W. A. Mozart
Mozarts Briefe
W. A. Mozart

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Salzburg, den 10. Mai 1778.

Blas mir hint nei! Gut ists!
Wohl bekomms!

Liebstes, bestes, schönstes, liebenswürdigstes, reizendstes, von einem unwürdigen Vetter in Harnisch gebrachtes Bäschen oder Violoncellchen!

Ob ich Johannes Chrysostomus Sigismundus Amadeus Wolfgangus Mozartus wohl imstande sein werde, den Ihre reizende Schönheit ( visibilia und ( invizibilia) gewiß um einen guten Pantoffelabsatz erhöhenden Zorn zu stillen, mildern oder zu besänftigen, ist eine Frage, die ich aber auch beantworten will. Besänftigen will primo so viel sagen als jemand in einer Sänfte sanft tragen. Ich bin von Natur aus sehr sanft, und einen Senft esse ich auch gern, besonders zu dem Rindfleisch; mithin ist es schon richtig mit Leipzig, obwohl der Monsieur Feigelrapée durchaus behaupten oder vielmehr beköpfen will, daß aus der Pastete nichts werden soll, und das kann ich ja ohnmöglich glauben; es wäre auch nicht der Mühe wert, daß man sich darum bückte; ja, wenn es ein Beutel voll Konventionskreuzer wäre, da könnte man so etwas endlich aufklauben, heben oder langen. Darum, wie ich gesagt habe, ich könnte es nicht anderst geben; das ist der nächste Preis, handeln lasse ich nicht, weil ich kein Weibsbild bin, und hiemit holla! Ja, mein liebes Violoncellchen, so gehts und stehts auf der Welt, der eine hat den Beutel und der andere das Geld, und wer beides nicht hat, hat nichts, und nichts ist soviel als sehr wenig, und wenig ist nicht viel, folglich ist nichts immer weniger als nicht viel, und viel immer mehr als wenig, und so ist es, so war es und so wird es sein. Mach ein End dem Brief, schließ ihn zu und schick ihn fort an End und Ort. Dero gehorsamster untertänigster Diener.

Latus, hinüber! V. S.

P. S. Ist die Böhmische Truppe schon weg? Sagen Sie mirs, meine Beste, ich bitte Sie um Himmels willen. Ach! sie wird nun in Ulm sein, nicht wahr? O, überzeugen Sie mich dessen, ich beschwöre Sie bei allem, was heilig ist! Die Götter wissen es, daß ich es aufrichtig meine! Lebts Thüremichele noch? Wie hat sich Vogt mit seiner Frau vertragen? haben sie sich schon gekriegt beim Kragen? Lauter Fragen!

Eine zärtliche Ode.

Dein süßes Bild, o Bäschen,
schwebt stets um meinen Blick,
allein ihn trüben Zähren,
daß Du es selbst nicht bist.
Ich seh es, wenn der Abend
mir dämmert; wenn der Mond
mir glänzt, seh ichs und weine,
daß Du es selbst nicht bist.
Bei jenes Tales Blumen,
die ich ihr lesen will,
bei jenen Myrtenzweigen,
die ich ihr stechten will,
beschwör ich Dich, Erscheinung:
auf und verwandle Dich!
Verwandle Dich, Erscheinung,
und werd – o Bäschen selbst!

Finis coronat opus

S. V.

P. T.

Edler von Sauschwanz.

Meine und unser aller Empfehlung an Ihren Herrn Hervorbringer und Frau Hervorbringerin! Adieu, Engel! Mein Vater gibt ihm seinen onkelischen Segen, und meine Schwester gibt ihm tausend cousinische Küssen. Adieu, adieu, Engel!

Mit nächster Ordinäre werde ich mehr schreiben, und zwar etwas recht Vernünftiges und Notwendiges. Und bei diesem hat es sein Verbleiben bis auf weitere Ordre Adieu, adieu, Engel!


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