen: es ist Zeit an himmlische Wonnen zu denken. Komme, theurer Prinz, übernimm du diese Königsmacht: denn ich will mir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit wandern. Und so magst auch du, theurer Prinz, wann sich dir auf dem Haupte graue Haare gezeigt haben, deinem Bader ein Dorf zu eigen geben, deinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht treulich betrauen, dir Haar und Bart abscheeren, das fahle Gewand anlegen und aus dem Hause in die Hauslosigkeit ziehn. Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest. In einem Weltalter, theurer Prinz, wo der also gesegnete Wandel gebrochen wird, da wird der letzte der Nachkommen sein. Darum hab' ich dir, theurer Prinz, also gerathen: Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögst du ihm nachkommen, auf dass du nicht mein letzter Nachkomme seiest.‹

Und König Nimi, Ānando, gab seinem Bader ein Dorf zu eigen, betraute treulich seinen ältesten Sohn, den Kronprinzen, mit der Königsmacht; und eben hier, im Mangohaine Makhadevos, schor er sich Haar und Bart ab, legte das fahle Gewand an und zog vom Hause in die Hauslosigkeit hinaus. Liebevollen Gemüthes – erbarmenden Gemüthes – freudevollen Gemüthes – unbewegten Gemüthes weilend strahlte er nach einer Richtung, dann nach einer zweiten, dann nach der dritten, dann nach der vierten, ebenso nach oben und nach unten: überall in allem sich wiedererkennend durchstrahlte er die ganze Welt mit liebevollem Gemüthe, mit erbarmendem Gemüthe, mit freudevollem Gemüthe, mit unbewegtem Gemüthe, mit weitem, tiefem, unbeschränktem, von Grimm und Groll geklärtem.

König Nimi aber, Ānando, hat vierundachtzigtausend Jahre die Spiele der Jugend gespielt, vierundachtzigtausend Jahre ist er Kronprinz gewesen, vierundachtzigtausend Jahre hat er als König geherrscht, und vierundachtzigtausend Jahre hat er, eben hier im Mangohaine Makhadevos als Büßer weilend, das Asketenleben geführt.

Und er harrte auf den vier heiligen Warten aus, und gelangte, bei der Auflösung des Körpers, nach dem Tode, in heilige Welt.

König Nimi aber, Ānando, hat einen Sohn gehabt, Kaḷārajanako geheißen. Der ist nicht aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen. Der hat diesen gesegneten Wandel gebrochen. Der ist der letzte der Nachkommen gewesen. Siyā bis anuppavattesi ist kommentarielle Jātaham-Interpolation. – Makhadevo und seine Nachfolger sind Heroen aus jenen unermesslichen, cyklisch ab- und wieder aufsteigenden Äonen, die zumal in den Sagen der 26. Rede der Längeren Sammlung bedeutsam und tiefsinnig zur Sprache gelangen. Der weit verbreitete ethnische Glaube, des Menschen Lebenskraft etc. sei einst unvergleichlich größer gewesen, wurde bei uns von Swift vorgetragen, der seinen Riesenphilosophen, recht im purāṇischen Stile, behaupten lässt, »that nature was degenerated in these latter declining ages of the world, and could now produce only small abortive births, in comparison of those in ancient times«

 

»Doch hat, Ānando, jener gesegnete Wandel nicht zur Abkehr, nicht zur Wendung, nicht zur Auflösung, nicht zur Aufhebung, nicht zur Durchschauung, nicht zur Erwachung, nicht zur Erlöschung geführt, sondern nur zur Einkehr in heilige Welt. Aber dieser gesegnete Wandel, Ānando, der heute von mir gewiesen wird, der führt zu vollkommener Abkehr, Wendung, Auflösung, Aufhebung, Durchschauung, Erwachung, zur Erlöschung.

»Was ist das aber, Ānando, für ein gesegneter Wandel, der heute von mir gewiesen wird und zu vollkommener Abkehr, Wendung, Auflösung, Aufhebung, Durchschauung, Erwachung, zur Erlöschung führt? Es ist eben dieser heilige, achtfältige Weg, und zwar: rechte Erkenntniss, rechte Gesinnung, rechte Rede, rechtes Handeln, rechtes Wandeln, rechtes Mühn, rechte Einsicht, rechte Einigung. Das ist, Ānando, der gesegnete Wandel, der heute von mir gewiesen wird und zu vollkommener Abkehr, Wendung, Auflösung, Aufhebung, Durchschauung, Erwachung, zur Erlöschung führt. Darum, Ānando, nehmt meinen Rath an: Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögt ihr ihm nachkommen, auf dass ihr nicht meine letzten Nachkommen seid. In einem Weltalter, Ānando, wo der also gesegnete Wandel gebrochen wird, da wird der letzte der Nachkommen sein.

»Darum, Ānando, nehmt meinen Rath an: Wie dieser gesegnete Wandel von mir gewiesen mögt ihr ihm nachkommen, auf dass ihr nicht meine letzten Nachkommen seid.«

 

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Anando über das Wort des Erhabenen. Andere Bearbeitungen dieser volksthümlichen, gewiss vor- und nachbuddhistischen Legende finden sich als richtige jātakani, No. 9 und No. 541, vor; auch zu Barāhat auf einem Relief aus dem dritten vorchristlichen Jahrhundert als Maghādeviyajātakam dargestellt, im Indian Antiquary vol. X. p. 119 f. hübsch beschrieben. Cf. auch Sakuntala,, letzter Akt initio. – Verwandte Züge mit unserem Matali, dem einstigen Mātarisvā,, weist Savitā im Rgvedas auf, namentlich I, 35, 3. Cf. BÜHLERS Grundriss III. 1 A p. 32. Vergl. ib. p. 65 Indras-Sakras Stellung im letzten Buche des Rgvedas, 167, 1, mit dem genau entsprechenden Range unseres Sakko-Maghava im Dhammapadam v. 30. – Die beiden Bahnen, von denen S. 529 die Rede ist, werden schon in einem alten Spruche, Jātakam 537 v. 43, sehr schön vergeistigt:

Weit sind die Wolken, weit die Erdenthale,
Weit überm Ozean das andre Ufer:
Doch weiter noch als diese, wahrlich, sagt man,
Dass gute Art und schlechte sei, o König!


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