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86

Neunter Theil
Sechste Rede

Aṉgulimālo

Erstes Bruchstück

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos.

Um diese Zeit nun lebte im Reiche König Pasenadis von Kosalo ein Räuber, Aṉgulimālo aṉgula-, aṉguli-, Finger, Daumen, wird da dem häufigen aṉgulīyam, Fingerlein, fingerlin, vingerlinc, Fingerring, gleichzusetzen sein; vergl. das aṉgulīyapradānam Rāmāyaṇam, den aṉgulīyopalambhas in der Ṡakuntalā u. a. m. Aṉgulimālo für eigentlich Aṉgulīyamālo ist nach yena so gebildet. genannt, grausam und blutgierig, an Mord und Todtschlag gewohnt, ohne Mitleid gegen Mensch und Thier. Der machte die Dörfer undörflich, die Städte unstädtlich, die Länder unländlich. Er brachte die Leute um und hing sich die Fingerlein um den Hals. Die Ringe der Erschlagenen.

Und der Erhabene, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und begab sich nach Sāvatthī um Almosenspeise. Und als der Erhabene, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück und nahm das Mahl ein; dann brach er das Lager ab und ging, mit Mantel und Schaale versehn, des Weges hin, nach der Gegend wo Aṉgulimālo der Räuber hauste.

Es sahn aber Hirten und Landleute den Erhabenen des Weges hingehn, nach der Gegend wo Aṉgulimālo der Räuber hauste; und als sie den Erhabenen gesehn sprachen sie also zu ihm:

»Nicht dahin, Asket, wolle gehn! In jener Gegend, Asket, haust ein Räuber, Aṉgulimālo genannt, grausam und blutgierig, an Mord und Todtschlag gewohnt, ohne Mitleid gegen Mensch und Thier. Der macht die Dörfer undörflich, die Städte unstädtlich, die Länder unländlich. Er bringt die Leute um und hängt sich die Fingerlein um den Hals. Nach jener Gegend, Asket, sind ja zehn Mann, und zwanzig Mann, und dreißig Mann, und vierzig Mann vereint ausgezogen, sind aber alle in die Gewalt Aṉgulimālo des Räubers gerathen!«

Also angeredet schritt der Erhabene schweigend weiter.

Und ein zweites Mal, und ein drittes Mal sprachen Hirten und Landleute den Erhabenen also an: aber schweigend schritt der Erhabene weiter.

Und Aṉgulimālo der Räuber sah den Erhabenen von ferne herankommen, und als er ihn gesehn gedacht' er bei sich: ›Wunderbar, wahrlich, außerordentlich ist es! Auf diesem Wege sind ja zehn Mann, und zwanzig Mann, und dreißig Mann, und vierzig Mann vereint ausgezogen und sind alle in meine Gewalt gerathen: und dieser Asket da kommt einzeln, allein, wie ein Eroberer heran! Wie, wenn ich nun diesem Asketen den Garaus machte?‹

Und Aṉgulimālo der Räuber nahm Schwerdt und Schild, hing Bogen und Köcher um und ging dem Erhabenen Schritt um Schritt nach.

Da ließ nun der Erhabene eine magische Erscheinung von solcher Art erscheinen, dass Aṉgulimālo der Räuber den Erhabenen, der gelassen dahinschritt, mit aller Macht laufend nicht einholen konnte. Und Aṉgulimālo der Räuber gedachte bei sich: ›Wunderbar, wahrlich, außerordentlich ist es! Ich habe ja früher einen flüchtigen Elephanten überrascht und erreicht, ein flüchtiges Ross überrascht und erreicht, einen flüchtigen Wagen überrascht und erreicht, ein flüchtiges Reh überrascht und erreicht: aber diesen Asketen da, der gelassen dahingeht, kann ich mit aller Macht laufend nicht einholen!‹ Und er blieb stehn und rief dem Erhabenen zu:

»Stehe, Asket! Stehe, Asket!«

»Ich stehe, Aṉgulimālo: steh' auch du.«

Da kam nun Aṉgulimālo dem Räuber der Gedanke: ›Diese Asketen des Sakyersohnes reden die Wahrheit, bekennen die Wahrheit: gleichwohl aber sagt dieser Asket, der da wandelt, ›Ich stehe, Aṉgulimālo: steh' auch du.‹ Wie, wenn ich nun diesen Asketen fragte?‹ Und Aṉgulimālo der Räuber sprach den Erhabenen mit dem Spruche an:

»Du wandelst, Büßer, wähnst dich aber stetig,
Und mich, der stetig ist, mich wähnst du wandelnd;
Ich frage dich, o Büßer, gieb mir Kunde:
Wie bist du stetig denn, wie bin ich unstet?«

Der Herr:

»Beständig immerdar, Aṉgulimālo,
Bin ich, der keinem Wesen Leides anthut;
Doch du hast wild gewüthet gegen Wesen:
So bin ich stetig denn, so bist du unstet.«

Zweites Bruchstück
Aṉgulimālo

Schon lang ist's her, als einst der hohe Meister,
Der Mönch erschienen mir in Waldes Mitte:
Da rief ich aus: »Entsagen tausend Sünden
Will ich um eines Wortes deiner Wahrheit!«

Ein Räuber war ich, ja, war Mord und Marter,
War grausam, grässlich wie die Höllengründe:
Zu Füßen lag der Räuber dem Willkommenen,
Den Auferwachten fleht' er an um Weihe.

Und Er, der auferwacht ist, mild und heilig,
Der Herr der Welt mit allen ihren Göttern,
»So komm', o Jünger!« sprach zu mir der Meister,
Nahm also auf mich in den Jüngerorden.

Drittes Bruchstück

Und der Erhabene begab sich nun, gefolgt vom ehrwürdigen Aṉgulimālo, auf die Wanderung nach Sāvatthī, von Ort zu Ort wandernd näherte er sich der Stadt.

Zu Sāvatthī weilte nun der Erhabene, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiṇḍikos.

Um diese Zeit nun hatte sich vor dem Palaste König Pasenadis von Kosalo eine große Menschenmenge angesammelt, die laut lärmte und schrie:

»Ein Räuber, o König, lebt in deinem Lande, Aṉgulimālo genannt, grausam und blutgierig, an Mord und Todtschlag gewohnt, ohne Mitleid gegen Mensch und Thier. Der macht die Dörfer undörflich, die Städte unstädtlich, die Länder unländlich. Er bringt die Leute um und hängt sich die Fingerlein um den Hals. Den soll der König unschädlich machen!«

Da brach denn König Pasenadi von Kosalo mit fünfhundert Reitern von Sāvatthi auf und kam noch am Nachmittag bis an den Garten hin. So weit gefahren als man fahren konnte, stieg er vom Wagen ab und ging dann zu Fuße dorthin wo der Erhabene weilte, bot ehrerbietigen Gruß dar und setzte sich seitwärts nieder. Und an König Pasenadi von Kosalo, der da zur Seite saß, wandte sich nun der Erhabene also:

»Was ist dir, großer König: hat etwa Magadhās König, Seniyo Bimbisāro, gedroht, oder Vesālīs Licchavier-Fürsten, oder andere deiner Mitherrscher?«

»Nicht hat mir, o Herr, Magadhās König, Seniyo Bimbisāro, gedroht, noch auch Vesālīs Licchavier-Fürsten oder andere meiner Mitherrscher: ein Räuber, o Herr, lebt in meinem Lande, Aṉgulimālo genannt, grausam und blutgierig, an Mord und Todtschlag gewohnt, ohne Mitleid gegen Mensch und Thier. Der macht die Dörfer undörflich, die Städte unstädtlich, die Länder unländlich. Er bringt die Leute um und hängt sich die Fingerlein um den Hals. Den will ich, o Herr, unschädlich machen.«

»Wenn du aber, großer König, Aṉgulimālo sähest, mit geschorenem Haar und Barte, mit fahlem Gewande bekleidet, aus dem Hause in die Hauslosigkeit gezogen, dem Tödten entfremdet, dem Stehlen entfremdet, dem Lügen entfremdet, zufrieden mit einer Mahlzeit, keusch wandelnd, tugendrein, edelgeartet; was würdest du da mit ihm machen?«

»Wir würden ihn, o Herr, ehrerbietig begrüßen, uns vor ihm erheben und ihn zu sitzen einladen, ihn bitten Kleidung, Speise, Lager und Arzenei für den Fall einer Krankheit anzunehmen, würden ihm wie sich's gebührt Schutz und Schirm und Obhut angedeihen lassen: wie aber sollte, o Herr, ein so arger, bösartiger Mensch eine solche Tugendläuterung erfahren?«

Nun saß eben damals der ehrwürdige Aṉgulimālo nicht fern vom Erhabenen. Und der Erhabene wies mit dem rechten Arme hin und sprach also zu König Pasenadi von Kosalo:

»Der ist, großer König, Aṉgulimālo.«

Da kam nun den König Pasenadi von Kosalo Furcht an, Entsetzen an, seine Haare sträubten sich. Und der Erhabene sah den König Pasenadi von Kosalo erschreckt und erschüttert, mit gesträubtem Haar, und sprach also zu ihm:

»Sei unbesorgt, großer König, sei unbesorgt, großer König: da droht dir keine Gefahr.«

Und König Pasenadi von Kosalo wurde wieder beruhigt und beschwichtigt; und er trat an den ehrwürdigen Aṉgulimālo heran und sprach also zu ihm:

»Ist es denn, Herr, Aṉgulimālo?«

»Ja, großer König.«

»Welchem Stamme, Herr, gehörte des Ehrwürdigen Vater, welchem die Mutter an?«

»Gaggo war, großer König, mein Vater, Mantāṇī meine Mutter.«

»Mög' es, Herr, der ehrwürdige Gaggo, der Sohn der Mantāṇī, zufrieden sein: ich will dafür Sorge tragen, dass der ehrwürdige Gaggo, der Sohn der Mantāṇī, mit Kleidung und Speise, Lager und Arzenei für den Fall einer Krankheit versehn sei.«

Aber jetzt war der ehrwürdige Aṇgulimālo Waldeinsiedler geworden, Brockenbettler, Fetzenträger, hatte drei Kleidungstücke. Und der ehrwürdige Angulimalo sprach also zu König Pasenadi von Kosalo:

»Genug, großer König, schon hab' ich mein Dreiwams.«

Da ging denn König Pasenadi von Kosalo wieder zum Erhabenen hin, bot ehrerbietigen Gruß dar und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun König Pasenadi von Kosalo zum Erhabenen also:

»Wunderbar, o Herr, außerordentlich, o Herr, ist es, wie da, o Herr, der Erhabene Unbändige bändigt, Unstillbare stillt, Unaussöhnliche aussöhnt! Denn ihn, o Herr, den wir weder mit Strafe noch Schwerdt bezwingen konnten, den hat der Erhabene ohne Strafe und Schwerdt bezwungen. – Wohlan, o Herr, jetzt wollen wir aufbrechen: manche Pflicht wartet unser, manche Obliegenheit.«

»Wie es dir nun, großer König, belieben mag.«

Und König Pasenadi von Kosalo stand von seinem Sitze auf, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und entfernte sich.

Viertes Bruchstück

Und der ehrwürdige Angulimalo, zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach Savatthi um Almosenspeise. Da sah der ehrwürdige Angulimalo, als er auf der Straße von Haus zu Haus um Almosen stand, irgend ein Weib: die hatte eine Frühgeburt, eine Fehlgeburt gethan. Als er das gesehn gedacht' er bei sich: ›Übel steht es, wahrlich, um die Wesen, übel steht es, wahrlich, um die Wesen!‹ – Und als der ehrwürdige Angulimalo, von Haus zu Haus tretend, Almosen erhalten, kehrte er zurück, nahm das Mahl ein und begab sich dann dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend sprach nun der ehrwürdige Angulimalo zum Erhabenen also:

»Ich war da, o Herr, zeitig gerüstet, mit Mantel und Schaale versehn, nach der Stadt gegangen, um Almosenspeise. Da hab' ich, auf der Straße von Haus zu Haus um Almosen stehend, irgend ein Weib gesehn, die eine Frühgeburt, eine Fehlgeburt gethan: und als ich es sah gedacht' ich bei mir: ›Übel steht es, wahrlich, um die Wesen, übel steht es, wahrlich, um die Wesen!‹«

»So gehe denn, Angulimalo, zu jenem Weibe hin und sprich also zu ihr: ›Seitdem ich, o Schwester, geboren bin weiß ich nicht, dass ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!‹«

»Würd' ich da nicht, o Herr, bewusste Lüge reden: hab' ich doch, o Herr, mit Absicht vielen Wesen das Leben geraubt!«

»So gehe denn, Angulimalo, zu jenem Weibe hin und sprich also zu ihr: ›Seitdem ich, o Schwester, in heiliger Geburt geboren bin weiß ich nicht, dass ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!‹«

»Wohl, o Herr!« erwiderte da der ehrwürdige Angulimalo, dem Erhabenen gehorchend. Und er begab sich zu jenem Weibe hin und sprach also zu ihr:

»Seitdem ich, o Schwester, in heiliger Geburt geboren bin weiß ich nicht, dass ich mit Absicht ein Wesen des Lebens beraubt hätte: so wahr ich sage, sei genesen du, genesen deine Frucht!«

Und das Weib war genesen, genesen ihre Frucht.

Und der ehrwürdige Angulimalo, einsam, abgesondert, unermüdlich, in heißem, innigem Ernste verweilend, hatte gar bald was edle Söhne gänzlich vom Hause fort in die Hauslosigkeit lockt, jenes höchste Ziel des Asketenthums noch bei Lebzeiten sich offenbar gemacht, verwirklicht und errungen. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ verstand er da. Auch einer war nun der ehrwürdige Angulimalo der Heiligen geworden.

Fünftes Bruchstück

Und der ehrwürdige Angulimāloḷ zeitig gerüstet, nahm Mantel und Schaale und ging nach Sāvatthī um Almosenspeise. Um diese Zeit nun flog ein Stein, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimālo an den Leib, flog ein Stock, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimālo an den Leib, flog ein Scherben, den einer geworfen, dem ehrwürdigen Angulimālo an den Leib. Da kam nun der ehrwürdige Angulimālo mit zerschnittenem Kopfe und strömendem Blute, mit zerbrochener Schaale und zerrissenem Mantel zum Erhabenen hin. Und es sah der Erhabene den ehrwürdigen Angulimālo von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:

»Dulde nur, Heiliger, dulde nur, Heiliger! Um welcher That Vergeltung du viele Jahre, viele Jahrhunderte, viele Jahrtausende Höllenquaal erlittest, dieser That Vergeltung, Heiliger, findest du noch bei Lebzeiten.«

Sechstes Bruchstück

Da ließ der ehrwürdige Angulimālo, während er einsam zurückgezogen sann, das Heil der Erlösung erfahrend, um diese Zeit folgende Weise vernehmen:

»Wer früher thörig sorglos war,
Doch endlich seine Schuld erkennt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.

»Wer einst begangne böse That
In wahrer Buße tief bereut,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.

»Wer noch in holder Jugendkraft
Als Jünger hier dem Sieger folgt,
Der leuchtet durch die finstre Welt
Gleichwie der Mond aus Wolkennacht.

»Die Lüfte sollen lauschen meinem Sange
Und lieblich wehen um den Auferwachten,
Die Lüfte sollen grüßen mir die Menschen,
Die Großen, die sich nach der Wahrheit sehnen.

»Den Lüften thu' mein Lied ich kund.
Das Lob der Liebe, der Geduld:
O wehet nieder, neigt euch her
Und tragt die Wahrheit weiter dann!

»O sei mir jeder wohlgesinnt
Und allem andern was er sieht:
Den höchsten Frieden findet froh
Wer schützt was athmet, schützt was lebt. Vergl. Āpastambīyadharmasūtre I, 8, 23, 6; Theragāthā 33: Asoko, Edikt von Dhauli II, 1. 7, Jaugodo II, l. 10.

»Kanäle schlichten Bauern durch das Feld,
Die Bogner schlichten spitze Pfeile zu,
Die Zimmrer schlichten schlanke Balken ab,
Sich selber, wahrlich, machen Weise schlicht.

»Geschlichtet wird gar mancher Streit
Mit Stock und Stachel, Peitsche, Strick:
Doch ohne Stock, doch ohne Stahl
Hat mich der Meister schlicht gemacht.

»Einst hat man Friedrich Ahiṃsako. mich genannt,
Und Friedensmörder war ich nur:
Den ächten Namen führ' ich heut,
Genesen froh als Friedenswalt.

»Berüchtigt war das Räuberhaupt,
Angulimālo war der Mord:
Da brach der Strom die Bresche durch
Und trieb mich hin zum wachen Herrn!

»Mit Blut befleckt' ich meine Hand,
Aṉgulimālo war der Mord:
Gerettet sieh' mich rasten hier,
Die Daseinsader ist verdarrt.

»Der solche Thaten ich gethan,
Von Unheil schwer, von Unheil schwül,
Genieße reichlich reifen Lohn,
Entsündigt nehm' ich Atzung ein,

»Dem leichten Sinn ergeben sich
Erlahmte Männer, ohne Muth;
Den Ernst bewahrt der weise Mann
Als köstlich besten Schatzeshort.

»Ergebt euch nicht dem leichten Sinn,
O folget nicht der Liebeslust!
Der ernst in sich gekehrte Mönch
Ist höchstem Heile sälig nah.

»Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt,
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Von allem was die Welt gewährt
Hab' ich das Beste auserwählt.

»Gefunden hab' ich's, nicht verfehlt.
Kein übel Ding bedünkt es mich,
Drei Wissenschaften kenn' ich gut,
Erfüllt ist was der Meister will.« Aṉgulimālos Wahrspruch, satyavacanam, S. 602, ist kāryārthe śapathaḥ, svapariśuddhau; in der Smṛti e.g. bei Manus VIII, 110. Deutlicher zu reden: satyakriyā als angewandte samayakriyā. Es ist der uralte Glaube an die magische Macht der Wahrheit, wie Ṙgvedas VII, 104, 15. Später sind Ordalien daraus geworden. Vergl. Bühlers Grundriss II, 8, § 51 – 52. – Ein ziemlich nahe gegründetes, kleineres Wahrzeichen kennt die deutsche Sage vom dürren Stabe, der sich dann frisch begrünt, wie beim Tannhäuser.

Antithetisch, und zwar rein philosophisch, ist dieser tiefe, ächt ārische Gedanke zu Beginn der 61. Rede behandelt, welche Asoko bekanntlich ganz besonders empfohlen hat; und ist, vollkommen gleich von Æschylus ausgesprochen, Prom. 685 f.:

νοσημα γαρ
αισχιστον ειναι φημι συνϑετους λογους.


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