Eduard Mörike
Maler Nolten
Eduard Mörike

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Großen und schönen Eindruck machte bei ihr eines Abends der erstmalige Anblick eines Theaters, wozu eine wandernde Truppe das Wiedecker Publikum lud. Das Stück war von der leichten, heitern Gattung und wurde überdies sehr brav gespielt. Agnes lachte zum erstenmal wieder recht herzlich und ging ganz aufgeräumt zu Bette. Doch in der Nacht kam sie in das Schlafzimmer des Vaters geschlichen, weckte ihn, und wollte anfangs auf die Frage, was ihr zugestoßen sei, lange mit der Sprache nicht heraus. Sie habe, gestand sie endlich, von Theobalden so lebhaft, so deutlich geträumt; er sei trostlos gewesen und habe sie um Gottes willen gebeten, ihn nicht zu verlassen, zuletzt sei sie aufgewacht, erstickt von seinen Küssen. »Nun seht, Vater«, fuhr sie unter heißen Tränen fort, »Euch darf ich wohl bekennen, daß er mich unbeschreiblich dauert, ob ich ihn gleich nicht mehr liebe; er wird sein Glück gewiß bei einer andern finden, aber das sieht er jetzt nicht ein, und es wäre vergeblich, ihn überreden zu wollen; man muß nur abwarten, bis er von selbst zur Überzeugung kommt. Aber« (hier brach sie in lautes Schluchzen aus) »wenn er während der Zeit verzweifelte! wenn er sich ein Leid antäte – nein! nein! das wird er nicht, das kann er nicht! nicht wahr, Vater, so weit kann es unmöglich kommen? Ach, könnt ich ihn über diese Zwischenzeit nur schnell wegheben, ihn mit irgendwas beruhigen, ihm einen Trost zusenden!«

Der Alte vernahm diese Worte mit heimlicher Zufriedenheit, denn sie waren ihm nichts anders als das Zeichen der wiedererwachten Neigung für den Bräutigam. »Wenn du es über dich vermöchtest«, sagte er, »ihm deine volle Liebe wiederzuschenken, da wäre freilich am besten geholfen. Siehst du, noch ist im Grunde nichts verloren, noch verdorben; ja, prüfe dich, mein Kind! sei mein verständiges Mädchen wieder! nimm aufs neue meinen Segen mit Theobald hin; schreib ihm gleich morgen einen unbefangenen heitern Brief, so wie dein letzter vor drei Wochen war, das wird ihn freuen.«

Nach einigem Nachdenken antwortete Agnes: »Ihr wißt nicht, Vater, wie es um die Zukunft steht, drum mögt Ihr wohl so sprechen. Aber seht, ich denke nun, Theobald muß ja mein Mann nicht eben sein, und ich darf ihn dennoch liebbehalten. Ist's ja doch ohnehin noch nicht an der Zeit, daß wir uns die Brautschaft förmlich aufsagen, und warum soll ich ihn eher als nötig ist, aus seinem guten Glauben reißen, da er die Wahrheit jetzt noch nicht begriffe, warum nicht immerfort so an ihn schreiben, wie er's bisher an mir gewohnt war? Ach, ganz gewiß, ich sündige daran nicht, mein Herz sagt mir's; er soll, er darf noch nicht erfahren, was ihm blüht, und, Vater, wenn Ihr ihn liebhabt, wenn Euch an seinem Frieden etwas liegt, sagt Ihr ihm auch nichts! Dagegen aber kann ich Euch versprechen, ich will vorderhand mit Otto nichts mehr gemein haben. Die Zeit wird ja das übrige schon lehren.«

Der Förster wußte nicht so recht, was er aus diesen Reden machen sollte, er schüttelte den Kopf, nahm sich aber vor, das Beste zu hoffen, und entließ Agnesen, die sich ruhig wieder niederlegte.

Wie groß war seine Freude, als er sie des andern Morgens in aller Frühe mit einem Brief an Theobald beschäftigt fand, den sie ihm auch nachher zur Durchsicht reichte, wiewohl mit Widerstreben und ohne gegenwärtig zu bleiben, solange der Alte las. Aber welch köstliche, hinreißende, und doch wohlbedachte Worte waren das! So kann bloß ein Mädchen schreiben, das völlig ungeteilt in dem Geliebten lebt und webt. Nur die absichtliche Leichtigkeit, womit jene ernsten und tiefen Bewegungen in Agnesens innerm Leben hier gänzlich übergangen waren, frappierte den Vater an dem sonst so redlichen Kinde. Er selber hatte noch geschwankt, ob die Pflicht von ihm fordere, Theobalden von diesen Dingen in Kenntnis zu setzen, oder ob es nicht vielmehr geraten sei, jenem die Sorge und der Braut die Beschämung über eine Sache zu ersparen, die am Ende doch nur unwillkürliche und vorübergehende Folge eines sonderbaren Krankheitszustandes sei. Und nun, da offenbare Hoffnung war, daß alles sich von selbst ausgleiche, bereute er um so weniger, in seinem letzten Schreiben bloß im allgemeinen von wiederholten Gesundheitsstörungen gesprochen zu haben. Er sah bereits die schöne Zeit voraus, wo er dem Schwiegersohne den ganzen Verlauf der seltsamen Begebenheiten in einer traulichen Abendstunde ruhig und wohlgemut wie ein glücklich überstandenes Abenteuer würde erzählen können.

Die Rückreise nach Neuburg wurde endlich angetreten. Man begrüßte die Heimat nach längerer Abwesenheit mit doppelter Liebe. Agnes ward allgemein blühender, ansprechender, geselliger gefunden, als man sie vor vier Wochen hatte abreisen sehen; was aber der Vater mit besonderem Wohlgefallen bemerkte, war, daß ihr die alte Nähe des Vetters gar nicht einzufallen schien. Dieser wurde indessen durch seine Geschäfte ganz außerhalb der Gegend festgehalten, und der Förster durfte einen Überfall, worauf er sich bereits gefaßt gemacht, so bald noch nicht befürchten.

Übrigens mußte es nach und nach befremden, daß Nolten seit einem vollen Monat und darüber nichts von sich hören ließ. Der Alte fand es unerklärlich, denn eine Irrung, welche etwa durch die fatale Geschichte entstanden sein möchte, war kaum gedenkbar, da weiter niemand darum wissen konnte; möglicher schien es, daß Nolten krank, daß Briefe verlorengegangen seien. Agnes hatte dabei ihre besonderen Gedanken und schwieg nur immer, indem sie auf etwas Entscheidendes zu spannen schien.

Wirklich hatte sich inzwischen nicht wenig Bedeutendes in der Ferne zugetragen.

Es waren, bald nachdem der Vetter die Bekanntschaft des Försterhauses gemacht, von zwei verschiedenen Seiten und von sehr wohlmeinenden Personen Briefe an Nolten gelangt, worin er auf ein sehr zweideutiges Benehmen des Alten und seiner Tochter in betreff des jungen Menschen aufmerksam gemacht wurde. Eine dieser Warnungen kam sogar von dem guten Baron auf dem Schlosse bei Neuburg, welcher sonst mit dem Förster in freundlichem Vernehmen stand, und von dessen Rechtlichkeit und vorsichtigem Urteil sich weder Übereilung noch Parteilichkeit erwarten ließ. Schon diese ersten Laute des Verdachts, obgleich sie unsern Maler noch keineswegs zu überzeugen vermochten, erschütterten und lähmten, ja vernichteten ihn doch dergestalt, daß er sich lange nicht entschließen konnte, auch nur eine Zeile nach Neuburg zu richten, seinen väterlichen Freund, den Baron, ausgenommen, dem er eine nochmalige Nachforschung dringendst empfahl. Allein nach mehreren Wochen erhielt er auf eine höchst unerwartete Weise die vollkommenste Bestätigung seines Argwohns, und zwar durch das ausführliche Schreiben Otto Lienharts – ein Name, den er früher einmal gelegentlich von Agnes gehört zu haben sich sogleich erinnerte. Daß dies eine und dieselbe Person mit dem mehrerwähnten Vetter sei, brauchen wir kaum anzumerken.

Der Eingang des Briefes nimmt auf eine ebenso bescheidene als verständige Art das Vertrauen Theobalds in Anspruch; der Unbekannte bittet um ruhiges und männliches Gehör für dasjenige, was er vorzutragen habe; es sei, versichert er, so sonderbar und so feindselig gar nicht, als es wohl in dem ersten Augenblicke erscheinen könnte. Nun geht er auf das innere Mißverhältnis der Verlobten über, wie die Natur der Charaktere ein solches wesentlich und notwendig begründe, ohne daß einem der beiden Teile das geringste dabei zur Schuld falle. Sodann wird die Neigung des Mädchens zu ihm, dem Vetter, entwickelt, gerechtfertigt und endlich wird ohne Anmaßung erklärt, in welchem Sinne er Agnesen ihren ersten Freund, dessen eigentümlichen Wert sie noch immer verehre, zu ersetzen hoffen dürfe. Wenn nun die angeführten Gründe hinreichen würden, um Nolten zu freiwilliger Abtretung seiner Ansprüche zu bewegen, so hänge am Ende alles nur vom Vater ab. Es scheine, daß dieser im stillen einen solchen Wechsel gutheiße und sich nur vor Nolten scheue, deswegen halte er die Sache mit schwankendem Entschlusse hin und sorge in der Tat für keinen Teil sehr vorteilhaft, wenn er Theobalden noch immer in einer Hoffnung lasse, auf welche er selber insgeheim verzichte; er tue Unrecht, daß er die Tochter stets aufs neue irrezumachen suche und sie nötige, in ihren Briefen unredlich gegen Theobald zu sein. Ihr Herz habe für immer entschieden. Einige Briefe von Agnesens eigener Hand an den Cousin werden ihre Gesinnung hinreichend beweisen. (Die Blätter lagen bei, und man hat sich Briefe zu denken, welche die Unglückliche ohne Vorwissen des Försters an Otto gesandt.) Er habe diese Eröffnungen für Pflicht gehalten, und Nolten möge seine Maßregeln darnach ergreifen. Sollte der Förster, was jedoch wenig Wahrscheinlichkeit habe, zuletzt eigensinnig und grausam die Rechte des Vaters geltend machen, oder Theobald die des Verlobten, so könne nur ein vollendetes Unglück für alle daraus entspringen, während im andern Falle Nolten wenigstens den Trost für sich behalte, den der Mann im Bewußtsein einer ungemein und großherzig erfüllten Pflicht von jeher gefunden.

Ein schallendes, verzweiflungsvolles Gelächter war das erste Lebenszeichen, das unser Maler, nachdem er einige Sekunden wie besinnungslos gestanden, von sich gab. Wir schildern nicht, in welchem Kreislaufe von Zerknirschung, Wut, Verachtung und Wehmut er sich nun wechselnd umgetrieben sah. Was blieb hier zu denken, was zu unternehmen übrig? Haß, Liebe, Eifersucht zerrissen seine Brust, er faßte und verwarf Entschluß auf Entschluß, und hatte er die wirbelnden Gedanken bis ins Unmögliche und Ungeheure matt gehetzt, so ließ er plötzlich mutlos jeden Vorsatz wieder fallen und blickte nur in eine grenzenlose Leere.

Nach Verfluß einiger Tage war er so weit mit sich im reinen, daß er stillschweigend allem und jedem seinen Lauf lassen und etwa zusehen wollte, wie man in Neuburg sich weiter gebärden würde. Seinem Larkens, der indessen von einer kleinen Reise zurückgekommen war, und dem sein Kummer bald auffiel, entdeckte er sich keineswegs; denn einmal wollte er sich in seinem Benehmen in der Sache durch fremdes Urteil nicht geirrt wissen, er fürchtete die Geschäftigkeit, welche sein lebhafter und unternehmender Freund in solchem Falle sicherlich nicht würde verleugnen können, und dann hielt ihn ein sonderbares Gefühl von Scham zurück, wie es denn seinem Charakter eigen war, fremdes Mitleid, und käme es auch vom geliebtesten Freunde, soviel möglich zu verschmähen.

Gewisse weggeworfene Äußerungen des Malers, sowie eine Menge kleiner Umstände, ließen jedoch dem Schauspieler keinen Zweifel mehr übrig, wen die Verstimmung betreffe; aber weit entfernt, den Fehler auf seiten Agnesens zu suchen, sah er an seinem Freunde im stillen nur den seichten Überdruß, die undankbare Laune eines Liebhabers, und es mußte ihn die kleinlaute Verlegenheit Theobalds, wenn darauf die Rede kam, in der Meinung bestärken, dieser fühle sein Unrecht. Dem Maler war ein solcher Irrtum gewissermaßen nicht zuwider, er mochte lieber den Schein der Untreue haben, als sein wahres Elend täglich in den Augen des Schauspielers lesen.

Dem letztern konnte es nicht entgehen, daß die gewöhnlichen Briefe nach Neuburg seit einiger Zeit stockten, obwohl von dorther immer welche einliefen, und so entstand denn in dem sonderbaren Manne der Entschluß, Noltens Pflicht in diesem Punkte zu versehen. Allerdings nahm er sogleich das Unsichere und Zufällige mit in Rechnung, doch zu befürchten war ja eigentlich nichts, auch wenn das kecke Spiel früher oder später an den Tag käme.

In der Zwischenzeit aber, d. h. vor der heimlichen Einrichtung, in deren Folge nachher alles vom Försterhause an den Bräutigam Geschriebene in die Hände des unechten Korrespondenten gelangte, waren mehrere Briefe teils von seiten des Alten, teils von Agnesen selbst an Nolten gekommen, und sie waren von der Art, daß Theobalds Urteil, insofern es bis jetzt unbedingt verwerfend gewesen, sich gewissermaßen modifizieren mußte. Der Alte ersucht nämlich seinen Schwiegersohn in einem ebenso herzlichen als wahrhaftigen Ton, er möchte von gewissen Gerüchten, welche sich zu Neuburg durch die Zudringlichkeit eines eingebildeten jungen Menschen verbreitet hätten, und die vielleicht auch – was wohl der Grund seines langen Stillschweigens sei – bis zu ihm gedrungen sein könnten, auf keine Weise Notiz nehmen. Der Alte setzt die Verwirrung des Mädchens nach seinen Begriffen auseinander, macht, ohne das Rechte zu treffen, eine nicht eben unwahrscheinliche Erklärung davon, wobei alles am Ende auf eine seltsame Skrupulosität, melancholische Überspannung und zuletzt auf alberne Kinderei reduziert wird. Nolten möchte der Jugend, der Unerfahrenheit des Mädchens vergeben; er als Vater beteure, daß der Vorgang in keinem Sinne störende Folgen nach sich ziehen werde, Agnes habe sich gefaßt, ihr Herz sei rein und hänge mit doppelter Innigkeit an ihm. Indessen, fährt der Vater von sich fort, sei er so unbillig nicht, es dem Bräutigam zu verdenken, wenn die Sache ihn erschreckt habe, wenn er der Zeit die Probe überlasse, ob die Braut seiner nicht unwert geworden, nur wäre zu wünschen, daß er sich persönlich überzeugte, und er sei deshalb aufs freundlichste nach Neuburg eingeladen. Übrigens möchte er, wenn er Agnesen schreibe, ihr tief gebeugtes Gemüt soviel wie möglich schonen, sie wisse nichts von diesen Mitteilungen und scheine sich vorzubehalten, ihm bald mündlich die treueste Rechenschaft zu geben. Schließlich möge er sich doch wohl bedenken, ehe er ein Geschöpf, dessen ganzes Glück an ihn gebunden sei, um eines immerhin rätselhaften und darum schwer zu richtenden Vergehens willen, ohne weitere Prüfung verstoße.

Diese Nachricht versetzte den Maler in die sonderbarste Unruhe. Er war während des Lesens weich geworden, er mußte wider Willen seinen entschiedenen Haß mit einem tiefen Verdruß und ärgerlichen Mitleid vertauschen, und er fühlte sich dabei fast unglücklicher als zuvor.

Wenn er freilich Agnesens ursprüngliche, so äußerst reine Natur mit ihrem neuesten Betragen verglich, so schien ihm der Absprung so gräßlich widersinnig, daß er sich jetzt wunderte, wie er eine Weile an die Möglichkeit einer Untreue im gewöhnlichen Sinne des Wortes hatte glauben können; der Fall stritt dergestalt gegen alle Erfahrung, daß eben das Außerordentliche des Vergehens zugleich dessen Entschuldigung sein mußte. »Aber was auch immer die Ursache sei« – rief Theobald aufs neue verzweifelnd aus –, »wie tief der Grund auch liegen mag, die Tatsache bleibt – um den ersten heiligen Begriff von Reinheit, Demut, ungefärbter Neigung bin ich für immer bestohlen! Was soll mir eine verschraubte, kindische Kreatur? Werd ich nun meine schönsten Hoffnungen zerbrochen als kümmerliche Trümmer, halb knirschend, halb weinend, am Boden aufsammeln und mir einbilden, was ich zusammenstückle, sei mein altes köstliches Kleinod wieder? O hätt ich den bübischen Fratzen zur Stelle, der mir an meine süße Lilie rührte! könnt ich die Augen ausreißen, die mir das treuste Herz verlockt! dürft ich den heillosen Schwätzer zertreten, der in die stille Dämmerung meiner Blume den frechen Sonnenschein des eiteln, breiten Tages fallen ließ! – Unmündig, unerfahren, noch ganz ein Kind, ach wohl, das war sie freilich, das könnte sie entschuldigen bei dem und jenem, vielleicht auch bei mir, aber bin ich darum weniger betrogen, hilft mir das ihr entstelltes Bild herstellen, hilft es meiner verbluteten Liebe das Leben wieder einhauchen? Ich fühl's, hier ist an kein Ausgleichen mehr zu denken. Vergessen, was ich einst besaß, das bleibt das einzige, was ich versuchen kann.«

Dies waren die Empfindungen des Malers und sie blieben noch immer dieselben, während im Försterhause zu Neuburg durch Larkens' Vermittlung längst alles wieder einen friedlichen Gang angenommen hatte. Zwar wunderte es den Alten, daß jene vertrauten Eröffnungen ganz mit Stillschweigen übergangen wurden, doch hielt er zuletzt dafür, es geschehe mit Absicht und der Schwiegersohn wolle den gehässigen Gegenstand für jetzt nicht berührt wissen. Was Agnesens inneres Leben betrifft, so verhüllte sich jener hoffnungslose Wahn, der die Unglückliche noch immer beherrschte, vor dem Vater und gewissermaßen vor ihr selbst unter dem Eifer, womit sie Noltens Liebe durch schriftlichen Verkehr noch eine Zeitlang nähren zu müssen glaubte, und während sie sich einzig nur auf seine Ruhe bedacht schien, wollte sie keineswegs gewahr werden, wie begierig das eigene Herz bei diesem süßen Geschäfte sein Teil für sich wegnahm, wie gerne es, den Willen des Schicksals gleichsam hintergehend, den holden Tönen lauschte, welche Larkens täuschend genug dem wirklichen Geliebten nachzuspielen wußte. Übrigens blieb Vetter Otto immer das gefürchtete Augenmerk ihrer kranken Einbildung; er selbst hatte sich, nachdem ihn der Förster in aller Stille ernstlich abgewiesen, beschämt und ärgerlich zurückgezogen.


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