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65

Siebenter Theil
Fünfte Rede

BHADDĀLI

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Sāvatthī, im Siegerwalde, im Garten Anāthapiḷḍikos. Dort nun wandte sich der Erhabene an die Mönche: »Ihr Mönche!« – »Erlauchter!« antworteten da jene Mönche dem Erhabenen aufmerksam. Der Erhabene sprach also:

»Ich nehme, ihr Mönche, einmal des Tages Nahrung zu mir: einmal des Tages Nahrung, ihr Mönche, zu mir nehmend wahr' ich mir Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlsein. So nehmet auch ihr denn, Mönche, einmal des Tages Nahrung zu euch: einmal des Tages Nahrung, ihr Mönche, zu euch nehmend werdet auch ihr Gesundheit und Frische, Munterkeit, Stärke und Wohlsein euch wahren.« ekāsanabhojanam = ekāśanabh°; cf. den ekabhattiko des Cūḷasīlam, e. g. vol. I. p. 180 1. 5, passim, und die 70. Rede. Ebenso in der 21. Rede; auch Dhp v. 305.

Auf diese Worte sprach der ehrwürdige Bhaddāli zum Erhabenen also:

»Ich, o Herr, vermag es nicht, einmal des Tages Nahrung zu mir zunehmen: nur einmal des Tages Nahrung zu mir zu nehmen möchte mich verdrießen, möchte mich gereuen!«

»Dann also, Bhaddāli, magst du wo man dir Speise giebt einen Theil dort verzehren und einen Theil mitnehmen und später verzehren: auch also, Bhaddāli, darf Speise dich fristen.«

»Auch also kann mich, o Herr, Speise nicht fristen: denn auch diese Fristung möchte mich verdrießen, möchte mich gereuen.«

Und der ehrwürdige Bhaddāli sprach da, wo der Erhabene ein Regelmaaß angab, wo die Jüngerschaft die Regel annahm, von seinem Unvermögen. Und der ehrwürdige Bhaddāli ließ sich diese ganzen drei Monate nicht vor dem Erhabenen sehn, weil er da im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nachkam.

Um diese Zeit nun war eine Anzahl Mönche damit beschäftigt, die Kleidung des Erhabenen auszubessern: »Ist die Kleidung fertig, so wird der Erhabene, da drei Monate um sind, wieder die Wanderschaft antreten.«

Da ging nun der ehrwürdige Bhaddāli zu jenen Mönchen hin, wechselte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit ihnen und setzte sich zur Seite nieder. Und den ehrwürdigen Bhaddāli, der zur Seite saß, sprachen nun jene Mönche also an:

»Wir machen hier, Bruder Bhaddāli, die Kleidung des Erhabenen zurecht: ist die Kleidung fertig, so wird der Erhabene, da drei Monate um sind, wieder die Wanderschaft antreten. Sieh' wohl zu, Bruder Bhaddāli, und lass' dir diesen Wink gegeben sein, auf dass es dir später nicht schwerer falle.«

»Freilich, Brüder!« erwiderte da zustimmend der ehrwürdige Bhaddāli jenen Mönchen. Und er begab sich dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich zur Seite nieder. Zur Seite sitzend sprach nun der ehrwürdige Bhaddāli zum Erhabenen also:

»Ein Vergehn, o Herr, hat mich überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der ich, wo der Erhabene ein Regelmaaß angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von meinem Unvermögen gesprochen habe! So möge mich, o Herr, der Erhabene das Vergehn als Vergehn bekennen lassen, um in Zukunft an mich zu halten.«

»In der That hat dich, Bhaddāli, ein Vergehn überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der du, wo ich ein Regelmaaß angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von deinem Unvermögen gesprochen hast. Den Umstand aber, Bhaddāli, hast du wohl nicht beachtet: ›Der Erhabene weilt in Sāvatthī, und der Erhabene wird von mir erfahren: ›Bhaddāli, heißt es, der Mönch, kommt im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach.‹‹ Diesen Umstand nun hast du, Bhaddāli, wohl nicht beachtet. Den Umstand aber, Bhaddāli, hast du wohl nicht beachtet: ›Gar viele Mönche bringen die Regenzeit in Sāvatthī zu, und auch diese werden von mir erfahren: ›Bhaddāli, heißt es, der Mönch, kommt im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach.‹‹ Auch diesen Umstand hast du, Bhaddāli, wohl nicht beachtet. Den Umstand aber, Bhaddāli, hast du wohl nicht beachtet:

›Gar viele Nonnen bringen die Regenzeit in Sāvatthī zu, und auch diese werden von mir erfahren: ›Bhaddāli, heißt es, der Mönch, kommt im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach.‹‹ Auch diesen Umstand hast du, Bhaddāli, wohl nicht beachtet. Den Umstand aber, Bhaddāli, hast du wohl nicht beachtet: ›Gar viele Anhänger, gar viele Anhängerinen befinden sich in Savātthī und auch diese werden von mir erfahren: ›Bhaddāli, heißt es, der Mönch, kommt im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach.‹‹ Auch diesen Umstand hast du, Bhaddāli, wohl nicht beachtet. Den Umstand aber, Bhaddāli, hast du wohl nicht beachtet:

›Gar viele und verschiedene Büßer, Asketen und Priester, bringen die Regenzeit in Sāvatthi zu, und auch diese werden von mir erfahren: »Bhaddāli, heißt es, der Mönch, ein Jünger des Asketen Gotamo, einer der Oberen, kommt im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach.« Auch diesen Umstand hast du, Bhaddāli, wohl nicht beachtet.«

»Ein Vergehn, o Herr, hat mich überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der ich, wo der Erhabene ein Regelmaaß angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von meinem Unvermögen gesprochen habe! So möge mich, o Herr, der Erhabene das Vergehn als Vergehn bekennen lassen, um in Zukunft an mich zu halten.«

»In der That hat dich, Bhaddāli, ein Vergehn überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der du, wo ich ein Regelmaaß angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von deinem Unvermögen gesprochen hast. Was meinst du wohl,Bhaddāli: es sei hier ein Mönch ein Beiderseiterlöster, und ich spräche also zu ihm: ›Geh' mir, du Mönch, und steige in Staub hinein‹: würde der nun hineinsteigen, oder aber seine Schritte anderswo hinlenken oder ›Nein‹ sagen?«

»Das nicht, o Herr!«

»Was meinst du wohl, Bhaddāli: es sei hier ein Mönch ein Weisheiterlöster, sei ein Körperzeuge, ein Aufgeklärter, ein Gläubigerlöster, ein Wissendergebener, sei ein Gläubigergebener, Cf. die 70. Rede, in med. und ich spräche also zu ihm: ›Geh' mir, du Mönch, und steige in Staub hinein‹: würde der nun hineinsteigen, oder aber seine Schritte anderswo hinlenken oder ›Nein‹ sagen?«

»Das nicht, o Herr!«

»Was meinst du wohl, Bhaddāli: bist du etwa damals ein Beiderseiterlöster gewesen, oder ein Weisheiterlöster, oder ein Körperzeuge, oder ein Aufgeklärter, oder ein Gläubigerlöster, oder ein Wissendergebener, oder ein Gläubigergebener?«

»Freilich nicht, o Herr!«

»Bist du, Bhaddāli, damals nicht hohl und leer und verlassen gewesen?«

»So ist es, o Herr! Ein Vergehn, o Herr, hat mich überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der ich, wo der Erhabene die Regel des Ordens angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von meinem Unvermögen gesprochen habe! So möge mich, o Herr, der Erhabene das Vergehn als Vergehn bekennen lassen, um in Zukunft an mich zu halten.«

»In der That hat dich, Bhaddāli, ein Vergehn überkommen, wie einen Thoren, wie einen Irren, wie einen Missrathenen, der du, wo ich ein Regelmaaß angegeben, wo die Jüngerschaft die Regel angenommen, von deinem Unvermögen gesprochen hast. Weil du nun aber, Bhaddāli, das Vergehn als Vergehn eingesehn und nach Gebühr bekannt hast, erkennen wir das von dir an. Denn ein Fortschritt ist es, Bhaddāli, im Orden des Heiligen, ein Vergehn als Vergehn einzusehn, nach Gebühr zu bekennen, in Zukunft an sich zu halten.

»Da kommt, Bhaddāli, ein Mönch im Meisterorden der Regel nicht vollkommen nach. Und er gedenkt bei sich: ›Wie, wenn ich nun einen abgelegenen Ruheplatz aufsuchte, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene, auf dass es mir doch etwa möglich wäre das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit zu verwirklichen!‹ Und er sucht einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Und wie er dort abgesondert lebt rügt ihn der Meister, oder es rügen ihn, wohlüberlegt, verständige Ordensbrüder, oder es rügen ihn Gottheiten, oder er selber rügt sich. Und vom Meister gerügt, oder, wohlüberlegt, von verständigen Ordensbrüdern gerügt, oder von Gottheiten gerügt, oder von sich selber gerügt kann er das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit nicht verwirklichen. Und warum nicht? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel nicht vollkommen genügt.

»Da kommt nun, Bhaddāli, ein Mönch im Meisterorden der Regel vollkommen nach. Und er gedenkt bei sich: ›Wie, wenn ich nun einen abgelegenen Ruheplatz aufsuchte, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene, auf dass es mir doch etwa möglich wäre das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit zu verwirklichen!‹ Und er sucht einen abgelegenen Ruheplatz auf, einen Hain, den Fuß eines Baumes, eine Felsengrotte, eine Bergesgruft, einen Friedhof, die Waldesmitte, ein Streulager in der offenen Ebene. Und wie er dort abgesondert lebt rügt ihn der Meister nicht, und es rügen ihn, wohlüberlegt, verständige Ordensbrüder nicht, und es rügen ihn keine Gottheiten, und er selber rügt sich nicht. Und vom Meister ungerügt, und, wohlüberlegt, von verständigen Ordensbrüdern ungerügt, und von Gottheiten ungerügt, und ungerügt von sich selber kann er das überirdische, reiche Heilthum der Wissensklarheit verwirklichen. Gar fern von Begierden, fern von unheilsamen Dingen lebt er in sinnend gedenkender ruhegeborener säliger Heiterkeit, in der Weihe der ersten Schauung. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Weiter sodann, Bhaddāli: nach Vollendung des Sinnens und Gedenkens gewinnt der Mönch die innere Meeresstille, die Einheit des Gemüthes, die von sinnen, von gedenken freie, in der Einigung geborene sälige Heiterkeit, die Weihe der zweiten Schauung. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Weiter sodann, Bhaddāli: in heiterer Ruhe verweilt der Mönch gleichmüthig, einsichtig, klar bewusst, ein Glück empfindet er im Körper, von dem die Heiligen sagen: ›Der gleichmüthig Einsichtige lebt beglückt‹; so gewinnt er die Weihe der dritten Schauung. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Weiter sodann, Bhaddāli: nach Verwerfung der Freuden und Leiden, nach Vernichtung des einstigen Frohsinns und Trübsinns erreicht der Mönch die Weihe der leidlosen, freudlosen, gleichmüthig einsichtigen vollkommenen Reine, die vierte Schauung. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die erinnernde Erkenntniss früherer Daseinsformen. Er erinnert sich mancher verschiedenen früheren Daseinsform, mit je den eigenthümlichen Merkmalen, mit je den eigenartigen Beziehungen. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss des Verschwindens-Erscheinens der Wesen. Mit dem himmlischen Auge, dem geläuterten, über menschliche Gränzen hinausreichenden, kann er die Wesen dahinschwinden und wiedererscheinen sehn, gemeine und edle, schöne und unschöne, glückliche und unglückliche, er kann erkennen wie die Wesen je nach den Thaten wiederkehren. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.

»Solchen Gemüthes, innig, geläutert, gesäubert, gediegen, schlackengeklärt, geschmeidig, biegsam, fest, unversehrbar, richtet er das Gemüth auf die Erkenntniss der Wahnversiegung. ›Das ist das Leiden‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Leidensauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Leidensauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der Wahn‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnentwicklung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist die Wahnauflösung‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. ›Das ist der zur Wahnauflösung führende Pfad‹ erkennt er der Wahrheit gemäß. Also erkennend, also sehend wird da sein Gemüth erlöst vom Wunscheswahn, erlöst vom Daseinswahn, erlöst vom Nichtwissenswahn. ›Im Erlösten ist die Erlösung‹, diese Erkenntniss geht auf. ›Versiegt ist die Geburt, vollendet das Asketenthum, gewirkt das Werk, nicht mehr ist diese Welt‹ versteht er da. Und warum das? Weil es also, Bhaddāli, billig ist für einen, der im Meisterorden der Regel vollkommen genügt.«

 

Nach dieser Rede sprach der ehrwürdige Bhaddāli zum Erhabenen also:

»Was ist wohl, o Herr, der Anlass, was ist der Grund, dass man da manchem Mönche oft und oft eine Bemerkung zu machen hat? Und was ist wiederum, o Herr, der Anlass, was ist der Grund, dass man da manchem Mönche nicht so oft und oft eine Bemerkung zu machen hat?«

»Da hat sich, Bhaddāli, ein Mönch wiederholt vergangen, sich vielfach vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande ab und legt Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag, er wendet sich nicht zum Guten, giebt nicht nach, lenkt nicht versöhnlich ein, ›Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun‹, so spricht er nicht. Da berathen, Bhaddāli, die Mönche sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich wiederholt vergangen, vielfach vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande ab und legt Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag, er wendet sich nicht zum Guten, giebt nicht nach, lenkt nicht versöhnlich ein, ›Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun‹, so spricht er nicht. Gut wär' es, wolltet ihr, Ehrwürdige, bei diesem Mönch darauf achten, dass ihm unser Vermerk nicht alsbald wieder entschwunden sei.‹ Und derart, Bhaddāli, achten die Mönche bei diesem Mönche darauf, dass ihm ihr Vermerk nicht alsbald wieder entschwunden ist. – Da hat sich nun, Bhaddāli, ein Mönch wiederholt vergangen, sich vielfach vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem nicht auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande nicht ab, legt keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag, er wendet sich zum Guten, giebt nach, lenkt versöhnlich ein, `Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun', so spricht er. Da berathen, Bhaddāli, die Mönche sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich wiederholt vergangen, vielfach vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem nicht auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande nicht ab, legt keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag, er wendet, sich zum Guten, giebt nach, lenkt versöhnlich ein, `Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun', so spricht er. Gut wär' es, wolltet ihr, Ehrwürdige, bei diesem Mönch darauf achten, dass ihm unser Vermerk alsbald wieder entschwunden sei.‹ Und derart, Bhaddāli, achten die Mönche bei diesem Mönche darauf, dass ihm ihr Vermerk alsbald wieder entschwunden ist.

»Da hat sich, Bhaddāli, ein Mönch nur selten adhicca = a+dhitya, von dhi dhārane. vergangen, nur wenig vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande ab und legt Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag, er wendet sich nicht zum Guten, giebt nicht nach, lenkt nicht versöhnlich ein, `Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun', so spricht er nicht. Da berathen, Bhaddāli, die Mönche sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich nur selten vergangen, nur wenig vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande ab und legt Verdrossenheit, Hass und Misstrauen an den Tag, er wendet sich nicht zum Guten, giebt nicht nach, lenkt nicht versöhnlich ein, `Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun', so spricht er nicht. Gut wär' es, wolltet ihr, Ehrwürdige, bei diesem Mönch darauf achten, dass ihm unser Vermerk nicht alsbald wieder entschwunden sei.‹ Und derart, Bhaddāli, achten die Mönche bei diesem Mönche darauf, dass ihm ihr Vermerk nicht alsbald wieder entschwunden ist. – Da hat sich nun, Bhaddāli, ein Mönch nur selten vergangen, nur wenig vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem nicht auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande nicht ab, legt keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag, er wendet sich zum Guten, giebt nach, lenkt versöhnlich ein, `Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun', so spricht er. Da berathen, Bhaddāli, die Mönche sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich nur selten vergangen, nur wenig vergangen: und von den Mönchen ermahnt geht er von einem nicht auf ein anderes über, schweift vom Gegenstande nicht ab, legt keine Verdrossenheit, keinen Hass, kein Misstrauen an den Tag, er wendet sich zum Guten, giebt nach, lenkt versöhnlich ein, ›Was den Brüdern recht und billig ist, das will ich thun‹, so spricht er. Gut wär' es, wolltet ihr, Ehrwürdige, bei diesem Mönch darauf achten, dass ihm unser Vermerk alsbald wieder entschwunden sei.‹ Und derart, Bhaddāli, achten die Mönche bei diesem Mönche darauf, dass ihm ihr Vermerk alsbald wieder entschwunden ist.

»Da hat sich, Bhaddāli, ein Mönch aus gewissem Vertrauen zu uns gesellt, aus gewisser Neigung: und die Mönche, Bhaddāli, berathen sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich aus gewissem Vertrauen zu uns gesellt, aus gewisser Neigung; wenn wir diesem Mönche oft und oft eine Bemerkung zu machen haben, soll ihm, weil er nur ein gewisses Vertrauen, eine gewisse Neigung besitzt, nicht auch diese verloren gehn.‹ Gleichwie etwa, Bhaddāli, bei einem Manne, der ein Auge hat, seine Freunde und Verwandten dieses eine Auge hüten mögen: ›Nicht soll ihm, weil er nur dieses eine Auge besitzt, auch dieses verloren gehn‹: ebenso nun auch, Bhaddāli, hat sich da ein Mönch aus gewissem Vertrauen zu uns gesellt, aus gewisser Neigung: und die Mönche, Bhaddāli, berathen sich also: ›Dieser Mönch, ihr Brüder, hat sich aus gewissem Vertrauen zu uns gesellt, aus gewisser Neigung; wenn wir diesem Mönche oft und oft eine Bemerkung zu machen haben, soll ihm, weil er nur ein gewisses Vertrauen, eine gewisse Neigung besitzt, nicht auch diese verloren gehn.‹

»Das ist, Bhaddāli, der Anlass, das ist der Grund, dass man da manchem Mönche oft und oft eine Bemerkung zu machen hat; und das ist wiederum, Bhaddāli, der Anlass, das ist der Grund, dass man da manchem Mönche nicht so oft und oft eine Bemerkung zu machen hat.«

»Was ist wohl, o Herr, der Anlass, was ist der Grund, dass es früher weniger Ordensregeln gab, aber mehr der Mönche gewiss bestanden? Und was ist wiederum, o Herr, der Anlass, was ist der Grund, dass es heute mehr der Ordensregeln giebt, aber weniger Mönche gewiss bestehn?«

»Also ist es eben, Bhaddāli, wann die Wesen sich verschlechtern, wann die wahre Lehre untergeht, dass es mehr der Ordensregeln giebt, aber weniger Mönche gewiss bestehn. Nicht eher, Bhaddāli, giebt der Meister den Jüngern die Regel an, bis da nicht manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar werden. Sobald nun, Bhaddāli, da manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar werden, dann giebt der Meister den Jüngern die Regel an, um eben diese auf Wahn beruhenden Dinge zurückzuweisen. Nicht eher, Bhaddāli, werden da manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar, bis nicht der Orden Größe erreicht hat. Sobald nun, Bhaddāli, der Orden Größe erreicht hat, dann werden da manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar, dann giebt der Meister den Jüngern die Regel an, um eben diese auf Wahn beruhenden Dinge zurückzuweisen. Nicht eher, Bhaddāli, werden da manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar, bis nicht der Orden hohe Gabe, hohen Ruhm, reiches Wissen, späte Jahre erreicht hat. Sobald nun, Bhaddāli, der Orden hohe Gabe, hohen Ruhm, reiches Wissen, späte Jahre erreicht hat, dann werden da manche auf Wahn beruhende Dinge im Orden offenbar, dann giebt der Meister den Jüngern die Regel an, um eben diese auf Wahn beruhenden Dinge zurückzuweisen. Cf. die 47. Rede, p. 318 i. f. – Vergl. Tao-te-king Kap. 18 u. 38.

»Nicht viele seid ihr, Bhaddāli, damals gewesen, als ich euch im Gleichniss vom jungen Rosse die Lehre dargelegt habe; erinnerst du dich, Bhaddāli?«

»Nein, o Herr!«

»Und kannst du, Bhaddāli, den Grund angeben?«

»Doch wohl darum, o Herr, weil ich lange Zeit im Meisterorden der Regel nicht vollkommen genügt habe.«

»Nicht allein das, Bhaddāli, ist der Anlass, ist der Grund, denn ich habe dich, Bhaddāli, schon lange, im Geiste geistig erfassend, erkannt: ›Nicht mag dieser Thor, wann ich die Lehre darlege, achtsam, aufmerksam, mit ganzem Gemüthe hingegeben, offenen Ohres die Lehre hören.‹ Aber ich will dir, Bhaddāli, im Gleichniss vom jungen Rosse die Lehre darlegen: das höre du und achte wohl auf meine Rede.«

»Ja, o Herr!« sagte da der ehrwürdige Bhaddāli aufmerksam zum Erhabenen. Der Erhabene sprach also:

»Gleichwie etwa, Bhaddāli, ein gewandter Rossebändiger, wann er ein schönes edles Ross erhalten hat, zu allererst am Gebisse Übungen ausführen lässt; und während es am Gebisse Übungen ausführt zeigt es eben allerlei Ungebührlichkeit, Ungebärdigkeit, Unbändigkeit, weil es nie zuvor solche Übungen ausgeführt hat: aber durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben giebt es sich damit zufrieden. Sobald nun, Bhaddāli, das schöne edle Ross durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben sich damit zufriedengegeben hat, dann lässt es der Rossebändiger weitere Übungen ausführen und schirrt es an; und während es angeschirrt Übungen ausführt zeigt es eben allerlei Ungebührlichkeit, Ungebärdigkeit, Unbändigkeit, weil es nie zuvor solche Übungen ausgeführt hat: aber durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben giebt es sich damit zufrieden. Sobald nun, Bhaddāli, das schöne edle Ross durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben sich damit zufriedengegeben hat, dann lässt es der Rossebändiger weitere Übungen ausführen und im Schritt gehn, im Trab gehn, Galopp laufen, Lies khurakāse, von kṛṣ, und davatthe. er lässt es rennen und springen, bringt ihm königlichen Gang und königliche Haltung bei, er macht es zum schnellsten und flüchtigsten und verlässlichsten der Pferde; und während es also Übungen ausführt zeigt es eben allerlei Ungebührlichkeit, Ungebärdigkeit, Unbändigkeit, weil es nie zuvor solche Übungen ausgeführt hat: aber durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben giebt es sich damit zufrieden. Sobald nun, Bhaddāli, das schöne edle Ross durch wiederholtes Üben, durch allmäliges Üben sich damit zufriedengegeben hat, dann lässt ihm der Rossebändiger noch die letzte Strählung und Striegelung angedeihen. Das sind, Bhaddāli, die zehn Eigenschaften, die ein schönes edles Ross dem Könige schicklich, dem Könige tauglich, eben als ›Königsgut‹ erscheinen lassen. Ebenso nun auch, Bhaddāli, sind es zehn Dinge, die einen Mönch Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdienen, heiligste Stätte der Welt sein lassen: und welche zehn? Da eignet, Bhaddāli, einem Mönche untrüglich rechte Erkenntniss, untrüglich rechte Gesinnung, untrüglich rechte Rede, untrüglich rechtes Handeln, untrüglich rechtes Wandeln, untrüglich rechtes Mühn, untrüglich rechte Einsicht, untrüglich rechte Einigung, untrüglich rechte Weisheit, untrüglich rechte Erlösung. Das sind, Bhaddāli, die zehn Dinge, die einen Mönch Opfer und Spende, Gabe und Gruß verdienen, heiligste Stätte der Welt sein lassen.«

Also sprach der Erhabene. Zufrieden freute sich der ehrwürdige Bhaddāli über das Wort des Erhabenen. Das ausführliche Gleichniss vom Pferde, womit diese Rede schließt, lässt es fraglich erscheinen, ob in den Theragāthā v. 45, 173, 659 mit bhaddo ājānīyo auch das edle Rassenross gemeint sei, nicht der Büffelstier, wenn schon bhaddo im Saṃskṛt allerdings gern letztere Bedeutung hat. Vergl. noch Dhp v. 208 dhorayhasīlo.


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