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Was wohl geschehen wäre, wenn ... das nicht gewesen wäre! Allerlei Mord- und Nachtgedanken. Die Rückkehr des verlorenen Bruders

Wo sollte er nun hin? Wie er so nachdachte über den sonderbaren Zustand, in den er gebracht worden war ... ja, lieber Leser, wodurch eigentlich? Er selbst konnte sich darüber keine Rechenschaft ablegen, aber dich frage ich, was denn eigentlich die Ursache war der unangenehmen Verwicklungen, in die er geraten war? Die Geringschätzung der Menschen, denen er Respekt schuldig war, hatte Gründe bei jedem anderen, nur nicht bei ihm. Seine Mutter war seine Mutter, und die Herren Ouwetyd und Kopperlith waren seine Chefs. Er war nicht stark genug von Charakter, um die Fäden, mit denen er sich und die Gesellschaft verbunden fühlte, einfach zu zerreißen und sich frei zu machen: »in die Welt zu gehen,« wie es heißt. Er dachte daran wohl, aber nur einen Augenblick. Er war zu weich, um den Gedanken an den Schmerz der Seinen zu ertragen ... einen Schmerz, der wohl sehr laut, aber kaum sehr tief gewesen wäre. Aber das wußte er nicht.

Auf einmal kam ihm in den Sinn, daß er in seinem Pult auf dem Comptoir allerlei Gedichtchen versteckt hatte, in denen viel Schönes gesagt war ... von »ihr«. Wer diese »sie« ist, thut nichts zur Sache, Es ist zu bezweifeln, daß er selbst davon eine klare Vorstellung hatte. Denn wenn auch alle seine Herzensergüsse die Farbe der Eindrücke trugen, die Femke ihm mitgeteilt hatte, so ging er doch zu oft von dem einen Modell ab ... Niemand hätte ein Wäschermädchen als Original der wolkenumschwebten Bilder vermutet, die er lieferte – damals, als er überhaupt noch Gedichte machte. Seit einiger Zeit hatte er es, wie wir uns wohl denken können, eingestellt.

Es wimmelte in seinen Poesien von fürstlichen Diademen, von göttlichen Strahlenkränzen, von Weltüberdruß und von der bekannten allgemeinen Glücklichmacherei. Auch Gott war nicht vergessen, das versteht sich. Jedem Versemacher ist bekannt, wie bequem dieses einsilbige Wort in jedes Versmaß paßt. Kompromittierend im gewöhnlichen Sinne also waren Walthers Dichtversuche nicht. Weder Pompilius noch Wilkens würden, wenn sie die nachgelassene Reimerei fänden, auf die Idee gekommen sein, daß ihr jüngster Bediensteter in Beziehung stand mit einer Dame, die man bei Namen nennen konnte. Ein bißchen Scharfsinn hätte ihnen höchstens die Mittel geliefert, um von Walthers undisciplinierter Begeisterung kein Jota zu begreifen. Er selbst indessen meinte, seinen Gefühlen allzu deutlich Luft gemacht zu haben, und er sah schon alle Jungfrauen seines Herzens in den Zeitungen bloßgestellt. Prinzessinnen würden am meisten darunter leiden, denn bei Hofe ist die Ehre eine gar zarte Sache. Auch Julie war in Gefahr. In einem Gedichte – Strophen von acht Zeilen mit bloß zwei Reimen, man denke! – hatte er sich nicht enthalten können, einen schwebenden Engel zu besingen in einem eleganten Reitkleid von braunem Taffet, und von solchem Stoff war gerade das Röckchen gewesen, das sie anhatte ... an dem Tage, wo er so ritterlich vier Stüber von dem liegenden Jagdhund abgehandelt hatte! Eine deutlichere Anspielung an sein Entzücken über ihre Herablassung konnte doch in Strophen von acht Zeilen mit zwei Reimen nicht gegeben werden. Doch, er hätte noch von dem wollenen Tuch Meldung machen können, das sie bei der Gelegenheit um den Hals trug, sie war nämlich in dieser ewig denkwürdigen Stunde ein wenig erkältet – aber die Ansprüche von Reim und Maß bewahrten ihn gnädig vor der indiskreten Verewigung dieser Besonderheit. Diese schwebende braunseidene Amazone war wirklich verräterisch genug.

Ob wohl der alte Dieper, wenn man seine Reimschätze fand und kritisierte, die Güte haben würde, Pompilius von der gefährlichen Vermutung abzubringen, daß zwischen diesem schwebenden Engel und seiner besseren Hälfte eine Verwandtschaft bestand? Ach, auf so einen Buchhalter kann man nicht rechnen. Gab er nicht immer jedem recht? Walther sah ihn schon seine Feder hinlegen, seine Schnupftabaksdose nehmen, den bekannten Schritt rückwärts thun, und das alles, um mit dem nötigen Nachdruck zu versichern:

»Natürlich, junger Herr! Ich habe die intime Vorstellung, daß der Junge mit diesem Schandgedicht meinte ...«

»Schandgedicht, Dieper! Wenn's bloß das wäre! Der Bengel ist verliebt, und zwar in ...«

»Ganz recht! Ich will bloß sagen, genau so wie Sie, daß er gewiß mit diesem schwebenden Luftgeist Mevrouw Kopperlith-Hüddewitz gemeint hat. Gewiß, gewiß, dieser Engel in Braun ist die junge Mevrouw. Finden Sie das nicht arg ... frech, junger Herr?«

Walthers Phantasie zauberte ihm das Comptoir vor, und während er durch das Haarlemer Gehölz irrte, war er Zeuge der Wut, der Verachtung, der Erniedrigungen, die dies kleingeistige Tribunal über ihn ausschüttete. Wilkens schimpfte, Eugen brummte sein: »Hm!« und da kam auch der alte Herr angeschoben:

»Siehst du, Pompilius. Dieper hat schuld. Warum solchen Taugenichts empfehlen?«

Und Dieper versprach demütig, es nie wieder zu thun.

Der alte Gerrit! Nun, seine Zwischenrede ging noch an. Glücklich für Walther, daß er endlich eine Figur von weniger abscheulicher Sorte entdeckte, einen Menschen, mit dem er das Tribunal, das seine Angst ihm vormalte, etwas weniger kriminalistisch ausstaffieren konnte. Gerrit brummte: »Was für Gerede über die Liederchen! Alles Wind und englisch Notting!« Der gute Gerrit!

Merkwürdig, nicht wahr, daß Walther wohl die Gabe hatte, sich so genau vorzuphantasieren, was wohl geschehen würde, wenn man nach seinem Wegbleiben sein Archiv durchstöberte, er, der sich zur Zeit nicht hatte von dem Zustande eines Menschen die richtige Vorstellung machen können, der seine sehr anständige Jacke gegen einen Flausch von der tollsten Sorte eintauscht, und einen funkelnagelneuen Hut gegen eine rote kahle Angströhre, die ihm noch dazu ein Paar Nummern zu groß war! Wenig junge Leute hätten sich in Walthers Lage der Dummheit, die er begangen hatte, schuldig gemacht, und doch wäre es falsch, sie deswegen für verständiger zu halten. Zumeist hätten sie nur durch Vermeidung des Excentrischen den Beweis geliefert, unter Walthers Fehlern zu stehen. Was konnte er dafür, daß er seiner Aufregung nicht Meister werden konnte? Daß ein dauernder Kampf war zwischen der Welt, die er in sich herumtrug, und der Welt, in der er lebte?

Die Art und Weise, wie er sich den vergangenen Tag über verhalten hat, kann man ohne Vergewaltigung des Wortes bezeichnen mit: Wahnsinn. Gewiß! Der arme Narr, der sich einbildet, daß seine Füße von Glas sind, ist nicht weiter von der Wahrheit entfernt, als der Schwärmer, der die Welt nicht kennt und meint, seine Berührung mit ihr zu regeln nach dem Schema, das er sich im Umgang mit sich selbst allein aufbaute. Walther träumte von Engeln, die es nicht giebt – von Seelenadel, der nicht existiert. Er hatte Empfindungen, die anderen fremd sind. Es ist nicht gesagt, daß diese Empfindungen ohne Ausnahme schön waren, und daß also in jeder Hinsicht seine Träumereien über der Wirklichkeit standen. Im Gegenteil. Unter allen Personen, die er kannte, war nicht eine einzige, die ihn nicht in sittlichem Werte übertraf. Ist es nicht unsittlich, eine neue Jacke gegen eine alte zu vertauschen? Unser Held schämte sich über das Verbringen seiner Kleider ebensosehr, als er sich über einen Diebstahl geschämt hätte. Und wenn er die Welt besser gekannt hätte, hätte er sich seiner Thorheit noch mehr geschämt, als wenn er einen Diebstahl begangen hätte. So etwas hätte man doch wenigstens verstanden, weil keiner von den Trieben, die dazu leiten, frei ist.

Mit einem frommen »Gott sei bei uns ... wer steht, sehe zu, daß er nicht falle!« bekreuzigt man sich und – hängt den Dieb auf, nun ja – aber man kann die Gefühle der Verführung, die den Sünder zum Sünder machten, wohl nachempfinden. Frage einmal Jüffrau Pieterse und ihre ziemlich große Zahl von Verwandten in geistiger Armut, ob sie es wohl für möglich hielten, daß sie eins der zehn Gebote übertreten könnten, oder einen Artikel aus dem Strafgesetzbuch? Sie alle werden antworten: »Der Mensch ist schwach! Herr, sei mir armen Sünder gnädig!« Nun, ganz gut, ich habe nichts dagegen, daß der Herr es thut. Aber stelle ihnen einmal die Möglichkeit vor, daß sie einen splinterneuen merinossen Rock weggeben und im Unterröckchen auf der Straße herumlaufen könnten – ohne die geringste Anrufung des Herrn würden sie entrüstet rufen: »niemals!« Und das ist die Wahrheit. So weit kann auch der schlimmste Teufel den Menschen nicht bringen, ließe ihn Gott wirklich im Stich. Seine Hilfe scheint unvermeidlich, um Galgen und Rad zu vermeiden, aber Dummheiten, wie die unseres Walther, läßt man auch ohne die mindeste Einmischung des Himmels.

Und noch eine Bemerkung, diesmal von einigermaßen angenehmerer Art. Daß Walthers Art zu spekulieren nicht zur Wohlfahrt leitet, wird jeder zugeben. Aber man ist zu sehr gewöhnt, sich ein gutes Auskommen vom Gegenteil vorzustellen. Das ist falsch. Ich kann dem Leser versichern, daß der Kleiderjude, der sich in seinem Geschäft so geschickt zeigte, nicht einmal Millionär war, als er starb, und so geht es vielen, die sich vermessen, verächtlich auf Mangel an praktischem Sinne herabzusehen, der eine Folge von unvollkommener Poesie ist.

Auch könnte man meinen, daß die, die sich so von ganzem Herzen dem Allerniedrigsten weihen, darin stets den Preis davontragen. Zum Glück ist das nicht so. Der größte Teil der menschlichen Gesellschaft besteht aus Menschen von den außergewöhnlichsten Neigungen und Gaben, und doch kommen sie auf ihrem eigenen Gebiete nicht weiter als der einzelne, der das Gebiet hier und da einmal als Fremder betritt. Es giebt wenig Dichter und viele Armen, woraus sich ergiebt, daß nicht ausschließlich höhere Lebensauffassung die Ursache gesellschaftlichen Schiffbruchs ist. Den Don Quichottes geht es schlecht, das ist wahr, aber den Sanchos geht es Gott sei Dank nicht besser!

Walther sagte sich selber, daß keiner in gleichem Maße wie er die Gabe hatte, sich in einem Netz von Verdrießlichkeiten festzufahren. Wie die meisten jungen Leute, die in Not sitzen, dachte er an Selbstmord. Der Leser erinnert sich, daß das wohl mehr geschehen ist.

Das Leben kam ihm unerträglich vor, und er redete sich ein, daß er diesmal wirklich die Absicht ... haben würde, ein mutiges Ende zu machen, wenn er nur nicht so vor der Vorstellung zurückschreckte, daß diese verdammten Kopperliths nachher in seinen Minneklagen schnüffeln würden. Erst diese Verse vernichtet, dachte er, und dann sterben! Gott würde wohl begreifen, daß er es in so einer Welt nicht aushalten konnte! Im Himmel gab es ganz gewiß diesen oder jenen Wirkungskreis, der für ihn paßte. Da würde er sich dann stets auf seine ... nächstliegende Pflicht werfen. O, warum hatte er den guten Doktor Holsma so vernachlässigt? Und ... wie wäre es, wenn er sich in seiner gegenwärtigen Not – ohne Sterben, also? – an ihn wendete?

Alles, was ihn an diese Familie erinnerte, schien ihm schöner denn je. Die lustige Sietske! Die würdige Mutter! Der ernsthafte Onkel Sybrand! Und Willem ... na ja, seine Weisheit war ja etwas unangenehm, aber was konnte er dafür, daß Walther kein Latein verstand? Hätte seine Mutter ihn das nur lernen lassen, meinte er, dann wäre alles anders! Er wäre dann jetzt auf dem Wege, Pfarrer zu werden, oder Advokat, oder Richter, oder Minister ... alles Menschen, die eine anständige Jacke anhaben, und genau wissen, wo sie hingehören, wenn es Nacht wird!

Das wußte nämlich Walther noch immer nicht, und es drückte ihn sehr. Aber wäre es auch Tag gewesen, wohin, wohin? Auf der ganzen Erde war kein Fleck, wo er sich sehen lassen konnte ... gewiß, gewiß, Gott würde sich's gefallen lassen, wenn er unangemeldet und ungerufen in den Himmel käme.

Sterben also! Sehr wohl, wenn er nur gewußt hätte, wie! Trotz dieser Unsicherheit stand seine Absicht beinahe fest. Beinahe! Denn das Abschiednehmen von seinen Plänen, seinen Träumen, seiner Zukunft, fiel ihm sehr schwer. Und selbst die Vergangenheit, wie dürr und karg auch, bot ihm Erinnerungen, von denen er die Augen nicht abwenden konnte. Diese Erscheinung im Theater ... diese Doppelgängerin von Femke ... Himmel, diese Rosenknospen, die dieses Mädchen, Femke oder Prinzessin oder was es nun gewesen war, ihm zugeworfen hatte ... Auch die lagen ja in seinem Pult auf dem Comptoir, in seinem Taschenbuch versteckt, in dem Taschenbuch, das er sonst immer nächst seinem Herzen trug – wenn es ihm auch weh that, wenn er schmutzige Reden auf der Post hörte – das er aber jetzt zum ersten Male weggelegt und verschlossen hatte, um auf seinem Zuge nach »draußen« nicht überflüssiges Gepäck zu schleppen! War es nicht viel zu schade, von dieser Welt zu scheiden, ehe er wußte, wie viel Prinzessin in Femke steckte, und wie viel Wäschermädchen in dieser Prinzessin? Er faßte es nicht, wie er sich so lange überhaupt mit etwas anderem hatte beschäftigen können, und er fand es unverzeihlich, ein solches Rätsel ungelöst zu hinterlassen.

Leben also, leben! Leicht gesagt, – wenn er nur gewußt hätte, wo er schlafen sollte! Und ... essen! Seine spottende Phantasie hielt ihm ein Riesen-Butterbrot von Frau Claus vor, und er bildete sich jetzt wirklich ein, daß sein Hunger unerträglich wäre. Materielle Sorge gewann die Oberhand über anders gearteten Schmerz ... und er beneidete selbst den armen Jan Claesz, von dem sie bei Doktors gesprochen hatten, den ungehorsamen Seemann, den sein Vorgesetzter in der Wildnis einsam hatte ans Land setzen lassen. Ja, meinte er, in so einem uncivilisierten Feuerland gab es doch sicher allerlei Fruchtbäume, im Haarlemer Gehölz aber wuchs nichts Eßbares. Dieser Laurens Coster hätte auch besser gethan, Feigen und Ananas zu pflanzen ... oder wenn es auch bloß gewöhnliche Äpfel und Birnen gewesen wären ... statt sich mit der Erfindung der albernen Buchdruckerkunst abzugeben! Was hat so ein herumirrender Wilder davon? Und was nützte ihm nun sein Lernen und Aufpassen in Meister Pennewips' Schule? O diese verdammte Civilisation! Ihn verlangte nach einem Gegenstande, an dem er seine Wut auslassen konnte, und wäre es zum Beispiel eine Bande Feuerländer gewesen. Da hätte er gewußt, was das Schicksal von ihm wollte: kämpfen und ... besiegt werden, nun gut, und aufgefressen werden, auch ... in Gottes Namen! Dagegen war doch immer noch die Möglichkeit, daß er ... unter Anrufung dieser oder jener Dame ... 's war öfter vorgekommen – Sieger blieb, seine Feinde zu Christen machte und sich selbst zu ihrem König, gerade, wie er es wollte. Wer weiß, ob nicht dieser Jan Claesz auch so etwas gethan hat, und Walther beschloß, das Feuerland einmal zu besuchen, sobald er ein kleines Schiffchen zur Verfügung hätte. Dann würde er ...

O, o, was für alberne Gedanken in seiner Lage! Abwechselnd wütend und verzagt, schlenderte er in den Gängen umher und wußte sich keinen Rat.

Endlich setzte er sich mutlos unter einen Baum und fiel in Schlaf. Er träumte, daß er in Not war und daß Femke ihn rettete ...

Als er erwachte, war es vollkommene Nacht. Es kostete ihn viel Anstrengung, sich zu besinnen, was passiert war, und wie er dahin gekommen war. Aber ach, er fühlte sich wohl genötigt, das Geschehene als in der That geschehen anzusehen, und seine Angst wieder da anzuknüpfen, wo er sie vor ein paar Stunden abgebrochen hatte.

Der dazwischen liegende Traum war etwas zu lebendig gewesen, um ihn unbeachtet zu lassen, und in Ermangelung von Besserem entschloß er sich, ihn als einen Wink aufzufassen. Er beschloß also, nach Amsterdam zu wandern und sich unter Femkes Schutz zu stellen. Wußte er auch nicht, wie sie ihm helfen konnte, es war ihm schon eine Erleichterung, jemand zum Teilnehmer seines Kummers zu machen.

Und die Scham, die ihn quälte, weil er sie so lange vernachlässigt hatte ... ja, das machte den Schritt nicht leicht. Er fühlte sehr gut, daß er sich ihrer unwürdig gemacht hatte, und er konnte den Gedanken nicht los werden, daß sie das wüßte.

Ach, wenn er den Tag von heute, und den gestrigen, und ... nein, die ganzen vier, fünf letzten Monate noch einmal leben könnte! Sein Gemüt sollte dabei besser fahren – und Hersilias Sonnenschirm ebenfalls.

Nach langem Suchen und Irren befand er sich auf dem Wege, den er am vorigen Nachmittag in dem Hinterkasten der Britschka zurückgelegt hatte. Schon das gab ihm eine gewisse Befriedigung. Und nun! Zu Femke, zu Femke! rief er, als wäre das Mädchen eine Zaubergöttin, die nur zu befehlen brauchte, um seine peinliche Lage gründlich zu verändern.

Und unbegründet war Walthers Vertrauen eigentlich nicht, wenn er selbst auch nicht wußte, wieso. Femkes einfache Ruhe – die Folge der Harmonie ihres Lebens, ihres Charakters, ihrer Entwicklung und ihrer Wünsche – machten sie in der That zu einer guten Beraterin.

Sehr ermüdet kam Walther gegen die Morgenstunde bei ihrem Häuschen an.

Da aber – erwartete ihn eine seltsame Überraschung!


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