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Sechster Theil
Sechste Rede

Upāli

Das hab' ich gehört. Zu einer Zeit weilte der Erhabene bei Nāḷandā, im Mangohaine Pāvārikos. Um diese Zeit nun hielt sich der Freie Bruder Nāthaputto Nāthaputto ist bekanntlich der Meister der Jainās gewesen. Vergl. Bd. 1 Anm. 9 und 24. bei Nāḷandā auf, mit einer großen Schaar Freier Brüder.

Da begab sich nun Dīghatapassī, ein Freier Bruder, nach Nāḷandā um Almosenspeise, kehrte wieder zurück, nahm das Mahl ein, und suchte dann den Mangohain Pāvārikos auf, ging dorthin wo der Erhabene weilte, tauschte höflichen Gruß und freundliche, denkwürdige Worte mit dem Erhabenen und stellte sich seitwärts hin. Und an Dīghatapassī den Freien Bruder, der seitwärts stand, wandte sich der Erhabene also:

»Es sind hier, Tapassī, Sitze bereit: wenn du willst setze dich.«

Also angeredet nahm Dīghatapassī der Freie Bruder einen von den niederen Stühlen zur Hand und setzte sich beiseite nieder. Und zu Dīghatapassī dem Freien Bruder, der beiseite saß, sprach der Erhabene also:

»Wieviel Arten, Tapassī, von Thaten giebt wohl der Freie Bruder Nāthaputto als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn?«

»Nicht steht es, Bruder Gotamo, dem Freien Bruder Nāthaputto an, eine Handlung schlechthin als That zu bezeichnen: als Streich schlechthin, Bruder Gotamo, steht es dem Freien Bruder Nāthaputto an, eine Handlung zu bezeichnen.«

»Wieviel Arten, Tapassī, von Streichen giebt also der Freie Bruder Nāthaputto als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn?«

»Drei Arten, Bruder Gotamo, von Streichen giebt der Freie Bruder Nāthaputto als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: nämlich Streiche in Werken, Streiche in Worten, Streiche in Gedanken.«

»Wie denn, Tapassī: sind Streiche in Werken Eines, und Streiche in Worten ein Anderes, und Streiche in Gedanken wieder ein Anderes?«

»Eines, Bruder Gotamo, sind Streiche in Werken, und ein Anderes Streiche in Worten, und wieder ein Anderes Streiche in Gedanken.« Das Dogma der Jainās vom dreifachen (kamma-) daṇḍo findet sich in der großen SannyāsopaniṠat, II. Theil v. 97, bestätigt:

Vāgdaṇḍe maunamātiṣṭhet,
kāyadaṇḍe tvabhojanam,
mānase tu kṛte daṇḍe
prāṇāyāmo vidhīyate.

Dementsprechend ist Manus XII, 10 zu erklären. ( Anmerkung in der Fußnote: Auf Manus XII, 10 hat, nach Böhtlingk-Roth, bereits Feer im Journal asiatique 1888 II. p. 257 f hingewiesen.)

»Welche dieser drei Arten aber, Tapassī, von Streichen, die also eingetheilt, also unterschieden werden, giebt der Freie Bruder Nāthaputto als übelste an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: die Streiche in Werken, oder die Streiche in Worten, oder die Streiche in Gedanken?«

»Von diesen drei Arten, Bruder Gotamo, der Streiche, die also eingetheilt, also unterschieden werden, giebt der Freie Bruder Nāthaputto die Streiche in Werken als übelste an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: nicht so sehr die Streiche in Worten, nicht so sehr die Streiche in Gedanken.«

»Die Streiche in Werken, sagst du, Tapassī?«

»Die Streiche in Werken, sag' ich, Bruder Gotamo.«

»Die Streiche in Werken, sagst du, Tapassī?«

»Die Streiche in Werken, sag' ich, Bruder Gotamo.«

»Die Streiche in Werken, sagst du, Tapassī?«

»Die Streiche in Werken, sag' ich, Bruder Gotamo.«

Also ließ da der Erhabene Dīghatapassī den Freien Bruder diese Frage des Gesprächs dreimal bestimmt beantworten. Und nun wandte sich Dīghatapassī der Freie Bruder an den Erhabenen und fragte:

»Du aber, Bruder Gotamo: wieviel Arten von Streichen giebst du als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn?«

»Nicht steht es, Tapassī, dem Vollendeten an, eine Handlung schlechthin als Streich zu bezeichnen: als That schlechthin, Tapassī, steht es dem Vollendeten an, eine Handlung zu bezeichnen.«

»Wieviel Arten, Bruder Gotamo, von Thaten giebst du also als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn?«

»Drei Arten, Tapassī, von Thaten gebe ich als möglich an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: nämlich Thaten in Werken, Thaten in Worten, Thaten in Gedanken.«

»Wie denn, Bruder Gotamo: sind Thaten in Werken Eines, und Thaten in Worten ein Anderes, und Thaten in Gedanken wieder ein Anderes?«

»Eines, Tapassi, sind Thaten in Werken, und ein Anderes Thaten in Worten, und wieder ein Anderes Thaten in Gedanken.«

»Welche dieser drei Arten aber, Bruder Gotamo, von Thaten, die also eingetheilt, also unterschieden werden, giebst du als übelste an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: die Thaten in Werken, oder die Thaten in Worten, oder die Thaten in Gedanken?«

»Von diesen drei Arten, Tapassī, der Thaten, die also eingetheilt, also unterschieden werden, gebe ich die Thaten in Gedanken als übelste an, um böse That zu thun, um böse That zu begehn: nicht so sehr die Thaten in Werken, nicht so sehr die Thaten in Worten.«

»Die Thaten in Gedanken, sagst du, Bruder Gotamo?«

»Die Thaten in Gedanken, sag' ich, Tapassī.«

»Die Thaten in Gedanken, sagst du, Bruder Gotamo?«

»Die Thaten in Gedanken, sag' ich, Tapassī.«

»Die Thaten in Gedanken, sagst du, Bruder Gotamo?«

»Die Thaten in Gedanken, sag' ich, Tapassī.«

Also ließ da Dīghatapassī der Freie Bruder den Erhabenen diese Frage des Gesprächs dreimal bestimmt beantworten. Dann stand er von seinem Stuhle auf und begab sich zu Nāthaputto dem Freien Bruder.

Zu dieser Zeit nun saß der Freie Bruder Nāthaputto inmitten einer großen Schaar von Hausleuten, die ihm thöricht zugethan waren, Upāli zuvörderst. Und der Freie Bruder Nāthaputto sah Dīghatapassī den Freien Bruder von ferne herankommen, und als er ihn gesehn rief er ihm zu:

»Ei, wo kommst du denn her, Tapassī, so zeitig am Nachmittag?«

»Von dort, o Herr, vom Asketen Gotamo komme ich.«

»Hast du wohl, Tapassī, mit dem Asketen Gotamo irgend eine Unterredung gehabt?«

»Allerdings hab' ich, o Herr, mit dem Asketen Gotamo eine Unterredung gehabt.«

»Was war denn das, Tapassī, für eine Unterredung, die du mit dem Asketen Gotamo gehabt hast?«

Da berichtete nun Dīghatapassī der Freie Bruder Wort für Wort das ganze Gespräch, das er mit dem Erhabenen geführt hatte, dem Freien Bruder Nāthaputto. Hierauf sprach der Freie Bruder Nāthaputto also zu Dīghatapassī dem Freien Bruder:

»Gut, gut, Tapassī: wie ein erfahrener Jünger, der des Meisters Lehre von Grund aus versteht, hat eben da Tapassī der Freie Bruder dem Asketen Gotamo Bescheid gegeben. Was gilt wohl ein erbärmlicher Gedankenstreich im Vergleiche zu dem so gewichtigen Werkstreich? Vielmehr ist ein Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich.«

Auf diese Worte wandte sich Upāli der Hausvater also an den Freien Bruder Nāthaputto:

»Gut, gut ist, o Herr, Tapassī: wie ein erfahrener Jünger, der des Meisters Lehre von Grund aus versteht, hat eben da der erlauchte Tapassī dem Asketen Gotamo Bescheid gegeben. Was gilt wohl ein erbärmlicher Gedankenstreich im Vergleiche zu dem so gewichtigen Werkstreich? Vielmehr ist ein Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich. Wohlan, o Herr, auch ich will gehn und den Asketen Gotamo in einem solchen Gespräche beim Wort nehmen. Wenn mir da der Asket Gotamo ebenso entgegentritt, wie er dem erlauchten Tapassī entgegengetreten ist, so werde ich den Asketen Gotamo, gleichwie etwa ein starker Mann einen langhaarigen Widder bei den Haaren ergreifen, heranziehn, herumziehn, rings herumziehn mag, mit der Rede heranziehn, herumziehn, rings herumziehn; oder gleichwie etwa der starke Knecht eines Branntweinbrenners das große Filtriergeflecht in einen tiefen Wasserpfuhl werfen, am einen Ende festhalten, heranziehn, herumziehn, rings herumziehn mag, so werde auch ich den Asketen Gotamo mit der Rede heranziehn, herumziehn, rings herumziehn; oder gleichwie etwa ein rüstiger Branntweinsäuberer das Destilliersieb am Henkel packen, hinschwenken, herschwenken, ausseihen mag, so werde auch ich den Asketen Gotamo mit der Rede hinschwenken, herschwenken, ausseihen; oder gleichwie etwa ein sechzigjähriger Elephant in einen tiefen Lotusweiher steigt und ein sogenanntes Spritzbad zur Erholung vornimmt, so gedenke auch ich mit dem Asketen Gotamo eine Art Spritzbad zur Erholung vorzunehmen. Wohlan, o Herr, auch ich will gehn und den Asketen Gotamo in einem solchen Gespräche beim Wort nehmen.«

»Gehe du, Hausvater, und nimm den Asketen Gotamo in einem solchen Gespräche beim Wort: sei es ich eben, Hausvater, der den Asketen Gotamo beim Wort nimmt, sei es Dīghatapassī der Freie Bruder, sei es du.«

Auf diese Worte des Freien Bruders Nāthaputto erwiderte Dīghatapassī der Freie Bruder:

»Das gefällt mir wahrlich nicht, o Herr, dass Upāli der Hausvater den Asketen Gotamo beim Wort nehmen soll. Denn der Asket Gotamo, o Herr, ist listig, versteht verlockende List, wodurch er die Jünger anderer Asketen anlockt.«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassī, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehre: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehre. Gehe du, Hausvater, und nimm den Asketen Gotamo in einem solchen Gespräche beim Wort: sei es ich eben, Hausvater, der den Asketen Gotamo beim Wort nimmt, sei es Dīghatapassī der Freie Bruder, sei es du.«

Und ein zweites Mal, und ein drittes Mal sprach Dīghatapassī der Freie Bruder also zum Freien Bruder Nāthaputto:

»Es gefällt mir durchaus nicht, o Herr, dass Upāli der Hausvater den Asketen Gotamo beim Wort nehmen soll. Der Asket Gotamo, o Herr, ist ja listig, versteht verlockende List, wodurch er die Jünger anderer Asketen anlockt.«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassī, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehre: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehre. Gehe du, Hausvater, und nimm den Asketen Gotamo in einem solchen Gespräche beim Wort: sei es ich eben, Hausvater, der den Asketen Gotamo beim Wort nimmt, sei es Dīghatapassī der Freie Bruder, sei es du.«

»Recht so, Herr!« entgegnete da Upāli der Hausvater dem Freien Bruder Nāthaputto. Dann stand er von seinem Stuhle auf, begrüßte den Freien Bruder Nāthaputto ehrerbietig, ging rechts herum und begab sich nach dem Mangohaine Pāvārikos, dorthin wo der Erhabene weilte. Dort angelangt begrüßte er den Erhabenen ehrerbietig und setzte sich seitwärts nieder. Seitwärts sitzend wandte sich nun Upāli der Hausvater also an den Erhabenen:

»Ist wohl, o Herr, Dīghatapassī der Freie Bruder hiergewesen?«

»Hiergewesen ist, Hausvater, Dīghatapassī der Freie Bruder.«

»Und hast du, o Herr, mit Dīghatapassī dem Freien Bruder ein Gespräch geführt?«

»Ich habe, Hausvater, mit Dīghatapassī dem Freien Bruder ein Gespräch geführt.«

»Und was war das, o Herr, für ein Gespräch, das du mit Dīghatapassī dem Freien Bruder geführt hast?«

Da berichtete nun der Erhabene dem Hausvater Upāli Wort für Wort das ganze Gespräch mit Dīghatapassī dem Freien Bruder. Also berichtet erwiderte Upāli der Hausvater dem Erhabenen:

»Gut, gut ist, o Herr, Tapassī: wie ein erfahrener Jünger, der des Meisters Lehre von Grund aus versteht, hat eben da Dīghatapassī der Freie Bruder dem Erhabenen Bescheid gegeben. Was gilt wohl ein erbärmlicher Gedankenstreich im Vergleiche zu dem so gewichtigen Werkstreich? Vielmehr ist ein Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich.«

»Wenn du dich, Hausvater, bei der Rede an die Wahrheit halten willst, so mag da unter uns ein Gespräch statthaben.«

»An die Wahrheit, o Herr, werde ich mich bei der Rede halten: möge da unter uns ein Gespräch statthaben!«

»Was meinst du wohl, Hausvater: es sei da ein Freier Bruder, der unwohl, leidend, schwerkrank ist und frisches Wasser abweist, nur warmes Wasser gebraucht; Der jinistische Büßer darf allenfalls Flusswasser, aber kein Brunnenwasser trinken, um angeblich das Einschlürfen kleiner Lebewesen möglichst zu vermeiden. Vergl. die peinlichen Wasserregeln im Aupapātikasūtram §80.; und weil er kein frisches Wasser erhielte stürbe er. Wo aber, Hausvater, sagt da der Freie Bruder Nāthaputto, erscheine ein solcher wieder?«

»Es giebt, o Herr, Götter, die heißen ›gedankenhaft‹: da erscheint ein solcher wieder.«

»Und warum das?«

»Weil er ja, o Herr, gedankenergeben gestorben ist.«

»Hausvater, Hausvater, denke wohl nach, und dann, Hausvater, antworte: denn es geht dir mit dem Ersten das Letzte nicht zusammen, oder mit dem Letzten nicht das Erste. Doch hast du, Hausvater, also gesprochen: ›An die Wahrheit, o Herr, werde ich mich bei der Rede halten: möge da unter uns ein Gespräch statthaben!‹«

»Wenn auch, o Herr, der Erhabene solches sagt, so ist gleichwohl der Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich.«

»Was meinst du wohl, Hausvater: es sei da ein Freier Bruder, vierfach gezügelt in fester Zucht, der sich jeden Born verbietet, jeden Born verwehrt, jeden Born verweist, jeden Born versagt; und während er kommt und geht tritt er da viele kleine Wesen zutode. Was aber, Hausvater, sagt da der Freie Bruder Nāthaputto, sei die Folge davon?«

»Was ohne Absicht geschieht, o Herr, sagt der Freie Bruder Nāthaputto, ist nicht so sehr von Übel.«

»Wenn es aber, Hausvater, mit Absicht geschieht?«

»Dann, o Herr, ist es sehr von Übel.«

»Die Absicht aber, Hausvater, giebt der Freie Bruder Nāthaputto als was an?«

»Als Gedankenstreich, o Herr!«

»Hausvater, Hausvater, denke wohl nach, und dann, Hausvater, antworte: denn es geht dir mit dem Ersten das Letzte nicht zusammen, oder mit dem Letzten nicht das Erste. Doch hast du, Hausvater, also gesprochen: ›An die Wahrheit, o Herr, werde ich mich bei der Rede halten: möge da unter uns ein Gespräch statthaben!‹«

»Wenn auch, o Herr, der Erhabene solches sagt, so ist gleichwohl der Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich.«

»Was meinst du wohl, Hausvater: dieses Nāḷandā blüht und gedeiht, ist volkreich, von vielen Menschen bewohnt?«

»Gewiss, o Herr: dieses Nāḷandā blüht und gedeiht, ist volkreich, von vielen Menschen bewohnt.«

»Was meinst du wohl, Hausvater: wenn da ein Mann herankäme, mit einem gezückten Schwerdte in der Hand, und spräche also: ›Ich werde was es auch an Lebendigen hier in Nāḷandā giebt in einem Augenblick, in einem Nu zu einer einzigen Masse Mus, zu einer einzigen Masse Brei machen‹; was meinst du wohl, Hausvater: vermöchte nun etwa dieser Mann was es auch an Lebendigen hier in Nāḷandā giebt in einem Augenblick, in einem Nu zu einer einzigen Masse Mus, zu einer einzigen Masse Brei zu machen?«

»Selbst zehn Mann, o Herr, selbst zwanzig Mann, selbst dreißig Mann, selbst vierzig Mann, selbst fünfzig Mann reichten nicht hin was es hier in Nāḷandā an Lebendigen giebt in einem Augenblick, in einem Nu zu einer einzigen Masse Mus. zu einer einzigen Masse Brei zu machen: was gälte da nur ein erbärmlicher Mann?«

»Was meinst du wohl, Hausvater: wenn da ein Asket oder ein Priester herankäme, machtbegabt, geistesgewaltig, und spräche also: ›Ich werde dieses Nāḷandā mit einem einzigen Zorngedanken zu Asche machen‹; was meinst du wohl, Hausvater: vermöchte nun etwa ein solcher Asket oder Priester dieses Nāḷandā mit einem einzigen Zorngedanken zu Asche zu machen?« ' »Selbst zehn Nāḷandā, o Herr, selbst zwanzig Nāḷandā, selbst dreißig Nāḷandā, selbst vierzig Nāḷandā, selbst fünfzig Nāḷandā vermöchte ein solcher Asket oder Priester mit einem einzigen Zorngedanken zu Asche zu machen: was gälte da nur ein erbärmliches Nāḷandā?« Zur magischen Zornesmacht cf. die Legende von Asito Devalo und den Sieben Sehern, gegen Ende der 93. Rede.

Nach den kommentariellen Sagen des Milindapañho und Mahāvastu wäre Da6#7751;ḍakāraññam etc., der Daṇḍaker Wald, im weiteren Sinne als der Daṇḍaker Reich aufzufassen. Aber raññam in der Bedeutung rajjam ist mir nicht bekannt; auch würde da wohl der Text Daṇ,ḍakaraññam etc. erfordern. Die siamesische lectio hat allerdings das zweifelhafte Daṇḍakīraññam, dagegen aber wieder ganz klar Kāliṉga°, Mejjhā°, Mātaṉgāraññam. Richtig erscheint demnach unser Daṇḍakaraññam im Saṃskṛt als Daṇḍakāraṇyam und wird nur als undurchdringlicher Urwald erklärt, z.B. in einer ungemein interessanten und geistvollen südindischen Legende, mitgetheilt vom Paṇḍit Naṭeśa-Śāstrī im Indian Antiquary vol. XVII. p. 259–264.

»Hausvater, Hausvater, denke wohl nach, und dann. Hausvater, antworte: denn es geht dir mit dem Ersten das Letzte nicht zusammen, oder mit dem Letzten nicht das Erste. Doch hast du, Hausvater, also gesprochen: ›An die Wahrheit, o Herr, werde ich mich bei der Rede halten: möge da unter uns ein Gespräch statthaben!‹«

»Wenn auch, o Herr, der Erhabene solches sagt, so ist gleichwohl der Werkstreich bei weitem der üblere, um böse That zu thun, um böse That zu begehn, und nicht so sehr der Wortstreich, und nicht so sehr der Gedankenstreich.«

»Was meinst du wohl, Hausvater: hast du reden hören: ›Der Daņḍaker-Wald, der Mejjher-Wald, der Kāliṉger-Wald, der Mätaṉger-Wald ist öder Urwald geworden‹?«

»Gewiss, o Herr: ich habe reden hören: ›Der Daņḍaker-Wald, der Mejjher-Wald, der Kāliṉger-Wald, der Mātaṉger-Wald ist öder Urwald geworden‹.«

»Was meinst du wohl, Hausvater: hast du vielleicht reden hören, wodurch der Daņḍaker-Wald, der Mejjher-Wald, der Kāliṉger-Wald, der Mātaṉger-Wald öder Urwald geworden ist?«

»Ich habe reden hören, o Herr: ›Durch der Seher Zorngedanken ist der Daņḍaker-Wald, der Mejjher-Wald, der Kāliṉger-Wald, der Mātaṉger-Wald öder Urwald geworden!‹«

»Hausvater, Hausvater, denke wohl nach, und dann, Hausvater, antworte: denn es geht dir mit dem Ersten das Letzte nicht zusammen, oder mit dem Letzten nicht das Erste. Doch hast du, Hausvater, also gesprochen: ›An die Wahrheit, o Herr, werde ich mich bei der Rede halten: möge da unter uns ein Gespräch statthaben!‹«

»Schon durch das erste Gleichniss, o Herr, hat mich der Erhabene zufrieden und froh gemacht: aber ich wollte noch diese reichlichen Fragen und Erklärungen vom Erhabenen hören; und so dacht' ich mir, ich dürfte dem Erhabenen Gegenrede geben. Vergl. den schönen Brauch der dhammaparipucchā bei Asoko, VIII. Felsenedikt. – Vortrefflich, o Herr, vortrefflich, o Herr! Gleichwie etwa, o Herr, als ob man Umgestürztes aufstellte, oder Verdecktes enthüllte, oder Verirrten den Weg wiese, oder Licht in die Finsterniss brächte. ›Wer Augen hat wird die Dinge sehn‹: ebenso auch hat der Erhabene die Lehre von vielen Seiten beleuchtet. Und so nehm' ich, o Herr, beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft; als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu.«

»Überleg' es dir, Hausvater, gehörig: Überlegung ist bei wohlbekannten Leuten eueresgleichen rathsam.« anuvicca, √ i+anu+vi; cf. anuvicarati.

»Dadurch hat mich, o Herr, der Erhabene nur noch viel mehr zufrieden und froh gemacht, dass der Erhabene also zu mir spricht: ›Überleg' es dir, Hausvater, gehörig: Überlegung ist bei wohlbekannten Leuten eueresgleichen rathsam.‹ Denn als mich, o Herr, die anderen Asketen zum Jünger gewonnen, da mochten sie mich in ganz Nāḷandā als Fahne herumtragen: ›Upāli der Hausvater hat sich zu unserem Jüngerthum bekehrt!‹ Doch der Erhabene spricht nun also zu mir: ›Überleg' es dir, Hausvater, gehörig: Überlegung ist bei wohlbekannten Leuten eueresgleichen rathsam.‹ Und so nehm' ich denn, o Herr, zum zweiten Mal beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu.«

»Lange Zeit ist, Hausvater, dein Thor den Freien Brüdern gastlich offen gewesen, so dass du ihrer, die um Almosen zu dir kommen, milde gedenken mögst.«

»Auch dadurch hat mich, o Herr, der Erhabene noch viel mehr zufrieden und froh gemacht, dass der Erhabene also zu mir spricht: ›Lange Zeit ist, Hausvater, dein Thor den Freien Brüdern gastlich offen gewesen, so dass du ihrer, die um Almosen zu dir kommen, milde gedenken mögst.‹ Ich habe mir sagen lassen, o Herr: ›Der Asket Gotamo spricht also: ›Mir nur ist Gabe darzubringen, nicht den anderen; nur meinen Jüngern ist Gabe darzubringen, nicht den Jüngern anderer; nur die mir dargebrachte Gabe lässt hohen Lohn erlangen, nicht die den anderen dargebrachte Gabe; nur die meinen Jüngern dargebrachte Gabe lässt hohen Lohn erlangen, nicht die den Jüngern anderer dargebrachte Gabe.‹‹ Doch der Erhabene ermahnt mich nun, auch den Freien Brüder Gabe zu geben. Gewiss, o Herr: wir werden da schon der Zeit achthaben. Und so nehm' ich denn, o Herr, zum dritten Mal beim Erhabenen Zuflucht, bei der Lehre und bei der Jüngerschaft: als Anhänger möge mich der Erhabene betrachten, von heute an zeitlebens getreu.«

Da hat denn der Erhabene? Upāli den Hausvater allmälig in das Gespräch eingeführt, sprach erst mit ihm vom Geben, von der Tugend, von säliger Welt, machte des Begehrens Elend, Ungemach, Trübsal, und der Entsagung Vorzüglichkeit offenbar. Als der Erhabene merkte, dass Upāli der Hausvater im Herzen bereitsam, geschmeidig, unbehindert, aufgerichtet, heiter geworden war, da gab er die Darlegung jener Lehre, die den Erwachten eigenthümlich ist: das Leiden, die Entwicklung, die Auflösung, den Weg.

Gleichwie etwa ein reines Kleid, von Flecken gesäubert, vollkommen die Färbung annehmen mag, ebenso auch ging da Upāli dem Hausvater, während er noch da saß, das abgeklärte, abgespülte Auge der Wahrheit auf:

›Was irgend auch entstanden ist
Muss alles wieder untergehn.‹

Und Upāli der Hausvater, der die Wahrheit gesehn, die Wahrheit gefasst, die Wahrheit erkannt, die Wahrheit ergründet hatte, zweifelentronnen, ohne Schwanken, in sich selber gewiss, auf keinen anderen gestützt im Orden des Meisters, der wandte sich nun an den Erhabenen also:

»Wohlan denn, jetzt, o Herr, wollen wir gehn: manche Pflicht wartet unser, manche Obliegenheit.«

»Wie es dir nun, Hausvater, belieben mag.«

Und Upāli der Hausvater, durch des Erhabenen Rede erfreut und befriedigt, stand auf von seinem Stuhle, begrüßte den Erhabenen ehrerbietig, ging rechts herum und begab sich nach Hause. Zu Hause angekommen befahl er dem Pförtner:

»Von heute an, guter Pförtner, ist meine Pforte den Freien Brüdern und Freien Schwestern verschlossen: unverschlossen ist sie den Jüngern des Erhabenen, den Mönchen und Nonnen, den Anhängern und Anhängerinen. Lies mit dem siam. Texte bhagavato sāvakānam bh°. Wenn da ein Freier Bruder herankommt, so hast du einem solchen zu sagen: ›Bleibe, o Herr, wolle nicht eintreten: von heute an hat sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt. Verschlossen ist die Pforte den Freien Brüdern und Freien Schwestern: unverschlossen ist sie den Jüngern des Erhabenen, den Mönchen und Nonnen, den Anhängern und Anhängerinen. Wenn du, o Herr, Almosen bedarfst, so bleibe nur hier: man wird es dir hierher bringen.‹«

»Jawohl, Herr!« erwiderte da gehorsam der Pförtner Upāli dem Hausvater.

Es hörte nun Dīghatapassī der Freie Bruder das Gerede: ›Upāli, sagt man, der Hausvater, soll sich zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt haben!‹ Und Dīghatapassī der Freie Bruder begab sich zum Freien Bruder Nāthaputto und sprach also zu ihm:

»Das Gerücht, o Herr, ist mir zu Ohren gekommen, Upāli der Hausvater habe sich zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt.«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassī, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt habe: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehrt habe.«

Und zum zweiten Mal, und zum dritten Mal sprach Dīghatapassī der Freie Bruder zum Freien Bruder Nāthaputto also:

»Das Gerücht, o Herr, ist mir zu Ohren gekommen, Upāli der Hausvater habe sich zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt.«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassī, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt habe: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehrt habe.«

»So will ich denn hingehn, o Herr, um zu erfahren, ob sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt oder nicht bekehrt hat.«

»Gehe hin, Tapassī, und überzeuge dich, ob sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt oder nicht bekehrt hat.«

Und Dîghatapassî der Freie Bruder machte sich nun auf den Weg zur Wohnung des Hausvaters Upāli. Es sah aber der Pförtner Dîghatapassî den Freien Bruder von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:

»Bleibe, o Herr, wolle nicht eintreten: von heute an hat sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt. Verschlossen ist die Pforte den Freien Brüdern und Freien Schwestern unverschlossen ist sie den Jüngern des Erhabenen, den Mönchen und Nonnen, den Anhängern und Anhängerinen. Wenn du, o Herr, Almosen bedarfst, so bleibe nur hier: man wird es dir hierher bringen.«

»Ich brauche, o Freund, kein Almosen« sagte er, kehrte um, begab sich zum Freien Bruder Nāthaputto zurück und sprach also zu ihm:

»Wahr ist es wirklich, o Herr, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt hat. Und du hast es mir, o Herr, nicht zugestanden, als ich sagte: ›Es gefällt mir durchaus nicht, o Herr, dass Upāli der Hausvater den Asketen Gotamo beim Wort nehmen soll. Denn der Asket Gotamo, o Herr, ist listig, versteht verlockende List, wodurch er die Jünger anderer Asketen anlockt.‹ Und weggelockt ist dir, o Herr, Upāli der Hausvater worden vom Asketen Gotamo durch verlockende List!«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassî;, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt habe: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehrt habe.«

Und zum zweiten Mal, und zum dritten Mal sprach Dîghatapassî der Freie Bruder zum Freien Bruder Nāthaputto also:

»Es ist wirklich wahr, o Herr, Upāli der Hausvater hat sich zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt. Und du hast es mir, o Herr, nicht zugestanden, als ich sagte: ›Es gefällt mir durchaus nicht, o Herr, dass Upāli der Hausvater den Asketen Gotamo beim Wort nehmen soll. Denn der Asket Gotamo, o Herr, ist listig, versteht verlockende List, wodurch er die Jünger anderer Asketen anlockt.‹ Und weggelockt ist dir, o Herr, Upāli der Hausvater worden vom Asketen Gotamo durch verlockende List!«

»Unmöglich ist es, wahrlich, Tapassî, es kann nicht sein, dass sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt habe: möglich aber ist es wohl, dass sich der Asket Gotamo zum Jüngerthum des Hausvaters Upāli bekehrt habe. So will ich denn hingehn, Tapassî, und mich selbst überzeugen, ob sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt oder nicht bekehrt hat.«

Und der Freie Bruder Nāthaputto zog nun in Begleitung einer großen Schaar Freier Brüder zur Wohnung des Hausvaters Upāli hin. Und es sah der Pförtner den Freien Bruder Nāthaputto von ferne herankommen, und als er ihn gesehn sprach er also zu ihm:

»Bleibe, o Herr, wolle nicht eintreten: von heute an hat sich Upāli der Hausvater zum Jüngerthum des Asketen Gotamo bekehrt. Verschlossen ist die Pforte den Freien Brüdern und Freien Schwestern: unverschlossen ist sie den Jüngern des Erhabenen, den Mönchen und Nonnen, den Anhängern und Anhängerinen. Wenn du, o Herr, Almosen bedarfst, so bleibe nur hier: man wird es dir hierher bringen.«

»Wohlan denn, guter Pförtner, geh' zu Upāli dem Hausvater und melde ihm: ›Der Freie Bruder, o Herr, Nāthaputto steht mit einer großen Schaar Freier Brüder vor dem Thore draußen: er möchte dich sehn.‹«

»Jawohl, Herr!« erwiderte da gehorsam der Pförtner dem Freien Bruder Nāthaputto; und er ging zu Upāli dem Hausvater und meldete ihm:

»Der Freie Bruder, o Herr, Nāthaputto steht mit einer großen Schaar Freier Brüder vor dem Thore draußen: er möchte dich sehn.«

»So stelle denn, guter Pförtner, in der mittleren Thorhalle die Stühle zurecht.«

»Jawohl, Herr!« erwiderte da gehorsam der Pförtner Upāli dem Hausvater; und er stellte in der mittleren Thorhalle die Stühle zurecht, und ging dann zu Upāli dem Hausvater und meldete ihm:

»Zurechtgestellt, o Herr, sind dir in der mittleren Thorhalle die Stühle, wie es dir beliebt.«

Und Upāli der Hausvater trat nun in die mittlere Thorhalle ein, nahm dort auf dem ersten und besten, höchsten und vornehmsten Sitze Platz, und befahl dann dem Pförtner:

»So geh' denn, guter Pförtner, zum Freien Bruder Nāthaputto und melde ihm: ›Upāli, Herr, der Hausvater, lässt sagen: ›Wolle näher treten, o Herr, wenn es dir genehm ist.‹‹«

»Jawohl, Herr!« erwiderte da gehorsam der Pförtner Upāli dem Hausvater; und er ging zum Freien Bruder Nāthaputto und meldete ihm: ›Upāli, Herr, der Hausvater, lässt sagen: ›Wolle nähertreten, o Herr, wenn es dir genehm ist.‹‹

Und der Freie Bruder Nāthaputto trat nun mit seiner großen Schaar Freier Brüder in die mittlere Thorhalle ein. Und Upāli der Hausvater, der da früher, sobald er den Freien Bruder Nāthaputto von ferne herankommen sehn, ihm alsbald entgegengegangen und den ersten und besten, höchsten und vornehmsten Sitz dort eingeräumt, mit dem Mantel abgestäubt und angeboten hatte, der saß nun selbst dort auf dem ersten und besten, höchsten und vornehmsten Sitze; und er sprach also zum Freien Bruder Nāthaputto:

»Es sind hier, o Herr, Sitze bereit: wenn du willst setze dich.«

Also angesprochen entgegnete der Freie Bruder Nāthaputto Upāli dem Hausvater:

»Von Sinnen bist du, Hausvater, verloren hast du, Hausvater! Du hast ja gesagt: ›Hingehn will ich, o Herr, und den Asketen Gotamo beim Wort nehmen‹, und bist ausgezogen und mit einer gewaltigen Niederlage deiner Redekunst heimgekehrt. Gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Mann auszöge, Hoden auszureißen, und mit ausgerissenen Hoden heimkehrte; oder gleichwie etwa, Hausvater, wenn ein Mann auszöge, Augen auszureißen, und mit ausgerissenen Augen heimkehrte: ebenso nun auch, Hausvater, hast du gesagt: ›Hingehn will ich, o Herr, und den Asketen Gotamo beim Wort nehmen‹, und bist ausgezogen und mit einer gewaltigen Niederlage deiner Redekunst heimgekehrt. Weggelockt worden bist du nun, Hausvater, vom Asketen Gotamo durch verlockende List.«

»Beglückend, o Herr, ist diese verlockende List, besäligend, o Herr, ist diese verlockende List! Wenn sich, o Herr, meine lieben Leute und Hausgenossen durch solche Verlockung verleiten ließen, so würd' es auch meinen lieben Leuten und Hausgenossen lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Wenn sich auch, o Herr, alle Adeligen durch solche Verlockung verleiten ließen, so würd' es einem jeden von ihnen lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Wenn sich auch, o Herr, alle Priester und alle Bürger und alle Diener durch solche Verlockung verleiten ließen, so würd' es einem jeden von ihnen lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Wenn sich auch, o Herr, die Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen durch solche Verlockung verleiten ließe, so würd' es auch der Welt mit ihren Göttern, ihren bösen und heiligen Geistern, mit ihrer Schaar von Büßern und Priestern, Göttern und Menschen lange zum Wohle, zum Heile gereichen. Und so will ich dir nun, o Herr, ein Gleichniss geben: auch durch Gleichnisse wird da manchem verständigen Manne der Sinn einer Rede klar.

»Es war einmal, o Herr, ein Brāhmane, der war alt und greis und hochbetagt, und hatte eine junge Brāhmanin zur Frau, die war schwanger, der Entbindung nahe. Und diese Brāhmanin, o Herr, sprach also zu ihrem Gemahl: ›Gehe, Brāhmane, auf den Markt, kaufe einen jungen Affen und bring' ihn heim, auf dass er meinem Knäblein ein Spielgenosse werde,‹ Auf diese Worte, o Herr, erwiderte der Brāhmane seiner Gemahlin: ›Warte so lange, liebe Frau, bis du geboren hast: wenn du, liebe Frau, ein Knäblein gebären wirst, so werd' ich auf den Markt gehn und dir einen jungen Affen kaufen und heimbringen, auf dass er deinem Knäblein ein Spielgenosse werde; wenn du aber, liebe Frau, ein Mägdlein gebären wirst, so werd' ich auf den Markt gehn und dir eine junge Äffin kaufen und heimbringen, auf dass sie deinem Mägdlein eine Spielgenossin werde.‹ Und ein zweites Mal, und ein drittes Mal, o Herr, sprach die Brāhmanin also zu ihrem Gemahl. Da ging nun endlich, o Herr, der Brāhmane, der seine Gemahlin sehr liebte, ihr innig zugethan war, auf den Markt, kaufte einen jungen Affen, brachte ihn heim und sprach also zu seiner Gemahlin: ›Da hast du, liebe Frau, den jungen Affen: ich hab' ihn am Markte gekauft und dir nun heimgebracht, auf dass er deinem Knäblein ein Spielgenosse werde.‹ Auf diese Worte, o Herr, erwiderte die Brāhmanin ihrem Gemahle: ›Gehe, Brāhmane, mit diesem jungen Affen zu Rattapāni dem Färber und sag' ihm: ›Ich wünsche, guter Rattapāni, dass dieser junge Affe mit gelber Farbe gefärbt, aufgewalzt, durchgewalzt, auf beiden Seiten geglättet werde.‹ Und der Brāhmane, o Herr, der seine Gemahlin sehr liebte, ihr innig zugethan war, ging nun zu Rattapāni dem Färber und sprach also zu ihm: ›Ich wünsche, guter Rattapāni, dass dieser junge Affe mit gelber Farbe gefärbt, aufgewalzt, durchgewalzt, auf beiden Seiten geglättet werde.‹ Auf diese Worte, o Herr, erwiderte Rattapāni der Färber dem Brāhmanen: ›Dieser junge Affe, o Herr, nimmt dir wohl Farbe an, aber lässt sich nicht aufwalzen, lässt sich nicht glatt machen.‹ Ebenso nun auch, o Herr, nimmt der thörigen Freien Brüder Rede wohl Farbe an, für Thoren, nicht für Weise, aber lässt sich nicht zurichten, lässt sich nicht glatt machen. – Und jener Brāhmane, o Herr, ging nun ein anderes Mal mit einem neuen Stück Tuch zu Rattapāni dem Färber und sprach also zu ihm: ›Ich wünsche, guter Rattapāni, dass dieses neue Stück Tuch mit gelber Farbe gefärbt, aufgewalzt, durchgewalzt, auf beiden Seiten geglättet werde.‹ Auf diese Worte, o Herr, erwiderte Rattapāni der Färber dem Brāhmanen: ›Dieses neue Stück Tuch, o Herr, das nimmt dir Farbe an und lässt sich aufwalzen und lässt sich glatt machen.‹ Ebenso nun auch, o Herr, nimmt des Erhabenen Rede, des Heiligen, vollkommen Erwachten, Farbe an, für Weise, nicht für Thoren, und lässt sich zurichten und lässt sich glatt machen.«

»Der König, o Hausvater, und das Hofgesinde weiß von dir: ›Upāli der Hausvater ist ein Jünger des Freien Bruders Nāthaputto‹; für wessen Jünger, Hausvater, sollen wir dich halten?«

Also befragt erhob sich Upāli der Hausvater von seinem Sitze, entblößte die eine Schulter, verneigte sich ehrerbietig nach der Richtung wo der Erhabene weilte, und gab nun dem Freien Bruder Nāthaputto diese Antwort:

»So vernimm denn, o Herr, wessen Jünger ich bin.

»Des Weisen, den kein Wahn bethört,
Kein Unmuth ankommt und kein Sieg versucht,
Kein Übel peinigt, keine Regung reizt,
Gereifte Tugend, rechter Witz beräth,
Erhaben über alle Welt kein Flecken fleckt:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Frohen, der da nimmer fragt,
Zufrieden, weltgenussgenesen weilt,
Asketenkunst gemeistert hat als Mensch,
Den letzten Leib als Mann zu Ende trägt,
Erhaben ohnegleichen heiter glänzt:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Kühnen, der kein Zagen kennt,
Gewisser Führer, bester Lenker ist,
So lieblich, wie kein Zweiter Wahrheit lehrt,

Von Sehnsucht lauter, hell wie Sonnenlicht,
Erhaben ohne Hoffart, heldensam:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Ächten, der alleinig west nisabho, yassa paṭibalo sabhāyam n'atthi = appaṭipuggalo.
Und unermesslich tief Gedanken denkt,
Gar wohl uns rathen, helfen kann,
In rechter Ordnung unverstörbar steht,
Erhaben kehrt aus Fesseln frei hervor:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Großen, der entfremdet lebt,
Von jedem Band entbunden, freigelöst,
Besonnen keinem Frohne fröhnt,
Und ohne Absicht, ohne Wunscheshang
Erhaben abgewendet in sich ruht:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des hehrsten Sehers, der uns taugt,
Vollendet heilig, dreifach aufgeklärt,
Gewitzigt, weil das Wort er weiß,
Beschwichtigt, weil den Sinn er sieht,
Erhaben, wie der Götterkönig hold:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Wackern, der sich selbst bewacht,
Getreu im Tritte, gern uns Kunde giebt,

Der in sich schaut und um sich schaut,
Geneigt ist keinem, keinem abgeneigt,
Erhaben herzensmächtig, unbewegt:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Fürsten, der da Schauung übt,
Unhemmbar abgeschieden, rein entrückt,
Enthaftet keine Furcht erfährt, Lies mit dem siam. Texte appabhītassa, a+pra°.
Entwesen ledig, bis zum letzten Ziel,
Erhaben und errettet Retter ist:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Sanften, der da reichlich weiß,
Gewaltig weiß, und keiner Sucht begehrt,
Vollkommen hier, willkommen hier,
Nicht Einem ebenbürtig, ebenbild,
Erhaben weit hinausblickt, fein versteht:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.

»Des Wachen, den kein Durst mehr quält,
Kein Rauch umdüstert, nimmer Nebel netzt
Des Geistes, den das Opfer ehrt,
Der wie kein andrer herrlich ragt empor,
Erhaben Erstgerühmter, riesenhoch:
Ja, dessen Jünger, der bin ich.«

»Wann hast du dir nur, Hausvater, diese Lobpreisungen des Asketen Gotamo zusammengesucht?«

»Gleichwie etwa, o Herr, wenn da ein großer Haufe verschiedener Blumen läge, und es bände ihn ein geschickter Gärtner oder Gärtnergeselle zu einem bunten Strauße zusammen, ebenso nun auch, o Herr, eignet Ihm, dem Erhabenen, vielfaches Lob, vielhundertfaches Lob: und wer wird, o Herr, einen, der Lob verdient, nicht loben?«

Aber dem Freien Bruder Nāthaputto, der des Erhabenen Ehrung nicht länger zu ertragen vermochte, quoll da warmes Blut aus dem Munde hervor. Wie allgemein bekannt diese Rede noch im dritten Jahrhundert nach Gotamo war beweist ein Relief zu Barāhat mit der Unterschrift Dighatapasi sise anusāsati: offenbar eine Darstellung jener Szene oben Seite 74 f. Denn ein anderer Dīghatapassī kommt im Kanon nicht vor.


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