W. A. Mozart
Mozarts Briefe
W. A. Mozart

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Wien, 28. Dezember 1782.

Ich muß in größter Eil schreiben, weil es schon halbsechs Uhr ist und ich mir um sechs Uhr Leute herbestellt habe, um eine kleine Musik zu machen. Überhaupt habe ich so viel zu tun, daß ich oft nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Der ganze Vormittag bis zwei Uhr geht mit Lektionen herum, dann essen wir, nach Tisch muß ich doch eine kleine Stunde meinem armen Magen zur Digestion vergönnen; dann ist der einzige Abend, wo ich etwas schreiben kann, und der ist nicht sicher, weil ich öfters zu Akademien gebeten werde. Nun fehlen noch zwei Konzerten zu den Souscriptionskonzerten. Die Konzerten sind eben das Mittelding zwischen zu schwer und zu leicht, sind sehr brillant, angenehm in die Ohren, natürlich ohne in das Leere zu fallen; hie und da können auch Kenner allein Satisfaktion erhalten, doch so, daß die Nichtkenner damit zufrieden sein müssen, ohne zu wissen warum. Ich teile Billetts aus gegen bare sechs Dukaten. Nun vollende ich auch den Klavierauszug meiner Opera, welcher im Stich herauskommen wird, und zugleich arbeite ich an einer Sache, die sehr schwer ist, das ist an einem Bardengesang vom Denis über Gibraltar. Das ist aber ein Geheimnis, dann eine ungarische Dame will dem Denis diese Ehre erweisen. Die Ode ist erhaben, schön, alles was Sie wollen, allein zu übertrieben schwülstig für meine feine Ohren. Aber was wollen Sie? Das Mittel-* *ding, das Wahre in allen Sachen, kennt und schätzt man itzt nimmer; um Beifall zu erhalten, muß man Sachen schreiben, die so verständlich sind, daß es ein Fiaker nachsingen könnte, oder so unverständlich, daß es ihnen, eben weil es kein vernünftiger Mensch verstehen kann, gerade ebendeswegen gefällt. Es ist nicht dieses, was ich mit Ihnen sprechen wollte, sondern ich hätte Lust, ein Buch, eine kleine musikalische Kritik mit Exempeln zu schreiben, aber NB. nicht unter meinem Namen ...


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