Autorenseite

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Unsern deutschen Brüdern.

(Festgruß der Deutschen Zeitung an die Teilnehmer des deutsch-österreichischen Parteitages in Wien.)

Schmücke dich, du holde Schöne,
Völkerwirtin, edles Wien,
Weil des Reiches beste Söhne
Heut in deine Hallen ziehn.
Nimm hinweg die Last der Schmerzen,
Die auf treuen Schultern ruht,
Grüße sie aus vollem Herzen,
Grüße sie, du deutsches Blut!

Seid willkommen, starke Männer,
Kämpfer in dem Kampf der Zeit,
Nimmer wankende Bekenner
Unsres Rechts in jedem Streit!
Laßt das Banner auf sich rollen,
Schwört und legt aufs Herz die Hand –
Daß wir deutsch verbleiben wollen
Weiß das ganze Osterland!

Gibt's ein Recht, das uns verbindet?
Gibt es einen heiligen Hort?
Einen Zauber, welcher zündet?
Ich weiß nur das eine Wort:
Was sind Völker! Was sind Namen!
Seid uns erst an Treue gleich,
Dann hält Oesterreich zusammen;
Ohne Treu' kein Oesterreich!

Seht die Dome, die ergrauten,
Seht die Städte rings im Land,
Seht der Burgen stolze Bauten
An dem grünen Donaustrand;
Tausend Werke, tausend Waffen,
Und wenn ihr den Meister preist,
Der das stolze Reich erschaffen –
Jauchzt – es ist der deutsche Geist!

Er allein hat überwunden,
Was an uns barbarisch war,
Und in unsern schönsten Stunden
Bringen wir ihm Opfer dar.
Walter von der Vogelweide
Hat uns deutschen Sang gelehrt,
Und das Schwert in unsrer Scheide
Ist ein Nibelungenschwert.

Unser Herzog sank getroffen,
Sterbend, von dem Ungarpfeil;
Und mit ihm sank unser Hoffen –
Doch in Habsburg ward uns Heil!
Kaiser Rudolf brach die Ketten,
Die der Böhme um uns wand,
Und der Reichsaar, uns zu retten.
Schwebte über unserm Land.

Und der Reichsaar mit der Krone
Schirmte Gau und Volk und Feld,
Und der Fürst auf unserm Throne
War der erste Fürst der Welt.
Falsche Raben krächzten heiser,
Doch es traf sie Acht und Bann,
Denn des Volkes größter Kaiser
War der beste deutsche Mann. –

Seid willkommen, deutsche Männer,
Kämpfer in dem Kampf der Zeit,
Nimmer wankende Bekenner
Unsers Rechts in jedem Streit!
Und wie einst das Schlachtlied brausend
Aus der Brust der Väter drang,
Soll das horchende Jahrtausend
Hören unsern Siegessang.

Schmücke dich, du holde Schöne,
Völkerwirtin, edles Wien!
Laß des Reiches beste Söhne
Froh in deine Hallen ziehn!
Laßt das Banner auf sich rollen.
Immer deutsch und treu zugleich,
Das ist's, was wir bleiben wollen,
Ohne uns – kein Oesterreich!


 << zurück weiter >>