Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Dreiundzwanzigstes Kapitel

Für das Doppelfest, bei dem Mr. Williams zum ersten Male einem größeren Kreise gezeigt werden sollte und das zugleich als Geburtstagsfest für Häslein gedacht war, spielte die Etikettenfrage eine große Rolle.

Ort der Handlung war der große nach der Wilhelmstraße hinausgehende Saal des Hotels Adlon, in dem, als er noch der Reichshof hieß, ehemals die gute alte Berliner Gesellschaft bei den Klängen der Kapelle Vöros Miska des Abends speiste, bis er nun endlich einer zeitgemäßen Bestimmung, dem Boxkampf, zugeführt wurde.

Hundertundzwanzig auf den Namen lautende Karten wurden ausgegeben; Veranstalter waren »Freunde des Boxsportes aus dem Tiergarten«. Und jeder, der in der Gesellschaft eine Rolle zu spielen glaubte, wußte, daß es die fünf Junggesellen waren.

Paul Haase hatte ein Plakat entworfen, das acht Tage lang an jeder Litfaßsäule, auf den Untergrundbahnhöfen, in den Sportzeitungen, elektrischen Bahnen, Autobussen Mr. Williams als ein menschenaffenähnliches Gebilde von so abschreckender Häßlichkeit zeigte, daß man das Bild nur einmal zu sehen brauchte, um es nie mehr zu vergessen.

Außer dem Kontingent der Lebewelt waren den Gastgebern persönlich bekannte Vertreter der Presse, Schauspieler, Schauspielerinnen und Filmgrößen geladen – kurzum alles, was zu dem Bild der sogenannten Gesellschaft von heute gehört. Ferner ein paar Berufsboxer, die man persönlich kannte. Und da auf den Plakaten stand: Mr. Williams, der Meisterboxer aus Tortuga, wird sich am 5. Januar im großen Saal des Hotel Adlon einem Kreis von geladenen Gästen und Fachleuten vorstellen, so meldeten sich Hunderttausende, die jede Summe für eine Einladung boten. Die Presse, soweit sie nicht mit uns befreundet war, protestierte dagegen, daß ein sportliches Ereignis von dieser internationalen Bedeutung sozusagen hinter verschlossenen Türen stattfand – ja ein Blatt wandte sich sogar an den Berliner Geschäftsträger der Republik Haiti und forderte dessen Intervention. Der erklärte: So stolz er auf seinen Landsmann Mr. Williams sei, bedaure er in der Sache nichts tun zu können, da es sich um eine private Angelegenheit handle.

Wir berieten, ob wir mit den Blättern Fühlung nehmen sollten. Karl Theodor Timm meinte, wir wären stark genug, um die Opposition zu ertragen, während ich aus eigener Erfahrung erklärte:

»Seid vorsichtig! Als ich mit den Auflagen meiner Bücher eine Rekordziffer erreichte, wurde ich übermütig und organisierte eine Opposition. Ja, ich schrieb unter Pseudonym selbst Artikel gegen mich. Ein paar Wochen lang wirkte das Experiment. Die durch den Widerspruch verursachte Bewegung steigerte den Absatz derart, daß mein Verleger eine Massenauflage herstellte. Plötzlich aber stellte sich zu meinem Entsetzen heraus, daß ich die Opposition wohl entfesseln, nicht aber aufhalten konnte. Angeregt von den wenigen, die auf mein Geheiß hin schrieben, krochen plötzlich aus allen Winkeln Nachahmer hervor, die mir meine Erfolge längst neideten, und fielen, oft mit Uebernahme meiner eigenen Worte, über mich her. Es stellte sich heraus, daß, was ein Lebenselixir werden sollte, ein Selbstmordversuch war, von dem ich mich nur sehr allmählich wieder erholte. Und da man aus Erfahrungen lernen soll, so rate ich ganz entschieden, jede Opposition im Keime zu ersticken – zumal wir ja von der Form und Klasse Mr. Williams' eigentlich so gut wie nichts wissen.«

Die letzte Feststellung verblüffte.

»Eigentlich hast du recht,« sagte Etville, aber Rolf meinte:

»Man braucht den Kerl ja nur anzusehen, und man fällt um.«

»Wobei nicht zu vergessen ist,« erwiderte Töns, »daß er nicht immer ganz so gefährlich aussah.«

Timm wurde beauftragt, die Redaktionen der bisher vernachlässigten Blätter zu besuchen, deren Vertreter zu laden und ihnen zu sagen, daß ihrer Anregung zufolge im Anschluß an den ersten Abend sehr bald ein offizielles Auftreten stattfinden werde. –

Frau Inge gegenüber spielte Rolf seinen ersten Trumpf aus.

»Ich fürchte, ich werde dem Williams-Fest im Adlon nicht beiwohnen können,« sagte er so nebenbei, und Frau Inge erwiderte so überrascht, wie er erhofft hatte:

»Ja, das geht doch nicht! Sie müssen!«

»Leider habe ich eine Abhaltung, die so triftig ist …«

»Es gibt keine, die triftig genug wäre.«

»Eine vielleicht.«

»Ich wüßte nicht.«

»Die Liebe!«

»Ja … aber … was hat Ihre Liebe mit dem Fest zu tun?«

»Häslein hat an dem Tage Geburtstag.«

»Nun und?«

»Sie fragen noch? – Was würden Sie sagen, wenn der Mann, den Sie lieben, Sie an diesem Tage allein ließe?«

»So nehmen Sie sie mit!«

Dumm war kein Ausdruck für das Gesicht, das Rolf jetzt machte.

»Mitnehmen?« wiederholte er.

»Aber ja! Ich verstehe nicht, weshalb Sie das nicht sowieso tun.«

»Ja – aber, wir sind doch nicht verheiratet.«

»Woher plötzlich diese übertrieben moralische Anwandlung? – Und noch dazu am falschen Platz?«

»Sie vergessen, es ist eine Privatgesellschaft.«

»Eine Boxangelegenheit mit Filmschauspielern und Berufsboxern.«

»Würden Sie sich mit Häslein öffentlich zeigen?«

»Es handelt sich doch um Sie – und ein junger Mann kann sich, zumal mit einer so hübschen Freundin, überall zeigen. Im übrigen würde auch ich keine Bedenken tragen, mich in Ihrer Gesellschaft zu zeigen.«

Rolf war mit seinem Latein zu Ende.

»Sie stoßen sich also nicht daran?«

»Aber nein! – ganz und gar nicht.«

»Auch nicht an der Tatsache als solcher?«

»Wie meinen Sie das?«

»Nun – es könnte doch sein, daß Sie den Wunsch hätten … den Abend mich … in Ihrer Gesellschaft zu haben.«

»Ich werde Sie doch nicht Häslein an ihrem Geburtstag entziehen!«

»Sie haben … keine … ja, wie soll ich sagen? … unbehaglichen Gefühle ihr gegenüber?«

»Ja, weshalb? – Ich finde sie reizend!«

»Gewiß, das ist sie. – Ich meine, meinetwegen.«

»Ihretwegen? – das verstehe ich nicht.«

»Sie steht doch sozusagen zwischen uns – wenigstens von mir aus.«

»Zwischen Ihnen und mir?«

»Nun ja – ich hoffe … und ich würde, aber das wissen Sie ja, zu jedem Opfer bereit sein und Häslein heute noch davon verständigen, daß es zwischen ihr und mir aus sein muß.«

Frau Inge, die längst das Ziel erkannte, auf das er lossteuerte, erwiderte:

»Um Gottes willen, tun Sie das nicht!«

»Ich würde es tun – wenn ich auch nur eine Spur …«

»Ich will Ihnen einen Rat geben,« fiel sie ihm ins Wort. – Rolf sah ängstlich zu ihr auf, und sie fuhr fort: »Es bereitet Ihnen gesellschaftliches Unbehagen, Häslein heute abend mit ins Adlon zu nehmen. Es ist in Ihre Hand gegeben, sich von diesem Druck zu befreien.«

»Eben … das ist es ja, weswegen ich mit Ihnen spreche,« erwiderte Rolf, der von neuem zu hoffen begann.

»Seien Sie ein Mann!«

»An Ihrer Seite hätte ich die Kraft zu allem.«

»Ich will Ihnen beistehen.«

»Baronin!«

»Wenn heute abend der erste Williamsrausch vorüber ist, stehen Sie auf …«

»Ja, Baronin!« rief Rolf freudig.

»... klopfen ans Glas!«

»Klopfe ans Glas,« wiederholte er strahlend.

»verkünde!«

»Ihre Verlobung …«

»meine Verlobung!« wiederholte Rolf zitternd vor Erregung und streckte die Arme nach Frau Inge aus, die fortfuhr:

»... mit Häslein!«

Rolf traf es wie ein elektrischer Schlag. Er ließ die Arme fallen und schloß die Augen, senkte den Kopf und wiederholte halblaut:

»Mit Häslein.«

»Wollen Sie?« fragte Frau Inge.

Rolf schüttelte den Kopf und sagte:

»Nein! – Ich liebe …«

»Es wäre eine ausgezeichnete Frau für Sie.«

»Ich kann doch nicht … ich liebe doch …«

»Und wenn Sie tausendmal eine Andre lieben. Glauben Sie mir, die meisten Ehen, die aus Liebe geschlossen werden, verlaufen unglücklich. Man steigt mit zu großen Erwartungen in sie hinein. Was glauben Sie, wie ich zum Beispiel den Mann enttäuschen würde, der mich aus Liebe heiratet. Ich bin ganz anders, als ich scheine, und würde es einem Mann, den ich liebe, nie antun, ihn zu heiraten.«

Rolf sah erstaunt auf, deutete ihre Worte, wie es ihm gefiel, klammerte sich an die Hoffnung, daß sie ihn aus Liebe nicht heirate – womit seine Eigenliebe befriedigt und sein Erfolg den Freunden gegenüber gesichert war. Selbst wenn sie Etville oder Timm erhörte – sie setzte ihnen schon in dem Augenblick, in dem sie »ja« sagte, Hörner auf – und er blieb Sieger.

Frau Inge ahnte nicht, daß seine Gedanken so weit gingen. Ihre Worte waren als ein Pflaster gedacht, das sie auf ihre Absage drückte, die Schlüsse, die er für die Zukunft daraus zog, waren nicht einmal für den Augenblick beabsichtigt. Sie fuhr denn auch völlig unbefangen fort:

»Menschen hingegen, die sich kennen wie Sie und Häslein, sind vor Überraschungen und Enttäuschungen sicher.«

»Ich gebe zu – es spricht manches dafür – wenn ich Sie betrachte, sogar sehr viel.«

Frau Inge verstand nicht ganz, was er damit meinte, hielt sich aber, ohne weiter darüber nachzudenken, an das Tatsächliche und sagte:

»Nicht wahr! Ein Mann von Ihrer Klugheit und Unabhängigkeit darf sich das leisten.«

»Sie schmeicheln, Baronin!«

»Sie werden es tun?«

»Unter Ihrem Protektorat – sonst nicht.«

»Ich übernehme es,« erwiderte Frau Inge, reichte ihm die Hand und sagte: »Ich rede sofort mit ihr.«

»Das Glück verdankt sie Ihnen,« sagte Rolf. »Denn das hat sie in ihren kühnsten Träumen nicht erhofft.«

»Sie wird sich dessen würdig zeigen.«

Rolf schien bedrückt und sagte:

»Ich habe zum ersten Male in meinem Leben das Gefühl, ein Wohltäter der Menschheit zu sein.«

»Ist das nicht ein schönes Gefühl?«

»Ich kenne schönere,« erwiderte Rolf, küßte ihr die Hand und ging.

Als er draußen war, atmete Frau Inge auf und sagte sich:

»Einen bin ich los.« – Und weiter dachte sie: »Das war verhältnismäßig einfach.«

Aber sie war sich auch ihrer Verantwortung bewußt und bestellte Häslein noch vor dem Feste zu sich. – Sie fand sie nicht zu ihrem Vorteil verändert, merkte aber bald, daß Häsleins Unnatur lediglich eine Folge des Boxsports, ihrer damit verbundenen pekuniären Unabhängigkeit und der Verhimmlung durch ihre zahlreichen Klienten war – daher noch völlig auf der Oberfläche lag.

»Wissen Sie, wie oft ich in den letzten acht Tagen hätte heiraten können?« fragte sie Frau Inge.

»Wie soll ich das wissen?« erwiderte die.

»Siebenmal!«

»Nun und?«

Häslein lachte und sagte:

»Drei scheiden schon aus! Die verlangen, daß ich in der Ehe mit Boxhandschuhen herumlaufe und sie zweimal stündlich verprügle.«

»Pfui Teufel!«

»Sagen Sie selbst, Baronin, dazu heiratet man doch nicht.«

»Es wäre furchtbar, wenn Sie das täten! – Und die andern vier?«

»Sie wissen, scheint's, nicht, daß ich verliebt bin?«

»Doch, doch! das weiß ich.«

»Und dann – ich habe doch immer noch Rolf.«

»Wie denn? Sie lieben einen Anderen?«

»Nein! Ich liebe Williams! – wie wir alle.«

»Noch immer? – Ich dachte, das wäre durch das tägliche Zusammensein längst behoben.«

»In gewissem Sinne ist das auch der Fall. Das Tier, das ich in ihm liebte, ist er jedenfalls nicht.«

»Nun also! Sie müßten Rolf heiraten.«

»Wieso gerade den?«

»Der wäre doch wohl der nächste.«

»Einmal liebt der Sie …«

»Das ist behoben.«

»Seit wann?«

»Seit einer halben Stunde. – Was spricht sonst gegen ihn?«

»Gegen ihn nichts. Aber gegen mich eine Menge. – Er ist ein viel zu großer Snob, als daß er seine Freundin heiraten würde.«

»Wenn es mir nun aber gelänge?«

»Versuchen Sie's gar nicht erst.«

»Ich habe es bereits getan.«

»Und?« – Sie sprang auf.

»Ich habe sein Wort.«

»Daß er … mich?« –

»Ja! – Ich habe sogar den offiziellen Auftrag, mit Ihnen zu sprechen.«

Häslein war ganz aufgeregt.

»Dahinter steckt doch was,« sagte sie unsicher.

»Sie unterschätzen sich. Er gewinnt dabei so viel wie Sie.«

»Meinen Sie das wirklich? – Ich hatte ja allerdings eine ganze Reihe von Anträgen – auch außerhalb dieses Blödsinns.«

»Welches Blödsinns?« fragte Frau Inge.

»Der Boxerei, auf die ich doch nur aus Liebe für Williams eingegangen bin. Das Beste an mir sind die Hände. Sehen Sie nur, wie die in der kurzen Zeit gelitten haben!«

»Sie sind noch immer sehr schön – auch für eine Frau Rolf Graetzer.«

»Und wann soll … ja, verloben wir uns denn erst – oder heiraten wir gleich?«

»Heute abend werde ich Ihre Verlobung verkünden. Gewisse Formen müssen schon gewahrt werden.« – Und da Häslein noch immer nachdenklich schien, so fuhr sie fort: »Ja, freuen Sie sich denn nicht?«

»Meine Mutter wird sich freuen,« erwiderte sie, und gleich darauf fragte sie: »Weiß Willy es schon?«

»Nein! – Haben Sie ihm etwa die Ehe versprochen?«

»Das gerade nicht – und dann ist er ja auch nicht halb so furchtbar, wie er aussieht – darüber käme ich also hinweg. Und einen Mann, wie ich ihn haben möchte, bekomme ich doch nicht.«

»Wie müßte der sein?«

»Echt – und nicht alles nur der Leute wegen.«

»Den gibt es nicht. Sie wollen alle scheinen. Und wenn Sie noch so tief hinabsteigen – es ist immer dasselbe! Ein Friseur ist innerhalb seiner Welt genau so darauf aus, eine Rolle zu spielen, wie Rolf in seiner. Und ich glaube, Sie müssen schon im Asyl für Obdachlose suchen, wenn Sie einen Mann finden wollen, an dem alles echt ist.«

»Ich glaube, Sie haben recht – und ich muß ganz froh sein.«

»Und Sie wissen auch, daß Sie als Frau treu sein müssen!« sagte Frau Inge.

»Als Frau?« fragte Häslein erstaunt. »Das ist doch gerade der Vorteil einer Ehe, daß man Freunde haben kann, ohne fürchten zu müssen, den Stuhl vor die Tür gesetzt zu bekommen.«

»Das ist nicht immer so.«

»In den Kreisen, in denen Rolf verkehrt, ist es allgemein.«

»Dann hoffe ich, Sie werden eine Ausnahme machen.«

Häslein fragte erstaunt:

»Was habe ich dann von der Ehe?«

»Ja, man heiratet doch nicht nur, um seinen Mann zu betrügen!« sagte Frau Inge. Und als sie fortfuhr: »Dann will ich doch lieber noch einmal mit Rolf reden,« lenkte Häslein ein und sagte:

»Ich habe mir ja immer gewünscht, Mutter zu werden.«

»Nun also!« erwiderte Frau Inge. »Und ein Kind braucht einen Papa, dessen Namen es trägt, und ein geordnetes Haus, in dem es aufwächst, und eine sorgende Mutter, die ihm durch gutes Beispiel vorangeht.«

»Das denke ich mir schön!«

»Sehn Sie! – Und dabei kann man genau so schön und elegant bleiben, wie man es vordem war. Ja, man muß es sogar, um den Mann immer von neuem zu fesseln. Zu diesem Zweck ist es sogar erlaubt, daß man mit anderen Männern flirtet. Denn nichts erhält die Liebe so frisch wie Eifersucht. Nur muß man innerhalb bestimmter Grenzen bleiben.«

»Sehn Sie,« erwiderte Häslein, »das ist es, was mir so schwer fällt! die dummen Grenzen! Man denkt immer: das darfst du noch – und dann merkt man, daß es schon zuviel war.«

»Ich gebe zu, das erfordert Ueberlegung.«

»Ein Kuß – Gott, man denkt sich nichts dabei – aber es gibt eben Küsse, aus denen sich alles andere von selbst ergibt.«

»Sie sind sehr leidenschaftlich, liebe Freundin!«

»Gefallen Ihnen denn die Männer nicht?«

»Leider finde ich fast an jedem etwas, was mich stört.«

»Ich auch!«

»Nun also!«

»Ich finde aber auch an jedem Mann etwas, was mir gefällt – und das ist fast immer das Ueberwiegende.«

»Ihnen darf von nun ab nur noch Rolf gefallen.«

Häslein stöhnte und sagte:

»Wenn Sie mir beistehen – vielleicht, daß ich dann …«

Frau Inge gab ihr die Hand und sagte:

»Ich verspreche es Ihnen. – Und nun gehen Sie nach Haus und machen Sie sich für den Abend schön. Sie müssen als Braut heut' abend die Schönste sein!«

»Dann müssen Sie zu Hause bleiben, Baronin.«

»O wie höflich!« erwiderte Frau Inge. »Aber als Stifterin Ihres Glücks dürfen Sie mir schon ein Kompliment machen – auch wenn es nicht zutrifft.« – Sie küßte sie auf die Stirn und fuhr fort: »Lassen Sie mich die erste sein, die Sie beglückwünscht.«

Häslein empfand das als feierlich, und da sie sentimental war, so sagte sie:

»Jetzt bin ich also Rolfs Braut. – Ich finde, ich entwickle mich rückwärts.«


 << zurück weiter >>